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findet fich sz zweimal: kiwiszida, Hatt. I, 72, wiszun 98, 3; bei Notker: rabena unde álbisze Mcp. Hatt. III, 285. Vgl. Seiler bei Paul-Braune I, 416. Auch fonst kommen vereinzelte sz oder zs vor.

Dass das 3 als Spirans ein dem s naheftehender Laut war, geht fchon daraus hervor, dass fich bei Otfrid, wenn das folgende Wort mit einem s beginnt, häufig durch Assimilation hervorgerufen, was für waz gefchriben findet: was so, was sies etc. (Vgl. Kelle II, 367, 508. Piper I, 104.)

In bezug auf die genauere phyfiologifche Beftimmung der Spirans 3 ftehen noch immer hauptfächlich drei Anfichten neben einander: 1) Die Rumpelt fche, zu der fich auch Weinhold (vgl. mhd. Gram.2 203) gewandt hat, dass fchon die ahd. Spirans nichts anderes als ftimmlofes alveolares s gewefen fei, mochte dis nun apikal oder dorfal gebildet werden. Der Keim zu difer Anficht findet fich schon bei Wolke und in R. v. Raumers Schrift über die Aspiration und Lautverfchiebung 1837. Die Deductionen Raumers find fonst vorzüglich, aber darin ftrauchelte er, dass er von vorn herein (§ 21, 22) die Artikulationsstelle von 3 B als identifch mit der von f annam.

2) W. Wackernagels Anficht geht dahin, dass die Spirans 3 vom alveolaren s verfchiden gewefen fei, dass fich aber nicht mer ermitteln lasse, worin der Unterfchid beftanden habe. Noch 1866 fagt er ausdrücklich: „Der Laut des altd. z oder sz ist fchon feit einem halben Jartaufend und darüber erftorben und für uns unwiderfindbar." (Kl. Schr. III, 34.) Auch Andrefen erklärt noch 1870 den Laut des 3 für unbekannt: „Wer vermag anzugeben, in welcher Weise verfchiden?" (ZS. f. d. Phil. II, 325.)

3) Die dritte Anficht, welche die Spirans 3 als marginal-dentale vom alveolaren s unterfcheidet, ist, fovil ich weiß, zuerst von mir 1862 aufgeftellt. (Herrigs Arch. Bd. 32.) Herm. Paul (Beiträge I, 1874, S. 169) ist dann genau zu derfelben Beftimmung gekommen: „Bei der Bildung des 3 wird die Zungenfpitze nicht fo weit vorgeschoben als bei der des englifchen th, fondern kommt höchstens bis an den Rand der oberen Zanreihe." Braune (Beitr. I, 530) kommt ebenfalls zu der Anficht: 1) dass der Unterfchid zwifchen s und 3 in der ahd. Zeit ficher nicht auf tönender und tonlofer Befchaffenheit beruhte, 2) dass difer Unterfchid ein Unterfchid der Artikulationsstelle war, und zwar, dass die Artikulations ftelle des mhd. 3 mer nach vorn an den Zänen, die des s weiter nach oben und fo den slavifchen kakuminalen

Lauten verhältnismäßig am nächsten lag.

Scherer (zur Gefch. d.

d. Spr.2 184) ftimmt fchließlich dem zu, dass das auslautende s tonlos fei, und dass der Unterfchid zwischen ez und es nicht in felendem oder zutretendem Stimmton bestehen könne. (Vgl. meine Zifchlaute. 2. Aufl.)

Hätte Otfrid die Spirans 3 als alveolares s gefprochen, wie es Rumpelt und feine Anhänger annemen, fo würde er fchwerlich gegen die grammatici aufgetreten fein, die das 3 inter literas superfluas rechneten; er hätte es dann vilmer felbst in difem Sinne als eine litera superflua bezeichnen müssen, wogegen er fich deutlich genug erklärt. (Für z = ts hätte man, wenn auch weniger beholfen, ts setzen können.) Eine prägnantere Bedeutung erhalten indes die Worte Otfrids, wenn wir 3 als Zeichen des marginalen Lautes anfehen, den die lateinische Sprache überhaupt nicht kannte, als wenn wir es als identisch mit

alveolarem s annemen.

Dife Auffassung, meine ich, werde auch durch die Worte ob stridorem dentium einigermaßen, wenn auch allerdings nicht ausreichend, unterstützt. Auch unfer alveolares s pflegt man, da der Luftstrom des an den Alveolen gebildeten Fricativlautes an den Kanten der Zäne vorbeipassiren muss und hier noch eine Brechung erhält, einen stridor dentium zu nennen; aber der unmittelbare fpecififche stridor dentium ist doch der, welcher direkt an den Kanten der Zäne feine Artikulation erhält.

Auch Otfrids sæpius erhält damit eine fchärfere Bedeutung, da die Spirans 3 im Ahd, häufiger ist als die Affrikata z.

So meine ich, dass wir Otfrids Anficht wol am nächsten kommen, wenn wir annemen, dass er unter stridor dentium genau das verftanden hat, was ich feit 1862 als marginal-dentale Spirans aufgeftellt habe. Der Laut hat fich vom Beginn des Hochdeutschen ab nach betontem langem Vokal bis ins Nhd. erhalten, wärend er nach kurzen und schwachbetonten Vokalen und nach Konfonanten feit der Mitte des 13. Jrh., wie allgemein anerkannt wird, in alveolares s übergegangen ist. Der zur Tradition gewordene Satz, dass die Spirans 3 feit der Mitte des 13. Jrh. allgemein in alveolares s übergegangen fei (cf. Weinhold mhd. Gramm. 2 § 204), bedarf jedenfalls einer Befchränkung.

Kräuter, zur Lautverfch. 56 bemerkt, dass die Länge fowol Vokale als Konfonanten häufig vor Veränderungen schütze, welchen die Kürze unterlige. Vile Sprachen und Mundarten haben das kurze

8 zwifchen Stimmlauten auch nach kurzgeblibenen Selbstlautern tönend

gemacht, aber nicht das urfprünglich gedente ss." Dagegen zeigt uns das marginale 3 ein anderes Verhalten: die Verdoppelung 33 nach kurzem Vokal ist in alveolares s übergegangen, wärend 3 nach langem Vokal unverändert gebliben ist: wazzer ist zu wasser geworden, wärend groze einer folchen Veränderung allgemein nicht unterlegen ist.

Anlautend kommt die Spirans 3 im Hochdeutschen nicht vor, da hier z diphthongischts gebliben ist, doch darf die marginale Spirans villeicht angenommen werden, wenn in einem Reichenauer Nekrologe des 9. Jrh. nordifche Pilgrime por, porgils als zor, zurgils eingetragen find. (Grimm, Gefch. d. d. Spr. 395.) Auch wird in englifchen Dialekten oft z für th gefchriben, wo wol auch an marginales 3 zu denken ist. Villeicht dürfen wir überhaupt das nord. und agf. th noch unferm marginalen 3 näher stehend annemen als es gewönlich nach der heut überwigenden interdentalen Ausfprache des englifchen th gefchiht. Es felt ja auch noch heute in England nicht an Phonetikern, welche das th nicht interdental, fondern marginal bilden (Sweets point-teethopen). Bell fpricht es marginal und divided.

Paul weift zugleich noch darauf hin, dass die Spirans 3 = B im Judendeutsch für anlautendes hochd, z eingetreten fei. Im Hochdeutfchen hat fich die Verschiebung von der Affrikata zur Spirans auf den In- und Auslaut befchränkt. Das Judendeutsch ist aber in difer Verfchiebung um einen Schritt weiter gegangen, indem es auch anlautendes hochd. z in die Spirans 3 verwandelt: „u" ftatt „zu", wie dis der Abgeordnete Frhr. v. Hammerstein in der Sitzung am 5. December 1883 bei dem Worte,, woßu" dem Abgeordnetenhaufe ad aures demonstrirt hat. In dem ftenographifchen Berichte hat Frhr. v. Hammerstein, wie er felbst erklärt hat, z in B korrigirt.

Grimm (Gefch. d. d. Spr. 416) weift darauf hin, dass anlautendes sz fich im Ungarifchen finde: „Auch finnisch T follte einen verfchobenen ungr. Laut zur Seite haben, und wirklich fcheint ihm sz zu entsprechen in tuuli ventus, ungr. szél, tahko angulus, ungr. szöglet.“ Doch dürfte aus difem Vorkommen wol nicht auf einen direkten Zufammenhang zwifchen ungarischem sz und judendeutschem ß zu fchlieBen fein; das Ungarifche ligt dazu doch wol zu fern. Indes verdient die Frage, wie die in Rede ftehende Eigentümlichkeit des Judendeutsch entstanden fei, noch weitere Prüfung.

Wie weit der marginale Laut nach betontem langem Vohal noch heute von dem alveolaren hinreichend fcharf unterfchiden wird, darüber

gehen die Anfichten noch auseinander. Sievers (Litt. Centralbl. 1883 No. 23) hat zugegeben, dass in gewissen Gebieten der preußischen Provinzen Brandenburg und Sachsen der Unterfchid noch ftattfindet; am fchärfsten ist er mir bei Eingebornen der Provinzen Preußen entgegengetreten. Auch ist es gewiss nicht zufällig, dass feit dem Anfange der funfziger Jare Österreich der Hauptfitz der Kämpfe für die die Unterfcheidung von B und ss durchfürende Heyfefche Regel geworden ist, und dass dife bei der Fest fetzung der Rechtfchreibung für die österreichischen Schulen durch die Epoche machende Verordnung der österreichifchen Regirung vom 2. Aug. 1879 den Sig davongetragen hat.

Das Streben, unfere Laute in die engen Fesseln des lateinischen Alphabets zu zwängen, hat feit einem Jartaufend an der dentalen Spirans gerüttelt, am meisten zu Luthers Zeit und von neuem durch Rumpelt, one ihn doch ganz befeitigen zu können. Um fo anerkennenswerter ist es, dass Otfrid bereits als Wächter auftrat, dass wir uns von der lateinischen Schrift nicht ganz behindern lassen follten für die eigentümlichen deutfchen Laute eigentümliche Bezeichnungen einzufüren. So gut die Grundlage des lateinifchen Alphabets für unfere Nationalfchriften ist, und fo woltätig fie feit Einfürung des Christentums gewirkt hat, so durfte doch für fie nicht jede weitere Entwicklung abgefchnitten werden. Für die phonetifch genaue Umfchreibung der Sprachen und Mundarten fteigern fich natürlich die Anforderungen. (Vgl. darüber H. Hübfchmann, Umfchreibung der iranifchen Sprachen und des Armenischen.)

Noch eins tritt uns aus der Handfchrift des Otfrid entgegen. Jakob Grimm hat für die dentale Spirans, um fie von z = ts zu unterscheiden, das fogenannte gefchwänzte 3 angenommen. R. v. Muth in feiner Anzeige der 3. Auflage von Lübbens Wörterbuch zu den Nibelungen (Anz. f. d. A. III, 272) nennt das nach feiner Anficht ganz überflüssige und entberliche 3 eine üble Nachamung der franzöfifchen Cedille." Allein fchon zu Otfrids Zeit stehen z und 3 als graphische Varietäten fridlich nebeneinander. (Über frühere Vorkommen des 3 vgl. Wattenbach, lat. Pal.3 55.) Gerade an unferer Stelle fteht in der Handschrift ein fer fchön gefchwänztes 3. Dife Form wird nach Wattenbach später die gewönliche, weil die auch noch vorkommende z dem r rotundum zu änlich wird. Was lag daher näher als dass Grimm die beiden handschriftlich vorhandenen Zeichen dazu benuzte, um für das abd. und mhd. die beiden verfchidenen Laute des alten z, Archiv f. n. Sprachen. LXXIII. Ꮳ

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die Affrikata und die Spirans, von einander zu unterfcheiden? Die fpanifch franzöfifche Cedille, aus untergefetztem z entstanden (vgl. Wattenbach, p. 56), ist jüngeren Urfprungs und wir bedürfen irer nicht, um uns das Grimmfche 3 zu erklären. Für das Nhd. bot fich als Erfatz das B, ß, über dessen Gefchichte ich an anderm Orte gefprochen habe.

Was endlich das k betrifft, fo unterfcheidet Otfrid feinhörig das deutsche von einem Nachlaute begleitete k (xx) von der echten reinen romanifchen tenuis c. Difer Unterfchid ist namentlich von Kräuter ausfürlich erörtert. Derfelbe fagt darüber (Lautverfch. 84): „Otfrid schreibt im Anlaut, ferner nach r, l, n im Inlaut beinahe immer k (zuweilen auch ch) und gewönlich auch für ck; lezteres ist nur dadurch erklärlich, dass keine Doppelkonfonanz bezeichnete; auch im Tatian kommen folche kck vor (bei Williram, welcher im Anlaut ebenfalls k hat, zeigen fich wie im Ifidor, bei Notker und in der Benediktinerregel auch cch für ck). Wenn Otfrid das k vor flexivischem t regelmäßig in g verwandelt, fo ist k offenbar eine Affrikata, welche iren Reibelaut vor einer Tenuis einbüßt, änlich wie im Griechischen und Sanskrit kht, pht zu kt, pt werden." (Vgl. Kelle II, 523; Piper Lit.Gefch. u. Gramm. 241.)

Damit dürfte auch unfere Bezeichnung ck einen weiteren Hintergrund gewonnen haben.

Otfrid verlangt das Zeichen k: ob faucium sonoritatem.

Fauces oder isthmus faucium heißt die Enge zwifchen dem Gaumenfegel, den Gaumenbögen und der Hinterzunge, welche die Mundhöle von der Rachenhöle (griechifch pharynx) trennt. (Vgl. Grützner, Phyf. der Stimme 68, v. Meyer, Sprachwerkzeuge 124.) Doch wird fauces lateinisch auch für die Rachenhöle felbst gebraucht.

Faucal hätte man danach villeicht die Artikulation nennen können, welche Rumpelt velar, Kräuter postpalatal, Sievers guttural nennt.

Es fei mir hier geftattet, noch eine Bemerkung aus der Gefchichte der Vokallere einzufchalten. Hieronymus Fabricius ab Aquapendente, de locutione, Ven. 1601 fetzte die Umwandlung der Stimme in die verfchiden artikulirten Vokale in die fauces; er fügte dann freilich hinzu: „At quonam modo afficiatur aer et in quam figuram partes variæ ad variam Vocalium formam contrahendam conformentur, abstrusa sane res est. Et num in vocali O rotundari magis faucium cavitatem contingat; in A vero potius ovalem figuram in longum productam

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