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Ms. fr. 353 Ms. fr. 1374

mancherlei aussetzen lassen, und die Untersuchung einiger Punkte auf der Grundlage eines ausgedehnteren handschriftlichen Materials und unter Heranziehung umfangreicherer litterarischer Hilfsmittel wird dieselben in einem ganz anderen Lichte scheinen lassen, als sie von P. Paris gesehen wurden. In der Bezeichnung der Handschriften schliefsen wir uns an E. Stengel an, der dieselben in seinen Mitteilungen aus französischen Handschriften der Turiner Universitätsbibliothek (Halle 1873, S. 41) in folgender Weise angeordnet hat: A (alt 6973); B = Ms. fr. 792 (alt 7190554); C (alt 74983); D = Ms. fr. 1376 (alt 74981); E = (alt 75593); F = Ms. fr. 15 101 (suppl. fr. 413); G = Ms. fr. 24376 (La Vall. 47), alt 2706 (vergl. De Bure Cat. d. 1. Bibl. de la Vallière II, 164); H = Ms. Harl. 4487 (vergl. Michel, Rapp. 98); I = San Marco 22** (vergl. Champollion Figeac, Mél. hist. III, 369). Die Turiner Handschrift (Ms. fr. 27, jetzt L. II, 16, alt g I, 41) bezeichnen wir mit K. Stengel nennt dann die beiden Prosabearbeitungen Ms. fr. 1490 (alt 7559) und Ms. fr. 12 566 (alt suppl. fr. 199). *** Über die von ihm

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Ms. fr. 1491

* Vergl. Fr. Michel, R. d. 1. Violette, Paris 1834, S. XL-XLIV; Parise la Duchesse ed. Guessard et Larchey préf. S. XIII.

** Vergl. Paul Lacroix, Mss. des Bibliothèques d'Italie 1839, S. 180. Jacob, Dissert. sur quelques points curieux de l'histoire de France et de l'hist. littéraire VII, 179. Macaire ed. Guessard préf. S. CII u. CVI.

*** Beschreibungen bezw. Spuren sonstiger Handschriften unseres Gedichtes liefsen sich an folgenden Stellen entdecken: 1) bei Anton-Francesco Frisi in den Memorie storiche di Monza e sua corte etc. Milano 1794, Bd. III, S. 214, Nr. CXCV: Poema, o romanzo, detto di Florimondo in 4o, segn. R. III, del Sec. XIII, scritto con lingua Provenzale (Frisi meint Altfranz.) in doppia colonna, di foglj LXVI. Er verweist ungenau auf die Turiner Handschrift bei Pasini, Bibliotheca Regia Taurinensis pag. 468 (=Bd. II, S. 468); mit seinen sonstigen Ausführungen werden wir später zu rechnen haben. 2) Bei Antoine du Verdier, Bibl. franç. Bd. I, S. 697: Le Roman de Florimond, en rime écrit en main, en la Bidliothèque du Capitaine Sala, à Lyon. 3) In der Aufzählung der Livres en François escriptz à la main, a Tors, devant l'ostel de Monseigneur de Dunois (Extrait du Ms. de la Bibl. roy. No. Beth. 8452), bei Le Roux de Lincy, Les Cent Nouv. Paris 1841, Bd. 1, S. LXXI wird Le Duc Florimons erwähnt. 5) Eine Abschrift der Venediger Handschrift (1) von der Hand des St. Palaye befindet sich zu Paris auf der Arsenalbibliothek Belles-Lettres No. 179 (3320). Vgl. St. Palaye, Dict. Bd. X, Liste des principaux ouvrages S. 27 (Hist. litt. XV, S. 490). 6) Eine Prosaversion auf der Arsenalbibliothek zu Paris Nr. 217 befindlich nennt Hanel, Catalogi librorum manuscriptorum qui in Bibliothecis Galliæ, Helvetia, Belgii, Britanniæ M., Hispaniæ, Lusitaniæ asservantur, Lipsia 1830, S. 352: Roman du Chevalier Florimont; lettre du prêtre Jean à l'empereur et au roy de France; vel. 4.

erwähnten Drucke vgl. Brunet, Manuel du Libraire s. v. Florimont; Antoine du Verdier, Bibl. françoise Bd. I, S. 697 (= Bd. III der Bibliothèques françoises de la Croix du Maine et de du Verdier etc., Paris 1872-73); Grässe II, 1, S. 448; Hist. litt. Bd. XV, S. 488. Es existiert in der Bibl. Harl. noch ein gleichfalls aus der Bibliothek des Nicolas Joseph Foucault, Comitis Consistoriani, stammende Handschrift Cod. Sec. XIV, Mus. Brit. Bibl. Harl. 3983, PL. LXIX, A, von der ich die Kollation besitze; der Schlufs lautet: Explicit li roumans de florimont Cil qui foit ait bien en ce mont Cil qui lescript en paradis soit de p ihucrist eslis Et de bien faire ne recroie Thucrist tiengne en droite voie De desuoier sire le garde Car dou tout satent en ....? Lan mil CC (das erste dieser drei CCC ist in der Handschrift nur verstümmelt vorhanden) et xx et trois I. mois deuant la sainte crois Fist thomas le huchier cest liure Mult fu delie que en fu deliure Le tiers iour de lassumption acompli sa deuotion. (H2.)

P. Paris hat seinen Angaben eine Handschrift (A) zu Grunde gelegt, die er trotz vieler Nachlässigkeiten des Schreibers für die sprachlich beste und zugleich älteste Darstellung des Textes hält, die aber thatsächlich, wie vor Paris schon Ginguené, Hist. litt. XV, 486 angiebt, sicher erst im 14. Jahrhundert entstanden ist. Dies läfst sich, abgesehen von dem Charakter der Schrift, auch an sprachlichen Eigentümlichkeiten nachweisen. Neben zahlreichen metrisch fehlerhaften Versen und sonstigen argen Verstümmelungen begegnen Fälle, in denen die Imperfektendung -oient bereits einsilbig gebraucht ist, z. B. lapeloient le bois del lion fo. 2c; planure für planëure : .II. journees par auenture Pooit durer cele planure fo. 2c (poist aler la plenëure D) u. s. w. Unter den übrigen Handschriften, die zum gröfsten Teile dem 14. Jahrhundert angehören, dürfte wohl keine gröfseren Anspruch darauf erheben, als die älteste und beste Überlieferung unseres Gedichtes zu gelten, als das von Stengel mit F bezeichnete Ms. fr. 15101 (suppl. fr. 413). Allerdings hat das Ms. auf den ersten Blick und bei einer weniger eingehenden Prüfung nicht viel Empfehlendes für sich, und daraus mag sich denn auch erklären, dafs demselben, wiewohl hier und da citiert, bisher noch von keiner Seite, soviel ich sehe, die ihm gebührende Beachtung Archív f. n. Sprachen. LXXIII.

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und Würdigung zu teil geworden,

auch ist dasselbe bis auf

den heutigen Tag unpaginiert. Die ersten acht Blätter und das letzte Blatt müssen vielleicht nicht allzu lange nach Entstehung der Handschrift durch irgend welche äufseren Einflüsse zerstört worden sein; die vernichteten Folios wurden später ersetzt durch einen Schreiber, dessen bessernde Hand auch im übrigen Teile der Handschrift bei der Wiederherstellung einiger verwischten Lettern sichtbar wird. Die Unechtheit dieser späteren Hinzufügungen läfst sich, abgesehen von der weniger vergilbten Färbung des Pergamentes und dem verschiedenen Charakter der Schrift, auch an einigen lautlichen Abweichungen mit Leichtigkeit erkennen. Die Infinitive und Participia der ersten Konjugation haben in den unechten Teilen fast durchgängig die Endungen eir, ei(s), während der Schreiber des echten Teiles entschieden er, es bevorzugt; einem dort stets gebrauchten boin steht hier überall die Form boen gegenüber, ebenso verhalten sich faisce und fascet, apeler apelent und apaler apalent, fault und fat, fauble und fable u. s. w. Es ist anzunehmen, dafs dem späteren Überarbeiter bei seiner ergänzenden Arbeit die verderbten Folios des Originals noch vorgelegen haben und dafs er versucht hat, den von denselben gebotenen Text sachlich und mundartlich nach Möglichkeit wiederherzustellen. Dafs einem Schreiber des 13. Jahrhunderts, der nach einer gewifs arg zerstörten Vorlage zu arbeiten hatte, dies nicht durchweg gelang, und dafs er seine ihm anhaftenden sprachlichen Eigentümlichkeiten dabei nicht ganz unterdrückt hat, ist nicht zu verwundern. Immerhin wird man, gestützt auf den von ihm gebotenen Text, der ursprünglichen Form der zerstörten Teile des Gedichtes am nächsten kommen. Die Mundart der echten Handschrift trägt, wie ich in der Ztschr. f. rom. Phil. VII, S. 63 bemerkt habe, einen hervorstechend lothringischen Typus, doch ist die Mischung mit weiter westlichen Sprachformen eine derartige, dafs eine strengere Lokalisierung der Handschrift die Feststellung ihres Ursprunges in der Umgegend des an der Grenze der heutigen Champagne gelegenen Städtchens Varennes zum wahrscheinlichen Ergebnis haben dürfte, und diese Erfahrung würde zugleich erweisen, dafs dieses Varennes der Geburtsort unseres Dichters ist. Es ist damit noch nicht gesagt, dafs wir in un

serem Ms. das Archetypon oder die Handschrift des Dichters selber zu sehen hätten: diese Annahme wird verhindert durch einige sachliche Unklarheiten und Mifsverständnisse, die hin und wieder begegnen. Doch kann als sicher gelten, dafs der Schreiber, der, nach einer Marginalglosse fo. 79 zu schliefsen, sich vielleicht Thiobalz le se....? nannte, dieselbe Mundart sprach wie der Dichter, und dafs sich beide auch der Zeit nach ziemlich nahe gestanden haben müssen. Jedenfalls gebührt unserer Handschrift in der Kritik des Textes der hervorragendste Platz. Eine Zusammenstellung der mundartlichen Eigentümlichkeiten derselben liegt an dieser Stelle nicht in unserer Absicht, doch sei es vergönnt, hier auf einige Reime hinzuweisen, die die Ursprünglichkeit unserer Handschrift den übrigen Handschriften gegenüber zur Genüge darthun werden. Eine Eigentümlichkeit des lothringischen Dialektes ist, wie Friedr. Apfelstedt, Lothr. Ps. S. XXXVIII, an der Mundart von Metz nachweist, die Verstummung des auslautenden r, so dafs z. B. der Infinitiv und das Part. pass. der ersten und zweiten Konjugation in der Aussprache zusammenfallen. So erklären sich denn in Ms. F Reime wie: en lor lit sen sen uont reposer Poc ont dormit et mlt pense fo. 44 a, wo die anderen Hss. se sont repose ändern; oder qant ont maingie si sont leue Li un salerent deporter fo. 63 c, wo die anderen Hss. teils au disner, teils si font leuer oder laver für si sont leue setzen; oder li dus florimonz fait crier Que li somier soient trosse fo. 88 b, wo die anderen Hss. que il facent soumiers trousser ändern. Auch bin ich geneigt, den Reim per foi avoir fo. 77 a dem Dichter zulieb, der seine Mundart, wie wir später sehen werden, so wacker verteidigt, unangefochten zu lassen, wiewohl hier so leicht, nach dem Vorgange anderer Hss., in por voir zu ändern wäre. Von Wichtigkeit ist auch der Reim li rois en une chambre entra[it] A sa fille q mlt li plaist fo. 96 c, wo die anderen Hss. vait plait setzen. Nicht blofs in dem unechten Teile begegnet eine Bildung der 3. Pers. Plur. Fut. auf ant, und zwar im Reime: le treu nos aporterant Si com il faxoient deuant fo. 3b, eine Lesart, die nur Mss. CG beibehalten, während die anderen Hss. sich genötigt sehen, aporteront tenront B oder aporteront ont DEH, zu schreiben; A setzt aporteront deuant; auch der echte Teil

bietet für diese Eigentümlichkeit ein Beispiel: V. roiame len seruirant Bien seront riche li enfant fo. 12c, wo die anderen Hss., mit Ausnahme von C, entsprechende Änderungen eintreten

lassen.

Ein beträchtlicher Teil der unklaren und verkehrten Aufstellungen über die unseren Dichter und sein Gedicht betreffenden Daten haben in der frühzeitig zertrümmerten Textüberlieferung ihren ersten Ursprung gefunden und sind aus den zahlreich verbreiteten Hss. auch in die Berichte mancher Litterarhistoriker übergegangen. Für die Bestimmung der persönlichen Verhältnisse unseres Dichters kommen drei Stellen des Romans in Betracht: zunächst der Anfang und das Ende, die in dem von uns als Grundlage der Überlieferung bezeichneten Ms. F, wie oben ausgeführt worden, unecht sind. An diesen beiden Stellen zeigen denn auch die verschiedenen Handschriften die weitgehendsten Abweichungen voneinander, und diese Thatsache läfst sich nur im Zusammenhange mit der frühzeitigen Zerstörung der betreffenden, später notdürftig wieder hergestellten Teile der Urhandschrift F erklären. An der dritten Stelle Ms. F fo. 80 a ff. zeigen die verschiedenen Hss. viel gröfsere Übereinstimmung und mit Hilfe der hier gebotenen Angaben wird sich ein grofser Teil der durch die beiden anderen Stellen veranlafsten Irrtümer richtigstellen lassen, besonders weil wir es hier in F mit dem unstreitig echten Texte zu thun haben.

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Was zunächst den Namen des Dichters angeht, so wird derselbe fast einstimmig unter der Form Aymes bezw. Aymon überliefert. Abweichende Schreibungen sind Haimes, Haimon DC s. v. festa convivia; Haime C ohne flexivisches 8 wird gerechtfertigt durch allerdings selten begegnende Verse wie: ayme en ait trouei une branche Ms. F fo. 80 a oder ou ayme ot iai maint ior esteit fo. 2c; in Ms. F begegnet Aigmes neben häufigerem Aymes; doch dieselbe Handschrift schreibt auch aigmet oder ainmet amat. Bei St. Palaye Bd. X, Liste des principaux Ouvrages S. 1 wird die Namensform Aymar erwähnt; auch Frisi a. a. O. nennt ihn Aymer, o meglio Aymes". Nicht so glimpflich wird mit des Dichters Zunamen verfahren; derselbe begegnet in drei oder noch mehr verschiedenen Formen. Auf

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