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Stantes betrifft, da stecken fie in der größten Unwissenheit. Es ist aber auch kein Wunder, weil ihnen nicht viel taran gelegen ist, den Willen des Herrn immer besser kennen zu lernen.

Maria hat sich aber auch immer beslissen, als eine getreue Dienerin des Herrn seinen Willen genau zu erfüllen. Gottes Wille war allzeit auch ihr Wille, fie blieb auch in den schwersten Leiden eine getreue Magd des Herrn. Wie folgen wir ihrem Beispiel? Was thun wir, was leiden wir, um auch wie Maria den Willen des Herrn zu erfüllen? Gott verlangt nicht zu viel, meine Christen! er verlangt nur, daß du, um deine Seele und Seligkeit zu retten, die Sünde und die nächste Gelegenheit zur Sünde meidest. Dieß hast du selbst in der österlichen Zeit versprochen. Thust du es? wirst du es fünftig thun?

Maria litt so viel; und sie litt Alles mit gänzlicher Ergebung in den Willen Gottes. Was thun denn wir, wie ergeben wir uns in den Willen Gottes, wenn wir was zu leiden haben? Wir beten freilich im Vaterunser: „Dein Wille geschehe!" Und wenn er geschieht sein Wille, und wenn es dabei nicht nach unserm Willen geht, wenn wir etwas zu leiden haben, so murren und klagen wir, ja Einige brechen sogar bei der geringsten Widerwärtigkeit in die abscheulichsten Fluch- und Scheltworte aus.

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Ich habe gesagt: Maria war eine treue Dienerin des Herrn, weil sie sich in ihrem ganzen Leben be= flissen hat, den Willen des Herrn immer besser kennen zu lernen und auch genau zu befolgen. Sie hat in ihrem ganzen Leben keine einzige, nicht einmal eine läßliche Sünde begangen, und eben dadurch den Willen des Herrn am besten erfüllt. Wenn wir ihr nachfolgen und auch den Willen des Herrn erfüllen wollen, so müssen wir auch jede Sünde meiden und fliehen.

Da denkt besonders nach, meine Christen! denkt nach: „Was ist bisher geschehen?" Doch, ihr habt um diese Zeit eure Sünden vielleicht schon gebeichtet, und wohl etwa auch reumüthig und aufrichtig gebeichtet. Wie steht's aber mit dem Vorsag, mit der Besserung? Was wird fünftig, was wird nach Ostern, vielleicht schon nach einer Woche geschehen? • Ihr habt freilich im Beichtstuhl gesagt: „Ich will tausendmal lieber sterben, als Gott noch einmal mit einer Sünde beleidigen." Gesagt ist es bald, aber nicht gethan. Ihr dürft nicht tausendmal, nicht einmal sterben, um nicht mehr zu sündigen; so viel verlangt Gott nicht von euch; aber das verlangt er von euch, daß ihr etwas leidet, daß ihr euch selbst Gewalt anthut, um die Sünde und die Gelegenheit zur Sünde zu meiden und den Willen des Herrn zu erfüllen. Besserung kostet Mühe und Ueberwin

dung. Denkt also daran, so oft ihr im englischen Gruß die Worte betet: „Sieh, ich bin eine Dienerin des Herrn!" Denkt: Maria war die getreueste Dienerin des Herrn und laßt euch die Mühe nicht verdrießen, auch treue Diener und Dienerinnen des Herrn zu sein.

Was Maria im heutigen festtäglichen Evangelium sprach: "Sieh, ich bin eine Dienerin des Herrn!" das war sie auch von ganzem Herzen. Sie bestrebte sich immer den Willen des Herrn in Allem zu thun und sich in seinen Willen unbedingt zu ergeben. Es ist eine schöne Sprache, wenn man zu Gott sagt: „Sieh, ich bin deine Dienerin, ich bin dein Diener, o Herr! mir geschehe, wie du willst!“ Das ist aber auch nur dann eine schöne Sprache, wenn Mund und Herz zusammenstimmen, wenn wir nicht nur sagen, daß wir Diener und Dienerinnen Gottes sein wollen, sondern wenn wir uns auch als solche betragen; wenn wir nicht blos wünschen oder verlangen, daß der Wille Gottes geschehe, sondern wenn wir uns auch ernstlich bestreben, daß wir den Willen Gottes selbst thun. Dann gehen wir den Weg des Heils, der schnurgerad zur Seligkeit führt. Damit wir aber diesen Weg leicht finden und nicht so leicht fehlen können, sind Wegzeiger oder Wegweiser aufgestellt.

Heut zu Tag haben wir schöne und breite Wege;

aber so viele Wege, daß man vor lauter Wegen gar oft den rechten Weg nicht findet. Damit man aber den rechten Weg von einem Ort zum andern finden kann, hat man jezt Wegzeiger aufgestellt. Diese Wegzeiger stehen nun da ganz starr und stumm, strecken ihre Arme aus zur Rechten und zur Linken, vorwärts und rückwärts, und zeigen den Weg nach diesem und jenem Ort.

Vor etlichen fünfzig Jahren sah man noch hie und da einen Wegzeiger, auf welchem ein Crucifix befestigt war. So ein Wegweiser war freilich ein doppelter Wegweiser, einer für die Erde und einer für den Himmel. Da ist vielleicht manchem Reisenden zu Sinn gekommen: „Vergiß nicht auf allen deinen Wegen, daß du den Weg zum Himmel suchen und gehen mußt," oder: „Beftehl alle deine Wege dem Herrn," oder: „Opfre alle deine Schritte und Tritte Demjenigen auf, der für dich den schmerzlichen Kreuzweg gemacht hat, um dir den Weg zum Himmel zu öffnen."

Das Crucifix an den Straßen, das man hie und da noch aufgestellt sieht, hat die gute alte Zeit errichtet. Das Kreuz mit dem Bild des Gekreuzigten ruft dem Wandrer oder Reisenden zu: „Der Weg zum Himmel ist der Kreuzweg; darum nimm dein Kreuz auf dich und folge deinem gekreuzigten Heiland nach. Sieh, dein Erlöser am Kreuze

Dreer, Frühlehren. III. 2. Abth.

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zeigt dir mit ausgespannten Armen den doppelten Weg, den du gehen kannst, den Weg zur Rechten oder den Weg zur Linken, den Weg, der zum himmlischen Paradies, oder den Weg, der zur Hölle führt. Die Crucifige an den Straßen haben schon Manchen, der auf Raub und Mord ausging, auf bessere Gedanken gebracht.

Andere Wegweiser sind die Schußengel, die Gott abgeordnet hat, um uns den Weg zum Himmel zu zeigen. Diese Wegweiser sind überall bei uns, und rufen uns bei jedem Schritt und Tritt zu: „Du bist auf dem rechten Weg," oder: „Du bist auf dem Irrweg; diesen mußt du verlassen und auf den rechten Weg zurückkehren.“ Ja, sagst du, wie kann mich der Schußengel mahnen und warnen, da ich ihn doch nicht sehe und nicht höre? Der Engel ist ein Geist, und kann deßhalb zu deinem Geiste, zu deiner Seele sprechen, ohne Worte und Zeichen, welche erst durch das Ohr und das Aug des Leibes in die Seele kommen. Der Schußengel kann nämlich bewirken, daß in dir solche Gedanken oder Gefühle aufsteigen, welche dich bewegen, das nicht zu thun, was dich später ins Verderben gebracht hätte. Wenn du also diesen Wegweiser auch nicht siehst oder hörst, so vernimmst du doch seine Einsprechungen, und er führt dich unsichtbar und ganz unvermerkt auf den rechten Weg.

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