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der verliert sein Geld, seine Ehre, oft seine Ge= sundheit, aber allemal früher sein Leben.

Wer seine Kinder schlecht erzieht oder zu närrisch liebt, der wird an ihnen nichts als Kreuz und Leiden erleben. Wer unzüchtig lebt, der verliert früher seine Kraft, seine Gestalt und seine Gesundheit.

Was für harte Gewissensbisse entstehen aus einer jeden schweren Sünde! Ein böses Gewissen, sagt der weise Sirach, ein böses Gewissen ist das größte Uebel auf dieser Welt. Es verbittert alle Freuden; es erschwert alle Leiden; es ruft dem Sünder beim Tage zu: „Du kannst alle Tage, alle Augenblick sterben, und wenn du stirbst, so fahrst du deinem ewigen Untergang zu." Es ruft ihm bei Nacht zu: „Wenn du in der Früh nicht mehr aufwachst, so bist du in der Hölle begraben." Eine Todsünde ist also das größte Uebel, wenn wir es nur mit leiblichen Augen betrachten; ebenso aber auch, wenn wir es mit den Augen des Glaubens betrachten.

2.

Noch weniger können wir es begreifen, was eine Todsünde für ein großes Uebel sei, wenn wir es mit den Augen des Glaubens betrachten. Eine Todsünde ist das größte Uebel, weil sie uns das größte Gut raubt und in das größte Unglück stürzt.

Das größte Gut des Menschen ist die Gnade

Gottes, die Hoffnung zum Himmel. Die Gnade, die Freundschaft Gottes ist gleichsam das Leben der Seele. Wer eine schwere Sünde begeht, der verliert die Gnade, die Freundschaft Gottes, der tödtet das Leben der Seele. Deßwegen heißt man eine schwere Sünde auch eine Todsünde.

Ihr sigt jezt, meine Christen! so vor mir da. Wenn ich nun sagen würde: "Dieser, welcher dir zu Seite fist, Jene, welche neben dir aufmerkt, ist todt; du selbst bist todt!" wie würdet ihr einander ansehen, was würdet ihr für Augen machen!

Wer in schweren Sünden ist, der ist vor den Augen Gottes todt. Ist Keiner, ist keine aus euch in einer schweren Sünde? Diese raubt uns das Leben der Seele, die Gnade Gottes; sie raubt uns das Recht, die Hoffnung zum Himmel. Gott kann die ewige Belohnung nur demjenigen geben, welcher fie verdient; ungebesserte Sünder werden auf ewig vom Himmel ausgeschlossen.

Wenn ich Einem oder dem Andern aus euch sagen sollte: „Deine Freuden werden bald ein Ende nehmen, und darauf folgen ewige Leiden;" könnte er noch einen Augenblick lang fröhlich sein? Wie, wenn ich einem Traurigen, einem Leidenden sagen sollte: „Du hast auch in der andern Welt nichts Bessres zu hoffen!" Ist nicht die Hoffnung eines bessern Lebens unser einziger, unser größter Trost? Ist es

nicht unser einziger, unser größter Trost in allen Leiden, daß wir denken, daß wir sicher hoffen fönnen: es wird dereinst schon besser werden; auf dieser Welt dauert ohnehin alles nur eine kurze Zeit; aber dort dauert's ewig!

Und diesen Trost, diese Hoffnung raubt uns eine Todsünde; sie raubt uns das größte Gut und stürzt uns in das größte Uebel und Unglück. Wer öfters eine schwere Sünde begeht, oder lange Zeit in einer schweren Sünde lebt, der wird seinen verkehrten Sinn, seine böse Neigung auch in die andre Welt mit sich nehmen. Wie man lebt, so stirbt man. Und wer in einer schweren Sünde dahinstirbt, ohne diese zuvor ernstlich gebessert zu haben, der wird vom Himmel ausgeschlossen und zu den verworfnen Geistern in die Hölle gestoßen. Dort wird der Sünder unaussprechliche, unendliche Peinen leiden. Dort wird sich der Sünder beständig mit dem verzweifelten Gedanken selbst martern: Was hab ich gethan! was hab ich verloren! was für ein Unheil ist aus meinen Sünden entstanden! wo bin ich jezt! was leid ich jezt und auf ewig aus eigner Schuld! Was muß die Sünde für ein großes Uebel sein, da sie eine so große, eine ewige Strafe nach sich zieht!

Bedenkt dieses, meine Christen! öfters in eurem Leben, daß eine schwere Sünde das einzig wahre

und größte Uebel sei. Denkt öfters an den christlichen Mann, welcher sagte: „Ein Schaden von viertausend Gulden ist noch nicht das größte Unglück, eine Todsünde wäre ein weit größeres." Und doch begeht man oft die schwersten und gröbsten Sünden mit lachendem Mund. Bitten wir Gott um seine Gnade, daß er uns auf den Weg der Besserung und auf diesem Wege zu sich in den Himmel führe. Amen.

Frühlehre auf den zweiundzwanzigsten Sonntag nach Pfingsten.

Eine Betrachtung über das Evangelium.

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Die Begebenheit, welche uns das heutige Evangelium erzählt, hat sich kurz vor dem Leiden Christi zugetragen. Die Pharisäer waren nun einmal fest entschlossen, den Heiland anzuklagen und ihn dadurch um's Leben zu bringen. Da fie aber an seinen Handlungen mit Grund nichts auszustellen und zu tadeln wußten, so hielten sie einen Rath, wie sie

ihn am leichtesten in seinen Reden fangen könnten. Aber Jesus, der ihre Falschheit und Bosheit schon vorher kannte, und also gar wohl wußte, was er für Leute vor sich hatte, vereitelte ihren arglistigen Plan, und sie sahen sich selbst in der Schlinge ge= fangen, welche sie dem Heiland gelegt hatten. Diese Begebenheit unseres heutigen Evangeliums ist sehr merkwürdig und lehrreich für uns; wir wollen fie daher etwas näher betrachten und sehen, was wir daraus zu lernen haben. Merkt fleißig auf!

Das heutige Evangelium gibt uns wieder einen neuen Beweis, was die Pharisäer für arge politische Leute waren. Mit der größten Freundlichkeit kamen sie zu Jesus und sprachen: „Meister, wir wissen, daß du wahrhaft bist, und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst, und nach Niemanden fragst; denn du siehst die Person der Menschen nicht an." Mit diesen Worten wollten sie sagen: „Lehrmeister! du bist ein Freund der Wahrheit, du redest die Wahrheit vor Jedermann, vor Hohen und Niedern, du schmeichelst Niemanden mit deiner Lehre; du sagst Jedem das Seinige, er mag König oder Bettler sein.“

Wahrlich ein schönes Lob, aus welchem man sonst schließen sollte, Jesus habe bei den Pharisäern was gegolten, er sei bei ihnen beliebt und in An

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