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führt es auch nicht an einem Strick, sondern er legt es auf seine Schultern und trägt es heim; d. h. Jesus ist voll Sanftmuth und Liebe gegen den Sünder, der aufhören will, lasterhaft zu leben.

Und welch eine Freude ist es für den Sünder selbst, wenn er sich recht von Herzen bekehrt! Keine Menschenzunge kann es beschreiben, was die Seele des Bekehrten fühlt. Der Frieden eines guten Gewissens geht über alle Beschreibung. Ja! wer ein gutes Gewissen hat, der hat, so viel es möglich ist, den Himmel schon auf dieser Welt.

Es ist aber falsch, wenn man meint, diejenigen hätten den Himmel schon auf der Erde, die ihre Tage im Wohlleben dahin bringen. „Nein,“ sagt der h. Apostel Paulus: „das Reich Gottes besteht nicht im Essen und Trinken, sondern in der Gerech= tigkeit, im Frieden, in der Freude durch den h. Geist.“ Dieß ist aber eben der Zustand des guten Gewissens. Hat man bei einem guten Gewissen auch nicht alle Lage gut zu essen und zu trinken, so wohnt doch bei guten Gewissen die Gerechtigkeit, der Friede und die Freude im h. Geist, und das macht alle Tage fröhlich; dieß ist der Himmel auf dieser Welt.

Wer ein gutes Gewissen hat, bei dem ist die Gerechtigkeit. Wie fröhlich kann aber der gerechte Mensch immer sein, der weder das Gericht der Menschen, noch das Gericht Gottes zu fürchten hat! —

Und so wenig sich das gute Gewissen vor den Menschen fürchtet, so getrost kann es sogar vor Gottes Gericht erscheinen.

Wie sich die Armuth vor Dieben nicht fürchtet, so fürchtet das gute Gewissen weder den Tod noch das lezte Gericht. Der arme Mann Gottes, der h. Hilarion, wurde einst in seiner Zelle von Räubern überfallen und von ihnen gefragt: „Was thätest du, wenn Räuber zu dir kämen ?" „Wer nichts hat, fürch= tet die Räuber nicht," war die Antwort. Aber du könntest umgebracht werden?“ „Das kann ich,“ sagte Hilarion, aber deßwegen fürchte ich die Räuber nicht; denn ich bin zum Sterben bereit." Und als Hilarion nach mehreren Jahren starb, sprach er sich selbst zu: „Fahr aus, meine Seele! was fürchtest du? bei siebzig Jahren hast du Christo gedient, und fürchtest den Tod!" Wie kann ein Andrer beim Sterben so reden, der kein gutes Gewissen hat?

Seht, meine Christen! ein gutes Gewissen ist der

größte Trost, den ein böser Mensch vergebens sucht. Sobald er wieder gut wird, so genießt er auch wieder den Trost eines guten Gewissens; er kann aber auch noch überdieß die Freude und das Vergnügen haben, durch sein Beispiel auch noch Andre zu bekehren. So viel gute Folgen hat die Bekehrung eines einzigen Menschen. Wie erfreulich ist es also, wenn sich ein Sünder bekehrt und ein böser Mensch wieder gut wird!

Ein bekehrtes, ein gebessertes Leben ist kein so trauriges Leben, als sich Viele einbilden; ich nehme diejenigen zu Zeugen, die ihre Sünden aufrichtig und reumüthig gebeichtet und sich, was die Hauptsache ist, ernstlich gebessert haben! Gebt Gott die Ehre, gebesserte und mit Gott wieder ausgeföhnte Christen! Gebt Gott die Ehre! war nicht jene Stunde, in welcher ihr wieder von ganzem Herzen zu Gott zurückgekehrt seid, die glücklichste Stunde eures ganzen Lebens? Habt ihr nicht selbst gesagt: „D, mir ist jezt so gut, so gering, ich meine ich bin im Himmel!“ Ja, du bist jezt schon im Himmel, du bist bei Gott, und wo Gott ist, da ist der Himmel. Du bist bei Gott, bleib nur bei ihm und verlaß ihn nicht; er wird dich auch nicht verlassen. Amen.

Frühlehre auf den vierten Sonntag nach Pfingsten.

Wir sollen bei unsrer Arbeit eine gute Meinung haben.

„Auf dein Wort hin will ich das Netz auswerfen." Luc. 5, 5.

Das heutige Evangelium ist ein Evangelium von der Arbeit und für die Arbeiter. Und weil jegt die

starke Feldarbeit wieder anfängt, so kommt dieses Evangelium gerad zur rechten Zeit. Es ist dieß Evangelium absichtlich und schon von Alters her auf die Sommerzeit verlegt worden und zwar deßwegen, damit die arbeitenden Christen einen Spiegel daran haben sollten. Es gibt so vielerlei Stände in der Welt, und eben so vielerlei Standesarbeiten. Es darf und soll sich aber kein Mensch seinen Standesarbeiten entziehen, denn sie sind ein vortreffliches Mittel zur zeitlichen und ewigen Glückseligkeit, wenn man arbeitet, wie man arbeiten soll. Nun aber, wie soll man denn arbeiten? Dies wollen wir aus dem heutigen Evangelium lernen. Hört mich!

Wir sehen an den Fischern im heutigen Evangelium fromme fleißige frohsinnige Arbeiter. Solche sollt ihr auch sein. Wenn Petrus zu Jesus sagt: „Herr! auf dein Wort will ich das Neß auswerfen," so sieht Jedermann seine Bereitwilligkeit, womit er um des Herrn Willen an seine Arbeit geht. Obwohl es dem Petrus recht verdrießlich vorkommen mußte, daß er die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen hatte, so war er doch entschlossen und sagte: „Ia Herr, auf dein Wort thu ich's nochmal, weil du da bist, weil du es gern siehst, will ich nochmal dran." Daraus sieht man schon, daß Simon Petrus

aus Ehrfurcht und Ergebenheit gegen den Herrn mit gutem Willen und mit Freude an die Arbeit ging.

So sollt auch ihr eure Arbeiten allemal mit dem Gedanken anfangen und thun: „So will es Gott; er legt mir das auf; er sieht es gern; er schaut mir zu; drum will ich's gern thun." Muntre Arbeiter gefallen Gott dem Herrn. Seht, das ist die gute Meinung, der gute Wille, womit ihr arbeiten follt. Den Spruch: „In Gottes Namen!" sollt ihr in eurem Herzen und auf der Zunge haben, wenn ihr vom Bett aufsteht und an eure Arbeit geht. So seid ihr alsdann fromme Arbeiter; ihr arbeitet dann als Christen, und so wird eure Arbeit geheiligt und wird ein Gottesdienst.

Eine solche gute Meinung ist so nothwendig für einen arbeitenden Menschen, daß er sich gerade dadurch von dem arbeitenden Thier unterscheidet. Auch deine Ochsen und Pferde müssen arbeiten. Aber wenn du sie einspannst und zur Arbeit führst, dann nimmst du die Peitsche zur Hand, weil die Ochsen und die Pferde keinen Verstand haben und keine gute Meinung machen können. Du aber hast Verstand; und deine eigene Vernunft muß dir sagen, daß du als Mensch und als Christ zur Arbeit geschaffen und berufen bist. Dich soll daher die Liebe zu deinem Gott und Herrn, dich soll williger Gehorsam zur Arbeit antreiben. Ich denke, ihr werdet es

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