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Thut Buße! dieß ist auch der Zuruf der katho= lischen Kirche in dieser heiligen Fastenzeit. Wir sollen Buße thun und uns dadurch zum würdigen Empfang der österlichen Beicht und Communion gehörig vorbereiten. Dieß kann aber nur dann geschehen, wenn man den alten Menschen auszieht. Ich werde daher heute kurz zeigen: Wie man den alten Menschen ausziehen muß. Ich fange sogleich an im allerheiligsten Namen Jesu. Seid bereit!

Was versteht man unter dem alten Menschen? Der h. Apostel Paulus erklärt uns dieses ganz deutlich. Unter dem alten Menschen versteht er nichts Anderes, als den fündhaften Menschen, seine böse Neigungen, Leidenschaften, Gewohnheiten und seine bösen Werke oder Handlungen. Wegen dieser wird der Mensch von dem h. Paulus ein thörichter Mensch genannt, und das mit Recht; denn es sagt schon der Prophet David in seinem 48. Psalm: „Der Mensch ist dem unvernünftigen Thier gleich ge= worden."

Aber wodurch? Durch nichts Anders, als durch seine bösen Lüste, durch seine Sinnlichkeit. Und fürwahr, die Sünde hat den Menschen so verdorben, daß er seiner Neigung nach fast wie die Thiere beschaffen ist. Die Hochmüthigen gleichen den Pfauen,

die Heimtückischen den Kagen, die Trägen und Faulen den Bären, die Unzüchtigen den Böcken, die Neidigen den Hunden, die Diebischen den Füchsen, die Rachgierigen den Tigern, die Unflätigen den Schweinen! So wird der Mensch dem unvernünftigen Thier gleich. Darum nennt ihn auch der h. Paulus mit Recht einen thierischen Menschen.

Nun, meine Christen! werdet ihr wohl begreifen, was man unter dem alten Menschen versteht. Der alte Mensch ist halt so viel, als der sündhafte Mensch, der zornige, der feindselige, der hochmüthige, der betrügerische, der muthwillige, der unzüchtige Mensch. Und diesen sündhaften, diesen thierischen Menschen, sagt der h. Paulus, muß man ausziehen. In seinem Briefe an die Kolosser 3. schreibt er: „Zieht aus den alten Menschen mit seinen Werken und Handlungen."

Jezt ist die Frage: Wie muß man den alten Menschen ausziehen? Der Sünder muß zuerst in sich gehen, muß zu sich selber kommen. Schau, mein lieber Christ! du warst schon lange nimmer bei dir selber, hast schon lange nicht mehr nachgesehen, wie es bei dir zu Hause, in dem Innersten deines Herzens aussieht. Du hast es bisher gemacht wie ein sorgloser Wirthschafter, der Schulden auf Schulden häuft, und gedankenlos in den Tag hineinlebt, sein. Hauswesen Hauswesen sein läßt, nirgends nachsieht und nichts achtet.

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Was rufen so einem Menschen seine guten Freunde zu? Lieber Bruder! sagen sie zu ihm, fieh doch einmal nach deinem Hauswesen um; eg geht so Alles drunter und drüber; wenn du es so fortmachst, so kommst du auf die Gant, man treibt dich von Haus und Hof.

So, mein Lieber! dürfte man auch dir zurufen; auch du solltest, nachdem du schon lange mit sorglosem Leichtsinn in Sünden und Lastern gelebt hast, doch auch einmal in das Haus deines Herzens zu= rückkehren, solltest nachsehen, wie es so verkehrt darin aussieht. O, du bist groß überschuldet! Wenn du es nicht anders machst, sd bringst du dich ohne weiters ins ewige Verderben. Laß doch den Propheten Joel nicht umsonst rufen: „Bekehret euch!" Kehr' doch in dein Herz zurück und sieh, wie du bisher so übel darin gehaust hast. Laß dir doch deinen. üblen Zustand zu Herzen gehen! Sei dir doch nicht selber so feind! Dent doch, wo du schon wärest, wenn dich Gott in deinen Sünden hätte dahin sterben lassen! Ach! du hast nur Eine Seele! soll denn diese auf ewig zu Grunde gehn? Für dich vergoß Jesus sein Blut. Soll es denn an dir verlo= ren gehn? Willst du denn nie Ruhe haben in deinem Gewissen? Willst du von diesem immer geängstigt werden? Willst du im Tod noch die Qualen einer verzweiflungsvollen Seele empfinden?

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Ach, du bedauerst mich! Geh doch in dich selber! Erkenne deinen elenden Sündenzustand, ehe du ganz zu Grunde gehst!

Hast du nun, mein Lieber, den bösen und sündhaften Zustand deines Herzens erkannt, so mußt du auch dieses zu bessern suchen, d. h. du mußt den alten Menschen mit allen seinen Neigungen, Begierden und Leidenschaften ausziehen; davon darf in deinem Herzen nichts mehr bleiben. Du mußt es da machen, wie man es mit schlechtem Gesindel macht. Hat man es einmal aufgespürt, so verweist man es aus dem Land, damit es darin feinen Schaden mehr anrichten kann. So sollst du auch mit deinen bösen Neigungen, Begierden und Leidenschaften umgehen. Hast du sie einmal aufgespürt, so gib wohl Acht, daß du nicht zu freundlich mit ihnen umgehst. Du mußt sie mit Ernst und Gewalt aus deinem Herzen vertreiben und verbannen, damit fie dich nicht in's zeitliche und ewige Verderben bringen.

Wenn die Juden ihr Leidwesen über ihre Sünden bezeigen wollten, so zerrissen sie vor Wehmuth ihre Kleider. Sollst du es nicht auch so machen? Nein, der Prophet Joel lehrt es dich ganz anders: „Nicht eure Kleider, sagt er, nicht eure Kleider, sondern eure Herzen zerreißt!" Alles Böse muß aus dem Herzen hinausgeschafft

Dreer, Frühlehren. III.

werden; nur auf

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diese Weise kann man den alten Menschen ausziehen. Auf diese Weise kann man von einem Sünder sagen, daß er nicht mehr der alte Mensch sei.

Aber wie wenig ist man darauf bedacht! Die meisten Menschen sind der irrigen Meinung, daß es schon genug sei, wenn sie nur Alles redlich beichten. Ob sie sich bessern oder nicht, darüber sind sie nicht viel besorgt. Und so gehen solche Leute immer zur heiligen Beicht, und bleiben aber immer auch die alten ungebesserten Menschen.

Es geht da gerade so zu, wie in der Arche Noahs. Die Thiere, welche bei der herannahenden Sündfluth in die Arche hineingingen, legten ihre alte Haut, ihre vorige Natur, nicht ab, obwohl sie sich in der Arche ganz anders betragen haben, als außer derselben. Sie blieben halt doch die alten Thiere; denn sobald Noe dieselben herausgelassen hatte, fing gleich wieder die Kag an, sich auf das Mausen zu legen, der Hund, die Leute anzubellen und zu beißen, der Wolf, die Schafe zu zerreißen, der Fuchs, auf die Hühner zu lauern. Kurz, alle Thiere waren die alten; fie legten ihre vorige Natur in der Arche nicht ab.

Ebenso geht es auch mit vielen Sündern. Sie gehen in den Beichtstuhl hinein, wie die Thiere in die Arche Noahs. Sie zeigen sich im Beichtstuhl ganz gut und reumüthig; aber sobald sie heraus

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