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Begreiflich genug. Denn die neuen Lehrpläne waren ein Feldzug gegen die Grammatik, vornehmlich gegen die griechische und lateinische, oder, um nicht zu viel zu sagen, gegen den Grammaticismus, einen bereits geschwächten, abziehenden Feind. Abusus sustulit usum. Lateinische Grammatik und Schreibübungen fristen auf den oberen Stufen ein kümmerliches Dasein, die griechischen Skripta entfallen ganz". Die Grammatik soll lediglich der Lektüre dienen, aber kräftige Dienstleistungen sind ihr durch die Einschnürung fast unmöglich geworden. So macht man den Zweck illusorisch durch Verstümmelung des Mittels. „Die Feinde der Grammatik sind auch die Verderber der Lektüre". Es wird jezt nicht mehr, sondern weniger gelesen als früher, und dies Wenige vielfach weniger gründlich und sehr viel mühsamer. Wer jezt einigermaßen gründlich lesen will, muß in der Lektürestunde nachholen, was er früher aus der Grammatikstunde, den Erercitien und Ertemporalien als bekannt voraussehen durfte. Nur „wer die Grammatik in ihren Stunden pflegt, wird fie in der Lektüre nicht zu lehren brauchen". 1) Die Grammatik muß aber ihre Stunden haben, und die Überseßungen aus der deutschen in die alte Sprache find in größerem Umfange, als die preußischen Lehrpläne vorschreiben oder gestatten, zu pflegen: sonst haben sie keinen rechten Zweck und dienen der Lektüre nicht, wie sie sollten und könnten. Doch die Lehrpläne reden ja in schönen Worten vom Werte der Grammatik, und ich will mich in eine undankbare Polemik nicht weiter einlassen. Heißt es Niederganges der allgemeinen Bildung unserer höheren Schüler befinden". Dann fährt er wörts lich fort: Dieser Niedergang hängt ja in einem nicht ganz kleinen Teil zusammen mit dem Verfall derjenigen Grundlage, auf welcher seit ein paar Jahrhunderten die ganze deutsche Bildung geruht hat, der klassischen. Man mag über den Wert der klassischen Bildung urteilen, wie man will, wir müssen doch hervorheben, daß diese Studien der allgemeine Grund gewesen sind, auf dem die allgemeine deutsche Bildung sich erhoben hat... Wir waren stolz darauf, damit einen festen Grund für eine gemeinsame Verständigung zu haben. Das wird allmählich immer schwächer, je mehr die klassischen Studien in den Hintergrund gedrängt werden. Die Grammatik wird jetzt immer mehr zurückgedrängt; es ist mir schon vorgekommen, daß meine Eraminanden sagten: „Ja, Grammatik haben wir gar nicht mehr gelernt“. Sie gaben mir zu verstehen, daß das ein antiquierter Standpunkt sei. Das hat alles seine zwei Seiten. Ich habe selbst gegen die Excesse der Grammatiker gekämpft; aber ich muß doch auch sagen: ohne Grammati! giebt es keine Sprache. . . Wenn bei uns ein Gynäkologe von Fach für cervix uteri sagt „der cervix uteri", so berührt das schon etwas schmerzlich. Denn als Fachgelehrte sollten wir doch wissen, daß cervix Femininum ist. Schlimmer aber ist es noch mit der allgemeinen Grammatik. Wenn alle grammatischen Regeln schließlich in den Rauchfang gehängt werden, so wird das eine sehr einseitige Bildung. Ich würde es daher bei aller Achtung vor der realistischen, der naturwissenschaftlichen Richtung doch tief beklagen, wenn die Regierung ihre gelehrten Schulen nicht auf der Höhe derjenigen Bildung halten könnte, welche der Humanismus hervorgebracht hat, der unsere ganze Kultur gemacht hat." Virchow beklagt dann den Mangel an Logik bei Studierenden und Studierten und fährt fort: „Wird aus den Gymnasien die Grammatik gänzlich herausge= schmissen und die Logik auch, so entbehrt man zwei der wichtigsten Schulungsmittel für die Jugend, die wir bisher gehabt haben“. (Vossische Zeitung vom 14. März 1899, Nr. 123, Morgenausgabe.) Prof. Dr. Tobler in der Chronik der Berliner Universität für das Rechnungsjahr 1898 99 (Vossische Zeitung vom 6. Aug. 1899, Nr. 365, Morgenausgabe). Prof. Dr. v. Richthofen in seinem Berichte über das geographische Institut hat wahrgenommen, daß es mit dem Englischen bei den Berliner Studierenden noch viel schlechter als mit dem Französischen bestellt ist. (Bomiche Zeitung vom 8. Aug. 1899, Nr. 367, Morgenausgabe.)

1) Rothfuchs in den Verhandlungen der 20. Direktoren-Versammlung in der Provinz Westfalen 1881, S. 52. Ebenda S. 53 der Berichterstatter von Siegen: „Das Studium der alten Sprachen wird immer unfruchtbar bleiben, wenn es in minutiöser grammatischer Ausbildung sein höchstes Ziel erblickt und die Lektüre als Beispielsammlung der grammatischen Kennt nisse betrachtet; ebenso gewiß ist es aber auch, daß eine oberflächliche, geringschätzige Behandlung der Grammatik, ein übereiltes Streben, den Inhalt der antifen Litteratur ohne diese Grundlage zu erschließen, sich unfehlbar mit mangelndem Verständnis und ewiger Unsicherheit rächen wird.“

dann doch gleich: Du bist Pessimist, und ein Pessimist taugt nicht zum Lehrer der Jugend! Mag sein, ich bin untauglich genug. Indessen, über wohlbezeugte Thatsachen lasse ich mich durch keinen Optimismus hinwegtäuschen, und das sage ich gleich im voraus: wenn einige Meister in ihrem Fach trotz alledem und in souveräner Nichtbeachtung bestehender Vorschriften auch heute noch etwas Erkleckliches leisten, so beweist das gar nichts. Lehrordnungen sollen für den Mittelschlag der Köpfe unter Lehrern und Schülern berechnet sein. Und eine Thatsache erlaube man mir als lehrreiches Beispiel noch anzuführen.

1850 schrieb Müzell in seiner Zeitschrift: „Je mehr die Kompositionsübungen im Latein und Griechischen zurücktreten, um so ungründlicher wird das Verständnis der Schriftsteller, um so unsicherer die logische Bildung, um so schwächer die Entwickelung des wissenschaftlichen Geistes, um so mangelhafter die Vorbildung zum Verständnis der Muttersprache und der modernen Kultur". Noch 1881 citiert Rothfuchs diese Worte als Nothelfer zur Rettung des bedrohten griechischen Extemporale. Hört dieses auf, sagt er, so wird gründliches Verständnis der griechischen Sprache auf dem Gymnasium aufhören. Wer dies verhüten will, der helfe es uns erhalten!"1)

Schon 1871, als so etwas von Abschaffung des griechischen Skriptums in der Reifeprüfung verlautete, hatte Bonit seine warnende Stimme erhoben, um einen so schweren Schlag" von unsern Gymnasien abzuwenden. Er wollte nichts wissen von allen Beschönigungen, von dem schmeichelhaften Vertrauen zu der didaktischen Kunst des Lehrers und einer allheilenden Methode, auch nichts von dem Beschwichtigungsversuch durch ein sogenanntes Versehungsertemporale von Obersekunda nach Prima. Und 10 Jahre später mußte derselbe Mann, eine kleine List des Zeitgeistes, die Abschaffung des griechischen Skriptums im Abiturientenexamen und das Surrogat des Versehungsertemporale verfügen! Jezt sind wir auf der schiefen Ebene soweit hinabgeglitten, daß wir auf der Oberstufe keine griechischen Schreibübungen mehr anstellen dürfen, sondern in Untersekunda damit abschließen müssen. Warum auch nicht? Untersekunda ist ja die Klasse der „Abschluß prüfung“.

Als Boniz für das griechische Skriptum als Schlußleistung und damit für den wahrhaft gymnasialen Charakter des griechischen Unterrichts" so warm und ent= schieden eintrat, fingen wir mit 6 St. in Quarta an und hatten 42 St. zur Verfügung. Die Lehrpläne von 1882 gewährten in den Tertien und Sekunden noch je 7 St., im ganzen 40; dabei forderten sie auch in Prima grammatische Repetitionen und Schreibübungen. Jezt haben wir nur 36 St., und wer jezt noch glaubt, die in den mittleren Klassen erworbenen Kenntnisse in der Formenlehre und Syntar würden in den oberen ein sicherer Besitz bleiben, der kann mir leid thun; ich thue mir selbst leid. Am meisten aber bedaure ich die Schüler, die mit ihren unsichern und lückenhaften grammatischen Kenntnissen Thukydides und Platon, Demosthenes und Sophokles lesen sollen. Da es ohne Beherrschung der Formen und syntaktischen Regeln nun einmal nicht geht, so ergeben sich zwei Möglichkeiten: entweder der Lehrer springt überall ein, dann ist es kein Lesen mehr seitens der 1) Rothfuchs a. a. O., S. 92 u. 93.

Schüler; oder die fehlenden grammatischen Kenntnisse werden ad hoc ergänzt, dann ist es auch kein Lesen mehr und der Schriftsteller wird jämmerlich mißhandelt.

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Wie im Griechischen, so im Lateinischen. Nun tritt gerade das ein, was dermieden werden soll. Dagegen helfen alle stolzen Worte von methodischer und didaktischer Kunst nichts, dagegen hilft allein das Erlernen und Einüben der Grammatik. Zum dauernden Eigentum, zu einem prompten Besit, einer firma stabilisque facilitas (c) werden die Formen und Geseze einer fremden Sprache nur durch planmäßiges und fleißiges übersehen aus der eigenen Sprache in die fremde. Es genügt nicht, daß die Wörter, die Wortformen und Wortverbindungen einmal gewußt sind und notdürftig erkannt werden, noch weniger thut's das „Aufzeigen" und "Anschauen“, sondern sie müssen fest und lose zugleich siten, so daß der übersehende Schüler zum sichern und leichten Wiedererkennen (àvayiyvószstv), d. H. zum geläufigen Lesen über sie verfügt; und gerade zum Erwerb dieser Fähigkeit wird es wesentlich beitragen, wenn er die Formen selber bilden, die Regeln selber anwenden, wenn er mit ihnen operieren gelernt hat. Die Nachbildung der fremden Formen und ihr Selbstgebrauch weckt und schärft die Auffaffung des Vorbildes in ganz eigentümlicher Weise." 1) Die „beobachtende“ und die „befehlende“ Grammatik müssen Hand in Hand gehen.) „Für den Bildungsgehalt der Sprachlehre kommt ihre technische und ihre eregetische Seite gleicherweise in Betracht. Verstehen und Produzieren, Aufnehmen und Selbstmachen, Kennen und Können hängen auf diesem Gebiete nicht minder eng zusammen als auf dem der Kunst. Schreiben- und Redenkönnen erschließt ebenso das Verständnis von Sprachwerken, wie musikalische und graphische Fertigkeit das Verständnis von Werken der Tonkunst und Malerei. Die Grammatik darf den Charakter als Sprachkunst lehre nicht ablegen, wenn nicht auch ihre Leistung als deutende Disziplin gefährdet werden soll."2) Bei der Exposition erscheint die Sprache als eine Gesamtheit zu deutender Erscheinungen“, bei der Komposition als eine „Ge= samtheit anzuwendender Mittel". Beide Seiten muß jede ins Innere dringende Sprachbetrachtung gleichmäßig pflegen. „Die Werke der Litteratur kann doch nur verstehen, wer ihre Sprache versteht; dahin aber wird der niemals gelangen, der sie immer bloß von der einen Seite her betrachtet." 3)

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Schriftstellerlektüre und grammatische Übungen dürfen nicht nebeneinander hergehen wie zwei Ströme, deren jeder sein besonderes Wasser hat; sie sollen zu gegenseitiger Befruchtung in ein Bette geleitet werden. Darüber haben Schrader und mit und nach ihm viele einsichtige Schulmänner so vortrefflich geschrieben, daß ich weiter nichts zu sagen brauche. Ich empfehle nur das altbewährte Retrovertieren und Variieren aufs neue, ebenso mit Melanchthon und Schrader das Imitieren: imitatio sicut aliarum rerum artifices ita et eloquentes efficit. Andererseits warne ich vor einer allzu engen Anlehnung an den Autor, so daß die Skripta „fast nur“ Rückübersetzungen und bloß gedankenlose Gedächtnisübungen, aber keine selbständigen Leistungen sind. Die Kunst, den aus dem Schriftsteller entlehnten

1) Schrader, Erziehungs- und Unterrichtslehre, 5. Aufl. 1893, S. 605.

2) Uhlig, Humanistisches Gymnasium III, 1. 1892, S. 34 u. 35. Willmann, Didaktif II, 91 ff.

3) Cauer, Grammatica militans unter III. Analyse und Synthese, S. 32 u. 33.

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Stoff zu einem fruchtbringenden Exercitium oder Ertemporale zu verarbeiten, will gelernt sein; wer sie noch nicht versteht, greife lieber zu einem guten Muster, deren es wenigstens für das Lateinische in Hülle und Fülle giebt. Für das Griechische auf der oberen Stufe haben Schimmelpfeng und Uhlig Beispiele aus der Praris mitgeteilt; andere werden mir entgangen sein. Über den Wert der griechi= schen die gesamte Profalektüre begleitenden Schreibübungen spricht ein Mann wie Bonit sich so aus: „Das Extemporale wird auf solche Weise nicht bloß eine Übung in Formen- und Sazbildung, sondern eine Erprobung der erworbenen Sprachkenntnis überhaupt; es begleitet nicht bloß die prosaische Lektüre, sondern unterstüßt sie auf das wesentlichste; die Präparation wird gründlicher, die Aneignung des Sprachschazes nicht bloß an Vokabeln, sondern auch an Verbindungen und üblichen Formeln wird eine ungleich festere, da der Schüler des davon wieder zu machenden Gebrauches sich bewußt ist; und mit dieser festeren Aneignung des Wortschates steigert sich innerhalb desselben Schriftstellers die Befähigung zu rascher fortschreitender Lektüre. Die griechischen Ertemporalien sowohl im Semester wie in der Maturitätsprüfung werden bei dieser Einrichtung von den Schülern nicht als eine von der Lektüre unabhängige Aufgabe und Arbeit betrachtet; sie wissen, daß der auf die prosaische Lektüre verwendete Fleiß ihnen für ihre Leistungen im Schreiben zu gute kommt" und umgekehrt! Den Wegfall des griechischen Skriptums in der Reifeprüfung würde Bonih „auf das tiefste bedauern als einen Nachteil nicht nur für die grammatische Sicherheit der Schüler, sondern vornehmlich für ihre Gründlichkeit in der Lektüre!" Den Fall, daß die Schreibübungen auf der Oberstufe „gänzlich entfallen", hat er gar nicht für möglich gehalten. In der That folgt aus dem Wegfallen des griechischen Skriptums als Zielleistung keineswegs das Wegfallen der griechischen Schreibübungen überhaupt. Sie müssen um ihrer selbst und um der Lektüre willen gepflegt werden, gleichviel ob darin geprüft wird oder nicht. Je lauter uns das Geschrei über die Ertemporalien entgegenschallt, um so bestimmter muß jeder ernste Philologe darin fest bleiben, daß die Beschäftigung mit den alten Sprachen außerordentlich an ihrem Werte verlieren würde, wenn man auf selbstthätige Anwendung des Gelernten und Gelesenen verzichtete.“1)

Was für die griechische Sprache gilt, gilt für die lateinische erst recht. Hier kommt noch die syntaxis ornata und Stilistik, die Periodisierung und die äußerst wichtige Lehre von der Verbindung der Säße hinzu. Sind diese Übungen, scholastica wie domestica, mündliche wie schriftliche, rechter Art und werden sie fleißig betrieben, so dienen sie dazu: den Wortschat und die Ausdrucksweise des Schriftstellers einzuüben, in Anlehnung an den Urtert durch vorbildliche deutsche Wendungen direkte Übersetzungshülfen, „Richtlinien" zu geben und so ein geläufizes Lesen zu fördern, durch geschicktes Einflechten geschichtlicher, kulturhistorischer, antiquarischer Notizen den Autor zu interpretieren und die Lektüre durch feinere, gut deutsche Wiedergabe des Sinnes und Zusammenhangs eines Kapitels zu vertiefen.

1) Bonit, Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1871, Oktoberheft S. 705-716. Schimmelpfeng, ebenda 1873, S. 626-633. Wendt, ebenda 1891, S. 198 f.

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Ganz anders urteilt darüber allerdings Dettweiler. Seine Erörterungen bewegen sich in einem fortwährenden Zwar aber, und den Wert lateinischer Schreibübungen schlägt er auf den mittleren Stufen ziemlich gering an, auf den oberen Stufen leugnet er ihn fast gänzlich. Er sehnt sich nach der Zeit, wo auch das lateinische Skriptum für die Reifeprüfung abgeschafft sein wird.

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Vollends die griechische Grammatik und die griechischen Schreibübungen verwirft Dettweiler so gut wie ganz. Um den gefährdeten griechischen Unterricht zu retten, wirft er von der Formenlehre mehr als die Hälfte und von der Syntag nicht viel weniger als das Ganze über Bord. Alle Seltenheiten und Ausnahmen find beiseite zu lassen, nur die regelmäßigen Grundformen „einzupaufen“, und diese nicht so, daß sie ohne weiteres auch beim Übersezen ins Griechische angewendet, sondern nur so, daß sie in dem griechischen Texte sofort erkannt werden. Erstaunlich, was alles diese Art von Grammatik nicht lehrt; aber ebenso erstaunlich, was alles die Lektüre nun an Grammatik nachzuholen hat! Ich fürchte, bei dieser Methode lernen die Schüler nicht wenig aber sicher", sondern wenig und unsicher. Verkennung und Verwechselung der Formen, Verwirrung in den Schülerköpfen werden die Folgen sein. Jedenfalls werden die Schüler beim Lesen durch das Gefühl der Unzulänglichkeit und Halbheit ihres grammatischen Wissens niedergehalten, auf Schritt und Tritt liegen die Steine des Anstoßes und Ärgernisses, die Lektüre schreitet nur sehr langsam vorwärts oder wird ungründlich. Dies Lesen, fürchte ich, führt direkt zu dem berüchtigten Raten, in dem findige Köpfe es bis zu einer gewissen Fertigkeit bringen; aber solche Routine ist ein ganz roher, unwissenschaftlicher, des Gymnasiums unwürdiger Empirismus, eine hoyos spify. Dettweiler freilich ist anderer Meinung. Es muß“, sagt er, vollständig mit der übrigens verhältnismäßig jungen Tradition gebrochen werden, daß ein eigentlicher, buchmäßiger, systematischer Unterricht in der griechischen Syntar zum Verständnis des Griechischen, zur wissenschaftlichen Bildung und Erziehung, also zur Erfüllung der Aufgabe des humanistischen Gymnasiums nötig sei oder auch nur Wesentliches beitrage oder je beigetragen habe“... „Das Gezeter, daß hierdurch die Lektüre an Gründlichkeit verliere, rührt mich nicht; denn es ist grundlos. Im Gegenteil wird mit dem Schwinden des buchmäßigen Unterrichts in der Syntar eine Menge von sogenanntem notwendigen Memorierstoff beseitigt und Zeit und Kraft gewonnen. Dadurch wird erst Gelegenheit geschaffen, auf die feineren Mittel und Färbungen der griechischen Sprache, auf ihre Verwandtschaft mit anderen, auf die finnliche Kraft des Ausdrucks, auf die etymologischen Fragen, kurz auf das, was W. von Humboldt innere Sprachform" genannt hat, einzugehen und so die sprachliche Einsicht viel mehr zu vertiefen, als dies beim Regelunterricht nach der Grammatik der Fall war und ist. Und umgekehrt wird dadurch die Lektüre selbst nur gefördert. Denn es ist eine Illusion, daß die Schüler durch einen noch so gründlichen Grammatikunterricht irgendwie in dem Verständnis einer Stelle gefördert würden.“ 1)

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1) Dettweiler, Lateinisch in Baumeisters Handbuch Nr. 28 ff. 117. Derselbe, ebenda Griechisch 39. 69. Vergl. die Besprechung von Richard Meister in den Neuen Jahrbb. für das klassische Altertum, Jahrg. 1899, 2. Abt., S. 263–270.

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