die Helden des Staatslebens und des Schlachtfeldes bleiben, alles andere sei im Wesentlichen nur als Ursache und Folge darzustellen und die naturwissenschaftliche Auffassung der Geschichte im Schulunterrichte nicht zulässig. Die Zuhörer, die dem geistreichen, mitunter humorvollen Vortrage mit der größten Teilnahme gefolgt waren, gaben am Schlusse ihre Zustimmung zu den Ausführungen durch andauernde Beifallsbezeigungen kund. Dem größeren Teil der Vorträge und den geselligen Zusammenkünften wohnte auch Geheimerat Dr. Vogel aus Dresden bei. Die XIX. General-Versammlung des Bayerischen GymnasiallehrerVereins. Das humanistische Schulwesen der drei Königreiche, welche Deutschland außer Preußen umfaßt, hat eine höchst wesentliche Stüße in dem thatkräftigen Wirken der Vereine, zu denen sich dort die Lehrer der Gymnasien verbunden haben. Besonders der seit dem Jahr 1864 bestehende bayerische Verein kann schon auf eine Reihe erfreulicher Erfolge zurückblicken Dank der Einmütigkeit, mit der die Kollegen aller Stufen zusammenstehen, Dank der geschickten Vereins= leitung, Dank der trefflich redigierten Vereinszeitschrift, den Blättern für das Gymnasialschulwesen, Dank endlich dem Umstande, daß Mitglieder des Gymnasiallehrerstandes in der Kammer der Abgeordneten für die Bestrebungen des Vereins in sehr wirksamer Weise eintraten. Hierdurch (und wohl auch durch den Umstand, daß dem unmittelbar unter dem Unterrichtsminister stehenden, aus 8 ordentlichen Mitgliedern zusammengesezten Obersten Schulrat in Bayern drei Gymnasialrektoren und ein Gymnasialprofessor angehören) hat sich auch das Verhältnis des Vereins zur Regierung in günstigster Weise gestaltet, schon unter dem Ministerium Luß, in wesentlich höherem Maß aber unter dem Minister von Müller und dem ge= genwärtigen Leiter der Kirchen- und Schulangelegenheiten, Ritter von Land mann. Die Eindrücke des Unterzeichneten bei dem Besuch der diesjährigen Versammlung, die am Samstag und Sonntag nach Ostern in München stattfand, waren ebenso erfreulich, wie die, welche er 1894 in Bamberg und 1890 in Würzburg empfing, und dies gilt in gleicher Weise von dem, was wissenschaftliche Forschung bot, wie von den pädagogischen Erörterungen und den Verhandlungen über Standesangelegenheiten. Der Bericht über die Versammlung ist inzwischen schon gedruckt und sollte auch von außerbayerischen Vertretern unseres Standes recht beachtet werden. 1) Ich mache speziell auf den Geschäftsbericht des Vorstandes aufmerksam, aus dem erhellt, in wie unermüdlicher und geschickter Weise der Vereinsausschuß unter Leitung der Herren Professoren Dr. Gebhard und Dr. Rück sich der Interessen der Standesgenossen während der letzten Amtsperiode angenommen hat, ferner auf den Vortrag des mathematischen Gymnasialprofessors Ducrue: Wie können einzelne Abschnitte des Lehrprogramms der mathematischen Geographie in der neunten Klasse Gelegenheit geben zur Übermittlung einiger Orien= tierung in der Astrognosie?" Auch möchten wir auf die von dem Vortragenden hergestellte, für Unterrichtszwecke sehr zweckmäßige Sternkarte hinweisen, die zur Kenntnis der Anwesenden gebracht wurde und die für 30 Pf. von Brandl's Autographiedruck-Anstalt in München geliefert wird. 1) Er ist jedenfalls durch Vermittlung des Redaktors der Vereinszeitschrift, Prof. Dr. Melber München, Theresienstr. 33, zu beziehen. Recht anregend war sodann eine Verhandlung über die Stellung der Geschichte in unserem Gymnasialabsolutorium“. Gymnasialprofessor Dr. Baier beantragte eine schriftliche Prüfung aller Schüler aus dem Gesamt= stoffe der Oberprima und der bayerischen Geschichte der Obersekunda und Unterprima gegenüber der jezt bestehenden Verordnung, wonach eine übersichtliche Kenntnis der hauptsächlichsten Thatsachen der allgemeinen Weltgeschichte und eine genauere Kenntnis der deutschen und bayerischen Geschichte im mündlichen Eramen verlangt wird, doch nur von dem meist recht kleinen Bruchteil der Abiturienten, der von der mündlichen Prüfung nicht dispensiert wird. Eine Einschränkung des Prüfungsstoffes, wie sie vom Antragsteller vorgeschlagen wird, empfiehlt sich nach unserer Meinung durchaus und wurde von der Versammlung in der modifizierten Form angenommen, daß sich das Eramen nur auf den Stoff der Unterprima und Oberprima erstrecken solle. Uns scheint sogar eine Beschränkung auf das Pensum des lezten Jahres, wie sie seit einigen Jahren in Baden besteht, passend, da man durchaus nach Verminderung des für das Examen verlangten gedächtnismäßigen Wissens streben muß, um die zeitraubenden und wenig fruchtbaren Wiederholungen zu vermeiden, die sich bei großem Umfang des Prüfungsstoffes troz aller Weisungen immer wieder einstellen. Dagegen die Beschränkung des historischen Examens auf einige Zweifelhafte sagt uns ebensowenig, wie alle andern Dispensationen von der mündlichen Prüfung zu, weil diese dadurch den Charakter eines natürlichen Abschlusses des Unterrichts einbüßt, auch weil es für den examinierenden Lehrer, zumal in Anwesenheit eines der Anstalt nicht angehörenden Kommissärs, recht peinlich ist, im Examen nur die Marodeurs vor sich zu haben. Die besseren Schüler können ja wenig gefragt oder nur zur Aushilfe herangezogen werden; sie sollten indes unseres Erachtens nicht fehlen. Eine schriftliche Geschichtsprüfung aber würde ganz unnötigerweise Lehrer und Kommissäre stärker belasten. Gymnasialprofessor a. D. Sedlmayr, ein Neuphilologe, trat für eine verbesserte Aussprache des Lateinischen ein und äußerte den Gedanken, daß man, um eine solche in ganz Deutschland zu erzielen, eine Kommission wählen möchte, die mit ihren Vorschlägen die Zustimmung einer allgemeinen deutschen Versammlung suchen und, wenn sie diese gefunden, Schritte bei den maßgebenden Staatsbehörden in den einzelnen deutschen Ländern thun solle. Die Versammlung gab nach einer kurzen Diskussion dem Vortragenden anheim, einen derartigen Antrag bei der nächsten Philologenversammlung in Dresden zu stellen. Als zwei Punkte, die einer sofortigen Berücksichtigung wert seien, hob Professor Sedlmayr hervor: die flare Scheidung der langen und kurzen Vokale auch in unbetonten Silben und die richtige Aussprache der Doppelkonsonanten, wonach der eine die vorhergehende Silbe schließt, der andere die folgende anfängt. Prof. Dr. Gebhard erstattete zulegt über den Stand der Lokation und Prämiierung in den größeren deutschen Staaten sowie in Österreich" Bericht. Die hier gegebene Übersicht ist von entschiedenem Interesse. Das aus der Zusammenstellung und den Erwägungen gezogene Ergebnis war, daß die in Bayern abgeschaffte Lokation nicht wieder, wie von manchen Seiten gewünscht worden, einzuführen sei, daß gegen Prämiierungen dagegen ein erheblicher Einwand nicht bestehe. Die erste öffentliche Sigung aber, der auch der Herr Kultusminister beiwohnte, wurde abgesehen von Ansprachen durch zwei vorzügliche Vorträge ausgefüllt. Prof. Wismayer leitete die wirkungsvolle Aufführung des in der Schazkammer der Athener zu Delphi aufgefundenen Apollohymnus mit einer Belehrung ein, welche über Tert und Komposition bis in Einzelheiten, z. B. über den Einfluß des Sprachaccents auf die Melodie, unterrichtete. Danach fesselte uns der in weiteren Kreisen wohlbekannte Rektor des Neuen Gymnasiums in Nürnberg, Dr. Lechner, während anderthalb Stunden durch erfahrungs- und gedankenreiche Erörterungen über die deutsche Litteratur an humanistischen Lehranstalten", und legte dar, welche Aufgaben speziell unsere Gymnasien bei Behandlung der Nationallitte= ratur zu erfüllen haben. Dieser Vortrag kommt in der Vereinszeitschrift zum Abdruck. Doch vergessen wir neben den zahlreichen Belehrungen ein Element nicht, das in dieser Versammlung geradezu glänzend vertreten war und von dem wir zum Schluß wenigstens noch eine Probe mitteilen wollen, den guten bayerischen Humor. Des weiland Poeten und Schuhmachers Hans Sachsen an die Herren Ludimagistros, Professores und Rectores derer Ihr Herrn, die zur fröhlichen Osterzeit Habt Euch gesellig zusammengefunden Und genießet in Freundschaft vereint ein paar Stunden. Des freu' ich mich in dem Elysium schier; Denn wie Ihr, so machen's Eure Kollegen hier: -- Drum will ich Euch, wenn Ihr's erlaubt, beschreiben, Zum ersten bring' ich Euch frohe Kunde, Die Mediziner, daß Gott erbarm', Sind hier ein ganz überflüssiger Schwarm, Haben nichts zu flicken an den himmlischen Leibern, Wie bei Euch an jungen Greisen und alten Weibern. Und erst die geehrten Herren Juristen, Die auf Erden sich damit können brüsten, Denn der liebe Gott mit den Engelsgewalten 's gibt keinen Feind, weder außen noch innen; Nur die Philologen und sonstigen Schulmeister Denn wer erzöge die seligen Knaben, Die allzufrüh man bei Euch hat begraben, Die das Pulver niemals erfunden haben, Hier wenigstens noch ein Bischen Verstand ein? Fällt mal bei Euch unten ein Ordensregen, Dem Professor bleibt meistens verödet sein Knopfloch. Ihr glaubt nun wohl, wenn Euer Stand so in Ehren, Daß die andern alle ihr Fach verkehren, Und daß den übrigen Ständen allen Die Philologenkarriere hier thät besser gefallen. Gewiß! Doch unser Herrgott spricht: Quod non! B "Ihr fandet auf Erden schon euern Lohn. „Verschrieen, verlästert, von niemand geschont, Nun möcht' ich Euch schildern mit allem Fleiß, Der unvergleichlichen Gottesnatur; Von Mangel an Raum ist da keine Spur. Elf Schüler bilden die Marimalzahl, Dazu der Lehrer, macht aus die Sakralzahl. Hier ist die Schul' ein Rosenhag, Ganz sonder Dorn und Kreuz und Plag'. Daß die Lehrer stets bleiben froh und jung, Hat unser Herrgott zu ihrer Wonnen Aus seinen Mitteln gestift' ein Jungbronnen: Draus können sie zechen, soviel sie wollen, Und sie thun's auch nicht anders als mit einem „vollen“. Die Schüler zeigen solch geistige Gaben, Daß die Lehrer alle Müh' und Arbeit haben, Gleichen Schritt zu halten mit den seligen Knaben. Doch nicht nur mit dem Lernen geht's hier famos, Auch im Betragen sind sie tadellos. Wird einer der himmlischen Bengel dreister, Und während im Loch sitt der Sündenbock, Spielt St. Niklaus mit den Magistern Tarock. Den that' unser Herrgott schön 'runterpußen; Er thut sich ja selber wer wollt's ihm verdenken? Bei uns ist alles einfacher und besser: Ein jeder ist eo ipso Professor Schon an des Paradeises Eingangspfoften Liest man: Hier giebt's keinen Durchgangsposten“. Ob alt oder jung, ist bei uns egal. Im Lehrerstand giebt es nicht Nörgler noch Neider, Wie ihn unser Herrgott geschaffen hat; Brauchen nicht vor der bösen Presse zu bangen, Noch vor noblen Eltern „unnobliger" Rangen, Können mit ihren Lehrern sonder Furcht und Zagen Die besten Zensuren ganz offen eintragen, Weil Lehrer wie Schüler sich redlich plagen. Doch nur solche sind im Paradeis Rektoren, Die den Kopf und das Herz nie bei Euch verloren, Ihre Lehrer behandelt mit Wohlwollen und Feinheit Nun bin ich zu End' mit der Schilderei, Zwar steht es bei Euch gar nicht so schlecht: Doch wer hofft nicht noch Besseres? und das mit Recht. Daß Euch fünftig noch viel des Guten erwachs', Wünscht aus dem Elysium Euch Hans Sachs. Der Hans Sachs redivivus heißt Dr. Menrad, und das Maxgymnasium in München hat die Freude, ihn als Lehrer zu befizen. Außer dem obigen Ge |