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haben, hervortreten soll, mit dem Sklavinnenunwesen in dem elterlichen Hause und wohl auch mit der in Kairo weitverbreiteten Prostitution zusammenhänge. Rein negative Mittel werden gegen diese Einflüsse wenig vermögen; wohl aber könnte, meinen wir, noch weitere Ausdehnung der von Artin eingeführten körperlichen Übungen und besonders ihrer freiwilligen Betreibung hier Segen stiften. Auch fanatischer Sport, so wenig er sonst billigenswert erscheint, wäre als Gegengift zu schäzen. Würde aber das bezeichnete böse Hemmnis beseitigt oder doch wesentlich zurückgedrängt und gelänge es, die nationale Bildung mit der europäischen in organische Verbindung zu bringen, so würden aus den geschilderten Mittelschulen Kairos sehr wohl Männer hervorgehen können, die wesentlich dazu beitrügen, das von der Natur so wunderbar ausgestattete Land zu einer hohen Stufe auch geistiger Kultur zu erheben.

Wollen Sie mich nun noch nach dem mir teuersten der fremden Länder, nach Griechenland, begleiten? Die Zeit ist knapp geworden, und ich könnte Sie verweisen auf eine demnächst in Baumeisters Handbuch erscheinende sehr eingehende und offene Darstellung meines Freundes Sotiriadis in Athen. Aber einige Punkte möchte ich doch hier vorbringen, nachdem ich die Athenischen Schulen verschiedenster Art, Gymnasien und das „Realgymnasium“, Mädchenschulen, Waisenhäuser1), das Lehrerseminar und eine Volksschule kennen gelernt habe, dank der überaus liberalen Weise, in der mir von dem damaligen Minister Wlachos und von verschiedenen Schulmännern entgegengekommen ist.

Vor Allem war mir interessant zu sehen, wie weit man im Verständnis der altgriechischen Autoren in den griechischen Mittelschulen gegenwärtig kommt, und die Resultate, die ich wenigstens in Athen zu beobachten Gelegenheit hatte, waren im Ganzen sehr erfreulich, aber nicht überraschend, wenn man bedenkt, erstens wie die neugriechische Schriftsprache sich in lerikalischer Beziehung, z. T. auch in Flerion und Syntar immer mehr zum Altgriechischen zurückgebildet hat, und zweitens wie viele Stunden auf das Altgriechische verwendet werden: in den Gymnasien nämlich wöchentlich nicht weniger als 12 und zwar, soweit ich gesehen, immer die beiden ersten Morgenstunden; und auch das athenische прantinòv λóxetov, die einzige siebenklassige Mittelschule ohne Latein, vorbereitend auf das Polytechnikum, den höheren Militärdienst und auch zum Studium der Mathematik und Naturwissenschaften auf der Universität2), und ebenso die erste Mädchenschule Athens, das 'Apsáxetov, und das

1) Unter der Führung des damaligen Ministerial-Direktors für das Volksschulwesen, Charifios Papamarku, eines höchst einsichtigen Mannes, besuchte ich das von der Königin Amalia gegründete Institut für weibliche Waisen, nach ihr 'Apaketov genannt, diejenige Erziehungsanstalt in Griechenland, die mir den erfreulichsten, harmonischesten Eindruck gemacht hat (besonders herzerquickend war mir der fröhliche Sinn der Mädchen, die aus emfiger, geregelter Thätigkeit volle Zufriedenheit gewinnen). Auch eine Anstalt für männliche Waisen besichtigte ich unter derselben Leitung, wo alle Zöglinge (neben einem zweistündigen wissenschaftlichen Unterricht für den Tag) ein Handwerk erlernen und in gesonderten Werkstätten zur Buchbinderei, Schreinerei, Schlosserei, Schneiderei und zum Schufterhandwerk angeleitet werden.

2) Sotiriadis nennt die Anstalt „Realgymnasium“; mehr entspricht sie unserer Oberrealschule. Übrigens bin ich noch einer anderen Verwendung des Namens Realgymnasium im Orient be gegnet in Salonichi existiert eine bulgarische Mittelschule dieses Titels, in der gymnasiale und Real-Klassen neben einander liegen.

Athenische Volksschullehrerseminar verfügen über eine reichliche Stundenzahl für den altgriechischen Unterricht. Demgemäß wird nun an allen diesen Anstalten thatsächlich erreicht, daß auch schwierigere Poeten und Prosaiker mit eindringendem Verständnis und ordentlicher Geläufigkeit gelesen werden, wie mir aus der Inter= pretation noch nicht gelesener Partien mit Sicherheit hervorging. So wurde in meiner Gegenwart in einem Gymnasium aus Thukydides und im Schullehrerseminar aus Sophokles' Aias recht gut ertemporiert. Doch könnte gewiß noch ungleich mehr gelesen werden, Vieles, wovon die Schüler jezt nur in literargeschichtlichen Stunden hören, wenn man die syntaktischen Eigentümlichkeiten des Altgriechischen, die dem Neugriechischen fremd sind und bleiben werden, den Schülern vertrauter machte durch häufige Übertragungen in das Altgriechische, und wenn man dann bei der Lektüre nicht in so ungerechtfertigter Weise die Besprechung aller Grammatikalien ausdehnte: in der That bekam ich in einigen Stunden, besonders in einer Xenophonlektion fast den Eindruck der byzantinischen oxedorpapia. Mit diesen Ansichten fand ich auch die Beistimmung Athenischer Schulmänner.

Steht es aber mit dem griechischen Unterricht wenigstens im Allgemeinen erfreulich, so steht es um so trauriger mit dem lateinischen. Hier ist selbst bei so tüchtigen Lehrern, wie dem Prof. Tzakalotos am Warwakion (einem nach seinem Stifter Bapßáxns benannten Gymnasium), das Ergebnis sehr betrübend, und noch deutlicher erhielt ich diesen Eindruck durch private Gespräche. Ich hatte nämlich täglich bei mir einen der tüchtigsten Oberprimaner eines Athenischen Gymnasiums, um mich mit ihm in neugriechischer Konversation zu üben, und da kam ich eines Tages darauf, ihm leichte lateinische Autoren vorzulegen, um zu sehen, wie er mit diesen fertig werde. Es war nun kein Saß, der ohne meine vielfache Hilfe überwunden wurde, und besonders auffällig war die Vokabelunkenntnis. Auch hier könnte wohl nur durch reichlichere Übung in der Anwendung des Lateinischen geholfen werden. So, wie es jezt steht, ist das Latein die partie honteuse und die partie odieuse der griechischen Gymnasien, und man begreift vollkommen, wie die Abschaffung von den Schülern und ebenso von den angehenden Juristen, die sich im Latein examinieren lassen müssen, sehnlichst gewünscht wird. Ich wohnte eines Abends in einem Komödientheater der Aufführung einer Posse bei, in der eine Anzahl von Studenten zusammentraten und eine fanatische Rede eines Commilitonen gegen die lateinische Sprache mit den Burufen begleiteten: ή λατινική γλώσσα κάτω, κάτω!

Die Leistungen, von denen ich in den anderen Lehrgegenständen Kenntnis nahm, waren sehr verschieden nach der Qualität der Lehrer. Ich hörte eine ausgezeichnete Stunde neuerer Geschichte bei dem schon erwähnten Sotiriadis, auch eine sehr gute geographische Lektion, ferner eine treffliche französische und geometrische (die letztere in engem An= schluß an Euklid); daneben aber auch erheblich weniger befriedigende in denselben Gegenständen. In der Mustervolksschule, die mit dem Schullehrerseminar verbunden, interessierte mich besonders der Rechenunterricht. Zinsrechnungen im Kopfe brachten die Kleinen mit bewunderungswürdiger Firigkeit und Richtigkeit zu Stande.

Bezüglich der Unterrichtsmethode in den höheren Schulen habe ich vorhin schon erwähnt, daß die unglückselige Beschränkung des Fragens auf einzelne Schüler

auch in Griechenland herrscht, wie in Italien. Auch in Athen habe ich hierin nur wenige Lehrer anders verfahren sehen. Verbunden aber ist diese Sitte in griechischen Schulen vielfach mit einer noch merkwürdigeren. Der Lehrer kommt auf das Katheder mit einem Kästchen, in dem zusammengelegte Zettel, inwendig mit den Namen der einzelnen Schüler beschrieben, liegen, er greift hinein, und durch solches Loosen wird entschieden, wer nun aufgerufen werden und zum Zweck der Prüfung für die Stunde ans Katheder treten soll, 3–6, nicht mehr. Daß gerade diese scheinbar absolut gerechte Manier zu starker Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Behandlung der einzelnen Schüler führen kann, leuchtet wohl ein.

Was aber speziell in Griechenland dieses Verfahren der Auslese einzelner Schüler für eine Lektion (richtiger: Examination) sehr zweckwidrig erscheinen läßt, das ist die Überfüllung, an der auch dort, wenigstens in Athen, die Gymnasien leiden. In der Oberprima des Warwakion fand ich 50 Schüler. Fast alles drängt in diese Anstalten und hernach auf die Universität, um Carriere zu machen, eine politische Rolle zu spielen.

Den gymnastischen Übungen habe ich natürlicherweise auch in Neuhellas meine Aufmerksamkeit wiederholt zugewendet. Gerade gegenüber vom alten, jezt zum Zweck der erneuten Olympischen Spiele wiederhergestellten Stadion, liegt das κεντρικὸν γυμνάσιον, δίε Gentralturnantalt, wo id einmal Surnţtunden der fünftigen Volksschullehrer und dann auch einem Turnfest des Seminars und der damit verbundenen Musterschule beiwohnte. Die Ordnungsübungen der Kleinen waren mit Gesang begleitet, wie wir das jetzt auch z. T. machen, und zwar hörte ich da manche deutsche Melodie mit griechischem Tert, z. 2. „Wir hatten gebaut mit dem Sert: Διὰ σὲ ἐγεννήθην, ὦ πατρίς, unb mit Reblgefang, nigt Safengefang borgetragent, διὰ λάρυγγος und night διὰ ῥινός, wie nod bor 25 Jahren allgemein in den Schulen gesungen wurde, jezt Gebildete wohl fast nur noch in den Kirchen singen. - Die Leistungen der Größeren bewegten sich ganz in den Formen, die im deutschen Turnen üblich. Der einsichtige und energische Vorsteher Ser Burnantalt unδ ἐπόπτης πάντων τῶν γυμνασίων ἐν Ἑλλάδι gofianos fat sich auch in Deutschland ausgebildet und gab bereitwillig zu, daß jezt dieses Land den Hellenen auf dem Gebiete der Gymnastik vergelte, was es von ihnen empfangen. Gs waren Ordnung übungen mit Reulen und Danteln (διὰ κορυνῶν, δι ̓ ἁλτήρων), am Barren (δίζυγον), Beitprung über den Bod (ἐφαλτήριον), Sodiprung mit ber Stange (xovtós)1. Vergleiche ich diese Leistungen mit dem, was bei uns von

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1) Dier ift δα ganje πρόγραμμα τῶν ἐν τῇ γυμναστικῇ ἐξετάσεων τῶν μαθητῶν τοῦ ἐν Αθήναις Διδασκαλείου. 1. Αισμα της γυμναστικῆς ὑπὸ τῶν μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου καὶ τοῦ Προτύπου (Mufterjdule). 2. Ελεύθεροι ἀσκήσεις ὑπὸ τῶν μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου καὶ τοῦ Προτύπου μετ' ᾄσματος (Ἡ γη της Ελλάδος). 3. Ἐλεύθεραι καὶ τακτικαὶ ἀσκήσεις ὑπὸ τῶν μαθητῶν τοῦ Προτύπου μετ ̓ ἄσματος (Πρὸς τὴν πατρίδα. — Τὸ δείπνον τῶν κλεφτών. Ο διάλογος. Ἡ χαρά). 4. Ασκήσεις δι' αλτήρων ὑπὸ τῶν μαθητῶν τῆς Β' τάξεως τοῦ Διδασκαλείου. 5. Ασκήσεις διὰ κορυνῶν ὑπὸ τῶν μαθητῶν της τάξεως τοῦ Διδασκαλείου. 6. Αλμα εἰς ὕψος ὑπὸ τῶν μαθητῶν τῆς Β ́ και Γ ́ τάξεως τοῦ Διδασκαλείου. 7. Ασκήσεις ἐπὶ μονοζύγου ὑπὸ μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου. 8. «Αλμα ἐπὶ ἐφαλτηρίου ὑπὸ μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου. 9. Ασκήσεις ἐπὶ διζύγου ὑπὸ μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου. 10. Αλμα επί κοντῷ ὑπὸ μαθητῶν τοῦ Διδασκαλείου. 11. Αισμα: Ἡ αὐτάρκεια – Ἐθνικὸς ὕμνος.

Gleichaltrigen ausgeführt wird, so komme ich nach meiner Erfahrung zu dem Ergebnis, daß unsere jungen Leute an Reck und Barren mehr leisten, daß aber die jungen Griechen ihnen überlegen sind im Weitsprung und besonders im Hochsprung.

Auch einen großen Spielplaß hat man in Neuathen geschaffen, an der nach Patisia führenden Straße, wo die Mitglieder eines Spielklubs sich täglich abends üben. Da sieht man dann außer verschiedenen modernen Ballspielen fleißige Pflege des Diskuswurfs: die Scheibe wird mit großer Gewandtheit, gewöhnlich flach ge= worfen; daneben auch eiserne Kugeln. Man kann hier ganz wohl Studien für antike Bildwerke machen. Außer der Diskobolie sieht man vom alten Fünfkampf dort noch viel geübt das Werfen mit hölzernen Wurfspeeren nach einem Ziel. Einen Wettlauf habe ich nicht mit angesehen, doch ist gerade auch er sehr beliebt.

Von zwei Fehlern, an denen das hellenische Schulwesen leidet, wird viel geredet, und mit gutem Recht. Der eine liegt in der gesamten Organisation des Unterrichts, in der Stellung und Aufgabe, welche die dreijährigen éλλyuxà xoλsia haben. In der Mitte zwischen der vierjährigen Volksschule (òquotinòv oxoλstov) und dem gleichfalls vierjährigen Gymnasium stehend, sind sie bestimmt, einmal die Volksschulbildung fortzusehen und zweitens für die gelehrte Schulbildung vorzubereiten, und vermögen beide Ziele zugleich nicht in wirklich zweckentsprechender Weise zu erreichen. Noch wunder aber, noch hinderlicher für gedeihliche Entwicklung des griechischen Unterrichtswesens ist ein anderer Punkt, die Stellung und Behandlung der Mittelschullehrer. Denn nicht bloß sind die Gehälter sehr klein. Das Höchstgehalt eines Schulmannes, das eines Gymnasialdirektors, beträgt monatlich 350, also jährlich 4200 Drachmen. Das wären, wenn wir den bedeutenden Unterschied zwischen dem Papiergeld, in dem die Besoldung ausgezahlt wird, und dem Silber oder Gold unberücksichtigt lassen, 3360 Mk. Dazu aber kommt weder freie Wohnung, noch ein Wohnungsgeldzuschuß, dagegen ein Abzug von 71⁄2 Prozent für die Pensionskasse, der alle Lehrer von ihrer Anstellung an trifft und der um so unbilliger erscheint, als das Recht zur Pensionierung erst nach einem Dienst von 19 Jahren und 7 Monaten eintritt. Die Lehrer an den hellenischen Schulen aber beziehen, wenn sie der untersten Gehaltsklasse angehören (sie werden je nach dem Ausfall des Examens in drei Stufen geteilt), monatlich nur 100, also 1200 Dr. jährlich, oder genauer 1110 Dr. und haben dafür 24-30 Stunden wöchentlich zu geben.

Indes die Kärglichkeit des Gehalts ist doch noch nicht das Schlimmste; das Übelste ist seine Unsicherheit, wie sie das Regierungssystem des heutigen Hellas verursacht, ein abschreckendes Beispiel des rein parlamentarischen Regiments. Denn ebenso wenig wie der König ist der Staatsminister hier der ausschlaggebende Mann, sondern der Abgeordnete, der Bouλeutic. Nachdem er gewählt, kommt er mit einem Koffer voll Wünschen und Beschwerden persönlichster Art, die ihm von. Wählern vorgetragen sind, z. B. bezüglich der Besetzung von Beamtenstellen, in das Bouλevryptov, und die trägt er dann seinerseits öffentlich oder privatim dem Staatsminister oder einem Fachminister vor. Wird aber seinen Wünschen nicht

entsprochen, so hat das entscheidende Bedeutung für sein Votum in irgend einer Abstimmung, bei der das Ministerium persönlich engagiert ist.

Unter diesen Umständen ist wohl begreiflich, wie bei einem Abgeordnetenwechsel und einem Ministerwechsel alle Beamten (die sämtlich nicht lebenslänglich angestellt sind) in ihren Stellungen anfangen unsicher zu werden, und das gilt in der That von allen Stufen der Beamtenwelt und nicht am wenigsten von den Gymnasialprofessoren und Direktoren und von den Lehrern an den hellenischen Schulen. Als ich vor 27 Jahren auf der Insel Syra einen Gymnasialprofeffor, namens Spathis, kennen lernte, der mir sehr wohl gefiel, und ihn fragte, wie lange er nun in seiner gegenwärtigen Stellung sei, antwortete er mir, wenn ich nicht irre: „6 Jahre“; sicher aber fügte er bei, es sei eine lange Zeit, und er verdanke diese Stätigkeit seiner Stellung dem Umstande, daß sein Onkel Abgeordneter von Syra sei. Als ich mich nun bei meinem zweiten Aufenthalt in Griechenland erkundigte, ob der Spathis noch lebe und wo er angestellt sei, wurde mir der Bescheid: „Der ist seit längerer Zeit beschäftigungslos“, und auf meine Frage nach dem Grunde erfolgte die Antwort: roditinÿç ëvena. Die Zahl solcher aus politischen Ursachen für kürzere oder längere Zeit Beschäftigungslosen ist so groß, daß man für sie eine besondere Bezeichnung erfunden hat: der Pausierende heißt Pausanias! Und der einzige, aber schlechte Trost für dieses Unwesen ist, daß das gleiche Schicksal alle vom Minister bis zum Kanzleidiener treffen kann. Bei dem lezten Ministerwechsel wurde in dieser Weise einer der tüchtigsten Lehrer, die ich kennen gelernt habe, zu Ruhe gesezt, der schon zweimal erwähnte Sotiriadis; und Herr Zangogiannis, der den Lesern dieser Blätter durch die Recension seines vortrefflichen Buches über die preußische Schulreform und das griechische Gymnasium (1896 S. 41 ff.) und durch seine Schilderung der vorjährigen Athenischen Wettkämpfe (1896 S. 136 ff.) bekannt ist und der bis vor einem Jahr als Seminardirektor in Larissa segensreich wirkte, er ist jezt als Professor nach Lamia versetzt.

Und nicht bloß in Absetzung und Anstellung von Lehrern mischen sich die Bookatai, sondern in alle Einzelheiten des Schulbetriebes, z. B. in die Promotionen der Schüler. Vor zwei Jahren wurden einige Versetzungsbestimmungen, nach denen eine Reihe von Schülern am Ende eines Schuljahres nicht versezt worden waren, auf Betreiben von Abgeordneten, bei denen Eltern geklagt hatten, während der Ferien aufgehoben, und in Folge dessen erschienen nach den Ferienwochen die Durchgefallenen vergnügt in den oberen Klassen. Und der Minister, der dies Kunststück fertig brachte, hieß, wenn ich richtig gehört, Kaddippovās.

Einen unheilvollen Einfluß muß solche Politik auch auf die Schulzucht, auf den Geist der Jugend üben. Bei äußerer Gesittetheit zeigt sie deswegen auch den Schulbehörden gegenüber, ähnlich wie die italienische, ein Maß von Eigenwillen, das gesunder Disciplin entschieden zuwiderläuft und das hernach schlimme Früchte auch im Leben tragen muß. Ein Beispiel, das ähnlich erheiternd auf uns wirkt, wie das Telegramm italienischer Abiturienten an den Unterrichtsminister, mag die Sache klar machen.

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