Изображения страниц
PDF
EPUB

Bemerkung.

Betreffs des vorstehenden Lehrplanes ist zu bemerken, daß derselbe mit etwas geringerer Stundenzahl für Latein geplant war, um anderen Fächern, insbesondere dem Turnen, eine etwas größere Stundenzahl zuzuweisen. Das Großh. Ministerium bestand aber darauf, „daß die Einhaltung des Frankfurter Lehr- und Studienplanes hinsichtlich des Unterrichts in den alten Sprachen das Mindestmaß des Betriebs dieser Fächer darstellt“ und „daß von dem Frankfurter Lehrplan als Mindestmaß des Betriebs der alten Sprachen nicht abgewichen werden kann.“ Hierdurch war die Gestaltung des Lehrplanes im Wesentlichen bedingt.

Danach stellt sich folgendes Verhältnis zu dem reglementarischen Lehrplan der badischen Gymnasien heraus. Das neue Gymnasium hat wöchentlich 11 Stunden mehr Deutsch (welches Plus auf die unteren und mittleren Klassen fällt), 12 St. mehr Französisch (welches Mehr ausschließlich den 3 untersten Klassen zufällt), 1 St. mehr Naturbeschreibung in IV, 4 St. mehr Mathematik (Rechnen) in den 3 untersten Klassen, 1 St. mehr Schreiben. Die Stundenzahlen für die Religion und für Geschichte samt Geographie sind die gleichen (wir trennen die beiden leztgenannten Fächer nicht, weil bei uns in den geschichtlichen Lektionen der oberen Klassen zugleich systematische geographische Repetitionen stattfinden). Ein Minus von Stunden zeigt die Tabelle einmal für den Zeichenunterricht, insofern die 2 Zeichenstunden in VI wegfallen sollen, und ein sehr bedeutendes für den klassischen Unterricht, da dem erst in Untertertia beginnenden Latein im ganzen wöchentlich 20 Stunden, dem in Untersekunda anfangenden Griechisch 4 Stunden entzogen sind. Der Unterricht in der philosophischen Propädeutik ist ganz ausgefallen.

Von dem Frankfurter Plan weicht der Karlsruher in folgenden Punkten ab: er hat weniger 1 St. Religion wöchentlich und mehr 2 St. Französisch, 2 St. Geschichte und Geographie, 1 St. Naturbeschreibung und 1 St. Schreiben, infolge dessen (das Turnen und Singen nicht gerechnet) die Quinta, Quarta, Unterprima und Oberprima je 1 St. und die beiden Tertien je 2 Lektionen in der Woche mehr haben als in Frankfurt (die Obersekunda 1 weniger).

Dies ist das Thatsächliche. Und die Erwägungen, welche diese Gestaltung empfehlen? Neu ist in den obigen Begründungen nichts, und die alten Wendungen von der unüberbrückbaren Kluft, welche gegenwärtig bei uns zwischen den Latein lernenden und Latein nicht lernenden geschaffen werde, und andere derart werden durch ihre Wiederholung nicht richtiger. So könnte ich mich ja wohl mit dem beruhigen, was ich vor einigen Jahren gegen diese Argumente auf Grund von Thatsachen gesagt. Trotzdem habe ich in einer Badischen Zeitung gegen die Ausführungen des Herrn Direktor Treutlein mehreres bemerkt und werde das auch in dieser Zeitschrift im Zusammenhang mit Anderem thun. Wenn Jemand erklärt, er wolle es in der Unterrichtsgestaltung mit einem Wege, der von dem bei uns üblichen abweicht, versuchen, so mag ihm das gewährt werden, auch wenn dieser Weg nach zahlreichen Erfahrungen, die gemacht sind, ein Abweg ist. Doch wenn man, um die Wiederholung des

Versuchs zu empfehlen, die bestehenden, bewährten Einrichtungen in durchaus ungerechtfertigter Weise herabseßt, so fordert man eine Widerlegung heraus.

Litterarische Anzeigen.

Max Schneidewin, Die antike Humanität. XX u. 558 S. Berlin, Weidmann'sche Buchhandlung. Preis 12 M.

Ein Frankfurter Stadtschulrat hat jüngst die bedeutungsvollen Worte durch Druckerschwärze verewigen lassen, ein Lehrer brauche nicht wissen schaftlich zu arbeiten: was habe er denn davon, wenn er am Ende seines Lebens hundert Bücher mehr als ein anderer durchgearbeitet habe? Es ist erfreulich, daß solch banausische Ansichten nur vereinzelt dastehen, und daß sie durch tüchtige wissenschaftliche Leistungen unserer höheren Lehrer Lügen gestraft werden. Eine solche wissenschaftliche Arbeit, auf die der höhere Lehrerstand stolz zu sein gerechten Grund hat, ist soeben von M. Schneidewin in seinem Werk über die antike Humanität geliefert. Er stüßt sich in seinen Ausführungen auf Cicero, dessen Schriften als der wesentliche Spiegel der antiken Humanität zu betrachten sind. Die Verschmelzung des Griechentums mit dem Römertum erzeugt das Menschentum, die Humanität, die, wie die prinzipiellen Erörterungen darthun, an begrifflichem Umfang über die moderne Humanität hinausgeht. Das Prinzip der antiken H. ist nicht nur edel und hilfreich zu sein, sondern ein voller, ganzer, der Idee dieser höchsten Gattung von_irdischen Geschöpfen entsprechender Mensch zu sein. Nach einer Betrachtung der Voraussegungen der a. H. behandelt der Verfasser dieselbe zuerst im Verhältnis von Mensch zu Mensch: hier erregen besonderes Interesse die Darlegungen über die Freundschaft, die Frauen und die Sklaven. Daran anschließend wird die Stellung der a. H. zu Staat und Vaterland charakterisiert: auch dieser Abschnitt enthält eine Fülle des Interessanten und Wissenswerten und wirft zugleich helle Streiflichter auf Ciceros Charakter selbst. Ein weiterer Abschnitt legt das Verhältnis der a. H. zur Wissenschaft und zur Kunst dar: da werden die fördernden wie die hemmenden Momente, die in Betracht kommen, ferner die Gegenstände des geistigen Interesses und die einzelnen Künste besprochen. Ein letter Abschnitt zeigt die Humanisierung des sinnlichen Menschen in dem humanen Verhältnis zur Außennatur wie zur eigenen sinnlichen Natur.

Diese dürftigen Hinweise verraten nicht den Reichtum des in frischem, ansprechendem Stil geschriebenen Buches, das noch besonderen Wert erhält durch die Schlußausführungen, die einmal die Frage beantworten, ob das Altertum humanitäre Bestrebungen, wie sie der moderne soziale Staat aufweist, kannte, und zweitens eine Parallele zwischen der antiken Humanität und dem Humanismus der Gegenwart ziehen. Hier zeigt es sich, daß Sch., im AlterDas humanistische Gymnasium 1897. II.

G. Uhlig.

tum wurzelnd, doch nicht den Blick für die Gegenwart verloren, sondern daß jenes seinen Blick für deren Erscheinungen erst geschärft hat. Trefflich benugt wird dabei die Gelegenheit, einmal mit Nerrlich's Dogma vom klassischen Altertum gründlich abzurechnen. Aus den quellenmäßigen Darlegungen ersieht man, wie dieser mit einer erstaunlichen Keckheit Behauptungen in die Welt hinausschleuderte, die der Wahrheit ins Gesicht schlagen; zugleich erkennt man, wie gering das Wissen jenes Federhelden ist, den die Reformer als ihren Erlöser begrüßten und den selbst Reformgegner, weil sie sich durch die kühnen Behauptungen verblüffen ließen, allzu glimpflich behandelt haben. Wahrhaft wohlthuend ist Schneidewins Erörterung der Frage, welche Bedeutung das klassische Altertum für die Gegenwart hat. Dieser Abschnitt kann selbst als klassisch bezeichnet werden, und seine Lektüre dürfte besonders denen anzuraten sein, die davon schwärmen, daß wir es heute so herrlich weit gebracht.

Gibt so das Buch eine erschöpfende, von gründlichstem Wissen und ächter philosophischer Bildung zeugende Darstellung der a. H., so ist es zugleich, wenn auch unbeabsichtigt, eine Ehrenrettung Ciceros, dessen schiefe Beurteilungen in den Köpfen mancher Lehrer wie vieler Schüler Unheil angerichtet haben. Ist man auch neuerdings durch die Forschungen von Aly, Schmidt, Weißenfels u. a. zu einer gerechteren Beurteilung des Arpinaten gekommen, so ist doch eine Untersuchung, wie sie Sch. geliefert hat, noch überzeugender und wird, meinen wir, auch manchen, der Cicero mißgünstig gegenüberstand, billiger urteilen lehren.

C. Blumlein. Th. Zielinski, Cicero im Wandel der Jahr:

hunderte. 102 S. Leipzig, B. G. Teubner. Das Büchlein, ein am 2000. Geburtstag Ciceros gehaltener Vortrag, schildert zuerst seinen Einfluß auf die, welche das Christentum unter den Lateinern ausbreiteten. Hier ist, meinen wir, die Einwirkung Ciceros in den Rhetorenschulen, aus denen ein Minucius Felix, Lactanz, Victorinus, Augustinus u. a. hervorgingen, noch nicht hinreichend gewürdigt, wie 3. auch nicht hervorhebt, daß diese Männer sich, wenn sie sich an die Römer wandten und sie gewinnen wollten, einer der klassischen Sprache konformen Ausdrucksweise bedienen mußten. Im zweiten Teil bespricht d. Verf. die Stellung von Cicero zu der Renaissance. Hier kommt er zu ähnlichen Ergeb nissen wie Mar Schneidewin, mit dem er auch in der Verurteilung Nerrlichs einig ist: der Anhang gibt köstliche Proben Nerrlich'schen Wissens und eine gründliche Abfertigung des „Dogmas vom klassischen Altertum". Am dankenswerte

8

sten, weil am wenigsten bekannt und mancherlei Neues bringend, ist der letzte Teil, der von dem Einfluß Ciceros auf die Aufklärung und die französische Revolution handelt: der moralische Anteil Ciceros an diesen gewaltigen Verände rungen ist, wie nachgewiesen wird, ganz bedeutend. Es ist eine gewaltige Bahn, die Cicero durchlaufen hat; sie beweist, nach 3.'s richtiger Bemerkung, daß die Antike nie ausstudiert werden wird, weil sich mit der Vervollkommnung unserer Kultur auch ihre Bedeutung für uns verinnerlicht und vermehrt. Cicero zur Zeit der Ausbreitung des Christentums der Philosoph, in der Renaissance der Schöpfer des Individualismus, in der Zeit der Aufklärung der Rationalist, in der Revolution der Staatsmann, das find die Etappen des Einflusses jenes vielgelob ten und vielgescholtenen Römers.

C. Blümlein. H. v. Schelling, Die Odyffee, VIII u. 512 S. München u. Leipzig, R. Oldenbourg, 1897. Es gehört zum Repertoir der Gegner des Gymnasiums zu fragen, wer sich denn nach Abschluß seiner Gymnasialstudien noch mit den alten Sprachen beschäftige. Sie bestreiten die fest stehende Thatsache, daß gar mancher, der in Amt und Würden ist, in einem stillen Stünd chen nach seinem Horaz oder Homer greift. Da ist es denn gut, wenn man den Gegnern Leute vorführen kann, die, troh ihrer auf ganz ande= ren Gebieten liegenden Berufsthätigkeit, die al ten Autoren nicht bloß lesen, sondern auch in ihnen arbeiten, und zwar so, daß sie mit ihren Arbeiten auch das Lob der eigentlichen Philologen erringen. Es sind zwei Juristen, auf die ich diesmal hinweisen möchte, der Münchener Professor Mar Seydel, der bayerisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht doziert und der des Lucretius wahrlich schwer zu übertragendes Werk De rerum natura so meisterhaft übersetzt hat,') daß ein berufener Kritiker schrieb, man werde nicht anstehen, ihm den Siegespreis zu zuerkennen, wenn man sich durch einen Vergleich mit seinen Vorgängern von seinen unbestreit baren Vorzügen überzeuge. Der andere ist Her: mann von Schelling, der frühere preußische Justizminister. Von ihm ist soeben eine Ueber setzung der Odyssee erschienen, die, wie der Verfasser sagt, zunächst nicht in der Absicht der Veröffentlichung, sondern aus einem persönlichen Bedürfnis entstanden ist. Sch. verdient Dank, daß er sie nicht in seinem Pult zurückgehalten, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Er wählte zu seiner Uebersetzung nicht den Herameter, der ihm trotz der Leistungen eines Voß, Goethe und ihrer Nachfolger noch nicht populär genug zu sein scheint, sondern die achtzeilige Strophe mit der Reimform a bababcc, wie sie ähnlich, aber freier, von Schiller in der Über

setzung des zweiten und vierten Buches der Äneide verwendet worden ist, und zwar zieht er die Stanze aus dem Grund vor, weil sie einigermaßen ein Abbild der Klangfülle des griechischen Tertes gewährt. Gewiß bekommen durch die Wahl dieser Versform manche Partien ein anderes Aussehen, die eigentümliche altertümliche Färbung, wie sie der Voßischen Übersetzung anhaftet, verschwindet, es muß mancher Sak gekürzt, mancher durch kleine Zusätze erweitert werden, um die Strophe abzuschließen; oft auch greift die eine Stanze in die andere über, gleichwohl wird diese Uebersetzung, vornehmlich dem, der das Original nicht genießen kann, nach unserer Empfindung einen Genuß gewähren, wie kaum eine ihrer Vorgängerinnen. Bei einer solchen für weitere, nichtphilologische Kreise be stimmten Arbeit kommt es auch nicht in erster Linie darauf an, daß sie in allen Einzelheiten richtig, sondern daß sie schön ist, so schön, daß sie ohne Verwischung der wesentlichen Eigentümlichkeiten des Originals diesem in der Wirkung möglichst nahe kommt. Dazu ist die neue Odysseeübersetzung wohlgeeignet. Mag auch eine Reihe von zu beanstandenden Reimen und Wortbildungen vorhanden sein, im großen und ganzen bietet sie soviel Erfreuliches, daß man sie jedem Laien, dem man ein Bild der Märe vom Dulder Odysseus verschaffen will, in die Hand geben kann. C. BL. Seeger, Elemente der lateinischen Syntax mit systematischer Berücksichtigung des Französischen. Wismar, Hinstorff'sche Hof. buchhandlung. 270 6.

Ebenso, wie Dir. Reinhardt, bringt der als tüchtiger Pädagoge bekannte Direktor des Güstrower Realgymnasiums, H. Seeger, das Lateinische in enge Verbindung mit dem Französischen. Während aber R. seine Sahlehre für Gymnasien_und_Realgymnasien bestimmt hat, erachtet S. die Verwendung derselben Grammatik an den beiden Anstalten nicht für angebracht. Seine Elemente find geschrieben für Realgymnasiasten, welche nach dem Altonaer System2) unterrichtet, bereits mit dem Französischen einigermaßen vertraut sind und einen ersten Kursus der französischen Syntar vollständig absolviert haben. S. liegt daran, „den französischen und den lateinischen Unterricht zu einander in möglichst innige Beziehung zu setzen, und naments lich den syntaktischen Unterricht so zu gestalten, daß einerseits durch Verwertung des vorauf gegangenen französischen Unterrichts das Latei= nische dem Schüler erleichtert und seinem Ideenkreise näher gerückt werde, andererseits aber auch das Studium des Lateinischen in wirksamer Weise zur Befestigung und Belebung der vom Schüler erworbenen Kenntnis des Französischen diene". Wie man sieht, dasselbe

1) Die Übersetzung erschien in dem gleichen Verlag, wie Schellings Odyssee.

2) Das übrigens seinen Namen nicht mit Recht trägt, da man bereits vor 120 Jahreu versucht hat, den fremdsprachlichen Unterricht mit Französisch statt mit Latein zu beginnen.

Ziel, das R. bei der Abfassung seiner Saklehre im Auge hatte. Der Weg aber, auf dem S. dieses erreichen will, ist ein anderer. Er schließt sich in der Anordnung des syntaktischen Lehrstoffes vorwiegend an Becker an. Die Gründe für dieses Vorgehen legt er in einer Begleitschrift dar. Bezüglich der Terminologie folgt er der in seinem Lehrbuch der neufranzösischen Syntar gebrauchten, was unbedingt nötig war, wenn ein möglichst enger Zusammenhang in der Syntar beider Sprachen hergestellt werden sollte. Etwas anderes ist es, ob Termini, wie subnominale Genetive, subverbiale Kasus u. a. viele Freunde finden werden. Konsequenter Weise hat S. als Übersetzungssprache für die Beispiele das Französische gewählt, um durch Übertragung der beim Aufbau des Lehrgebäudes durchgeführten Vergleichung der beiden Sprachen auch auf die Sagbeispiele eine möglichst innige Verbindung herzustellen. Die letteren sind sehr zahlreich, so daß sie in erster Linie zur Einübung der mündlichen Saganalyse dienen können, von der die Lektüre selbst möglichst verschont bleiben soll. Der französische Text ist durchweg den besten Übersetzungen entnommen. Er zeigt aller dings recht deutlich, daß die syntaktischen Regeln allein nicht ausreichen, eine gute Übersetzung zustande zu bringen, da häufig die französischen Autoren gerade da, wo die syntaktischen Regeln im Französischen und Lateinischen übereinstimmen, eine ganz andere Wendung oder Konstruktion gebrauchen. Was den Umfang der eigentlichen Grammatik betrifft, so ist die Zahl der Regeln bei weitem größer als bei R.; uns scheint sie zu groß zu sein, und wir könnten dem Gymnasiasten Glück wünschen, der alle Regeln der S.'schen Grammatik beherrschte. Auf Einzelheiten können wir hier nicht weiter eingehen, das mag den Lateinlehrern an Realgymnasien, die deren Bedürfnisse besser kennen als der Referent, überlassen bleiben. Das aber scheint uns, und damit wollen wir schließen, aus Seegers und Reinhardts Grammatiken flar geworden zu sein, daß ein Aufbau des Lateinischen auf dem Französischen, was die Saglehre betrifft, nicht fruchtbar sein wird. Beide dagegen legen den Nugen einer gemein samen Terminologie der syntaktischen Begriffe bei den an der Schule gelehrten Fremdsprachen und der Muttersprache deutlich vor Augen, und es wäre zu wünschen, daß ihre dahin gehenden Bestrebungen gewürdigt und verwirklicht würden.

C. Blümlein.

Lateinische Schulgrammatik von Dr. Franz Friedersdorff, 2. Auflage, durchgesehen und umgearbeitet von Dr. Franz Friedersdorff und Dr. Heinrich Begemann. Berlin (Dümmler) 1897. Preis geb. M. 1.80. Die vorliegende Grammatik ist bezeichnet als Umarbeitung eines altehrwürdigen, einst viel gebrauchten Lehrbuches, der lateinischen Grammatik von Zumpt; in Wirklichkeit ist sie eine selbständige Leistung des Verfassers, welche durch die Rücksichten, die die Pietät gebot, gewiß nicht

erleichtert wurde. Mit geschickter. Hand hat F. das den heutigen Anforderungen des Unterrichts Entsprechende an dem alten Buche ausgewählt und in neuer Form nach eigenem System dargestellt. Besonders geglückt scheint uns der syntaktische Teil, der in knapper, dem Schüler leicht verständlicher Fassung die wichtigsten Sprachgesetze zur Darstellung bringt. Das inhaltreiche, aber nicht umfangreiche Buch läßt kaum etwas Wesentliches aus dem klassischen Sprachgebrauch vermissen. Die Ergebnisse neuerer sprachwissenschaftlicher Studien, sowie ähnliche Erscheinungen in anderen Fremdsprachen sind mit Recht nur soweit herbeigezogen, als sie geeignet sind, das Verständnis der betreffenden Regel zu fördern. Die vorliegende zweite Auflage enthält eine Reihe von Änderungen und Zusäßen von der Hand des Direktors H. Begemann. Auch wer einzelnen prinzipiellen Änderungen auf dem Gebiet der Formenlehre, die wohl der schwächere Teil des Werkes sein dürfte, nicht zustimmt, wird doch in den tiefer greifenden Umgestaltungen der Tempus- und Moduslehre wirkliche Verbesserungen erkennen, die geeignet sind, den Wert des Buches zu erhöhen. Wir wünschen der Grammatik im Interesse des lateinischen Unterrichts eine weite Verbreitung. T. S.

Jos. Langl, Grundriffe hervorragender Bau

denkmale. Ein Lehrbehelf für den kunstgeschichtlichen Unterricht an höheren Lehranstalten (Ergänzung zu J. Langl's Bildern zur Geschichte). Wien, Ed. Hölzel, 1896. 12 Blätter M. 10, Einzelpreis M. 1. Größe jedes Blattes 74 × 98 cm. Diese Publikation hat zunächst den Zweck, die historischen Bilder des gleichen Verlags zu ergänzen. Ein Bauwerk wird ja allerdings nur dann recht gewürdigt werden können, wenn man sich an den Raumdispositionen des Grundrisses die ersten Absichten des Architekten klar zu machen sucht und die Konstruktionen des Aufbaus bis auf die vorbereitende Grundlage verfolgt. Eine Vergleichung der Grundrisse der Hagia Sophia, des Speierer und des Kölner Doms, der Peterskirche wird auch für das Auge der Schüler lehrreiche Aufschlüsse bieten; die Vergleichung der Räume eines ägyptischen Tempels, des Parthenon, einer Moschee, christlicher Kirchen wird vortrefflich die Betrachtung der verschiedenen Arten des Gotteshauses einleiten. Die Vorlagen sind durchaus nach den besten Quellen bearbeitet; dies gilt auch für die Blätter des klassischen Altertums (Akropolis, Forum, Dionysostheater). Sie sind groß und deutlich ge= nug, um, an der Wandtafel aufgehängt, für eine ganze Klasse sichtbar zu sein; außerdem find sie so hergestellt, daß sie nicht noch besonders mit Leinwand unterklebt werden müssen, und dürfen sehr wohl zur Anschaffung in höheren Lehranstalten empfohlen werden. Der Verleger beabsichtigt, eventuell noch weitere Hefte folgen zu lassen; auch Grundrisse von Thermen, Burganlagen, Klöstern dürften sich zur Aufnahme in die Sammlung besonders eignen.

Rö.

Meyers Konversations - Lexikon. Fünfte Auflage. XV. Band. Die Qualität der Bände wird, scheint uns, immer noch besser, und so wollen wir uns über den Titel trösten, über den wir immer einen kleinen Ärger haben und der dem Inhalt gar nicht entspricht. Denn eigentlich bedeutet die Aufschrift doch: Alphabetisches Verzeichnis von Allem, über das einer unter Umständen sollte reden, schwagen können; und dann wäre der Zweck des Wertes ja recht niedrig. In Wahrheit ist er aber recht hoch. Nicht daß der Leser über die Dinge schwagen könne, sondern daß er sich gründlich belehre, darauf find die Artikel angelegt, und es ist sehr anzu erkennen, wie trotz der Mannigfaltigkeit der Gegenstände und der Verfasser dies Ziel überall nicht bloß zu Tage tritt, sondern auch erreicht wird. Noch anerkennenswerter aber ist bei der Verschiedenheit der Autoren die durchgehende Klarheit der Form. Wir haben doch in Deutsch land recht ordentliche Fortschritte während dieses Jahrhunderts in populärer Darstellung auch

schwieriger wissenschaftlicher Stoffe gemacht. Die Meyersche Encyclopädie bietet hierfür zahlreiche Belege. Der neue Band bringt zuerst den Schluß der Berichte über Rußland, und wir ersehen aus einem Artikel Russisch-Centralasien, unterstützt durch eine sehr instruktive Karte, wie das Reich des Zaren seine Grenzen immer weiter vorschiebt, und ergänzen dann unsere Kenntnis von der erdrückenden Weltmacht Rußlands durch die Artikel über Sibirien und sibirische Eisenbahn. Auf der Strecke von „Russisches Reich" bis „Sirte" aber, dem letzten Wort in diesem Band des Lerikons, liegen gar wichtige Stationen, bei denen die meisten verweilen werden, und sie werden es nicht bereuen: Schiller, Schopenhauer, Shakespeare, Schubert, Schumann, Sachsen, Schweden, Schweiz. Und beim Durchblättern wird das Auge zugleich durch Farbendrucke erfreut werden, wie wir fie vollkommner in wissenschaftlichen Werken nicht gesehen: wir meinen vor Allem die zur Illustra tion von Tier- und Pflanzenwelt bestimmten.

Eingegangene Bücher.
Zum Religionsunterricht.

E. Kautsch, Die heilige Schrift des Alten Testaments in Verbindung mit. . . . übersezt und herausgegeben. 2. mehrfach berichtigte Ausgabe. Freiburg i. Br. und Leipzig, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). 1896. Ausg. AA: Tertband einzeln geh. M. 9, geb. M. 11; Ausg. BB: Beilagenband einzeln geh. M. 5, geb. M. 6,50; Ausg. CC: Tert u. Beil. in 1 Bd. geh. M. 12,60, geb. M. 15 (Text: IV, 1012 S.; Beil.: XV, 219 S. u. 1 Karte.)

Unentbehrlich für das Studium des Alt. Testaments. Klare, formvollendete Übersetzung in engstem Anschluß an den Text; treffl. archäologische Erläuterungen und geschichtl. Überblice.

Novum Testamentum græce. Für den Schulgebrauch herausgeg. von Dr. Fr. Zelle, Oberlehrer am Humboldt-Gymn. in Berlin. V.: Die Apostelgeschichte von B. Wohlfahrt, Divisionspfarrer in Mülhausen i. E. Mit einer Karte. Leipzig, B. G. Teubner. 1892. VIII u. 139 S. Preis 1,80 M.

Für die Lektüre in II bestimmt, will es Schülern und Lehrern durch Angabe histor. u. sprachl. Notizen Zeit für eingehende religiöse Behandlung des Stoffes gewinnen. Ein brauchbares Hilfsmittel für den Unterricht, auch wenn man nicht in allem die Anschauungen des Verfassers zu teilen vermag.

M. Evers, die Schulbibelfrage auf der 19. evangel. Religionslehrerversammlung des Rheinlandes zu Düsseldorf, 24. Mai 1894. Berlin, Reuther u. Reichard 1895. 74 S. M. 1.20.

Gibt als Beitrag zur Lösung der hochwichtigen und ernsten Frage, ob Schulbibel oder nicht, 1. die Referate, welche auf der bezeichneten Versammlung Prof. Pullig-Bonn und Dir. Dr. Meyer -Langenberg über die Notwendigkeit einer Schulbibel erstatteten und in denen sie für baldigste Einführung derselben mit hl. Ernste eintraten; 2. die daran sich anschließenden Verhandlungen, in welchen namentlich die Äußerungen des Provinzialschulr. Dr. Münch und des + Generalsuperint. Dr. Baur von Bedeutung sind; 3. die gefaßte Resolution und eine eingehende Vergleichung der vorhandenen Schulbibeln, des Völker'schen Lesebuchs, der Glarner Familienbibel und der Bremer Schulbibel. Das Buch ist so geeignet, über den Stand dieser für den Religionsunterricht wichtigen Frage rasch und sicher zu orientieren.

« ПредыдущаяПродолжить »