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B. mit Gewifsheit, dafs in einer Verfammlung der Demagogen zu Charenton, der Tag der Infurrection auf den cten oder ioten Auguft festgesetzt worden war.

Zwey und dreyfsigftes Kapitel. Am Morgen des 6. Auguft kehrt Lefort von feiner Sendung zurück, und bringt die beruhigenditen Nachrichten mit. Der Vf. fchreibt au den König, und bittet ihn, unverzüglich den Tag zur Ausführung des Plans zu beftimmen, und wo möglich feine Abreife auf die Nacht vom 7ten zum Sten anzuordnen. Um 6 Uhr Nachmittags erhält er durch einen vertrauten Bothen die mündli che Antwort: er follte die Zubereitungen zur Reife bis auf weitre Notis auffchieben; Ihre Majeftaten wollten diefen Schritt nur in der letzten Extrémität thun." Diefe Antwort fie war wie ein felbftgefprochnes Todesurtheil anzufehen wirkte gleich einem Donnerfchlage auf B. Er begab fich zu dem unglücklichen Montmorin (der damals die Nähe feines Todes mit einer fonderbaren Gewissheit ahndete, aber feft entfchloffen war, den König in keinem Falle mehr zu verlaslen) und fie fafsten beide den Eutfchlufs, noch einen fchriftlichen Verfuch zu machen. Ain 7. Auguft Abends erhielt B. folgendes Schreiben vom Könige: Ich weifs von guter Hand, dafs die Infurrection noch nicht so nahe ist als Sie glauben: auch giebt es noch Mittel, ihr vorzubeugen oder fie wenigftens aufzuhalten, und ich ergreife wirklich Maafsregeln dieferhalb: alles kömmt nur darauf an, dafs man Zeit gewinne. Ich habe Urfache zu glauben, dafs es weniger gefährlich ift zu bleiben als zu fliehen. Setzen Sie indeffen ihre bisherige Wachfam keit fort, und fchreiben Sie mir beftändig." Nun fahen fie klar, dafs der König noch andre Rathgeber anhörte, und Montmorin erfuhr mit völliger Gewifs heit, dafs die Königinn, durch unglückliche Rathfchläge verblendet, den Plan der Flucht, worinn noch ibre Jetzte Rettung lag, verworfen hatte. Die beiden Hauptmotive, die bey ihr ins Spiel kamen, waren: Mifstrauen gegen den Herzog von Liancourt, der das Commando in der Normandie führte; (und den doch der Vf. als einen fehr redlichen Freund des Königs und der nonarchifchen Verfaffung kannte,) und die Hoffnung auf die Armee des Herzogs von Braunfchweig, die damals im vollen Anwarfch ge gen Paris zu feyn fchien. - Unterdeffen brach der zehnte Auguft an, und die Feinde des Thrones triumphirten. Aeufserft merkwürdig ist es, dafs die Kö niginn noch, als fie fchon mit ihrer Familie in der Loge des Logographen cingesperrt war, durch eine leere Anrede des Präfidenten getäuscht zu dem bra-, ven d'Hervilly fagte: Nun r. d'Hervilly! war es nicht Recht gethan, dafs wir blieben?" D'Hervilly antwortete: „Ich wünsche von Herzen, dafs Ew.

Majestät noch in 6 Monaten diefer Meynung feyn

mögen."

Drey and dreyfsigftes bis fieben und dreyfsigfies Kapitel. Der Vf. mufste fich, wie alles was mit. der geftürzten Regierung zufammenhing, nach dem

roten Auguft vetstecken. Er nahm feine Zuflucht in das Haus eines Wundarztes, überlebte hier unter mancherley fonderbaren Abentheuern, die fürchterlichen Tage des 2ten und 3ten September, vernahin die Lebensgefahr feiner Brüder, den Tod feines Vaters, und war fu glücklich, fich an roten October zu Boulogne einfchiffen zu können, und in England fchnitte, die voll von merkwürdigen Umständen und Dies ift der Inhalt diefer fünf Ab anzulangen. intereffanten Anekdoten find, die wir aber, da fie blofs das perfonliche Schickfal des Vf's. betreffen, als minder wichtig, hier übergehen müffen.

Acht und drefsigftes und neun und dreyfsigfés Kapitel. Procefs Ludwig des XVI. Sobald es entfchieden war, dafs, die Factionen, welche Frankreich beherrschten und zerriffen, nach dem Blute des un glücklichen Monarchen dürfteten; erhoben die we nigen geprüften, und zugleich muthvollen Freunde deelben, die ihn gegen die erften Stürme verthei. digten, die Lally, Malouet, Cazales u. f. f. noch ein. mal ihre Stimme. Bertrand vereinigte fich mit ih nen: er fendete Briefe über Briefe an den NationalConvent: die beiden vorliegenden Abschnitte enthalten die Gefchichte feiner fruchtlofen Bemühungen. Einer der merkwürdigsten Umstände in diefer Gefchichte, ift der Brief, den der Vf. an Danton schrieb, worin er ihm drohte, feine Correfpondenz mit dem (im Gefängniffe ermordeten) Minister Montmorin, und die Documente der Beflechungen, die er fich hatte gefal len laffen, augenblicklich bekannt zu machen, wenn er fich nicht bey dem Proceffe des Königes menfchlich betrüge. Ich erhielt keine Antwort, fetzt der Vf. hinzu, aber ich fah aus den Zeitungen, dafs er fich zwey Tage, nachdem er meinen Brief empfangen haben musste, zu einer Miffion bey der Nord- Armee ernennen liefs, von der er nicht eher als den Tag vor dem Ausfpruch des Todesurtheils zurückkehrte.Er ftimmte zwar für den Tod, aber ohne fine Stimme mit der geringften Rede oder Declamation zu begleiten.

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Vierzighes Kapitel. Todes - Urtheil, Hinrichtung des Königes u. f. f. Diefes Kapitel müfsten wir ganz abfchreiben, um den Eindruck, den es auf jedes nicht ganz verhärtete Gemüth machen wird, zu erreichen. Da dies nicht möglich ift, fo fagen wir blofs, dafs der ehrwürdige Geiftliche (Abbé Edgeworth), welcher dem unglücklichen Monarchen auf das Blutgerüft folgte, dem Vf. die Data zur Gefchichte feiner letzten Stunden gab, die wir daher auch noch nirgends fo vollständig und fo intereffant vorgetragen fanden. Wahrhaft pathetisch ist auch des alten Malesherbes entwarf, den er in eben dem die Schilderung, die diefer Geiftliche vom Zuftande Augenblick, wo er das Blutgerüft verlaffen hatte, auffuchte. Diefer font fo geinäfsigte und ruhige Beobachter menfchlicher Begebenheiten, diefer Greis, dem die Ehrfurcht aller Jahrhunderte gebührt, den felbft die Mitfchuldigen feiner Mörder, und der Mörder feines Königes, nicht anzutaften wagen, diefer E 2

red

redliche Freund und Befchützer wahrer bürgerlicher Freyheit, brach, als Edgeworth in fein Zimmer trat, in einen Strom von Verwünfchungen gegen die Revolution und ihre Urheber aus. ,,Sie würden geglaubt haben, Burke felbft reden zu hören," fetzte E., als er dem Vf. diefes erzählte, hinzu. - Den Schlufs diefes Abfchnitts macht das Verhör Ludwig des XVI. vor dem Convent, und fein Teftament aus, zwey Stücke, die, fo wichtig fie auch an und für fich find, doch fchon viel zu allgemein verbreitet waren, um hier geliefert zu werden, eine Bemerkung, die auch in Anfehung verfchiedner andern in diefen Memoiren vorkommenden Actenftücke gilt.

Befchlufs. Der Vf. würde feinem eignen Ruhme, und der Aufnahme feines Werkes, nicht übel gerathen haben, wenn er fich hätte entfchliefsen können,

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diefen eben fo überflüssigen als fchlecht gerathnen raisonnirenden Anhang wegzulaffen. Er fucht darin zu beweifen, dafs die alte Conftitution Frankreichs unter die beften gehörte, die je einen Staate zu Theil geworden find, und dafs noch jetzt für dieses Land kein andres Heil zu finden fey, als in der Wiederherstellung derfelben; wodurch er denn freylich nur fo viel beweifet, dafs er weder über jene alte Conftitution, noch über die grofsen Begebenheiten, welche fie zerstört haben, tief gedacht haben mufs. Indeffen kann dies feinem Werke im Ganzen keinen wefentlichen Schaden thun, da man in demfelben, wie wir auch gleich Anfangs bemerkt haben, nur Beyträge zur Gefchichte, aber keine belehrende hiftorifche oder politische Raisonnements fuchen darf.

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RECHTSGELAHRTHEIT. Bamberg, gedr. b. Kliefch: Von dem Nutzen und der Anordnung einer Sammlung vaterländifcher Verordnungen von Ge. Mich. Weber. Ein Programm, womit derfelbe feine Sommervorlefungen ankündigt. 1794. 8. und: Von der Nothwendigkeit einer Sammlung vaterländifcher Receffe von G. M. Weber. Ein Programm. 1795. 8. Enthalten Winke über die Einrichtung einer Sammlung der Privatund Staatsgesetze eines Landes. Bey den Privatgesetzen zieht der Vf. die alphabetische Ordnung den übrigen vor, und wünscht, dafs man die Landesgefetze in diefer Ordnung, jedoch nicht wörtlich fondern nur mit Ausziehung des wefentlichen Inhalts fammle, der Sammlung jedoch ein chronologisches und fyftematisches Regifter vorfetze, damit man fehe, zu welche Zeiten und in welchen Fächern Landesgesetze gegeben worden find. Eben fo wünscht er im zweyten Programm auch eine Sammlung der Staatsgefetze oder Receffe des Landes, die aber in extenfo und nicht alphabetisch, fondern fyftematisch, jedoch mit alphabetischem Regifter eingerichtet werden foll. Er verlangt aber, dafs die letztere Sammlung nicht blofs die Verträge des Staats mit dritten Perfonen, fondern auch die Verträge der Mittelbaren über ihre Befitzungen enthalte: zu welcher gewaltigen Stärke müfste aber dadurch die Sammlung in einem grofsen Lande anfchwellen? Zu wünschen wäre es, dafs die Vorzeichner folcher Plane allemal Proben von der Ausführung beyfügten, wodurch die Anfchaulicheit augenfcheinlich gewinnen müsste,

GESCHICHTE. Frankfurt a. M., b. Andrea: Weyland Herrn Philipp Ernft Spiefs'es, Königlich Preufsenfchen (Preufsifchen) und Churfürftlich Brandenburgischen Regierungsrathes und Erften geheimen Archivars zu Plaffenburg etc. Angelegentlicher (?) Unterricht von dem älteken Gebrauche der Siegeloblaten, begleitet mit verfchiedenen zweckmässigen Zufätzen wie auch einigen dje ältefte Bedienung (?) des spanischen Wachfes bey der Urkunden Befiegelung bezielenden Bemerkungen von Johann Philipp Roos, Reichsfreyherrlich von Burfcheid.

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Dem

fchen Amtmann zu Merzheim an der Nahe. 1797. 44 S. 4. Was von dem fel. Spiefs hier abgedruckt worden, ilt wörtlich aus deffen archivifchen Nebenarbeiten II Th. S. 3. genommen, welches die Nachricht enthält, dafs im plaffenburgfchen Archiv fich kein älteres Oblatenfiegel, als vom J. 1624. finde, mit der Bitte, an alle Archivarien zur weitern Nachforschung. zu Folge gibt uns nun der gefchickte Hr. Roos, welcher bereits in dem Gräflich dhaunifchen Archiv das bis jetzt bekannte ältefte fpanifche Wachsfiegel vom J. 1553. entdeckt, neuer dings Nachricht von mehrern in eben demfelben Archiv be findlichen Oblatenfiegeln, wovon das ältefte fich an dem Schreiben des Kammergerichts- Procurators ). Gerhart Ebersteins an den rheingräflichen Rath Faber d. d. Speyer den 12. Mart. 1618. befindet. Doch würde nach des Vf. eigenem Geständniss dasjenige noch weit älter feyn, das fich kraft Schwartners Versicherung auf der Pester Universitätsbibliothek an einem Brüfsler l'afs vom 18. März 1603. befinden foll. Hierbey wi derruft der Hr. Vf. feine ehemalige Aeufserung, dafs fich der Gebrauch der Oblatenfiegel nach dem J. 1626. in dem dhaunifchen Archiv wieder verliere. Wir halten es für Pflicht, dém würdigen Hn. R. für feine Nachrichten Dank zu fagen, wenn wir gleich nicht leugnen können, dafs fie uns noch mehr ergötzt haben würden, wofern er fie in eine minder abschreckende Schreibart eingekleidet hätte. Auch follten deutfche Biedermänner, wofür wir auch Hn. R. halten, die Werke gleichzeitiger Gelehrten nicht immer mit übertriebnen und unfchicklichen Verbeugungen anführen. Spiefs, Ein Spiefs, wie der Vf. fich ausdrückt, ift ihm ein grosser Geift, Wenck der Polyhiftor unferer Zeiten, Beckmann derjenige, der mehrere Wiffenfchaften zur Vollkommenheit er. hebt, und der Hr. Rheingraf das koftbarste Eigenthum des Archivs. (also ein Leibeigener ?) Statt nicht viel über 200 Jahr alt, mufs S. 11. nur viel, ftatt Vorell Varell stehen. Dafs die von dem Vf. S. 33. vorgelegten Daten einiger mit fpanifchem Wachs befiegelten Urkunden vom J. 1618. an auf weitere Spuren führen, zweifelt Rec. um deswillen, weil er was diefen Zeitraum betrift, eben fo viele, ja noch ziemlich ältere. Lackfiegel auch in Niedersachsen gefunden.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Mittwochs, den 5. Julius 1797,

ARZNEIGELAHRTHEIT,

HANNOVER, i. d. Hellwing. Buchh.: Ueber die Wirkung mineralifcher Waffer, befonders des Wildunger, von J. E. Wichmann, Grofsbritanifchen Leibmedicus. 1797. 64 S. 8.

So

Da

o klein die Seitenzahl diefer Schrift ift, fo wichtig ist ihre Erfcheinung. Will man fie nach ih rem ganzen Werth würdigen, fo mufs man die Schätzbaren Auffchlüffe, welche fie über mineralische Waffer und das Wildunger insbefonders enthält, we niger in Anschlag bringen, als den Weg, den fie eröffnet, die Rathfchläge, die fie giebt, das Mufter, das fie aufftellt. Die fchwächste Seite der Medicin ift die Arzneymittellehre. überhaupt; aber ungeachtet der ungeheuren Menge der Brunnenschriften, und felbft ungeachtet einiger claffifchen Schriften aus die fem Fach, ift die ächte praktische Kenntnifs mineralilcher Waffer doch am meisten vernachläffigt. aber in ihnen so oft unfre letzte und einzige Hoffnung bey der Heilung vieler Krankheiten liegt; fo ift es kein kleines Verdienft, hier Licht zu schaffen oder zu veranlaffen. Es ist ein vortrefflicher Gedan. ke, die praktischen Aerzte aufzufodern, nicht über Mittel aus der Apotheke allein ihre Beobachtungen in Druck zu geben, fondern durch fie auch unfre Begriffe über mineralische Waffer aufzuhellen. Sind auch nicht alle Brunnenärzte partheyifch, fo läfst doch fchon ihre kleinere Anzahl auf weniger gute Köpfe unter ihnen fchliefsen, als fich unter der fo viel gröfseren Menge derer, die keine Brunnenärzte find, finden müffen. Aber die Lage jener giebt ihrer Erfahrung-weniger Werth. Sie haben ihre mehr ften Kranken nur drey, höchftens vier Wochen in den Augen und zwar in einer Zeit, in der fie durch zu gehäufte Gefchäfte zu zeritreut werden. Wir fetzen hinzu: das Eigenthümliche jeder Sache ergiebt fich am deutlichften aus. Vergleichung; diefe anzuftellen hat aber nur der, Praktiker. Gelegenheit, der feine Kranken nach allen den verfchiednen Quellen fchickt, und ihre Waffer nach feiner Stadt oder Gegend kommen lässt. Wie fruchtbar jede Ver gleichung hier ift, erhellt fchon aus der Anficht S. 6. dafs Waffer von den verfchiedensten Beftandtheilen und von entgegengesetzter Temperatur in einer und derfelben Krankheit nützen. Nun lehnt fich aber der Vf. gegen den Gebrauch der allgemeinen Redens arten: tärken, auflöfen, verdünnen, reinigen, verfüfsen u. f. w. auf, und dringt auf bestimmte Angabe der Krankheiten, in welchen fich ein folches Waffer A. L. Z. 1797. Dritter Band.

heilfam bewiefen. Und wer würde es wagen, fagt er, blofs aus den flüchtigen oder feften Beitandthei len deffelben, wenn es auch mit Weftrumbifcher Ge naui eit fey unterfucht werden, auf feine Wirkung bey Kranken mit entscheidender Gewissheit zu fchliefsen? Die Menge derfelben ftünde nie mit der Gröfse der Wirkung in Verhältnifs. Aber Erfahrung liefs mit Zuversicht das Urtheil fällen: diefer Kranke gehöre nach Ems, jener habe blofs zu Carlsbad Hülfe zu hoffen u. f. w. Hr. W. fcheint uns feine Beobachtungen über mehrere mineralifche Waffer mittheilen zu wollen, und macht für jetzt nur den Anfang mit dein Wildunger. Er fpricht in ganz freyen Verhältniffen. Obgeich in feiner 30 jährigen und in Werlhofs 50 jährigen Praxis fich kein Beyspiel eines wahren Blafenfteins in Hannover fand; fo fehlt es doch nicht an Nierensteinen, welche oft mit grofsen Schmerzen, alfo in ziemlicher Gröfse, den Weg nach der Blafe nehmen, aber glücklicherweise aus derfelben bald wieder abgehen, und so nicht zu einem Blafenftein oder ähnlichen Befchwerden Veranlaffung geben. So find auch andere nephritische Befchwerden, schmerzhaft abgehender Grand u. f. w. nicht felten, Ein wirkfames Mittel dagegen aufzufinden, war ein grofses Bedürfnifs, dem das Wildunger Waffer entfprach. Es fetzt die in den Nieren gebildeten wahren Steine in Bewegung, und Grand führt es allezeit und unfehlbar ab, wo es dergleichen antrifft. Er kenne überhaupt kein Waffer, das in diuretischer Wirkung dem Wildunger gleich käme, und vorzüglich bey mafsiger Bewegung des Kranken in freyer Luft fo gefchwind den Weg nach der Blafe fuche. Die neue Erzeugung folcher Nierenfteine wufste Hr. W. auch mit demfelben Waffer zu verhüten. Es verdiene alfo im wahren Blafenstein versucht zu werden, Wo kleine Befchwerden aber aus Fehlern der Proftata entstehen, leifte es nichts. Mit grofser Kunft befchreibt der Vf. nun eine Art Schwermuth oder Trübfinn nervofer Art, ohne ängstliche Unruhe, ohne fixe Idee, aber mit Unfähigkeit und Unthätigkeit zu, und in allem, von grofser Erfchlaffung und Entkräftung, Die Kranken verlaffen ungern das Bett, zerfliefsen oft in Thränen, find ohne Appetit und verwelken langfam ohne Fieber. Der Zustand gränzt an Ohnmacht, in die er auch zuweilen übergeht. Ausleerende Mittel verfchlimmern alles. Recidive find gewöhnlich. Die Verdauung fcheint zuerft einen nach theiligen Eindruck gelitten zu haben. Das Wildun ger Waffer thut hier Wunder. Wenige Gläfer, ganz kalt getrunken, verfcheuchen of fchon die fchwär zeften, trübeften Wolken aus der Seele, und brin

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gen Heiterkeit hervor; ein ftärkrer, fortgefetzter Gebrauch deffelben bewirkt gemeiniglich, faft ohne alle andre Arzneyen, obgleich langfam, völlige Ge nefung. IIr. W. fah in dem Zustand von Ohnmacht und gänzlicher Zernichtung, dem Aneantiffement der Franzofen, der einer Asphyxie ähnlich wird, fogar gefchwinde Hülfe davon, zumal wenn man das Waller mit Rheinwein und Zucker effervefcirend nehmen liefs. Zuweilen fand es der Vf. auch in der wahren Melancholey heilfan, aber nicht in ihrem höchften Grad, nicht in der fogenannten melancholia cum nateria, und es mufsten vorher oder zugleich ausleerende Mittel angewendet werden. In unzähligen andern Krankheiten leiftete es Hu. W. das, was man vom Spaawaffer, vom Pouhon erwartet. Er habe es in jener ganzen Claffe von Krankheiten viel wirken fehen, die der Name Hypochondrie begreift. Es hebe fogar Stockungen in den Eingeweiden, und zertheile Verhärtungen. Er erzählt hiervon ein merkwürdiges Beyspiel. Verlaffen habe es ihn aber bey der Atrophie, bey Verhärtungen oder Vergröfserungen der Drüfen des Mefenterii u. f. w. Man mufs es auch vermeiden oder mit Vorlicht anwenden, wo man Congestionen nach der Bruft oder Anlage zu Blutfpeyen entdeckt oder die Bruft fonft leidet.

Möge man aus diefer Schrift auch lernen, wie man lehrreich und ächt praktisch über Heilmittel überhaupt fchreiben folle, nicht indem man ihnen Prädicate giebt, die gar nicht in die Beobachtung fallen können, und deren Begriff felbft noch höchft zweydeutig ift, als wenn man fie z. B. auflöfend nennt, nicht indem man nach der Weife der allgemeinen Therapie die Fälle beftimmt, in denen fie, den ihnen beygelegten Wirkungen zu Folge, eine Anwendung leiden können. Das alles, es mögen es auch noch fo viele Praktiker im Munde führen, enthält nur leere und oft fehr fchiefe Theorie. man fpreche aus einer Fülle von Erfahrung, mit genauefter Angabe der eigenthümlichen Verbindung von Zufallen, der befondern Umstände, unter denen ein Mittel eine Krankheit hob; und man mache indeffen durch Zuziehung vieler andrer nicht Mittel zweifelhaft, welches von allen eigentlich genutzt hat!

MATHEMATIK.

Aber

BERLIN, b. Nauk: Leonh. Eulers vollfländige An leitung zur niedern und höhern Algebra, nach der franzöfifchen Ausgabe des Hu. de la Grange mit Anmerkungen und Zufätzen herausgegeben von Joh. Phil. Grifon, Prof. der Math. a. Kön. Kadettenc. Erfter Theil. 1796. 21 Bogen. gr. 8. (1 Rthlr.)

In der Vorrede wird hier, wie es vor jeder neuen Ausgabe billig gefchehen follte, von den ältern Bearbeitungen des Werkes Nachricht gegeben. Darin wird behauptet, dafs bisher nur eine deutsche Ausgabe des ganzen (Petersburg 1770) vorhanden fey: denn

.

der würdige Hr. Prof. Ebert zu Wittenberg lieferte (1789) nur einen Auszug, (deffen gute Vorrede mit den Anfange der vorliegenden vieles gemein hat), und die zu Lund herausgekommne und ebenfalls unter dem Druckort Petersburg erfchienene" Eulerische Algebra fey ein blofser Nachdruck der Petersburger Ausgabe. Den Druckort zu lügen, ist allerdings ein häfsliches, heimliches Benehmen eines Nachdruckers; aber in feinem Exemplare findet Rec., Lund 1771 auf Koften von Schiermann und in Commiffion etc. Bey einem fo berühmten Buche wäre es der Mühe werth noch auszumachen, wie es mit feinen Ausgaben eigentlich befchaffen ift. Sollte jener Nachdruck, von welchem Hr. Gr. ein Exemplar befitzt, fogleich_in dem Jahre feiner Erfcheinung vergriffen feyn? Das ware eben fo merkwürdig als unwahrscheinlich! Oder follte man zweyerley Titelbogen gedruckt haben? Der Lundner Abdruck, den wir vor uns haben, ift ficherlich durch einen fachverständigen Mann besorgt worden. Der Druck ist mufterhaft, nicht nur viel bequemer als in der Petersburger Ausgabe, die bey allzu grofsen Lettern ein gar zu kurzes Format hat; fondern er ist auch noch etwas reiner und fchärfer als in der vorliegenden Ausgabe, mit der man doch in diefer Hinficht ebenfalls fehr wohl zufrieden feyn kann. Die veraltete Orthographie und Wortbildung der Originalausgabe ift in unferem Exemplare des Lundner Abdruckes bereits hinreichend verbeffert, ak les übrige, fo viel wir bemerkt haben, treu und unverändert abgedruckt. Hr. Gr. hat fich bemüht,,,den ,,oft nur zu wortreichen und durch weitläuftigen Pe,,riodenbau fchleppend gewordenen Vortrag Eulers, in ein gefälligeres, den Gefchmack weniger beleidi „gendes, Gewand einzukleiden." Er hofft, dafs die Deutlichkeit dadurch nicht wenig gewonnen habe; fo wie durch eine forgfältige Ausmerzung der vielen eingefchlichenen Druckfehler nicht geringe Schwierigkeiten des Selbftunterrichtes gehoben feyen. Rec. it, felbft in feiner Jugend, nur auf wenige Druckfehler geftofsen: indeffen lafs er freylich Eulern fchon ohne vielen Auftofs, nachdem er bereits aus Tempelhof, ebenfalls durch Privatfleifs, gelernt hatte. fr. Gr. wird fich die Befitzer der ältern Ausga ben fehr verbinden, wenn er die vielen Druckfehler für fie anzeigt. Seine Abänderung des Styls fcheint uns im ganzen genommen, gut und zweckmäfsig zu feyn: nur felten fanden wir uns veranlafst, den Grundtext nachzuschlagen, z. B. für §. 67. „Endlich ist noch zu merken, dafs o als eine folche Zahl angefehen werden kann, welche fich durch alle mögliche Zahlen theilen läfst; weil der Quotient, wenn man o durch eine beliebige Zahl oder Gröfse, z. B. durch 2, 3, 4 oder a dividiert, allezeit wieder o ift. Denn zweymal o ift o, dreymal o ift o, viermal o ift o, und a mal o ifto, da es unmöglich ist, aus Nichts, wenn man es auch noch fo oft wiederholt, etwas herauszubringen." Euler fagt hier nicht, dafs auch Grösse mal ooift; redet hier überhaupt nur von Zahlen, und fagt überdies: .... weil der QuoObiges ertient immer o ift; denn omal a ift o.

innert

45

ten: na I, na +2

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innert mich auch an f. 149. Weil nun alle mögliche Zahlen etweder gröfser oder kleiner als o find, oder o felbft Euler hat: oder etwa o felbft; und diefes Etwa fcheint hier eine zweyfache Beziehung auf Hr. feinen vorhergehenden Vortrag zu haben. Gr. bat ferner den Text mit Anmerkungen (für die Literatur) und mit Zufätzen (für Ergänzung und Berichtigung) begleitet. Wenige davon fcheinen uns nöthig; mehrere find an und vor fich recht gut abgefafst, einige aber auch sehr leicht mifszuverftehen und unrichtig. §. 162. Zusatz.,,Es fey n allgemein der Divifor, fo find alle mögliche Zahlen, welche fich durch n theilen laffen, in der Formel na, und die fich nicht theilen laffen, in folgender Formel enthalna+ (n-1), wo I der gröfste Reft ift." . 22. 4 Zufatz. Bisher haben die Mathematiker nur die negativen Gröfsen für weniger als Nichts betrachtet. Wenn daher Vermögen als pofitiv betrachtet wird, fo kann man die Schulden als negatives Vermögen ansehen, und alsdann find Schulden im obigen Verftande weniger als Nichts vom Vermögen. Betrachtet man aber die Schulden als pofitiv und das Vermögen als negativ; fo ift alsdann das Vermögen weniger als nichts von Schulden. Diefes rechtfertigt mich wenn ich fage, pofitive Grössen find weniger als nichts; denn von ihnen läfst fich gewifs eben daffelbe als von negativen Gröfsen behaup ten." So fteht es wörtlich da! Rec. war begierig zu fehen, wie fich eine folche Behauptung für das folgende Kapitel würde anwenden laffen, wo von multipliciren gleich und ungleich bezeichneter Zahlen die Rede ift: aber gerade diefe Lehren, die doch Euler wohl zu kurz behandelt hat, find hier ohne alle Erörterung geblieben! - Hr. Gr. behauptet, dafs V-a. V-b fo viel als-Vab, und diefes entfchieden negativ fey. Aber das kann man im allgemeinen felbft für Solchen Zufammenhang nicht zugeben, wo man b als an und V-a. V-b als (V-a)? Vn zu betrachten hat. Denn diefer Ausdruck ift ja -an, und da bey Euler und Grüfon, -b wie a eine verneinte Gröfse bedeutet, fo ift unfer n eine bejahte; folglich Vn immer noch fowohl bejaht als verneint zu fetzen. Wer blofs V-1 fchreibt, will offenbar dadurch anzeigen, dafs er die Wurzel pofitiv nimmt, daher ist es bey Euler falfch, wenn I =V-1 gefetzt wird." Wir denken, wer V-I VI fchreibt, mufs fich bewufst bleiben, dafs diefer Ausdruck an fich felbft weder pofitiv nach negativ seyn kann, und in fo fern die Frage, ob etwas V-I bejahtes oder verneintes gebe, gar keine Antwort verdient. Nun kann man fich freylich auch VI wiederum als (~11) = √1, V-1 vorstellen, und erhalt dadurch 1.V-1, oder kürzer gefchrieben V-1. Diefes hat Euler hier noch nicht fchreiben wollen, hat eben fo auch kurz vorher §. 47. in V-4=2V-1 nicht schon 2 ausdrücklich fchreben wollen; weil er fürs erfte nur zeigen wollte, wie

I

Denn

unmögliche Gröfsen blofs als folche betrachtet, in einander multipliciert wieder etwas mögliches geben. Aber gleich nachher, fchon in §. 150. holt er ja die Erinnerung nach, dafs auch im vorigen 2 tatt 2, und überhaupt V-2 ftatt V-a könne gefchrieben werden. ,,Bey Eulers Schlüffen bleibt man ungewifs, ob die Wurzel pofitiv oder negativ genommen werden muss." Wir denken, das ist recht. nach dem ganzen Zufammenhang, und nach Eulers Abficht, ift hier vom allgemeinen die Rede, und dafür mufs man ja über jenes unentfchieden bleiben: fo bringt es die Natur der Sache init fich. Sonft finden fich viele nützliche, zweckmäfsige und nöthige Zufätze. Dabin gehört insbefondre auch die kurze vorläufige Einleitung in einige Lehren aus der vortrefflichen conbinatorifchen Analytik des Hu Pr. Hindenburg. Ueberdies dient auch zur Empfehlung diefer Ausgabe, dafs in ihr, jener Zufätze ungeachtet, das Eulerifche Werk nicht theurer als nach der alten Ein dritter Theil Ausgabe foll zu ftehen kommen. freylich foll nebft des In. de la Grange Zufätzen zur unbestimmten Analytik auch noch eine deutliche und fafsliche Darstellung des Nothwendigften aus der Differential- und Integralrechnung enthalten.

SCHÖNE KÜNSTE. SCH

LEIPZIG, b. Böhme: Antonius und Kleopatra, ein Trauerfpiel von C. A. Horn., J. C. 1796. 176 S. 18. (14 gr.)

Für Zufchauer die jede Nothwendigkeit, fich felbft zu tödten, für mitleidswerth, jeden Entfchlufs zum Selbstmord für bewundernswürdigen Heroismus halten könnten, wäre der Tod des Antonius und der Kleopatra fehr leicht für das Theater zu bearbeiten. Jetzt aber, da Lefer und Zuschauer verlangen, dafs die Charaktere der Perfonen, die fie bedauern, oder bewundern follen, detaillirt, und interefiant gemacht werden, hat die Dramatifirung diefer Gefchichte grofse Schwierigkeiten; wenn man auch nicht daran denkt, dafs Hr. H. einen Shakspeare, Dryden, und in Deutschland einen von Soden zum Vorgänger hatte. Wie fchwer ist es, im Antonius den Wollüftling und den Krieger zu vereinigen, zu zeigen, wie die Zauberin Kleopatra ihn erfchlafft hat, und wie alle feine Verfuche, fich wieder zu ermannen, vergebens find! In diefem Stück, wo er nicht eher erscheint, als in dem Augenblick, da er das falfche Gerücht von Kleopatra's Tode hört, kann man unmöglich Mitleid mit ihm haben, da man feine vorhergehenden zärtlichen Verhältniffe mit ihr nur aus Erzählung kennt, ja fogar S. 50. hört, dafs er alle Speifen habe koften laffen, aus Furcht, von ihr vergiftet zu werden; und bewundern kann man den Mann nicht, der fich nicht eher tödtet, als bis der Freygelaffne ihm diefen Dienst verweigert, und der auch dann fich nur halb trifit. Sein langfames von vielen Zuckungen begleitetes Sterben macht einen eben fo widrigen Eindruck, als feine fchlechten Monologe Langeweile. Der ChaF 2

rakter

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