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wir gemeinhin von der deutschen und slowenischen Vorzeit haben, die unsere Geschichtsbücher uns immerdar wiederholen. Die Eitelkeit, mit welcher die Griechen, der Übermuth und Stolz, mit welchem die weltgebietenden Römer auf die übrigen Nationen des Erdkreises, als auf Barbaren herabsahen, wirkt auch auf uns gegenwärtig noch ein, so dass wir den Griechen und Römern nachsprechen, dass zu einer und derselben Zeit, als jene den höchsten Grad geistiger Cultur erreicht hatten, die übrigen Nationen noch in der tiefsten Roheit versunken gewesen seyen, oder kaum angefangen haben aus der Gemeinheit eines fast thierischen Daseyns sich zu erheben, ungeachtet sie mit jenen gränzten, in beständigem Verkehr mit ihnen standen, Waaren mit einander austauschten, durch Gesandtschaften sich heimsuchten, als Söldner jahrelang ihnen dienten u. s. w. Bei diesem Verkehr ist nicht anders zu glauben, als dass Makedonier und Thrakier und Gallier und Germanen und Sarmaten u. a., wenn sie auch nicht auf dem Standpunct griechischer und römischer Bildung sich befanden, doch keine rohen Barbaren waren, sondern Gemeinwesen eingerichtet, Gesetze sich gegeben, Städte gebauet, bürgerliche Einrichtungen gemacht, das Eigenthum gesondert und geschützt u. s. w. hatten.

In den Nachrichten der Alten über die Sitten und Gebräuche, so wie über die Sprach- und Stammverwandtschaft der Sarmaten liegt fürwahr durchaus nichts, warum dieselben nicht Vorfahren der heutigen Slowenen seyn könnten; es kommt demnach alles auf die Beweiskraft der Gründe an, die für die Selbigkeit beider Völker aufgestellt werden. Ohne den Gegenstand erschöpfen zu wollen, was ohne eine weitläufige geschichtliche und geographische Erörterung, die hier nicht unternommen werden kann, unmöglich ist, will ich nur behufs künftiger Prüfung auf einige Umstände von besonderer Wichtigkeit aufmerksam machen. Es ist zuvörderst in der That sehr auffallend, und schon von Mannert IV. 148. und andern besprochen worden, dass in den Ländern, wohin die Alten ihre Sarmaten versetzten, in kurzer Zeit die Slowenen auftreten, ohne dass man die

Auswanderung oder Ausrottung der erstern und die Einwanderung der letztern nachweisen könnte, ja dass oft von zwei gleichzeitigen Schriftstellern der eine gerade dorthin die Sitze der Sarmaten verlegt, wo der andere die der Wenden angegeben hat. Herodot, dem die nordkarpatischen Länder fremd blieben, nennt der erste die Sauromaten zwischen der Mäotis, dem Tanais und der Wolga, in einer an funfzehn Tagreisen langen Strecke von Süden nach Norden, und über ihnen nordwestlich die nichtskythischen, daher wahrscheinlich ebenfalls sarmatischen Budinen und Gelonen. Alle spätern Geographen von Strabo bis auf Amm. Marcellinus [390] lassen diese Gegend von Sarmaten bewohnt werden; aber schon hundert und funfzig Jahre später versetzt Prokop gerade in dieselbe seine ἔθνη τὰ ̓Αντῶν ἄμετρα. Wo sind nun inzwischen die zahllosen und mächtigen Sarmaten Herod. IV. 21. A. Marc. XXII. 8. hingekommen? Man sagt freilich, die Hunnen u. a. hätten sie vertilgt: aber ausserdem, dass ein Weltvolk von dieser Ausdehnung und Menschenmenge nicht so leicht, wie ein Raupennest, spurlos vertilgt werden kann, so lag es gar nicht im Interesse weder der Hunnen, noch anderer asiatischen Raubvölker, die wol Länder erobern, aber nicht besezzen und bebauen konnten, unterjochte Völker (obschon ihre Fürsten) auszurotten, wie denn wirklich der Geschichte zu Folge weder sie, noch ihre Nachfolger irgend eines auch nur der kleinsten ausgerottet haben. Hiezu kommt, dass sich mehrere der in diesem nordöstlichen Sarmatien genannten Stämme, wie die Budini, Serbi, Vali, Cicimeni, Messeniani, Cistoboci, Choatrae u. a., mit grosser Wahrscheinlichkeit als slowenische Völkerschaften nachweisen lassen. Strabo, über den europäischen Norden zum Theil aus Misstrauen kundelos, erwähnt der Sarmaten in Europa und Asien einigemal ohne Beisatz, hat jedoch ausser S. Hamaxoikoi" auch schon » Jazyges S.", eine durchaus irrige Verbindung. Mela führt die Sarmaten in Europa am nördlichen und südlichen Abhange der Karpatenkette, und in Asien in den alten Wohnsitzen an. Sein Sarmatien begreift demnach den

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grossen Landesstrich von den Küsten der Ostsee an, östlich der Weichsel, über die Karpaten bis an die Donau und den Pontus herab. Sarmatia intus quam

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ad mare latior, ab iis, quae sequuntur, Visula amne discreta, qua retro abit usque ad Istrum flumen immittitur. III. 4. Er bedient sich des Wortes Sarmatae, Sauromatae, ohne Beisatz; nur unter den asiatischen Sarmaten zeichnet er die „S. Hamaxobii" und die „S. Maeotici gynaecocratumeni" besonders aus, und fügt ihnen die Budinen und Gelonen als besondere sarmatische Stämwie auch die Amazones Sauromatides bei. Dem

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nach sassen um 48 an der nördlichen und südlichen Abdachung der Karpaten Sarmaten als Hauptvolk. Dass sich, wie Gatterer will, diese westlichen Sarmaten von den Herodotischen am Don in der Zwischenzeit, um 81 v. Ch., abgelöst und hieher gezogen hätten, ist durchaus unzulässig. Artemidorus lehrte ja schon 100 v. Ch., dass der ganze Nordwesten von Tanais an mit Sarmaten bevölkert sey. Plin. II. 108. Verbindet man damit Ephorus obiges Zeugniss über die europäischen Sarmaten, so wie Herodots Sage über die Heimat ihrer Urahnen, so liegt Gatterers verdeckter Fehlschluss am Tage. Strabo VII. 9. Herod. IV. 116. Auch hier fallen demnach die Sitze der Wenden und Sarmaten zusammen. Nach Mela setzen Plinius und Tacitus eben daselbst die Sarmaten an. Plinius nennt sie zwar öfter allein, stellt aber auch schon die Zusammensetzungen: Sarmatae Venedi (IV. 27., so ohne Trennungszeichen lese ich die Worte), S. Hamaxobii, Jazyges S., Arraei S., S. Epageritae und Sauromatae gynaecocratumeni“ auf. Ptolemaeus, der kenntnissreichste Geograph des Alter-ge thums, der dem ältern Sprachgebrauche gemäss nach dem Hauptvolke der Sarmaten die ganze grosse Länderstrecke zwischen der Weichsel, den Karpaten und der Wolga mit dem Namen Sarmatien belegt hat, führt darin eine Menge Völkerschaften namentlich auf, ohne die Sarmaten selbst anderswo namhaft zu machen, als im hohen Norden seines asiatischen Sarmatiens, wohin er die »Hyperboraci S., Basilici S., Hippophagi S. versetzt. Die

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Tabula Peutingeriana bringt dafür aus gemischten Quellen und Ansichten folgende Verbindungen zum Vorschein: Sarmatae vagi, Amaxobii S., Lupiones S., Venadi S., Roxalani S., Suani S., Sasones S. Man sieht, dass in der Hauptsache, der karpatische Norden sey von Sarmaten bewohnt, alle übereinstimmten, aber in der Nebensache, welche Völker wahre Sarmaten seyen, welche nicht, ein jeder andern Ansichten folgte, und nur Ptolemaeus, wie es von seinem kritischen Sinne zu erwarten war, sich von groben Missgriffen rein erhalten hat. Hier aber ist der Umstand von grossem Gewicht dass Ptolemaeus die Küste am Pontus Euxinus von Sarmaten bewohnt werden lässt, die der Abfassung nach beinahe gleichzeitige Tabula Peutingeriana aber gerade hieher ihre Venedi setzt, wo sie denn nach Jornandes auch im V Jahrh. noch gewohnt haben. Die auf der Tabula Peutingeriana vorkommende Verbindung Venadi Sarmatae, so wie die ähnliche Sarmatae Lupiones (Ljubiči?), ist endlich ganz geeignet, die jetzt gewöhnliche Trennung der Wörter Sarmatis Venedis bei Plinius IV. 27. sehr verdächtig zu machen, und beweist auf jeden Fall unwidersprechlich, dass man die Veneden für Sarmaten gehalten. Letzteres wird auch noch dadurch bestätigt, dass dasselbe Land und Volk, welches bei den Griechen und Römern Sarmatien, Sarmaten, hiess, die ältesten nordischen Sagen stets Wanaheim, Wanen (Wendenland, Wenden) neunen, ohne je der Sarmaten auch nur dem Namen nach zu erwähnen. Aber nicht nur die Gemeinschaft der Wohnplätze, sondern auch vielfältige andere historische Zeugnisse und Andeutungen sprechen für die Selbigkeit der Sarmaten und Wenden. Die Sarmadie Herodot einer fabelhaften Sage zu Folge (heyɛrat (λέγεται ist sein Ausdruck) aus der Vermischung der Skythen und Amazonen entspringen lässt, werden von spätern, aus bessern Quellen schopfenden Schriftstellern, Diodorus Siculus II. 43., P. Mela [Sarmatae] gens habitu armisque Parthicue proxima" IV. 3., und Plinius, Sarmatae Medorum, ut ferunt, soboles VI. 7., aus Medien abgeleitet. Hieraus folgt, genau genominen, nur so viel,

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dass nach dem wahrscheinlich auf Trachten, Sitten und Sprache gegründeten Urtheile der Alten, denselben die Sarmaten nicht Verwandte der Skythen, sondern vielmehr der Meder zu seyn schienen. Hiemit gehören dieselben, nach Rask's Classification, dem Geschlechte der Japhetiden an. Dieser Umstand ist dadurch wichtig, dass auch die adriatischen Veneden von mehreren Schriftstellern für Abkömmlinge oder, was der wahre Sinn der Angabe seyn dürfte, für Stammverwandte der Meder ausgegeben wurden. Nun ist es aber bekannt und von Surowiecki selbst als bewiesen angenommen, dass der slowenische Volksstamm seinem Charakter, seiner Tracht, seinen Sitten und Religionsgebräuchen nach die auffallendsten Spuren der Ähnlichkeit und Verwandtschaft mit dem medischen in ältern Zeiten an sich getragen habe. Prochazka de lib. art. in Boh. p. 12. Die Tracht der alten Böhmen war bis ins XIV Jahrh. hinein der medischen sehr ähnlich, die polnische ist es noch heutzutage. Jungmann hist. lit. ĉes. S. 17. Man behauptet, der Name und das Volk der Sarmaten seyen nach 471 völlig verschwunden und kein gleichzeitiger Schriftsteller habe es gewagt, die neu auftretenden Slowenen Sarmaten zu nennen. Der Name der Sarmaten, ohnehin nicht rein und in dieser Form von den Sarmaten selbst wol nie gebraucht, ist nur scheinbar verschwunden, weil ihn einerseits der sprachrichtige einheimische der Srben, andererseits aber die Specialbenennungen der Slowenen, Ljächen, Chorwaten, Cechen aus der Bücher welt eine Zeit lang verdrängt haben. Dass aber kein gleichzeitiger Schriftsteller, d. i. weder Jornandes noch Prokop, die Slowenen mit dem Namen der Sarmaten belegt habe, rührt daher, weil sie zunächst nur den südlichsten Stamm des grossen Volkes, die eigentlichen Slowenen, bei denen der Name Sarmat (Serb) schon längst verschwunden war, genauer kannten, die entferntern aber, wo derselbe noch fortlebte, mit den keltisch - germanischen Namen der Veneden und Anten belegten, und überdies gewohnt waren durch eine herkömmliche geographische Namensverwechslung unter dem Namen Sarmaten gothisch-ger

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