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forschen. Wåre feine Gewißheit, indem für ihn sein Denken sich auch zum Sein gestaltet hätte, fertig, so wäre die Versuchung des Dämons umsonst; ab lein als der noch Zweifelnde kann er wegen der Ents zweiung seines Bewußtseins von dem Triebe die Wahrheit zu wissen vorübergehender Weise abgelenkt werden.

AUmålig wird die Versuchung eingeleitet, wie man in einer schönen Landschaft die ferneren Gegens stånde, denen man im Verfolg des Weges begegnen wird, schon in flüchtigen und undeutlichen Umrissen in Duft gehüllt erblickt. Zwei angesehene junge Månner, Florus und Lålius, kommen nach dem Plage und haben einen Zweikampf mit einander. Cyprianus, beide kennend und von ihnen geehrt, trennt die Fechtenden und dringt in sie, ihm den Grund ihres Streites zu eröffnen, welcher Justina ist, die vors läufig als ein schönes, edles und geistreiches Mådchen bezeichnet wird. Was in Cyprianus aus der Ungewißheit der Wahrheit hervorbrechen kann, die Hingebung an das Einzelne, ist in beiden schon da. Die Neigung der Entzweieten hat denselben Gegens stand, welche Gleichheit eben sie gegen einander treibt und als die Liebe über die Neigung, die sie als Freunde zu einander haben, hinausgeht. Da beide sich auf Dasselbe beziehen, der wahrhafte Genuß dieses Einen aber nur Einem möglich ist, also der durch diese Einigung ausgeschlossene Andere dann nur

die Empfindung des Mangels, den Schmerz der Leerheit übrig behielte, so soll das Schwert den Einen vernichten. Diese Vernichtung allein kann dem Anderen, welches Jeder von ihnen ist, Ruhe geben, weil er durch sie die Gewißheit erhält, daß nur Er, kein Anderer neben ihm, sich in gleicher Weise auf die Geliebte bezieht. Cyprianus, in den Händeln der. Welt nicht unerfahren, sieht diese Nothwendigkeit sehr wohl ein. Da aber von der anderen Seite Justina sich ebenfalls zu beiden auf gleiche Weise, nämlich noch ganz unentschieden verhält, also für beide die gleiche Möglichkeit da ist, so wollen sie, die durch den Zweikampf versuchte unmittelbare Verwirklichung ihrer Ungleichheit aufgebend, indem sie um das Mädchen bei ihrem Vater zu werben sich entschließen, eine geistige Vermittelung anknüpfen.

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Cyprianus, als ein ehrenwerther Mann, übers nimmt es, Justina selbst auf die Werbung vorzube reiten, wodurch er also in ein unmittelbares Ver hältniß zu ihr tritt und das anschauende Bewußtsein ihn schon auf dem Wege sieht, das, was jest für ihn als das Interesse Anderer ein ihm äußeres ist, in sein eigenes umzukehren. Denn, wenn er auch unbefangen und deshalb der rechte Werber für beide zu sein scheint, so ist doch seine Theilnahme für das Mädchen eine ungewöhnliche. Ihren Namen hörend und so erst eine bestimmte Anschauung ges winnend, sagt er:

Wahrlich,

Diefer Name zeigt, wie arm
Eure Liebesworte waren.

Denn sittsam ist sie und edel,

Gleich nun will ich ihr mich nahen.

Der Ernst der Tragödie wird fast in allen seis nen Momenten zum Spiel der Komödie, welche nicht außerhalb der Tragödie, wie in der antiken, sondern in derselben selbst nur als ein Moment ist. Sie ist hier noch bestimmter die verkehrte Welt der anderen, die sie an sich hat. Nur die tieferen eigentlichen Wendepuncte können keine solche Auflösung in Nichts haben, weshalb auch z. B. in der Unterredung des Dåmons mit dem Cyprianus, in welcher das dem Inhalt nach höchste Wissen Gegenstand war, die Dienerschaft sich entfernt hatte. Wo dagegen endliche Verhältnisse sich darstellen, welche des Umschlagens in ihr Gegentheil fähig sind, da tritt auch die parodische Ironie ein.

Wie nämlich Lâlius und Florus sich durch ihre Neigung zu Justina entzweien, so entzweien sich Moscon und Clarin dem Scheine nach um Livia, welche sich ihrerseits zu dem festen Glauben Justina's eben so verhält, wie jene Diener zur bestimmten Unruhe des Cyprianus. Zusammen stellen sie dem anschauenden Bewußtsein die Eitelkeit dar, welche in ihrem Dichten und Trachten nicht auf ein Algemeines, sondern nur auf das Einzelne geht

und wegen dieser Richtung im Genuß des Eitlen die geistige Wahrheit für einen wesenlosen Traum hålt. Moscon und Clarin sind mit einander Dasselbe und darum begreift sich auch, wie beide mit dem Schein so schalthaft spielen können.

Nach solcher Vorbereitung wird nun dem auschauenden Bewußtsein Justina selbst vorgestellt und mit ihr die Seele des Ganzen erst völlig enthüllt, weil fie die Gewißheit schon ist, welche Cyprianus zu wers den erst den Anfang gemacht hat. Sie weiß von Gott, wie er an sich ist, durch die Offenbarung der christlichen Religion. Diese muß nun dem anschauenden Bewußtsein im Gegensaß zu dem bisher geschauten Leichtsinn und Tiefsinn als das vorgestellt werden, was die Erlösung des Menschen vollbringt. Indem aber das sich in der Tragödie erblickende Bewußtsein zunächst das katholische ist, erscheint auch das gött lich geistige Wissen in der Form dieser Besonderung. Lysander ist es, der sie ausspricht. Justina, seine vermeintliche Tochter, ist in ihrem Gemüth von dem Fest des Jupiters betrübt. Lysander lenkt sie davon

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ab, um ihr jeßt ein lange bewahrtes Geheimniß zu entdecken. Sie erfährt durch ihn, daß sie nicht, wie fie wähnte, seine Tochter, sondern die Tochter einer edlen christlichen Mårtyrin sei, welche sie in der Stun de des Todes geboren habe, so daß von diesem Aus genblick an Justina als Waise in ihrer Stellung zum pfander ganz verändert wird und die Empfindung

natürlicher Pietät für ihn in die der regsten Dankbar. keit übergeht, fie also die größte Selbstständigkeit ge winnt und Lysander nicht sowohl für sich, als für sie da zu sein scheint. In seiner Rede entfaltet sich Rom als der Mittelpunct der Christenheit, der Papst als der Verleiher geistlicher Würden und als sorglicher Vers breiter des christlichen Glaubens, endlich die bedingte Lage der heimlich ihre Religion pflegenden christlichen Gemeinen in Verhältniß zur heidnischen Regierung der Römer, so daß das anschauende Bewußtsein die Entzweiung der Gemüther, welche Gegenstand der Tragödie ist, in ihrem inneren Wesen als religiöse erfassen kann.

Weit in dieser Tragödie nämlich die tragische Berwicklung nicht aus dem Gegensah von Interessen des weltlichen Bewußtseins entspringt, sondern weil in ihr das tragische Pathos aus der religiösen Selbsts erkenntniß hervorgeht und das tragische Individuum die unendliche Mitte der Entzweiung des Guten mit dem Bösen an und für sich ist, aus deren Auflösung ihm die völlige Gewißheit der ewigen Wahrheit sich gebiert, so treten auch Familie und Staat mehr in den Hintergrund. Wie Cyprianus ohne alle besons dere Beziehung auf Familie und Staat erscheint, so auch Justina. Sie lehnt sich an Lysander als an eis nen våterlich gesinnten Schußherren an und deshalb kann die Erzählung desselben sehr wohl bei einem scheinbar gespannten Momente abbrechen, da für den

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