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sich nicht für sich gegen den Faust verschwört, wie bei Müller, sondern daß der Herr des Himmels und der Erde selbst es ist, der den Schalk, ihn zu versuchen, von sich entläßt, wodurch ein ganz anderer Zug in die Tragödie kommt, die nothwendige Rückkehr des Faust aus der Höllenfahrt zum Himmel von vorn herein motivirend, und so der christlichen Welt. vorstellung erst wahrhaft als Vorstellung der aus der Freiheit hervorgegangenen Entzweiung und Versöh nung entsprechend. Der Göthesche Faust hebt da an, wo der Calderonsche aufhört. Wie Cyprianus durch die Philosophie dem polytheistischen Volksglauben sich entfremdete und in ihm seines Wesens sich ges wiß zu sein aufhörte, so entzieht das Denken den schon innerhalb der christlichen Kirche, in welche der Heide erst übergeht, gebornen Faust dem Glauben der Gemeine und zertrümmert ihm die schöne Weltder farbigen Vorstellung. Er hat nur die Gewißheit seiner selbst, welche ihn in die Genießung der lustigen Welt nach Verzweiflung am Frieden durch die gegenwartleere Wissenschaft hinüberzieht. Wenn Cyprianus die Magie erst durch den Damon erlernt, so hat Faust dieselbe schon durch eigenes Mühen erworben und gebietet der Hölle selbst, und wenn ferner Cyprianus erst nach und nach erfährt, mit wem eigentlich von ihm der Vertrag geschlossen worden, so kennt Faust im fahrenden Scholasten, der ihm nicht vom Meer zugespült wird, sondern den er als

einen Pudel mit in sein Zimmer nimmt, den Teufel sehr wohl und deshalb auch durchaus die Gefährlich. keit eines Vertrages mit ihm. Daher hier immer die Ironie von beiden Seiten, von Faust und Mephistopheles, wogegen dieselbe im Magus einseitig an den dienenden Elarin und Moscón, als an die Neugier und an den Stumpffinn vertheilt ist. Das unschuldige Gretchen wird, in Sünde fallend, der Luft des Faust geopfert und erlangt derselbe erst durch ihren Tod, in welchem sie selbst zur Versöhnung mit dem beleidigten göttlichen Wesen kommt, die Ges wißheit von der an und für sich seienden Wirklichkeit der Vernunft und Wahrheit. Im Magus das gegen wird nur die verführerische Versuchung des Mädchens zur bösen Luft, nicht der Sündenfall vors gestellt, so daß sie das umgekehrte Gretchen und die umgekehrte Eva, eine katholische Heilige ist, von welcher der Protestantismus keine so in fleckenlose Idealität verseste Vorstellung hat und welchem das her das liebe, so bitteren Schmerz duldende Grets chen viel lieber sein muß, als die Justina. Ales dies ist nothwendig, weil das Ende des wunderthatigen Magus das Wissen von Gott in der Form des Glaubens, das der Tragödie Faust eben dies Wifsen in der Form der sich selbst als an und für sich wahr beweisenden Wissenschaft ist, welche Entwickelung des Faustischen Selbstbewußtseins nicht weiter poetisch vorgestellt werden kann und als

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zweiter Theil der Tragödie in die profaische Hemůs hung um die Wissenschaft fällt. Dem Cyprianus genügt die Vorstellung als die Form der geglaub, ten Wahrheit, weil er diese überhaupt erst zum Inhalt seines Bewußtseins empfängt. Faust aber geht von diesem Bewußtsein schon aus und muß auch, weil es die ewige Wahrheit enthält, wieder zu ihm zurück; die Form jedoch, in welcher er nach Aufhebung des Skepticismus durch die gemachte Erfahrung den absoluten Inhalt wieder gewinnt, kann unmöglich die anfängliche des vorstellenden Glaubens, die in der ungeheuren Abstraction, welche ihn zers riß, unterging, sondern nur die durch den sich selbst. begreifenden Gedanken und durch ihn mit dem reinen Selbstbewußtsein vermittelte oder die wahrhaft speculative sein.

Hierbei sei uns noch eine Bemerkung über den Begriff des Satanischen erlaubt. Franz Baader hat sich nämlich in seinen Vorlesungen über religiöse Philosophie, Hft. I. S. 40 darüber geäußert, daß dem Göthe'schen Mephistopheles der åchte und allein charakteristische Grundzug des Satanischen fehle. Diesen sest er darin, daß der Teufel das göttliche Wesen als Macht über sich wisse und dennoch von allem Affect in Bezug auf dieselbe ledig sei;

„Daß einen Herrn ich über mich erkenne, und doch nicht gegen ihn in Haß entbrenne." Er knüpft diese Reflexion an eine andere über

die: Bewunderung Gottes, welche in dem lieben. den Erkennen desselben aufgehe. Der wahre Teufel nun muß nach seiner Ansicht die äußerste Erkältung sein; er muß nicht zittern vor der Macht; er muß auch nicht leidenschaftlich gegen sie ankämpfen, sondern die höchste Genügsamkeit in sich selbst, die extreme Gleichgültigkeit, sich selbst genießende Verneis nung sein. Es ist nicht zu leugnen, daß eine solche Erstarrung der leeren Selbstgewißheit, welche allen Inhalt außer diesem Sich Haben von sich ausschließt, die vollendete Nullität ist, der alles Leben mit Ausnahme der stechendsten Egoität entwichen ist. Aber eben durch dies Eisige würde die Darstellung des Teuflischen in der Poesie unmöglich gemacht. Hier kann nicht eine Entblößung von allem Pathos eins treten, sondern ist zum Handeln ein Interesse des Satans nothwendig, dessen Aeußerung eben als Iro nie über die Wirklichkeit erscheint. Und von hier angesehen zeigt Gothe's Mephistopheles die höchste Cultur. Dieser Teufel hat die beste Erziehung der Hölle genoffen und weiß z. B. Nichts von solchem Grimm gegen des Himmels Gerechtigkeit, wie noch Calderons Dâmon beweis't, oder gar von Trauer, wie Klopstocks Teufel. Man kann in der Form der Reflexion sich die Vollendung des Satanischen im Me phistopheles nicht klarer machen, als wenn man die Gestalt des Bösen in einer untergeordneten Weise sich vörstellt, z. B. als Uhriman, der nur in der schwies.

rigen Entgegensehung sein kann, was er ist, wohingegen Mephistopheles immerfort eine in sich selbst basirte Absolutheit affectirt und gern den ihn allers dings erst zum Charakter stempelnden Gegensas des Göttlichen als bagatelle, als Lächerlichkeit behandelt.

Endlich ist auch in der Englischen Poesie das Böse Gegenstand der Darstellung gewesen und im lustigen Teufel von Edmonton (S. Vorschule zum Shakespeare. Th. 1. von Tieck) klingt schon im Coreb der erschütternde Ton der Faustischen Fabel. Die Englische Dichtung, an Eigenthümlichkeit mit der Spanischen wetteifernd, aus dem Quell einer reis chen, durch die bestimmte Entgegenseßung gegen Schotten und Franzosen so individuell belebten Ges schichte trinkend, hat in ihren Werken häufig den größten Zauber der Phantasie mit der größten Wahrheit der Wirklichkeit vereint. In Shakespeare's dramatischen Werken enthüllt sich der Weltgeist in allen seinen Gestalten und lös't sich uns das Räthsel des Lebens, indem das Leben sich gibt, wie es ist und der Dichter es dennoch in dieser Natürlichkeit, worin jedes Bewußtsein sich unmittelbar auslegt, von aller uninteressanten Zufälligkeit zu reinigen und in seinen verschiedensten Gestalten von dem adlichsten Herzen und der zartesten Süßigkeit an bis zum ge= meinsten Bedienten und rohesten Mörder herab zur bleibenden Bedeutsamkeit zu erheben gewußt hat.

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