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im Gegensas dazu in der jüngeren Beit das selbst der Wahrheit gewiß sein unstreitig eines der Hauptmomente, um die es sich handelt. Alle diese Fulgu rationen (selbst der böhmische Zauberer Zito mit seis nen Streichen) mit all' ihrem Farbenspiel haben sich im Faust, wie in einem Brennpunet, vereint. Der Erfinder, wie der Mainzer Fauft; der, wie dieser, durch außere Noth auf sich selbst zurückgewiesene; der, wie Theophrastus Paracelsus, die Natur mit eigenem Auge durchspåhende und den Zusammenhang des mikrokosmischen Lebens mit dem makrokosmischen in seiner magischen Einheit herausforschende; der, wie Cartesius, an des gemeinen Wissens Wahrheit Verzweifelnde

und noch andere Gestalten des Bewußtseins sind in dieser einen zusammengeschmolzen. So liegt schon das prosaische Volksbuch vor uns da: des durch die ganze Welt berufenen Erz SchwarzKünstlers und Zauberers Dr. Johann Fausts, mit dem Teufel aufgerichtetes Bündniß, abentheyerlicher Lebenswandel und mit Schrecken genommenes Ende. Auf's neue übersehen, in eine beliebte Kürze zusam men gezogen, und allen vorseglichen Sündern zu eis ner herzlichen Vermahnung und Warnung zum Druck befördert von einem Chriftlich Meinenden. Frankfurt und Leipzig. 8. 48 S. Sehr merkwürdig sind in dem Contract des Doctors mit dem Satan folgende Bes dingungen: 1) Gott und allem himmlischen Heer abfagen; 2) Aller Menschen Feind sein, sonderlich der

jenigen, so ihn seines bösen Lebens wegen würden ftrafen wollen; 8) Worunter fürnehmlich die Geistlichen gehören, denen er nicht gehorchen und 4) Zu keiner Kirchen gehen, noch Sacramente gebrauchen, wie auch 5) Den Ehestand hassen, und sich weder in denselben einlaffen, noch gar ehelich vollziehen soll. te. Der Vertrag selbst, S. 12, fångt so an: Ich Johannes Faustus, Doctor, bekenne hier öffentlich am Tage, nachdem ich jederzeit zu Gemüth gefasset, wie die Welt mit allerlei Weisheit, Geschicklichkeit, Verstand und Hoheit begabt und allezeit mit hochs ́verständigen Leuten geblühet hat. Dieweil ich denn von Gott dem Schöpfer nicht also erleuchtet, und doch der Magiae fähig bin, auch darzu meine Natur von himmlischen Influentien geneigt, zudem auch gewiß und am Tage ist, daß der irdische Gott, den die Welt den Teufel pflegt zu nennen, so erfahren, mächtig, gewaltig und geschickt ist, daß ihm nichts unmöglich, so wende ich mich zu dem u. s. w. Die Metamorphose des Epischen in das Dramatische könnte nicht ausbleiben. Selbst im Englischen nahete es daran. Hier finden wir nåmlich: Doctor Faustus, tragical history, by Christ Marlow. London 1604, 1663. Life and Death of Doctor Faustus, with the humours of Harlekin and Scaramouche. Lond. 1697. A dramatic Entertainment, call'd the Necromancer or Harlequin Doctor Faustus. London 1768. Man findet im zweiten Band von Fr.

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Schlegels Deutschem Museum (Wien, 1812) einen Auffas von Stieglit, welcher S. 812 — 836 kurz, aber deutlich, das Wichtigste der äußern Literatur beibringt, zuerst die Volksbücher, dann die Schrif ten, die Faust erwähnen und über Faust und endlich die vielen dichterischen Behandlungen aufzählt.

Seit einem halben Jahrhundert ist nun dieser Charakter Gegenstand der höchsten Anstrengung für unsere Dichter geworden. Auch Lenz und Lessing dach. ten daran. Klinger war einer der ersten, welche sich ganz in ihn vertieften. Er faßte denselben von dem noch mit dem Begriff des Rechts gemischten Standpunct einer moralischen Weltordnung. Sein Faust, das Unrecht der Welt gegen sein Verdienst er fahrend, empört sich, wie Schillers Karl Moor, gegen den Weltlauf. Deshalb macht er mit dem Teufel Leviathan ein Bündniß, daß ihm derselbe für den Lohn seiner Seele in allen Unternehmungen mit seis ner Macht behilflich sein wolle und zieht nun aus, um das Krumme in der Welt gerade zu machen. So durchstreift er Deutschland, Frankreich und Itas lien, in mannigfachen Übentheuern alle Schändlich, keit des Lebens, namentlich die Tyrannei des Französischen und die maaßlose Wollust des päpstlichen Hofes entdeckend und die Ungerechtigkeiten nach seiner Einsicht auszugleichen versuchend. In dieser Rolle eines kleinen Weltrichters gefällt sich Faust. Über nach Deutschland zurückkehrend, zeigt ihm Leviathan

feinen Sohn am Galgen und legt ihm genaue Rechenschaft von dem Erfolge seiner Thaten ab, in wel chem Faust mit Entsegen gerade da, wo er nach sei. ner Ueberzeugung das Gute und die Tugend zu beschüßen und zu pflegen glaubte, das größte Unheil erwachsen sieht. Nach Darlegung dieser Verkehrung der guten Absicht vom an sich Rechten durch ihre Bollführung in ihr Gegentheil reißt ihn der Teufel in die bombastische und langweilig perorirende Hölle hinab, und erhellt also als Resultat des Ganzen dies, daß die Weltgeschichte ein geheimnißvolles Gewebe von Schuld und Gericht sei, welche unaufhörlich und unauflöslich mit einander verknüpft, nicht erst einer einzelnen Person zu ihrer (bei solcher Einzelheit zufälligen) Verwirklichung bedürfen, und daß somit derjenige, der im 3orn gegen den vermeintlich bösen Weltlauf, in welchem es doch gar nicht so tugendlich und herzlich zugeht, als es sollte, diesen aus seiner Privatvernunft berichtigen will, sich gegen den die Geschichte lenkenden Gott erhebt und weiser, gerech ter und gütiger als der Geist sein will, der die Heis ligkeit selbst ist, welche Vermessenheit eben im Klin gerschen Faust das Teuflische ist. Klingers morgen ländischer Faust ist im Grunde nicht viel mehr, als eine ziemlich gelungene epische Einkleidung der schöns ften Stellen des Koran, mit einer ähnlichen Tendenz, als im Abendländischen Fauft.

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Anders, frischer, umfassender, poetischer, von moralischer Düfterheit fern, behandelte der Mahler Müller die Sage vom Faust, dessen Figur selbst zwar ihm am meisten mißlungen ist. Die Motivirung der Zerrissenheit und Verzweiflung Fausts ist hier wohl eine höhere, als bei Klinger. Einerseits zwar ist Faust äußerlich durch Geldmangel und sinnliche Begier, aber andrerseits durch ein bis da hin von Wissenschaft und Kunst gänzlich unbefriedigtes Bewußtsein, was zum Königthum der Menschheit strebt, zum Pactum mit dem Teufel bestimmt. Jedoch vermißt man tros der vielen einzelnen schö nen Züge eine durchgehaltene Consequenz im Charakter des Faust. Die das Ganze eröffnende Vers sammlung der Teufel auf dem Ruin einer gothis schen Kirche geht oft in manierirte Gereiztheit und Teufeln nicht zuständige reflectirende Sentimentalitât aus. Die filzigen Juden, das heitere, kecke Studentenleben, der lumpige, trügerische und seichte Pedant, Doctor Kölbel, der fleißige, anhängliche Wagner und der sorgliche Vater des Faust sind am besten gezeichnet.

Die tiefste Erfassung der alten Fabel, und damit doch zugleich eine Concentration unseres ganzen gegenwärtigen Lebens nach allen feinen Elementen in einer eben so mannigfachen, als bestimmten Anschauung ist die Tragödie Faust "von Githe. Ich will über dieselbe hier nur bemerken, daß die Hölle

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