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Humbold u. A. sind über solche Einseitigkeit mehr oder minder hinaus gedrungen.

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Die Zeit ist vorüber, wo die Vertheilung eines · Prådicates an irgend ein Werk der Kunst zur Beurtheilung hinreichend war. Diese adjectivische Erkenntniß, in welcher das Gefühl seine Affection zwischen den Extremen der Erhabenheit und Annehmlichkeit ausstammelte, ist jest als trivial verbannt. Die Forderung des Zusammenhanges ist erwacht und nur momentan wieder einzuschläfern. Eben so, wie psychologische Anatomie und detaillirende Charakter. schilderung, wie prosaische Beschreibung und langweilende Erzählung von Kunstwerken, ist auch die moralische Ansicht der Kunst mit Recht als einseis tig entfernt. Sie feste die Rührung des Gewissens, die Veredlung des Herzens als Zweck der Kunst und bezog hierauf ganz äußerlich ihre Leistungen. 、 Der moralische Affect als åsthetischer Effect ward so das Ziel der Poeten, welches doch mit Bibel und Katechismus leichter und besser getroffen werden konnte. Auch die Periode ist mit ihrem schillern. den und lieblichen Schaum verweht, welche die Erscheinung des Absoluten und Unendlichen in der Kunst anstaunte und anpries, aber nicht zur Bezwingung des ahnungvollen Gefühles kam. Was, entstand die Frage, ist es denn, das so allmächtig anspricht aus

den Gebilden der Kunst, was ist das Eigenthümliche in der Begeisterung, die sie erweckt, was ist der Unterschied ihrer tausendfältigen Formen, was die innere Seele, der einfache, belebende Hauch in diesen Compositionen? Mit Einem Worte, man wollte Bestimmtheit.

Unmöglich ist dieselbe erschöpft, wenn die ma terielle Grundlage einer Statue, eines Gemåldes, einer Melodie, eines Gedichtes und deren Entfaltung in die besondere Gliederung angegeben wird. Diese Seite ist nothwendig, ja sie schließt die Idee erst wirklich auf. Aber für sich allein reicht sie nicht aus. Sie vernachlässigt die Charakteristik der Darstellung, den Begriff der individuellen Phantàsie, die äußere Erscheinung, welche erft die Fars be in die freilich begründenden, die Haltung des gans zen Baues markirenden Conturen bringt. In einer vollendeten Kunstbeurtheilung muß der Stoff so sehr, als die Form begriffen sein.

Ich gestehe, daß mein Interesse an der Kunst mehr materieller Natur ist.

Meine Abhandlungen über den Roman, über den Titurel und über die Nibelungen beschäftigen sich vorzugsweise mit dem geistigen Inhalt der Sache, weniger mit der besondern Form, welche fich der

felbe gegeben. Auch die gegenwärtige Arbeit ist im Algemeinen wenig davon unterschieden.

Allein ich glaube, daß bei der vorliegenden Tragödie gerade diese Manier am ersten angewandt sein möchte. Es ist hier die Rede vom teuflisch Bösen, von seinem Entstehen, Wirken, Vergehen. Die Tendenz der Dichtung selbst geht darauf hinaus, die Metamorphose des Bewußtseins hervorzukehren und darum wird wohl so leicht Niemand Anstoß nehmen, wenn er diese vom Dichter so genial entfaltete Phas nomenologie hier für das Verständniß des innern Ganges in prófaischer Dialektik reproducirt findet, und nun in dieser einfachen Form die Nothwendigkeit der Idee als die Weberin in der Gedankentiefe Calderons ruhig anschauen kann, welche dieser in der höchsten Lebendigkeit mit dem strahlenden Glanz weltschöpferischer Phantasie als eine gediegene Wirklichkeit vorgestellt hat. Und Niemand, der in diesen Himmel geschaut, wird uns als ein vergebliches Thun zurechnen wollen, daß wir seine Sternbilder zu zeich‹ nen versuchten.

Der Magus kommt vom Zweifel am Glauben, der als der Glaube eines Volkes, nicht als Glaube des Weltgeistes, auch noch nicht der an und für sich wahrhafte, zum Glauben der Christen, zu einer Ge

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wißheit der absoluten Wahrheit, welche unmittelbar eine unbedingte ist. Er ist der katholische Fauft, der den Zweifel - eben, daß Gott der Geist die Sünde vergebe - durch den Glauben überwindet. Der protestantische Faust aber geht aus dem Zweifel am Glauben und Glauben, wie Zweifeln ist beides ein Wissen zu einer Gewißheit der Wahrs heit über, welche den Zweifel in seinem eigenen Hause aufsucht, ihn nicht fliehet, vor seiner Pein nicht erschreckend zurücksinkt, sondern ihn im eignen Eles ment zu besiegen und die allgemeine Nothwendigkeit, die in sich stehende, durch alle erscheinende Entzweiung unwiderstehlich hindurchwachsende Wahrheit als die liebende Einheit und, weil sie aus sich selbst ist, unvergångliche Gebårerin aller Dinge zu erkennen sucht. Im wunderthätigen Magus haftet das vorherrschende Interesse an dem harten Zusammenstoß, an der knirschenden Zermalmung von Wissen und Wissen, von Wahrheit und Wahrheit. Im vollendeten Wissen des Glaubens, welche Vollendung (an der so gern gezweifelt und die so gern für unmöge lich gehalten wird, die aber des Beweises halber von sich selbst die Gewißheit sein muß) die wahrhafte Wissenschaft der absolut wahren Religion ist, mag sie nun als Philosophie oder als Dogmatik auftreten, in ihr ist der im Zweifel wankend gemachte Glaube wieder hergestellt. Denn der wahre Zweifel,

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der von dem äußeren und frivolen Hin und Her des Leichtsinns und vom gemüthlosen Verstand sinnlicher Aufklärerei sich sehr wohl unterscheidet, kommt selbst aus dem Bedürfniß des Glaubens, welcher ja nicht ein gedankenloses und stumpfes Annehmen eines ge gebenen Wissens von der Wahrheit, sondern selbst die sich wissende Einheit des Bewußtseins mit der an und für sich seienden Wahrheit ist. Ohne den Zweifel des wahren Glaubens am falschen wäre die Reformation nicht zu Stande gebracht, so wenig als jest ohne den åchten Zweifel eine wirkliche, in der reinen Gewißheit der Wahrheit selbst vollbrachte Wissenschaft des Glaubens gelingen kann, welche das eigentliche Element der protestantischen Theolo gie, das höchste Zeugniß ihrer Freiheit, die schönfte Rechtfertigung ihrer Gährungen ist. Das den Glauben durchschauende Wissen oder der sich erken. nende Glaube, wo also das Glauben zum Wissen geworden, aber auch das Wissen im, aus und zum Glauben gestaltet und fortan kein sie entzweiender Gegensas da ist, ist die That des Denkens, was in göttlicher Machtvollkommenheit sich selbst bewegt. Der Tod hat den Tod gefressen, um Zeugniß vom ewigen Leben Des Geistes abzulegen, welcher immerdar der absolut wissende ist. Er hat uns sein Erbe nicht neidisch entzogen, sondern als Kinder darin eingesest; ja zu brüderlicher Gleichheit sind wir

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