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angedeutet worden, welche sich, insofern die Kunst sie ergreift und gestaltet, zum Eragischen und Komischen bestimmen. Dem Tragischen gehört je des Bewußtsein an, welches, mit dem Wesen der sitt Lichen Substanz von der einen Seite übereinstimmend, von der andern ihm widersprechend ist, und dem es daher zukommt, in der unausbleiblichen Auflösung dieses Widerspruches unterzugehen, welcher Untergang aber durchaus als Rückkehr des Wesens zu sich selbst, als Verklärung des Selbstbewußtseins zu fassen ist. Dem Komischen dagegen ist jedes Bewußtsein eigen, welches nur in der Particularität und eigenthümlichen Absonderung lebt, und daher immer nur mit sich selbst zu thun hat. Die Tragödie hat deshalb die Aufzehrung der endlichen Natur von der unendlichen und göttlichen vorzustellen, welche leştere,in der antiken, wie in der modernen, als das Schicksal von jener und als ihre sie durchdringende Nothwendigkeit erscheint, gegen welche sie sich nicht für sich erhalten kann, wie sehr sie auch darnach strebe. Dieses Unstreben der endlichen in die unendliche Macht seines Wesens vers wickelten und von ihm zum Gericht gerissenen Natur hat die Form eines Kampfes. Jedes Judividuum der Tragödie bewährt sich, als nicht das Eitle, sondern das ihm und Andern Wesentliche wollend, durch die Nebernahme der Aufopferung von Allem, worin nicht das Wesen absolutes Dasein hat, also durch den Tod, woher der hohe Ernst dieses Schauspiels. Die Ros

mödie dagegen ist ohne Schicksal, d. H. ohne die Hårte der Nothwendigkeit, welche das einseitige, in der Tragödie zum Grund hinabfassende Streben des In dividuums zernichtet. Deswegen ist das Individuum in der Komödie willkührlich handelnd und in seinem Ernst lächerlich, weil derselbe nur für es selbst, nicht für die Anderen ein solcher und also an sich ein Schein ist. Der Unterschied der antiken Komödie von der mo dernen ist dem der Tragödie darin verwandt, daß in dieser die interessante Vertiefung des Individuums in sich und die große Eigenthümlichkeit seinés Charakters vor der Ausbreitung des allgemeinen sittlichen Lebens in seine Kreise und deren Conflict mit einander hervors gehoben wird. Die antike Komödie erzeugt sich selbst einen Kampf, welcher, da der Gegensah in ihr keine, Realität hat, in Wahrheit keiner ist. In ihr ist vor dem Leichtsinn des nur seine Bestimmung als gültig anerkennenden und sich als das Absolute nehmenden Subjectes das Schicksal ganz verschwunden, und höchstens als eine Meinung des komischen Bewußts seins vorhanden. Die moderne Komödie ist nicht so ausgelassen, sondern beschränkt sich, mehr Ein In dividuum in's Auge fassend, auf die kleinern Kreise eines sittlichen Ganzen; oder sie wird bei einer weits reichenden Totalitåt, wie am Wiener Volkstheater, zauberisch, wie in der Fee aus Frankreich, in Wien, Paris, London und Konstantinopel, in Roderich und

Kunigunde, in Aline oder Wien in einem andern Welttheil u. s. w. Dem Individuum wird sein mit großer Ernsthaftigkeit angeeignetes und festgehaltenes Wesen was an sich eine Willkür, ein Einfall, eis ne Zufälligkeit ist, - genommen, aber, weil dies vermeintliche Wesen nicht das wahre ist, erträgt es diesen Verlust nicht nur, sondern befindet sich in der ges schehenen Verkehrung, die ihm gegen Wissen und Wollen widerfahren, ganz so wohl, als vorher. Sein Besik, dem es durch eine Menge von Gründen, Motiven, moralischen, philosophischen, diåtetischen und andern Nothwendigkeiten, durch pfiffige List, Vertråge, Beschränkungen u. dgl. die Ewigkeit gesichert zu haben wähnt, wird ihm wie ein Kissen lachend unter dem von Sorge geschwellten Haupt weggezogen, wodurch die Thorheit im Endlichen als in einem Wesentlichen sich zu vergraben nackt erscheint, und das lächerliche Subject-in der Komödie müssen aber alle lächerlich sein zulegt doch thut und thun muß, was es so lang und mit so vielem Anstande, mit so excellenten Gründen, nach den plausibelsten Grundsåten, vermöge eines so erleuchteten Verstandes, so umsichtiger Menschenkenntniß zu thun sich geweigert hatte.

Wegen dieser freien Bewegung des tragischen wie des komischen Subjectes, welche in der geheimsten und von ihm nicht durchaus gewußten Verflechtung mit dem

Billen Anderer sich selbst die Nothwendigkeit wird, ist dieselbe kein Schicksal, was als eine fremde au ßer den handelnden Individuen bestehende Nothwen digkeit sie in ihren Thaten grundlos und etwa als nicht durch fie berechtigt überraschte, sondern es ist die Selbstbestimmung der Einzelnen, welche nur dadurch den Schein eines äußern Geschickes annimmt, weil sie als Einzelne zugleich in die sich viels fach zertheilende und eben durch die Vermittelung des Besonderen sie ergreifende Algemeinheit des sittlichen Lebens verwebt sind, von dessen Wesen, weil es auch das ihre, fie sich nicht absolut unabhängig machen können. In dieser Hinsicht ist es anziehend, wie die Poesie solche Vorstellungen der Völker von einem Schicksal, welches als ein von den Handelnden ges schiedener, sie unbedingt bestimmender Wille voraus, gesegt wird, abzustreifen bemüht gewesen ist. Im Griechischen Epos ist das Schicksal freilich als eine herbe, die Begebenheiten unerbittlich bestimmende Nothwendigkeit vorgestellt: allein zugleich wissen die Helden diesen nothwendigen Gang als das Werk, was Fie selbst in Gemeinschaft mit den Göttern schaffen und in dessen Vollbringung fie die Freude an sich selbst und den Ruhm ihrer Thaten haben. In der Griechischen Tragödie ist vollends die bei sich bleibende Freiheit der Einzelnen in der Hervorhebung ih rer Schuld, welche nur zur Hälfte nicht die ihre ist, noch klarer. Im altgermanischen Epos

ist als die ursprünglich durchherrschende Vorstellung wohl die anzusehen, daß das Leben überhaupt die fich stets mit sich selbst vermittelnde Einheit des Gegensates sei, welcher als der des Gemüthes in Freud' und Leid erscheint, so daß jedes von bei den aus sich sein Anderes, Leid die Freude, Freus de das Leid erzeugen kann. Häufig ist ohne Weis teres die in den Thaten und Ereignissen waltende Nothwendigkeit als das Sollen überhaupt ausge drückt, ohne daß damit die Vorstellung eines das selbe persönlich segenden Wollens verknüpft würde; es heißt schlechthin, nun sollte er den Leib .verlies ren, nun follte er von seiner Hand sterben, nun sollte er die Minnigliche sehen u. dergl. A¤målig erst entwickelte sich auch die Vorstellung von dem im sittlichen Leben erscheinenden und in feiner ver. schlungenen Bewegung sich durchseßenden Willen Gottes, der als Grund aller Veränderung die allwissende und allmächtige Vorsehung ist; wenn 3. B. die Riesen oder zauberischen Zwerge die Helden vor dem Kampf mit ihnen verspotten, ihres Sieges gewiß, so stellen dieselben ihnen ihren Glauben an Gott entgegen, auf dessen Wollen es noch ankomme u. s. w. Der Begriff, in welchem alle diese Vorstellungen vom Schicksal oder von der in der Geschichte sich bewegenden Nothwendigkeit als in ihre Wahrheit sich aufheben, ist kein an derer, als der der Freiheit, welcher den Geist der

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