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kenden Bewußtseins zu vertilgen strebten, damit sie ganz des Gottes voll würden. Der Dithyrambos verklang in Jauchzen, der Chortanz zerstob in rasendes Springen, das Gefühl der Einheit mit dem allen Seinigen sich mittheilenden Gotte zerfloß in einen üppigen Taumel, der in gotttrunkener Besinnunglosig keit endete. Somit kann in diesen Orgien, wo das Gemüth enthusiastisch in alle Welt zu zergehen, mit Allem, was ist, sich zu mischen, gedrängt war, der religiöse Quell nicht verkannt werden, welcher die Endlichkeit als eine dem göttlichen Wesen unangemes sene Schranke aufzuheben antrieb. Denn wenn auch der tiefe Anfang oft in die Oberfläche der Sinnlichkeit auslief und mehr ein buntes Aufschäumen des un bändigen Lebens, als ein geistiges Wehe darin war, so ist doch auch in dieser Gestalt noch der Ansas, den Gottmenschen zu gebåren, sichtbar und aus diesem Ringen allein die Heftigkeit jener Wuth zu begreifen, wie sie von Euripides in den Bakchen so schön vor, gestellt worden.

Jene Heiterkeit der Götter, jene Mühseligkeit des heroischen Siegers, wie Perseus, Herakles u. a., jene wehmüthige Trauer über den Vergang des lieben Lebens, jener Schmerz der Entzweiung mit einer gött lichen Macht und jenes wollüftig grausame Beben gottvoller Seelen (wie auch in der Weissagung), fie find alle Gegenstand der alten Kunst und zwar in jes der ihrer Gattungen gewesen, weshalb es einseitig

ift, nur heiterkeit und Sinnlichkeit in ihr sehen zu wollen. Indem aber der Weltgeist mit dem Wissen von Gott als dem Geist die noch äußere Form der Kunstreligion verließ und dem geistigen Inhalt auch geistige Form ertheilte, wurde die Innerlichkeit eine viel höhere im Guten und Bösen, in Leid und Selig feit.

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Durch das Wissen von Gott als dem Geist schwand jene Trauer über die Vergånglichkeit des Irdischen denn der unendliche Geist stirbt nicht -; jene Qual der Erinnyen und jene Angst eines unbegriffenen Ges schickes, denn der Geist, dem sich der einzelne Geist als böse bekennt und in diesem Bekenntniß seine Einzelheit und Bosheit aufgibt, ist der das Böse als der gute verzeihende; und der einzelne Geist, sich in seinen Thaten, also sein Schicksal als das eigene aus seiner Freiheit geschaffene Werk wissend, kam dázu, sich selbst zu begreifen. Endlich schwand jenes Auftoben der sich nicht fassenden Sehnsucht denn der Geist stieg in sich selbst hinab und gewältigend die Macht der Natur aus seiner Macht, weil er sie ges schaffen, erkannte er, daß in ihm, dem Ersten, dem Innigen, nicht in ihr, dem Aeußeren, Herzlosen, der Friede wohne, der für ihn aber kein unmittelbarer, sondern nur aus der sich aufhebenden Entzweiung entspringende Versöhnung sein könne.

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Wenn auch in der antiken Welt das Gemüth, mit seinem Wesen sich versöhnt wissend, in solcher

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Einheit heiter ruhete, so war doch das Wesen selbst, mit dem es das versöhnte war, nicht wahrhaft als das absolute gewußt, welche Beziehung das alte Bewußtsein mehr in einzelnen Aufblisen und Ahnungen durchzuckte und welche Aufstrahlungen als romantisch erschei nen, weil sie die Geschlossenheit des Symbolischen und die zum Ebenmaaß in sich ausgeglichene Begren zung des Plastischen aufheben. Und eben so, wenn das Gemüth sein Dasein mit dem Wesen seiner selbst entzweiet wußte, war diese Entzweiung nicht die des Selbstbewußtseins mit dem Absoluten selbst. Der mit dem Apollo Entzweiete konnte mit dem Ares, Poseidon u. f. f. versöhnt sein; wer jest aber mit dem Vater entzweiet ist, ist es auch mit Gott dem

Indem nämlich der Geist

Sohn und Geist u. f. f. an und für sich als Gott offenbar geworden, kann jeder einzelne Geist dazu kommen, sich als im Wes sen, da er Geist ist, mit dem an und für sich seis enden Geist gleich, im Dasein aber, oder in wiefern er, der Einzelne, für ihn und derselbe für ihn den Einzelnen ist, seinem Wesen ungleich zu wissen, so daß hieraus bei der Einheit als der höchsten eis ne Entzweiung und Versöhnung hervorgehen muß, welche viel tiefer, als in der alten Welt, welche die höchste ist.

Weil aber jene Gleichheit des Wesens mit dem Dasein, außer in Gott selbst, nicht unmittelbar für

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den einzelnen Geist ist, sondern er, von dieser Seis te der in sich zerrissene, selbst die ganze Bewegung der Vermittelung und in seinem untrennbaren Sufam. menhang mit Gott die unendliche Beziehung des Widerspruchs ausmacht, so ist er als dieselbe der unendliche Schmerz. Nicht die Natur für sich, oder der Geist einer Famille, einer Partei, eines Bols kes, sondern der an sich seiende allgemeine Geist, die innere Seele jener Gestalten, ist jest das Wes fen des einzelnen Geistes. Andererseits ist darum die Empfindung der Einheit mit dem Geist die höchste, über welche hinaus es keine höhere, d. h. die eis nen vortrefflicheren, wahrhafteren und noch unendlicheren Inhalt hätte, geben kann, weshalb der Genuß dieser Einheit die Seligkeit oder das für den Einzelnen wirkliche Dasein seines absoluten Wesens ist, wie solche unendliche Versöhnung im Abendmahl erscheint. Der Schmerz dagegen als Genuß der Ents zweiung feines Daseins mit dem Wesen ist die Bes ziehung des einzelnen Geistes auf den allgemeinen und die durch dieselbe vermittelte Erkenntniß ihrer NichtEinheit, welche nicht sein soll. Die Empfindung dieser innersten Spannung ist die der Verdammniß durch den Geist, welche Unseligkeit, wenn sie sich auf die Spige treibt, und nun das zerbrochene Herz aus der Flammenqual gereinigt und verjüngt ersteht, den einzelnen Geist desto inniger mit seinem Wesen verknüpft.

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Diese unendliche Algemeinheit ist es, weldje in Allem, was romantisch genannt zu werden pflegt, erscheint. Das sturmbewegte Meer, das einfame, von Wasserfällen durchrauschte, von mannigfaltigem Grün belebte Felsenthal, die Trümmer großer, von erhabe. nen Erinnerungen durchdrungener, Gebäude, wie Palmyra, wie alte Burgen, die geheimnisvolle Stille einer nebligen, von schneeigem Mondlicht übergoffe. nen Haide, das Geläut von Glocken, die ganze Reihe fehnsüchtiger in das Schrankenlose strebender. Gefüh le, die Opferung aller Verhältnisse für die Erhal tung eines Einzigen u. f. w. in allen diesen Beispies len ist vorhanden, daß das Gemüth sich von der Beziehung auf sich in ein Leben verliert, welches ihm den mannigfachsten Widerspruch und Reichthum seines Wesens entweder symbolisch darstellt oder unmittelbar selbst herbeibringt, wie in dem Wallen dér 'Wolken um den glühenden Often das beständige Aufheben der Bestimmtheit der farbigen Gebilde als eis ne Anschauung des Unendlichen hervorscheint. Die moderne Tragödie hat deshalb nicht umhin gekonnt, diese von allem Inhalt ersättigte Tiefe des absolut begeisteten Selbstbewußtseins zum Gegenstande ihrer Darstellung zu machen.

Schon oben sind die beiden aller Geschichte wes gen der Natur des endlichen Geistes als der Einheit des Algemeinen und Einzelnen nothwendigen Seiten

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