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der Consequenz, worin sie in ein anderes Prins cip überspringt, ein Widerspruch an, der auf Vertilgung des Besondern geht, durch welches der Geist des Volkes dieser war, als der er ers schien. Er hört auf als dieser besondere und stirbt in der Geburt des jungen Lebens, was zwar auf der einen Seite das Resultat seiner Geschichte, aber auf der andern nicht ihm mehr zur Verwirklichung und zum Genuß gegeben ist. Die Einzelnen, in denen dieser Widerspruch sich Existenz zu schaffen beginnt, werden natürlich von der, wenn auch verglimmenden, Macht des noch bestehenden Wesens als gegen dassel be im Wissen und Wollen sich verhaltend zum Untergang verurtheilt. Er ist aber nur das Ende eines Kampfes des auf diese Weise in sich selbst zerrissenen Wesens. Wenn also das beschränkte Wesen eines Volksgeistes von Epoche zu Epoche rückt, wenn es in einzelnen Institutionen oder in seiner Totalität sich aufzulösen und mit dieser Auflösung in eine höhere und gediegnere Gestalt überzugehen anfängt, so werden in diesem Fortgange des Geistes in. sich selbst nothwendig Viele von ihrem bisherigen Wesen verlassen und verz halten sich deshalb in einem dämmerungåhnlichen Schwanken zwischen dem Alten und Neuen: entweder bei Ahnung des neu erwachten Tages in herber Ents gegensehung gegen das verschwindende Wesen, das nun zum Moment herabgesezt wird, oder in müheloser und vergeudender, in ihrer Bedeutung nur halb

verstandener Ausführung des neuën Principes, wels ches sie ergriffen hat. Diese Seiten hier der göttlis chen Nothwendigkeit, welche die Einzelnen in ihrem Handeln als das ihnen gemeinsame Wesen bestimmt, und dort der wesenlosen Zufälligkeit, welche sich in den Genuß ihrer noch gemeinten Eitel keit verliert und darin bis zum höchsten Jubel des Leichtsinns und der Willkür ausschweift, hat jeder Volksgeist in stärkerem oder schwächerem Maaße an sich und ist er in seiner Geschichte die lebendige Eins heit beider.

Vom Leben eines Volks aber kann seine Kunst nicht durchaus gesondert betrachtet werden, weil sie in demselben aus ihm geboren wird. Dieser Einheit wegen kann die Kunst als Einbildnerin der Idee in die Formen der Anschauung, Empfindung und Vorstellung die Idee nicht tiefer erfaßt darstellen, als das Wissen des Volksgeistes, in welchem sie blüht, von der Idee überhaupt ist. Wie sie derselbe weiß, wird sie der Künstler in schöner Gestalt bilden, so daß in seinem Werk sein Volk sein höchstes Empfin den und Glauben wieder erkennt. Indem nun die Volksgeister von einander verschiedene sind und ihre Verschiedenheit nåher vorzüglich durch den Unterschied bestimmt ist, welcher in ihrem Wissen von der Idee Statt hat, so muß die Kunst in ihrer Ausbildung nothwendig den innern Unterschied dieser besonderen Stuffen des Wissens von der Idee theilen.

Da nun aber jeder Standpunct auf dem Wege des sich der Wahrheit gewiß werdenden Geistes ein nothwendiger zu sein sich erweiset, der spåtere also alle früheren zu der seine Existenz vermitteln den Bedingung hat, so folgt auch, daß er das, was in ihnen wirkliche Wahrheit gewesen, als wes sentlich in sich fasse und in seinem Reichthum die einfache Einheit dieser mannigfaltigen Momente ausmache. Deswegen kann eine spätere Gestalt in der Geschichte, wofern sie mit den ihr vorangegangenen in der That einen Zusammenhang hat, nicht als dies se früheren von sich ausschließend, sondern muß fie vielmehr als dieselben in sich einschließend be trachtet werden.

Aus diesem Grunde darf die der Zeit nach spätes, re Kunst nicht so angesehen werden, als ob sie defsen, was in der früheren wahrhaft gelebt und die himmlische Schönheit wirklich für die Erde geboren hat, entbehrte, sondern so, daß sie alle Blüthen der vergangenen Kunstwelt in ihren Kranz flicht. Nur hat man sich dabei von der sinnlichen Vorstellung zu entwöhnen, als ob die frühere Kunst ganz unverändert in die spåtere hinüberzöge. Das ist nicht der Fall, weil das, was früherhin absolute Bedeutung hatte, jest:in ein Verhältniß zu Underm getreten ist, welches diese Absolutheit raubt. Im Algemeinen hat die Kunst bis jest drei große Perioden durchlebt, welche mit denen der Weltgeschichte selbst zusammen.

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fallen. Die Kunst des Morgenlandes ist wesentlich eine symbolische, 'die des classischen Zeitalters eis ne plastische und die der neuen Zeit eine roman« tische, welche Unterschiede so zu nehmen sind, daß. in den spåtern Entwickelungen die Wirklichkeit der frü ren mit enthalten ist, sie aber nicht mehr als durchgreis fende Principe in beschränkter Einseitigkeit sich ausles gen. Die romantische Kunst ist daher von dem Schönen der früheren gar nicht so entblößt, als ob für sie das felbe ein unrettbar Verschwundenes wåre, was sich in ihr gar nicht erzeugte, sondern wie die plastische Kunst die symbolische in sich überwunden hat und wie sie erst dadurch geworden ist, daß sie die symbolische Verborgenheit zur für sich klaren Gestalt zu befreien wußte, so auch ist die romantische die Einheit der symbolischen und plastischen. Die erste Form dieser Concretion war die Allegorie. Darum sind alle Theorien befangen, welche den Unterschied zwischen dem plastisch und romantisch Schönen als einen Gegensatz des Elèmentes der Anschauung und Empfindung, des Sculpturhaften und Malerischen oder Musikalischen, des Objectiven und Subjectiven, des. Begrenzten und Unendlichen u. s. f. aufstellen. Von allen in dieser Hinsicht beigebrachten Bestimmungen ist die noch am umfassendsten, welche das Schöne der classischen Kunst als ein heiteres, das der romantischen als ein schmerzerfülltes angibt, weil dieselbe wirk lich die größere Innerlichkeit des modernen Lebens

festhält. Nur darf, auch dies nicht so verstanden werden, als ob die antike Kunst ohne alles Wehe ge wesen und der neuern dagegen über der alle Schranken niederstürmenden Sehnsucht die positive Befriedis gung ganz ausgegangen wåre; der Heiterkeit gefellt fich vielmehr die Trauer, dem Schmerze die Seligs keit zu. Die Freiheit des Einzelnen, infofern er sein Wesen als das allgemeine weiß, hat hier eine neue wunderbare Welt aufgeschlossen, welche damals noch verhüllt war, gerade wie der antike Schauspieler sein Gesicht hinter eine Maske verbarg, deren Züge auch im heftigsten Moment der ausgesprochenen Lei denschaft starr blieben, während der moderne sein eigenes Gesicht offen zeigt und das geheimste Spiel der Seele in dessen Mimik offenbart.

Die Heiterkeit nämlich ist die Empfindung der Uebereinstimmung eines Daseins mit seinem Wesen, so daß über das daseiende Wesen mit dem verneinenden Gedanken nicht hinausgegangen, sondern der es Em pfindende gänzlich in diesen höchsten Genuß versenkt wird. Die Empfindung dieser unmittelbar gegenwårtigen Gleichheit des Daseins und Wesens oder die Heiterkeit ist allerdings Charakter der Griechischen Götterwelt, so wie auch der einzelne Grieche in seis nem sittlichen Gemeinwesen für sich keine Schranke sah, sondern in demselben einer völligen Befriedis gung fähig war. Der Schmerz dagegen ist die Empfindung der Nichtübereinstimmung seines Daseins

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