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Das antike Drama ging bekanntlich aus den fymbolischen Acten hervor, welche besonders den Dienst der Demeter und des Bakchus begleiteten. Das moderne wenn wir die Bühne des Byzantinischen Ho, fes bei Seite stellen, und die Germanischen Völker in's Auge fassen hat einen ähnlichen Ursprung. Die kirchlichen Feierlichkeiten führten Aufzüge und symbolische Vorstellungen dessen mit sich, woran das Gemüth sich erinnern wollte. Die Geburt und Laufe Christi, wie sein Leiden und Sterben, wurden nicht blos im Wort des Gesanges und der Predigt, sons dern auch für die Anschauung und Empfindung in eis ner Folge von Handlungen wieder hervorgebracht, denen die erklärende Rede sich nach und nach erweis ternd anschloß. Dies ist die erste Erscheinung des modernen Drama's. Zwar werden als seine Primitien häufig auch die dem Zerenz nachgeahmten dras matischen Legenden angeführt, welche Roswitha im zehnten Jahrhundert componirte. Allein wenn man hierbei sich hauptsächlich über die Bildung zu freuen hat, welche dazu gehörte, daß die Nonnen von Gan dersheim den Terenz selbst so eifrig lesen konnten, daß ein geistliches Gegengift gegen die weltliche Lecz ture und deren heidnische Spåße nothwendig schien, so find doch diese Producte immer theils in dem

obscuren Kreise des inneren Klosterlebens, theils spåter in der literarischen Clausur der Gelehrten verblieben. Zur Zeit Heinrichs von Luxemburg schrieb dann Albertus Mussatus von Padua, der andere Livius dieser Stadt, Nachahmungen der antiken Tragödie. Sein Eccerinus, in welchem er Ezzelin von Romano zum Gegenstand machte, zeichnet sich nicht blos durch Wahl des Süjets und elegante Sprache, sondern auch durch lebendiges Pathos und Technik der Entwicklung aus. Aber diese Versuche, so merks würdig sie in formeller Hinsicht bleiben, standen doch dem zu fern, was das Leben des Volkes forderte. Dies fand sich in jenen Auto's facramentales, in Darstellung der nun exoterisch gewordenen Mysterien des Geistes wieder. Die näheren Angaben dieser Stücke, woran Spanien und Frankreich, bevor die Pastorelle aufkamen, besonders fruchtbar waren, kann man bei Guiot und Bouterweck u. a. finden. Das Ernste concentrirte sich in der Person Christi, weil über sein Leiden hinaus kein schmerzlicheres gedacht werden kann und das des Dionysus Sagreus sich dazu verhält, wie der 3orn des Prometheus zur Verzweiflung des Faust. Die komische Seite des Drama's ging mit der tragischen zusammen und war ursprünglich der arme Teufel, mit dessen Kåmpfen und Anstalten zur Verhinderung der Erlösung das christliche Volk aus der Kraft des Glaubens seinen weidlichen Spott trieb, da er zulest nach aller

Anstrengung nicht nur nichts ausrichtete, sondern im Gegentheil nur die Verherrlichung der göttli chen Macht und Liebe herbeiführte. Dieser Gegensas aber, daß in der Wurzel das Tragische mit dem Guten und das Komische mit dem Bösen sich verknüpfte, ist für die Entwickelung des modernen Drama's von der größten Bedeutung geworden, in dem es endlich dahin kam, die Darstellung des an und für sich Bösen zur Aufgabe zu machen. Mit der wachsenden Allgemeinheit des Selbstbewußtseins ward das Interesse an Compositionen groß genug, welche nicht mehr unmittelbar dem kirchlichen Cul, tus sich anknüpften, sondern selbstständig auftraten, in die Mythologie, Geschichte und Sage griffen und nun die Bühne begründeten. Zunächst war dies das Werk des privaten Willens in den umherwandern den Truppen, z. B. jener Englischen, deren We, sen Tieck in seiner Einleitung zum Deutschen Theater beschreibt. Als die Regierungen der Europäischen Völker sich mehr centralisirten und durch ihre orgas nisirende Thätigkeit Reichthum und Wohlhåbigkeit entwickelten, wie in den großen Tuchwebereien im östlichen Frankreich, den Niederrhein hinunter bis nach England hinüber u. dgl., konnte das Drama aus jener Schwebe herausgerissen und, wie zuvor der Kirche, nun dem Staate integrirt werden, zumal in diesem die Schaulust der Turniere zu verschwin den anfing und schon mehr der pantomimische Ballets

tanz und das Vergnügen der Maskeraden sich aufthas ten. Die Höfe von Madrid, London und Paris machten nun das Theater zu einer eigenen, nie mehr verlassenen Angelegenheit. Sie gingen Deutschland darin voran. Hier war zuerst nur ein unbehülfliches Spiel in den freien Reichsstädten." Spåter erwarb sich jedoch das in der Mannigfaltigkeit des Les bens vom Meer begünstigte Hamburg für die Ausbildung der Bühne einen unsterblichen Ruhm. Mann heim, Wien, Berlin, Dresden, München folgten sodann nach und erhoben die dramatische Poesie ebenfalls zum entzückenden Schein der Wirklichkeit.

Das Theater übt deswegen so große Macht über die Völker, und ist darum eine so bedeutende Anstalt, weil die Poesie in ihm das eigene Leben des Geistes viel heller, als in den übrigen Formen der Kunst ausspricht. Jeder Volksgeist, hat sein individuelles Dasein, in dessen Ausbreitung in die Zeit hin eine Menge von Gestalten des Bewußtseins als seix ne Entwickelung sich erzeugen. Die Einzelnen stimmen daher mit dem Geist ihres Volkes im Allgemeinen so lange überein, als ihre Entgegenseßung ges gen ihn nur ein Schein ist, der darin sich auflös't, daß sie sein Princip weiter entfalten. Ist aber dass felbe schon so weit herausgebildet, daß es positiv aus sich nichts Neues mehr zu produciren vermag, was als confequente Durchführung des substantiellen Anfangs gelten könnte, so hebt als das äußerste Ziel

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