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glühendste Sehnsucht nach einer unentzweieten Vereinigung mit dem in Wahrheit erkannten Gott zufammendrångt, nach welchem äußeren Bekenntniß, dessen, was er innerlich geworden, er ohnmächtig mit dem Gesicht zur Erde niederstürzt und als Christ vom Statthalter sogleich dem Geses gemäß zum Tode verurtheilt wird.

Die Tragödie nahet nun dem Schlusse, in wel. chem der ganze bisher angeschaute Verlauf sich aufhebt. Cyprianus ging aus vom Zweifel an der Wahrs heit seines Volksglaubens, bezweifelte aber nicht die Möglichkeit überhaupt, sich der Wahrheit gewiß zu werden. In dieser vertrauenvollen Vorausseßung der Wahrheit suchte er sie zu erkennen und durch Denken die in ihm entstandenen Zweifel, weil sie Gedanken, zu überwinden, da das Ergebniß ihrer Lösung nichts anderes als die Gewißheit der Wahrheit sein konnte. Die von ihm gesuchte Gewißheit der Wahrheit ist in Justina als ein unmittelbares Selbstbewußtsein vorhanden, weshalb ihre Erscheinung ihn sogleich fesselt. Da sie jedoch in äußerlicher Bedingt heit ihm ihr Wissen zu verbergen genöthigt ist, geht er im Affect zur Leidenschaft für Justina über. Ins dem das Mädchen aber dieser Leidenschaft sich vers schließt, verläßt Cyprianus sein Streben nach Erkenntniß der Wahrheit und strebt fortan nur nach dem Besis des Mädchens, um in ihrem Genusse seine Lust zu büßen. Mit dieser Selbstsucht der Begier

ist er ohne Weiteres, als nur sich auf sich beziehend, böse geworden. Die Bemühung, seine Begier zu stillen, treibt ihn, die heilige Jungfrau zur Begier nach der Lust zu verführen, von welcher Verlockung die Möglichkeit in Justina's natürlichem Dasein liegt, worin die Empfindung der Begier und das Verlangen der Liebe wohl zu erregen sind. Allein das natürliche Dasein ist nicht an und für sich das den ein zelnen Geist Bestimmende, sondern dies Bestimmende ist der für sich freie Geist, welcher die sich in seis ner Leiblichkeit regenden Triebe, Gefühle, Neigungen u. s. w. zu fassen und in ihrer Erkenntniß erst als die guten oder bösen zu sehen hat. Nicht verleugnet Justina in Selbsttäuschung den natürlichen Hang," noch wendet sie sich in machtloser Flucht von ihm weg, sondern geht auf den Feind ein und kämpft mit ihm, bis sie als das vom göttlichen Geist beseelte Selbstbes wußtsein ihn besiegt. Weder das sehnsüchtige Naturgefühl, noch das in die Irre lenkende entschuldigungs reiche Denken des versuchten Gemüthes bestehen ge gen die durchdringende Macht ihres freien Selbstbes wußtseins, welches selbst die gläubigste Liebe zu Gott oder die in der That unwankende Gewißheit der an und für sich seienden Wahrheit ist.

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Dieser selbstbewußten Freiheit gegenüber muß sich Cyprianus schon darin, daß er im Zaubern auf ihre Vernichtung ausging, als unfrei erkennen, weil der Freie auch das Freie will. Indem er also Justis

na's Freiheit durch die Zerscheiterung seiner Versus che, sie zu untergraben, erfährt, muß er erkennen, daß er in diesem Kampf gegen die Freiheit auch nur das Unfreie, die Eitelkeit der vergånglichen äußeren Schönheit zum Zweck gehabt habe, wodurch er auch zu dem Bewußtsein kommt, daß er selbst nicht das Allgemeine, sondern das nur ihm Eignende ges wollt und in Gefallsucht, Eifersucht, Heuche lei, Eitelkeit des Wissens, sinnlicher Bes gier und Kunst der Verführung (Magie) der böse geworden sei. Sich also in der schmachvollsten Abhängigkeit von seinem einzelnen Ich oder als Knecht des Satans erkennend, gewinnt er die feste Gewißheit dieser unglückseligen Verschuldung und will darüber in verzweifelndem Jammer vergehen. Indem er jedoch mit seinem Bösen für sich allein geblieben ist und die Gott ergebene Justina nicht mit in seinen Sün denfall gerissen, vielmehr an ihr als der freien und guten das Gegenbild seiner Unfreiheit und Bosheit erhalten hat, ist nothwendig, daß die Erkenntniß seiner selbst, als des Unfreien und Bösen in die seis ner als des Guten und Freien übergehe, weil er, da er nicht dem an und für sich Bösen mit Wissen, nur dem Dåmon, nicht dem Satan, sich ergeben und derselbe die gemachte Bedingung keineswegs erfüllt hat, nicht freiheitlos geworden ist. In der durch Justina's Beispiel für ihn vermittelten Gewiß heit von der Freiheit des Geistes läßt er daher

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das Bise und erhält sich gegen den Widerspruch desselben. In solchem Bewußtsein von dem in sich nichtigen Bösen und dem in sich ewigen Guten, wie dasselbe aus seinem Gewissen sich ergeben, erkennt er nun Gott nach der Wahrheit als den Geist, der, weil er das Böse nicht will, das erkannte und bes reuete Böse vergibt, welche Gewißheit eben für den Cyprianus sich noch nicht vollendet hat und deshalb nothwendig den weiteren Fortgang der Tragödie aus, macht. Zum Zeichen der Erneuerung seines Geistes, der in Erzürnung gegen sich sein voriges Leben von fich als einen Schmus wegwaschen will, läßt er sich taufen und wird somit ein Glied der Kirche. Aber das Wasser tödtet nicht die unsterbliche Erinnes rung an die eigene That, in welcher der einzelne Geist sich eine bestimmte, gute oder böse, Gestalt gegeben hat. Daher sehnt er sich nach einer Vers söhnung, welche dies Bewußtsein, böse gewesen zu sein, gänzlich in ihm austilge, und aus diesem Grun de eilt er nach Antiochia, sich als Christ anzugeben und für dies Bekenntniß den Mårtyrertod zu sterben.

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Justina, ihm entgegen, der von Stuffe zu Stuffe in Bildung seines religiösen Bewußtseins fortschreitet, ist das sich selbst in der Unruhe des mannigfach erregten Gemüthes gleich bleibende Selbstbewußtsein, zu welchem Cyprianus sich nur durch den Schmerz der Selbsterkenntniß erhebt, so daß er, was sie schon ist, erst zu werden hat. Schon hat er die Wahrheit

vegriffen, hat sich von der Sünde losgemacht und will sein Leben für den erkannten Gott opfern. Aber noch ist er nicht in jene selige Ruhe eingegangen, welche der schöne Ausdruck der innersten Gewißheit von der Wahrheit ist. Als diese Gewißheit erscheint ihm jest Justina. Sie ist, als er niederstürzte, eben aus den Gefängniß geführt worden und wird, wäh rend man Anstalten zu beider Hinrichtung trifft, bei ihm eingeschlossen.

So finden sich beide gegenseitig. Nicht der eis gene, Begier erfüllte Wille, welcher einst sie auf einander bezog, führt sie einander zu, weil beide einander aufgegeben haben. Da aber Justina, wel che die aus der liebenden Theilnahme an Cyprianus entstehende Versuchung überwand, durch ihre Güte und Schönheit der Quell von Cyprianus Elend ges worden, jedoch als das Gute eben ihm sein Böses enthüllt und ihn so zum wahrhaft Guten geführt hat, so kommt es ihr auch zu, diesen Weg mit ihm zu volls enden. Ihr selbst eröffnet er nun seinen bangen Zweis fel, ob ihm auch seine ungeheure Sünde werde verges ben werden und bittet sie für ihn zu bitten, worin er fein großes Mißtrauen zu sich offenbart. Sie dagegen fordert ihn zum Selbstglauben an die unendliche Gnade Gottes auf, welche über alles Sündigen liebend hinausgehe. Wunderschön spricht sie die sie ihre Gewißheit der Gnade Gottes gegen jeden Sünder aus, und durch sie eignet sich auch

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