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genheiten beschäftigt, vermuthet bei Justina's Nachfrage, sie habe den von ihr schleichenden Moscon gesehen. Doch Justina eilt, sich völlig zu sammeln, mit ihr zur Kirche. Die Parodie dieses Vorganges ist Livia, welche nämlich in zarter Gewissenhaftigkeit berechnet, ob sie auch dem abwesenden Clarin treu geblieben und dem Moscon nur die ihm nach dem Vertrag zukommenden Tage gegeben habe, wiewohl sie nicht daran gedacht hat und ihr ångstlicher Zweifel, der sie bis zu Thrånen rührt, sich deshalb auch gemein genug auflös't.

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Cyprianus hat indessen seinen Zauber vollbracht und es würde nun, wåre dem Dâmon Justina's Verführung gelungen, diese in seinen Armen ruhen. Aber Justina hat ihren freien Willen von dem gegen ihn sich empörenden und nach seiner Bezwingung trach. tenden Zauber der von der Liebe beseelten Natur durch den Glauben frei und damit sich als die gute erhalten. Diese erhaltene Freiheit wird nun auch die im Untergang schwebende des Cyprianus erhal ten und ihn zur wahrhaften Freiheit umgebåren, so daß von diesem Wendepunct an die Tragödie das Böse vorstellt, wie es sich beständig auflös't und ge= gen sein Wollen in sein Gegentheil, also in das Wahre und Gute umschlägt. Nur ein Scheinbild vermag der Damon jest dem Cyprianus zu senden, welcher, als es vor ihm dasteht, in sich die feurige Begier vermißt, so daß ihm die Erscheinung erst ent

fliehen muß, eh' er ein rechtes Interesse daran nimmt. Nun eilt er derselben in den Wald nach, erreicht sie endlich, ringt mit ihr und entreißt ihr den Schleier, worauf er ein Todtengerippe erblickt, was gegen ihn ausspricht, daß, wie es selbst, so aller Glanz der Welt zu Grunde gehe. Dann versinkt es und der in der Nähe versteckt gewesene Clarin ist darob so von Entsehen geschüttelt, daß er seine Furcht zum Verkauf ausbietet, versichernd, daß sie bei ihm. groß und klein zu jeglichem Bedarf gefunden werde.

In dieser Verwandlung stellt die Tragödie dem anschauenden Bewußtsein die Bewegung des Selbstbes wußtseins von Cyprianus vor, welcher es erkennt, daß er nicht eigentlich Justina's Wesen, also nicht die wirk liche heilige Jungfrau, sondern die blühende Schönheit derselben, also ihre endliche Erscheinung begehrt habe und daß seine Liebe zu ihr in diese Engheit und Sucht finnlicher Begier verkehrt sei, welche nothwendig endlich ist. Durch jene Enthüllung des Scheines, indem das jugendliche Leben voll üppigen Reizes plöglich zum Tode verblichen, hat er die Richtigkeit des ends lichen Genusses und daß er in seinem gan zen Streben nach dem Tode gerungen, ers kannt. Leise spielen um diese grauenvolle Grabesnacht die goldenen Wolken der ihm bald aufgehenden Morgensonne des ewigen Glaubens, welcher Aufgang noch durch eine tiefere Selbsterkenntniß vermittelt ist. Denn Cyprianus hat nun zwar die Eitel

keit der Welt erkannt, weiß sich aber noch nicht als den wahrhaft bösen und erst dies Bewußtsein von sich treibt ihn in das Entgegengeseste, in die Erkennt, niß Gottes, weil dieselbe als die den in Entzweiung lebenden einzelnen Geist versöhnende der eigentliche Grund der schmerzlichen Erkenntniß seiner selbst ist.

Die Tragödie stellt, nun den Dämon oder den an und für sich Bösen in seiner Thorheit vor. Nachdem sich derselbe in seiner durch so lange und vielfache Erfahrung berechtigten Erwartung, den Einzelnen, in sofern er der Gute, in seiner Gutheit wankend zu machen, diesmal betrogen hat, beklagt er in thōrichter sich selbst vernichtender Faselei seine Abhängig, keit vom Himmel oder, was dasselbe, sein Unvermögen, der göttlichen Freiheit des Geistes in der Ges wißheit ihrer Wahrheit etwas anzuhaben. In seinem Aerger sucht er die Nothwendigkeit eines Rechtes gel tend zu machen, weil er nach seiner Meinung nur die Gnade oder die Einheit seines Wollens mit dem Wollen des göttlichen Geistes, nicht das Wissen verloren habe, welches Wissen eben durch den Himmel heute ungerecht beschränkt sei.

Cyprianus erzählt ihm, was geschehen und der Dåmon, indem er auf neue Mittel zu finnen verspricht, welche gewiß wirken würden, erkennt damit an, den Vertrag nicht erfüllt zu haben. Doch Cyprianus, welcher schon weiß, daß der Dås mon in der Magie nicht mehr, denn er selbst wisse,

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und den die Erscheinung des Todes da, wo er dem füßesten Genuß des Lebens entgegen sah, auf das Tiefste erschüttert hat, ist schon in sich gegangen, hat feine Absicht auf Justina aufgegeben und fordert deshalb die Verschreibung zurück. Der Dåmon dagegen behauptet, die Bedingung erfüllt zu haben und hålt sich zu dem Ende an den Buchstaben des geschlosse. nen Vertrages, daß er Justina nur herbeizuzieh'n versprochen. Cyprianus überführt ihn seiner Lüge und nöthigt ihn zu dem Geständniß, daß Justina durch ein Wunder gegen die Gewalt des Zaubers geschügt worden sei. Mit diesem unbestimmten Bes griff des Wunders hofft er den Cyprianus abfertigen zu können, allein eben diese Antwort wird der AnEnüpfungspunct einer Menge von Fragen, deren Ins halt durchaus in die Gestalt des Bewußtseins zu rückgeht, welche Cyprianus im Eingange der Tra, gödie für den Anschauenden hatte, so daß das Böse. selbst die wahrhafte Erkenntniß Gottes vermittelt, von welcher die ganze Tragödie ausging.

Wenn nämlich ein Wunder dem Zauber entge gen wirkte, so konnte nur ein Gott es wirken. Da nun nach dem heidnischen Volksglauben der Götter viele und verschiedene sind, so wäre doch, meint Cy prianus, die Tilgung des Wunders, was der eine that, durch einen andern denkbar. Um sich zu ents schuldigen, belehrt ihn nun der Dämon, daß nicht eine Vielheit von Göttern, sondern daß nur Ein Gott

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sei, der, indem er durch das Wunder sich Justina's annahm, ihre Tugend erhalten wollte, in dieser Erhaltung also sich als gütig bewies und nicht gleich. gültig gegen die Menschen sich verhält. Cyprianus wirft ein, daß ja die Liebe Justina's ganz im Verborgenen håtte bleiben können, so daß auch ihre Tugend für die Welt dieselbe geblieben wåre. Aber der Dås mon belehrt ihn, daß ihr Ruf dennoch gefährdet sein würde, woraus Cyprianus den richtigen Schluß zieht, daß der Gott, der so in die Zukunft voraus sehe, auch allwissend sein müsse. Der Dåmon, immer noch hoffend, den fragenden Cyprianus zu beschwich tigen, zeigt ihm endlich, daß dieser Eine, gütige und allwissende Gott den frevlen Zauber auch das rum nicht geduldet habe, weil er der Allmächtige sei, vor dessen Stärke auch des stärksten Zaubers Macht in Nichts zerstiebe.

So verwandelt sich jest dem Cyprianus sein Denken von Gott, von dem er noch nicht wußte, in wiefern ein Sein demselben entspräche, in Gewißheit. Durch die Ohnmacht seines Zaubers, den das göttliche Wunder vernichtet, durch die Rettung Justina's, wels che der Auwissende liebt, und durch die sichtbare Berles genheit seines Lehrers, welcher diesen Gott scheuet, erfährt er eigentlich sein wirkliches Dasein und fragt den Damon beschwörend, wer dieser Gott sei, worauf derselbe mit Zwang und erbebend gesteht, daß dies der Gott der Christen sei. Noch bleibt

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