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Knechtschaft aufgehoben und ist Cyprianus selbst zum Herren der Natur geworden. Er entfernt sich jest von der Höhle, die Beschwörung zu vollbringen. Der Damon, um ungehindert seinen Trug auszuführen, sendet auch den spöttischen mit in der Höhle ein Jahr hindurch versperrt gewesenen Clarin fort, der ihm Livia's wegen einen mit dem Blut seiner Nase auf ein schmußiges Taschentuch geschriebenen Vertrag anbietet, welche Parodie den ganzen Erust des Damons lächerlich macht.

Die Tragödie hat nun die Beziehung des Cyprias nus zur Justina vorzustellen. Das anschauende Bes wußtsein erblickt dieselbe als für sich allein in Nach sinnen verloren, dessen anfängliche Unbestimmtheit sich mehr und mehr zu der bestimmten Erinnerung an Cyprianus zuspißt, dem sie sich früher nicht ungeneigt bewiesen. Weil sie im Verhältniß der Pietât zu dem sie verkennenden Lysander und im Verhältniß der Ehre und Neigung zu Lâlius, Florus und Cyprianus ihre Gleichheit mit sich, selbst bewahrt hat, so ist es das Interesse des bösen Geistes, fie zur Ungleichheit in sich oder zum Widerspruch ihrer That mit ihrem Wissen zu bringen. Weil ferner die Beziehung jener Månner auf sie als das dem Mann natürlich nothwendige Weib mit Begierlichkeit vers mischt war, so beginnt auch die Versuchung Jus stina's von dem Augedenken an sie und ist es also

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nicht der göttliche Geist, sondern der Naturgeist als der böse, der sie zu verlocken sucht.

Die ganze Natur erscheint ihr von einem sehnsüchtigen Wehe durchbebt, was als der Trieb nach Erfüllung schmachtet. Von diesem Uhnen der schöpferischen Thätigkeit der Natur entwickelt sich ihre Phantasie diese Beziehung zu tausend Gestalten, welche die Tragödie sowohl als ihre eigene Innerlichkeit, denn als die That des Dâmons vorstellt, der seiner geilen Geister Menge zu ihrer Verlockung mit schändlichen Phantomen beruft. Alles athmet Liebe. Der klagende Vogel, die rankende Nebe, die zur Sonne geneigte Blume verkünden nichts als das große Mysterium der Liebe, welche dem unmittelbaren Leben selbst erst Bedeutung verleiht. Und die Pflanze, die ihre Arme in einander verflicht, die Blüthe, die sich dem Licht geheimnißvoll aufschließt, sind doch dürftig gegen menschliche Umarmung und gegen ein vom Gefühl der Liebe thrånendes Menschenauge, so daß sie es sich gestehen muß, die Liebe sei es, welche diesen allgewaltigen Zauber übe.

Und doch hat sie die um sie Werbenden von sich abgestoßen und weiß sich als Ursach vom Verschwins. den des allgemein verehrten Cyprianus, für den sie mehr als nur gemeines Mitleid fühlt, da ja die Erinnerung an Lålius und Florus, welche doch ihretwegen im Kerker schmachten, sie nicht so tief bewegt. Die Liebe zu dem Manne treibt sie fort, ihn zu su

chen. Ihrem Gedanken fehlt nur noch, daß sie ginge und der Dämon bietet sich ihr zum Führer an. In feiner Erscheinung sieht das anschauende Bewußtsein die vorbrechende Wirklichkeit des Bösen, wie es sich aus dem Spiel der Phantasie und dem dumpfen Res gen des natürlichen Triebes in Justina erzeugt hat. Indem es aber zur That kommen und in ihr das noch schwankende Innere sich befestigen soll, widerspricht in Justina der göttliche Geist als der heilige Ruf des Gewissens dem Zuge des Naturgeistes, der hier aus dem geistigen Grunde der Neigung zum Cyprianus hervortaucht. Deshalb verweigert sie es sich selbst, ihre Sehnsucht zum Dasein zu entåußern.

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Der göttliche Geist in ihr, welcher die Befriedigung der antreibenden Neigung nicht zulassen will, erfährt den Widerspruch, daß das Denken des Bösen ja auch schon ein inneres Thun desselben sei, weswe gen die Entäußerung des Gedankens zu der auch für Andere vorhandenen That etwas Gleichgültiges wåre. Allein Justina verwechselt das wollende Denken des Bösen nicht leichtsinnig mit seiner äußern Verwirk lichung, welche wahrhaft schuldig macht. Das Verlangen nach dem geliebten Cyprianus treibt sie wie ein äuBerer Zwang. Indem sie aber den freien Willen als den sich selbst zwingenden und deshalb nicht von AuBen gezwungenen weiß, der alle Bestimmungen, die an ihn kommen, erst in sich einzulassen und so zu den seinigen zu machen hat, spricht sie:

Wäre denn der Wille frei,

Wenn er je sich ließe zwingen?

Das Ringen des bösen Gewissens, welches die Tragödie dem Anschauenden erst im Gesang der Geis ster, dann in dem zur Lust überredenden Dämon vorstellt, vermag das Wissen Justina's vom Guten durch Vorspiegelung der Nothwendigkeit, daß sie, die das Böse gedacht, sich schon unfrei bewiesen und verschuldet habe, darum also durch Ausübung des gedachten Bösen nichts verschlimmern könne, nicht zu übers winden.

Deswegen eröffnet das böse Gewissen oder der Damon auch noch die Seligkeit, welche die böse That. gewähren könne, so daß dieselbe also einen reizenden Werth gewinnt. Gegen die Warnung des götts lichen Geistes wird die Lust immer lockender, ims mer brennender die Sucht, immer schwellender die Nåhe des Verbrechens und seine taumelnde besinnungløse Seligkeit, welche die ruhelose und stechende Begier zu befriedigen verheißt, so daß das von diesem Widerspruch zerångstigte Bewußtein, der Verführung des bösen Dämons, welcher es schon mit sich forts ziehen will, fast erliegend, sich von der eitlen Welt durch das Gebet zu trennen sucht. Diese Erhebung aus der Pein des sich in sich als des natürlichen oder bösen und geistigen oder göttlichen widersprechenden Geistes ist ein Sprung, der das Irdische als eine leere Hülse hinter sich läßt und in den göttlichen Geist als

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die Heimath des menschlichen sich rettet. Weil Ju stina mit diesem Sprunge alle Beziehung ihrer auf die Natur und das Endliche aufhebt, muß der verführen, de Damon von ihr, der durch den lebendigen Glau ben befreieten, nothwendig ablassen, da dieser Glaube als die Selbstgewißheit Justina's von der Wahrheit die Täuschung vernichtet hat, das Endliche und den vorübergehenden Genuß desselben für das Ewige zu nehmen. Der Sieg gehört ihr, weil sie dem Siege widerstanden. Das anschauende Bes wußtsein sieht so in dem Weibe, welche der Verfüh rung durch die Begier widersteht, indem sie im Glauben sich dem göttlichen Geist, den sie als ihr ewiges Wesen weiß, treu bewahrt, sein eigenes Wesen auf das Tiefste enthüllt, da Justina nur durch ihren Glauben, den Eva noch nicht hatte, zur siegs reichen Erhaltung ihrer Freiheit gelangt und dieser Glaube eben der des Anschauenden ist.

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Nun erst überschauet Justina die ganze Bewe gung ihres kämpfenden Selbstbewußtseins. Der böse Geist ist vor dem göttlichen gewichen und das noch eben belebte Zimmer scheint ihr leer, weshalb sie ers schrickt und ruft. Lysander und Livia kommen auf ihren Ruf herbei, haben aber Niemand gesehen, weil, was vorging, in dem innersten Selbstbewußts sein und den geheimsten Gefühlen Justina's gesches hen ist, darum auch nur ihr und dem Geist offenbar sein kann. Livia, blos mit ihren gemeinen Angeles

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