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berufen. Es ist nur die alte Furcht des Jüdischen Knechtes, welche immer noch vor dieser überschwånglichen Gnade zurückbebt. Es ist der Zweck der ers ften Abhandlung, in dieser Beziehung das Verhält niß der Calderon'schen Tragödie zu Kunstwerken verwandten Inhaltes anzudeuten, weshalb ich das zwischen hin aphoristisch, oft nur relativ und darum einseitig Erwähnte, 3. B. das über den Sophokleischen Afar Beigebrachte, auch nur relativ und nicht als systematische Momente zu nehmen bitte, insbesondere auch die hier ganz speculativ versuchte Ableitung des Aristotelischen Sages von der Reini, gung der Leidenschaften durch die Tragödie.

In dieser Beziehung enthält Enk's Melpomene viel Interessantes. Auch Hinrichs Antigone zeigt die Entfaltung des tragischen Pathos bei Sophokles in seinen verschiedensten Nüancirungen in einer sehr deutlichen Durchführung. Eben derselbe hat in seinen Vorlesungen über Göthe's Faust den Versuch gemacht, aus der Idee der christlichen Weltvorstellung selbst das Pathos der verschiedenen poetischen Figuren dieser Tragödie und deren Bewes gung in und mit einander zu entwickeln und liegt es gewiß mehr an der dem Gewöhnlichen fremden Darstellungsform, als an der wohl begründeten Sache, was dieser eigenthümlichen Auffassung bisher

Eingang zu finden gewehrt hat. Selbst Rötscher's Schrift über den Aristophanes scheint durch die Form in ihrer Anerkennung gehemmt. Reizender ist die Darstellung z. B. in dem trefflichen Auffah, welchen E. Schneider über das elegische Gedicht der Hellenen geschrieben hat, ohne hier noch weiter an Schillers Briefe über den Don Carlos, an . B. Schlegels Auffag über Romeo und Julie, an Süs verns auf den Aristophanes sich beziehende Abhandlungen, an Solgers Nachtrag zu Schlegels Geschichte der dramatischen Kunst, an diese selbst und ähnliche Arbeiten erinnern zu wollen. Sehr zu wünschen wäre eine ästhetische Darstellung des ganzen Euripides, bei welcher die Lehre vom Pathos vorzüg lich gewinnen würde. Auch dürfte man hoffen, so endlich die fast zum Ekel wiederholte gemeine Unterscheidung der drei Griechischen Tragiker in ein helleres Licht gesezt zu sehen.

Der Zusammenhang der Kunst mit der Geschich te darf nun einmal nicht vernachlässigt werden. Familie, Gemeinwesen, Glaube, diese Elemente kehren überall wieder; aber sie sind immer so sehr anders und individuell bestimmt, als das Blau des Himmels, was in der Tiber sich spiegelt, ein anderes ist, denn das bläuliche Grau, was die Wellen der Saale zurückwerfen.

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Süvern's mir eben erst zugekommene ausges zeichnete Abhandlung über den historischen Charakter des Drama, in den Abhandlungen der histo risch -philologischen Classe der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1828, wird hierin viel Licht ge ben. Irre ich nicht ganz, so habe ich die Freude, in wesentlichen Puncten mit ihm zusammenzutreffen. Diese Abhandlung und ihre Fortsesung wird endlich wohl die Verirfrage nach dem Begriff des historischen Drama beseitigen, welche seit långerer Zeit in literarischen Flugblåttern und sonstiger åsthe, tischen Tagfliegenliteratur zum Modeartikel geworden. Roch ist zu bemerken, daß der Verfasser, um die kurzen Umrisse, die er gegeben, nicht zu durchwirren, eine große Ansicht des Drama, die Solger'sche, nicht darum, weil sie an sich nicht sehr zu beachten wåre, sondern deswegen hat igno riren mögen, weil er mit ihrer Berührung so gleich in ein Gebiet getreten wåre, was eine weitläufige Kritik erfordert, zumal wir durch K. W. L. Heyse jüngsthin zum Besig einer anschaulicheren Uebersicht der Solgerschen Systematik gelangt sind.

Aus demselben Grunde ist er auch nicht auf den Zwiespalt des Urtheils über Calderon eingegangen, dessen eine Richtung uns Deutschen, die an dere den Franzosen angehört und bel jenen von den Schlegeln, bei diesen von Sismondi am deutlich

ften ausgesprochen ist. Auch ist aus dieser Rücksicht auf die Enge des abgesteckten Raumes die Reflerion auf anstoßende Dramen, wie das Purgatorium des heiligen Patricius u. a., wie auch auf die geistreiche Schrift: über Göthe's Fauft und dessen Fortseßung nebst einem Anhang über den ewigen Ju-de (Lpz. 1824), auf die wir bei einer andern Gelegenheit zurückkommen werden, unterblieben.

I.

Weber

Tragödie und Calderon.

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