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ihrer selbst bewußte vermag der Zauber Justina her. beizubringen, sondern nur als schlafende Monade, indem die Natur selbst schon durch den Schlaf ihm entgegengekommen und der Geist, in das Seelenle ben hinabgesunken, ohne Urtheil über sich, gar nicht bei sich ist. Während aber Justina schläft und, so zu sagen, geistverlassen daliegt, reizt sie die finns liche Begier auf's höchste. Denn wenn sie wachte, würde sie dieselbe wohl durch den lebendigen Aus, druck ihrer adligen Gesinnung in sich zurückdrängen; da aber der Schlaf alle besonnene Gewißheit ihrer selbst aufgehoben hat und nur ihr schöner, beseelter Leib hingestreckt zu schauen ist, entzündet sich die Begierde des liebenden Cyprianus so, daß er auf den Berg zustürzt, den aber der Dämon dem Lüfternen aus Lift verschließt, weil er nun seiner als des feinigen gewiß sein und ihm einen vortheilhaften Vertrag eröffnen kann, der jedoch, da Justina noch nicht vom Cyprianus genossen worden, die Leis stung als künftig von beiden Seiten voraussett. Er gibt noch nicht, sondern verspricht erst zu geben seis ne Seele, nicht dem an und für sich Bösen oder dem Teufel, sondern überhaupt dem, der ihn eine Kunst lehren werde, durch welche er Justina herbeiziehen könne. Dies ist also die Bedingung für die andere Bedingung. Die Aufhebung der ersten Bes dingung kann nun zwiefach sein. Entweder wird Juftina dem Cyprianus durch Zauberei zu Theil: so ist

er selbst, da er die Unschuld verführt hat, des Teufels. Oder Justina widersteht in Freiheit der zaus berischen Verführung: so hat der Teufel sich in seis ner Rechnung betrogen und das Gute für schlechter angesehen, als es ist. Dann bleibt aber auch Cyprianus frei, da nur die erste Bedingung ihn ihm selbst entreißt, weswegen von dieser Seite in Justis na das höchste Interesse liegt, da sie es ist, welche dem Cyprianus Tod oder Leben gibt. Der Damon als in der Veränderlichkeit der Welt erfahren, läßt sich eine Verschreibung geben und zwar mit Blut, weil er nicht dies und jenes, sondern den ganzen Menschen haben will und darum auch nicht ein dem ihm sich Hingebenden Aeußeres, wie Dinte, sondern Eigenes, aus ihm Quellendes zum Zeichen des Vertrages fordert, da das 'Blut als Element des Lebens vorgestellt zu werden pflegt. Das an schauende Bewußtsein erblickt in dieser Verschreibung den Abfall des Geschöpfes vom Schöpfer, der aber dem Cyprianus noch nicht bewußter Weise offenbar ist, weil er den Damon erst als Zauberer, noch nicht als den an und für sich Bösen erfahren hat. Was der Mensch wird, hat er nun zwar durch sich und kann als deffen Schöpfer sich ansehen; aber den Grund dieses Werdens und also sein ächtes Sein hat er nicht von sich, sondern von Gott, so daß er in dieser Hinsicht nicht seiner selbst, sondern Gott seiner mächtig und die Entäußerung dieses Empfangenen an

den, der Gott nicht will, d. h. die Vernichtung seiner göttlichen Wesenheit, nothwendig der größte Frevel ist. Deshalb empfindet auch Cyprianus bei der Verschreibung ganz unmittelbar ein Grausen und muß sich, da er die ewige Seele zu geben verspricht, fragen, ob nicht ein Wahnwiß ihn ergreife. Doch die Hoffnung reißt ihn fort. Und nicht der geliebten Justina Genuß allein ist es, sondern auch die eitle Freude, sich als einen viel und gehei, me Dinge Wissenden von der Welt anstaunen zu lassen; so schließt er sich denn mit dem Damon zur Erlernung der Magie in eine Höhle des Gebirges ein.

Dritte Abtheilung.

Da der Entzweiung die Versöhnung als ihre Wahr, heit zu Grunde liegt, so hat die Tragödie nun das Vergehen der Entzweiung im Anfang der Versöhnung darzustellen. Wenn der Inhalt der ersten Abtheilung die nur erst gedachte Entzweiung des Cyprianus mit dem göttlichen Geist und der Uebergang in ihre Vers wirklichung, der der zweiten Abtheilung wesentlich die Vorstellung dieser selbst war, so ist nun, indem Cyprianus die Magie erlernt und sich in Beziehung auf Justina, welche dem Anschauenden den göttlichen Geist vorstellt, völlig dem bösen Geist ergeben hat, der Inhalt der dritten Abtheilung nothwendig der der Auflösung der in allen vorgestellten Verhältnisfen bis jest gewordenen und zur höchsten Spannung gesteigerten Entzweiung. Und damit es in der That zur Verzeihung des Bösen und zur Versöhnung mit dem guten Geiste komme, muß Cyprianus sein Wollen und Thun als das böse erkennen und so, da er in seiner That sich selbst anschaut, die wahrhafte Selbsterkenntniß gewinnen, wodurch allein

eine Wiedergeburt seines Bewußtseins zu Stande kommen kann. Dem entgegen kommt es in der anderen Sphäre nicht zu einem solchen Kampf. Der Ernst der Selbsterkenntniß und die sittliche Hoheit des Individuums, welches sich durch seine That als im Widerspruch mit dem göttlich Algemeinen anzus schauen, in dieser Qual sich zu erhalten und, wenn auch erst im Tode, verklärt und gereinigt aus ihr hervorzugehen vermag, sind davon ausgeschlossen. Livia und Cyprianus Diener sind dieses schmerzlose komodische Volk, dem die sittliche oder religiöse Bes stimmtheit seiner That gleichgültig und das nur in Verfolgung seiner endlichen Zwecke lebendig ist.

Cyprianus ist also durch angestrengtes Studium ein solcher Meister in der Magie geworden, daß sogar der Dämon ihn nichts mehr zu lehren vermag, worin es liegt, daß dem Menschen die aus dem Bösen an und für sich entstehende Macht zu erringen nicht ' unmöglich und deshalb selbst zum an und für sich Bösen zu werden möglich ist. Er eilt, dem Zweck seiner Mühen zu nahen. Dem Damon mißfällt diese Selbstständigkeit seines Verfahrens und in seiner Verwuns derung, die er bald zu unterdrücken weiß, sieht das anschauende Bewußtsein bereits die Macht des Damon in sich gebrochen, weil ja Cyprianus ihm darin gleich, also auch von der Bestimmung durch ihn frei gewors den ist. So lang' er lernte, war er freilich der Knecht, aber grade durch das Erlernen der Magie hat sich die

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