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Denn weil Justina ihren Willen gegen den des Cyprianus bestimmt, so entsteht für diesen, wenn er sie als sein ihm gegenständliches Wesen nicht eine büßen und somit, da er weder im Glauben noch im Wissen mehr sein Wesen hat, in Verzweiflung un tergehen will, die Aufgabe, Justina gegen ihren Willen nach dem seinigen seiner Lust gemäß zu bes stimmen. Das der geistigen Freiheit Entgegengesette ist aber die Nothwendigkeit der Natur, wes, halb die Natur zur Macht über den Geist werden muß; und die Wissenschaft, wie, dies zu vermitteln. sei und der Geist zu etwas Mechanischem herabgesezt werde, was sich nicht in Einheit mit sich selbst be. stimmt, sondern von Außen in seiner Bewegung bes stimmt wird, ist eben die Magie oder Zauberkunst. Dennoch vermag der Zauber den Geist nicht zu vers nichten, nur zu bannen oder die geistige Freiheit nur als ein Schlaf und Traum zu unterbrechen, weshalb seine Strengigkeit wieder gelds't und der Geist sich wieder zurück gegeben werden kann. Weil nun der endliche Geist die Natur zur Vorausseßung seines wirklichen Daseins hat, wiewohl an und für sich die Natur aus dem Geist ist, so ist der tiefere Grund der Zauberei die unmittelbare Einheit von Natur und Geist in der menschlichen Persönlichkeit, weshalb es beim Zauber darauf ankommt, das natür liche Verhältniß, in welchem der Geist, als das Ur sprüngliche und schaffende Erfte, das Bestim

mende der Natur ist, umzukehren und den Geist durch die Natur zu bestimmen. Insofern nun in der Zaus berei diese Verkehrung geschieht, ist in ihr Unnatur liches, was als im Widerspruch mit dem an und für sich Wahren zugleich das Bise ist, woraus sich die Bestimmung der Magie als einer nicht menschli chen und göttlichen, sondern teuflischen und verruchten Wissenschaft ergibt. Dies stellt sich dann darin dar, daß sie sich dem prüfenden Auge Aller, dem allgemei nen lichten und freudigen Geifte entzieht, und, ihr schauerliches dumpfbrütendes Werk zu treiben, in ges heimnisvollen Orten und Zeiten sich für sich abschließt und diese Entfremdung in seltsamen Zeichen und sinn Losen Vermittlungen vollendet, deren Form fast gar kein Verhältniß zu dem durch sie bedingten Inhalt hat.

Cyprianus also, der weder in religiöser Erge. bung seiner Hoffnung entsagen kann, noch in sich selbst die Kraft zur Veränderung seines Schicksals findet, wendet sich unbestimmt zum Bösen übers haupt, ob nicht auf irgend eine Weise sein Wille erfüllt werden möge. Weil derselbe der böse ist, zeigt sich das Böse an und für sich dienstfertig. Ein Sturm erhebt sich. Cyprianus, vom Kampf der Elemente aufgeregt, erblickt auf dem kochenden Mees re ein Schiff, was endlich von den Wogen am felsi gen Riff zerschleudert wird. Staunend sieht er, wie sich ein Mensch-es ist der verhüllte Dámon aus dem Untergang gerettet hat. Der sich in seinen Schuß

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gebende Damon versteht es, sich interessant zu ma-
chen, und erzählt seine Geschichte der Wahrheit ger
måß, wie er als ein hocherhobener Günstling eines
mächtigen Königs gegen diesen sich empört habe.
,,Daß es war tollkühnes Trachten,

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Hat die Zücht'gung mir erprobet.
Ich entwich als Thor, doch wåre
Thórichter, bereu'n zu wollen;
Denn ich will in meinem Trok,
Bei dem Starrsinn meines Stolzes,
Lieber doch als Muth'ger fallen,
Denn als Zagender gehorchen."

Der Damon hat hierin sein Wesen wohl ents hüllt. Cyprianus aber ist für das Verständniß dies ses Bekenntnisses noch nicht reif, indem er immer nur eine Geschichte und in das Zufällige streifende Begebenheit sieht, wo in der Form des Geschehens die ewige Wahrheit entwickelt wird. Weil der einzelne Geist als der böse nur sich in seiner gegen Anderes ausschließenden Einzelheit genießen will, ist er gegen das Dasein, was nicht Er ist, in bestån diger Spannung befangen. um sie aufzuheben, dürfte er nur in den allgemeinen göttlichen Willen zurückkehren, was aber deshalb thöricht wäre, weil er dann in dieser Abkehr von Sich an seiner Einzelheit den bestimmenden Ausgangspunct zu haben auf hören würde. Nur durch noch tiefere Vertiefung in sich selbst will er die Vergessenheit seines Abfalls ges winnen, und darum plagt ihn, der nur Sich hat,

A

die Gier der Bernichtung. Sein Schaffen ist Schaf fen des Nichtseins, stiftend unter seinen Völkern Aufruhr, Räuberei'n und Mord u. f. w. Indem nun der endliche Geist die Natur an sich hat, und er dars in nothwendig ein Einzelner im Gegensas gegen An dere ist, so eröffnet sich von dieser Seite dem Dá mon ein Weg, dem Cyprianus sicherer, als in der Wissenschaft, beizukommen. Listig weiß nun der Dås mon seine Macht über die Natur zu beschreiben und zugleich die Anwendung derselben auf Justina anzus deuten, so daß das anschauende Bewußtsein wohl eins fieht, wie die von der Begier der Lust entzündete Liebe des Cyprianus, die Aussicht, das Mädchen zu seinem Willen zwingen zu können, nur zu gut fassen werde. Das reine Mitleiden, womit er den Schiffbrüchigen edelmüthig empfangen, verschwindet in dieser Rücksicht auf ihn selbst und der Eigen. nus wird rege. Er muß den zauberkundigen Frems den bei sich festhalten, weil er seiner Selbstsucht durch Mittheilung seiner Wissenschaft behilflich wer den kann. Mit schmeichlerischer Verbindlichkeit las det er ihn also in sein Haus ein, und der Fremde, der nichts Anderes will, ist damit vollkommen zufrieden. Dem ganz in seine Leidenschaft versenkten Cyprianus ist die Vergangenheit des Fremden, daß er nåmlich ein aufrührerischer Basall, gleichgültig, wenn er nur seines mächtigen Wissens theilhaft wird..

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Somit stellt die Tragödie in dieser Gastfreundlichkeit, mit welcher Cyprianus dem bösen Damon Herberge bei sich gibt, dem anschauenden Bewußtfein die Verführung desselben, da er sich verfüh, ren lassen will, als seine eigene That vor. Dem entsprechend machen die Diener den schalkhaften Epis Log der Scene. Hinter dem ihnen verdächtigen Frem den herschnüffelnd, merken sie einen Schwefelgeruch, den Clarin vortrefflich so auslegt:

Gewißlich hat der Gute Die Kräge wohl, und salbte, will ich schwören, Mit Schwefelfalbe fich.

Moscon.

Das läßt sich hören.

Dieser sich immer mehr entwickelnden Entzweinng des Cyprianus mit dem Guten gegenüber geräth auch Justina in eine Entzweiung mit demselben, nicht aber für sich, denn sie erhält sich in aller Bedrångs niß schuldlos, sondern für die Anderen. Es hatte sich ergeben, daß, vom Schein getäuscht, Lålius wie Florus fie für eine solche nahmen, deren Ehre nur Heuchelei, nicht selbstbewußte Wirklichkeit sei. Von dieser Vorstellung ihrer Ehrlosigkeit ausgehend, macht Lalius von Eifersucht bewegt ihr Vorwürfe über ihre Verstellung und gibt ihr nicht undeutlich zu verstehen, daß nach solchen Borgången ihre Gunft ihm wohl auch nicht gänzlich werde verschlossen sein. Justina, vom Gefühl ihrer ehrenhaften Unschuld

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