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Ktand des Willens Anderer erfahren und daß endlich Cyprianus seine Wißbegier der Liebe geopfert hat, Beides, den Drang des Wissens und die mit natür licher Empfindung vermischte Leidenschaft für das Mädchen weiß er in der Lust zu vereinigen. Somit sind alle Verhältnisse in der Bewegung zum Bösen begriffen, und die Mitte des Ganzen ist also die wirkliche oder, wie bei Justina, scheine bare Entzweiung Aller mit dem Guten. Selbst in die liederliche Ordnung der üppigen Die nerschaft wird eine Störung gebracht, welche dem zarten Gewissen Livianchen's beinahe Sorge erregt.

Die durch das Streben nach der Lust vermittelte That des Bösen kündigt sich dem anschauenden Bes wußtsein sogleich in Cyprianus Auftreten an. Nicht in der Tracht eines Gelehrten, wie zuvor, nicht in der Einsamkeit eines Haines, sondern in Feierkleis dern, vor Lysanders Hause der Justina den Hof mas chend, erblickt es ihn. Weil die Liebe des Mannes zum Weibe als sittliche eine ausschließende ist, also der Besit desselben, soll anders die geistige Bedeus tung der Liebe erhalten werden und nicht die thieri sche Beziehung des rein sinnlichen Genusses eintreten, nicht mehren gemein sein kann, so ist da, wo Mehre mit gleicher Würdigkeit und hoffnung sich um Ein Weib bewerben, die Möglichkeit der Eifersucht gegeben. Jeder strebt, vor dem Undern sich gels. tend zu machen, weil er wohl weiß, daß das Weib

allein aus seiner Neigung unter den Liebenden uns terscheiden werde, woraus das Verhältniß des Lies. benden in diesem Falle sich gegen die Geliebte und gegen die mit ihm sie Liebenden zu bestimmen hat.

Der Liebende, damit die Geliebte in ihm sich wiederfinde, ist sich für sich fortan nicht mehr aus fich gewiß, fondern, seinen Willen nicht mit seinem Willen,`` vielmehr mit dem ihren erfüllend, hat fein Wille an dem ihren die unbeschränkte Voraus. sesung, so daß er erst in der Gewißheit ihres Wiltens den seinigen bestimmt. Deshalb erspäht er ih re Wünsche, gestaltet sich in Tracht und Sitte nach ihrem Verlangen, fügt sich in ihren Eigensinn u. s. f. Dies Wissen aber, in aller Regung seines Les bens nicht selbstständig aus sich, sondern durch die Geliebte zu sein, ist geradé der höchste und fü Beste Genuß dieser Knechtschaft, in welche die Freiheit sich frei verloren hat. So verhalten sich Florus und Lälins zu Justina, aber in noch hö. herem Grade Cyprianus, der sein ganzes Wesen in dies Verhältniß hat aufschwinden lassen.

Von der anderen Seite können die Liebenden sich einander nicht gleichgültig sein, weil sie, als von einander Verschiedene dennoch Daffelbe wollen. Dies ist aber in seiner gemeinen Wirklichkeit in sinnlicher Weise nur einzig da, welche Einzigkeit die einzels nen Willen, die alle denselben Gegenstand zum Inhalt haben, nothwendig einander sich ausschließen läßt.

Jeder der Liebenden beobachtet deshalb den andern oder die andern mit ihm Liebenden, inwiefern sie sich auf den ihnen gemeinsamen Gegenstand des Willens beziehen. In der vorgestellten Tragödie sieht man gleichsam die mannigfaltigen Gestalten der Eifersucht versammelt. Zuerst geht der eine Liebende auf den Tod des mit ihm Liebenden, wie Florus und Lålius; sodann wirbt der eine Liebende, Cyprianus, für die Mitliebenden, Florus und Lålius, in höchster Pein des sich in sich entgegengeseşten Willens; hiers auf werden die beiden ersten in ihrem Eifer gegen einander lauer, weil der Gegenstand, der sie gegen einander treibt, für sie an Bedeutung eingebüßt hat; endlich ist Cyprianus in seinem Argwohn ungewiß, da er mit zweien zu thun hat, und durch ihn desto unglücklicher, je brennender seine Leidenschaft ist. Hiermit vertieft er sich in seine Einzelheit und wird als der Eifersüchtige der Selbstsüchtige und damit in höherem Grade der Böse, als da, wo er die Wis senschaft nur erst verließ. Er will jest nur dies Ei. ne, fein Verhältniß zu Justina, dessen Endlichkeit an sich für ihn sich zu einem Unendlichen verkehrt. Indem er in dieser endlichen Bestimmtheit sich gegen Florus und Lålius wendet, Justina jedoch ihr Ver hältniß zu ihm nicht ändert, wird ihm sein eigenes Dasein låstig, weil es, ganz an Justina befestigt, in sich selbst haltunglos geworden ist, mit welchem Selbstbewußtsein die Bereitwilligkeit, für den er

strebten Genuß die Seele zum Opfer hinzugeben, schon heraufdämmert. Dringend stellt er der Justi na seine Liebe noch einmal vor. Sie jedoch, wie gerührt durch seine Noth, ist durch ihren Glauben in der Unmöglichkeit, ihm seine Bitte zu gewähren. Denn so

Ist die Strenge mein Tyrann,
Daß ich Euch nicht lieben kann,
Cyprianus, als im Tod."

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Mit dem Tode deutet sie auf das jenseitige Leben und gesteht zugleich eine Neigung verstohlen ein. Den eis gentlichen Grund ihrer Weigerung anzugeben, daß fie nåmlich Christin sei, verbietet ihr die Lage der Christen, gegen welche eine solche Erklärung Berrath gewesen wäre. Als parodisches Widerspiel gegen diese Scene eröffnet sich dem anschauenden Bewußtsein wieder die verkehrte Welt, welche vom Schmerz der anderen kein Verständniß hat und ihn nur als Lach. stoff nimmt. Ueber die Gewährung Livia's und über die Eintracht Clarin's und Moscon's, welche nichts als gleichkräftige Umarmung und Gewissen. haftigkeit in Berechnung des Tages und seiner Stun den wünschen, schwebt der heiterste Scherz als versöh nender Geist.

Nach jener Scene mit Justina, gleicht Cypria nus, dem seine Liebe,,ein Gott", einem Gefangenen, welcher aus dem Fenster seines Kerkers das Land seis ner Freiheit erblickt, aber, gefesselt im engen Raum,

gehindert an jeder That, nichts übrig hat, als die Flamme trostloser und unerquickter Sehnsucht. Er weiß sich als den durchaus von Liebe zu Justina ers füllten und eben so weiß er durch sie selbst, daß seine Leidenschaft immer die leere bleiben wird. Weil er nicht sogleich sich, der selbst die Beziehung dies ses Gegensages ist, als die Macht desselben oder als seine Auflösung faßt, geht er in Verzweiflung fort. Die Wissenschaft ist ihm, da er in ihr kein Gegenbild der Geliebten findet, verbleicht, und der Verlust der Geliebten, da sie ihm jest sein Wesen geworden, ist eben Quell seiner Verzweiflung. Indem er nun von diesem höchsten Inhalt seines Bes wußtseins sich genußleer wegwenden soll, fångt die geistige Bedeutung seiner Liebe an zu verschwinden und er will sein Seele geben: um dies Weib zu genießen. Die Lust erfüllt ihn mit der Begier und das Pathos derselben bricht jest aus ihm her vor, wie zuvor das affectvolle Pathos höherer Leis denschaft ihn beseelte. Sein Gefühl soll dazu kom men, sich zu fühlen, und er giebt in diesem selbstsüchtigen Streben die vernünftige Bestimmung seiner selbst durch den gegen die Forderung des Triebes und der Neigung sich im Willen durchseßenden Ge danken auf. Aus dieser unbefriedigten finnlichen Liebe entsteht nun in ihm die Neigung zu einem magischen oder zu einem solchen Wissen, was die freie Bestimmung des Selbstbewußtseins aufhebt.

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