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vermehrten nur den Zulauf, die innerste Aufregung der Gemüther, den lebendigsten Enthusiasmus." Ein so glänzender Erfolg musste dem Autor Feinde erregen, Feinde, welche nur die flache Mittelmässigkeit nicht kennt.

Die Vorurtheile, unbillige Prätentionen, die Gewohnheit, der schlechte Geschurack und eine Masse kleinlicher widerstrebender Interessen vereinigten dennoch gegen Gluck bittere Epigramme, feindliche Hypothesen, Intriguen und Calembourgs. Die Einen sahen in seinen Opern nichts als die alte französische Musik, nur ein wenig verstärkt; die Andern meinten, sie sei nichts als eine Zwitterart zwischen der französischen und italienischen; manche fanden seinen Gesang platt und gemein, manche wieder barock. Man warf ihm besonders Mangel an Einheit und Motiven vor, ja man ging so weit, ihn anzuklagen und wohl gar zu schmähen, dass er ein Deutscher sei. Während so die oberflächlichen Kenner Gluck bei den Soupers kritisch vernichteten, errichtete ihm die grössere Zahl der Musiker und der erleuchtetsten Kunstfreunde eine Statue, baute sich der herrliche Meister unvergängliche Denkmale in den Herzen aller fühlenden Menschen.

Der „Cid," "Horace," „Cinna" und dergleichen Werke hatten die ungestalteten Werke eines Mairet und Duryer von dem französischen Theater verbannt; gleiches widerfuhr ihnen durch „Orfeo," "Alceste“ und „Armide," welche der,,Iphigenie" unmittelbar folgten und mit denen allen Gluck das Herrscher - Scepter im Reiche des süssesten Zaubers errang. Rameau's Partei schlug, nach so vielen Kämpfen empfindlich geschwächt, zur Retirade, und hatte den Freunden Glucks nur noch Dardanus und Castor entgegen zu stellen; denn diese mochte man hie und da noch hören, gleichsam aus einem Reste von Achtung vor einem alten Idol. Der Kampf war beendigt; nicht aus Mangel an Kämpfern, sondern aus Mangel an Waffen und Munition: und dieser erzwungene Friede, den kein Traktat sicherte, konnte natürlich nicht von langer Dauer sein.

Die letzten Athemzüge der Partisane Rameau's waren kaum ausgehaucht, da trat ein neuer mächtigerer und würdigerer Rival ge

gen unsern deutschen Komponisten auf; dies war Piccini, dessen Name in Italien schon berühmt, in Frankreich im Jahre 1778 durch die Oper „Roland" *) bekannt wurde.

Das Feuer, welches unter der Asche glühte, entzündete sich nun bald und brach in lichte Flammen aus. Glückliche Zeiten! wo sich Legio nen von Kunstfreunden und Enthusiasten das Parterre der Oper zum Kampfplatze wählten und sich muthig herausfodernd, bald ein Duo attakirten, bald den Grund eines Chors untergruben, bald das feste Gebäude eines Finals zu zerstören suchten. Die Geschichte hat uns die Namen dieser Braven aufbewahrt, welche wechselweis ungestüm oder ruhig den Hagel scharfen Witzes auf ihre Gegner warfen oder mit stoischem Phlegma empfingen, das rollende Feuer der Quodlibets und beissender Calembourgs **) mit so viel Geduld ertrugen, als unermüdlichem Eifer schürten. Der Parteigeist ist immer ungerecht: die Gluckisten sprachen dem Komponisten von Roland alle Kraft des Ausdrucks und grosser dramatischer Effekte ab; die Piccinisten dagegen fanden Glucks Kompositionen von aller Anmuth entblösst, und behaupteten, dass Lärm und Geschrei hier die Melodie ersetzen solle. Die Journale nahmen lebhaften Antheil an den Streitigkeiten: Suard, unter dem Namen,,L'Anonyme de Vaugirard" und der Abbé Arnaud erschienen auf dem Kampfplatze, und ihre Schriften, in welchen man eine Stärke des Resonnements findet, welche nur wahrhafte Kunstkenntniss geben kann, triumphirte über die Pamphlets von la Harpe und Marmontel, welche zwar ausgezeichnete Literatoren waren, aber keine Begriffe von der Musik hatten; welche Gluck zwar bekrittelten

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*) Man hatte das Gerücht verbreitet, dass Gluck eben auch an der Oper » Rolande arbeite. Desto bessagte ein begeisterter Gluckist wir werden dann einen »Orlando« und einen »Orlan dino haben. Inde mali labes. Inde irae. **) Mademoiselle Levasseur sang einst in der Rolle der Alceste die schöne Arie, welche mit den Worten endigt; Il me dechire et m'arrache le coeur:< Er zerreisst mir das Herz. Da schrie ein Piccinist: Sie aber Mademoiselle zerreissen mir die Ohren! und sein Nachbar antwortete ihm: welch Glück, wenn es geschieht, damit Sie andere bekommen!

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und Piccini vertheidigten, beides mit Geist, doch auch mit eben so viel Ungeschick.

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Nachdem man nacheinander Roland" und "Atys," ,, Orfeo" und Alceste" gehört hatte, welche jeder nach seiner Weise und den Grundsätzen der Partei, welcher er angehörte, beurtheilte, führte Iphigenie in Tauris zu einem entscheidendem Kampfe; denn beide Antagonisten bearbeiteten dies Sujet.

Beide Werke wurden dargestellt, und das von Gluck erhielt einen solchen Vorzug, dass der Sieg keinen Augenblick zweifelhaft blieb. Gluck gab nun noch im Jahre 1779 die Opern „Echo et Narcisse," l'Arbre enchanté“ und „Cythère assiégée." Von Piccini erschien im Jahre 1783 die berühmte Oper „Dido," welcher „Diane et Endymion" und „Penelope" folgten.

Jetzt, wo die Leidenschaften schweigen und die grössten Meister ihre unbestreitbaren Urtheile über diese einander würdigen Nebenbuhler ausgesprochen haben, wo auch die Kunstfreunde ihnen in gleichem Maasse vorurtheilsfrei die verdiente Bewunderung zollen, würde es eben so absurd sein, dem Schöpfer der „Armide" die Melodie abzusprechen, wie, wenn man dem Sänger der „Atys" und "Dido" nicht Kraft und Colorit zugestehen wollte. Piccini ist eines der grössten Genies, einer der ausgezeichnetsten Komponisten gewesen, welche Italien je hervorgebracht hat; und „pour être moins grand que Gluck" sagt Castil-Blaze ,,il n'en est pas moins un Colosse."

(Schluss folgt.)

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und

Unterschiede, dass die gegenwärtigen länger und ausgeführter sind. Alle drei Sätze, deren jeder ein für sich abgeschlossenes Ganze bildet, und desshalb auch einen besondern Titel hat, tragen das Gepräge der Originalität, eine in unsern Tagen nicht eben häufige Erscheinung, sind schon aus diesem Grunde schätznnswerth; die Gewandtheit aber in ihrer Durchführung und die Gediegenheit der Arbeit, beurkunden den Meister. Die Hauptpartie ist dem Pianoforte zugetheilt, jedoch sind die beiden andern Stimmen nicht blos begleitend, sondern wesentlich nothwendig und integrirende Theile des Ganzen: die Sätze sind daher Trio's im wahren Sinne des Wortes, und die Herren, die sich kein Gewissen daraus machen, Violino et Cello ad libitum auf den Titel zu setzen, mögen sich hier ein Exempel nehmen. Die Partien für die Streich-Instrumente sind nicht schwer, und wenn man hübsch zählen und aufpassen kann, geradezu vom Blatte zu spielen. Mit eben dieser Rücksicht sind auch die, dem Pianoforte zugetheilten, bald einzuüben.

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Noch mehr solcher Scherze, (wenn wir einmal das Wort: Scherzo so übersetzen wollen) rufen wir noch einmal; aber eben so gute wie diese, Herr Marschner wird sich damit bei einem grossen Theile des musikalischen Publikums viele Freunde erwerben.

Nachschrift.

Warum Herr M arschner den Titel zu diesem Werke italienisch gemacht habe, wird uns nicht recht klar; vielleicht dem Worte: » Scherzo zu Gefallen? Das wäre beinahe ein wenig zu gewissenhaft verfahren! Es ist ja schon genug, wenn wir uns bei diesen Gelegenheiten der französischen Sprache bedienen! Wir haben noch niemals gehört, dass die Franzosen und Italiener ihre Titel deutsch schreiben.

Sechs Gesänge für 2 Tenor- und 2 BassStimmen von Heinrich Marschner; 52stes Werk. Halberst. bei C. Brüggem.

Sollen irgendwo Bacchanalien gefeiert werden; will man dem rebenumkränzten Gott einen recht angenehm duftenden Weihrauch streuen, so vergesse man ja diese Lieder nicht! Es sei ferne von uns, durch diesen Eingang irgend einen Tadel gegen das vorliegende Werkchen aus

sprechen zu wollen: im Gegentheil, es erfüllt seinen Zweck auf eine seltne Weise, und wir haben diesen im Allgemeinen nur dadurch andeuten wollen. Die Lieder bestehen mit Ausnahme von No. 4 und No. 6, in Trinkliedern und sind durchaus geeignet, Freude und Lust zu erwecken, oder sie zu erhöhen; sie zeichnen sich sämmtlich durch Frische und Lebendigkeit und in den scherzhaften Nummern durch eine unübertrefiliche Laune aus. Es würde unbillig sein, wenn man grössere Anfoderungen an sie machen wollte, als man an Lieder solcher Art mit Recht machen darf; sie sind die Kinder des Augenblicks, und, für den Augenblick geboren, recht allerliebste, liebenswürdige Kinder, die in der Welt, so lange es darin noch fröhliche Menschen giebt, schon ihr Fortkommen finden werden.

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Ferner er

Jetzt zu einigen speziellen Bemerkungen. In No. 1 finden wir die erste Periode: "wir sitzen so fröhlich" u. s. w. bis zur Fermate ein wenig zu lang. Zu dieser Länge hat sich der Komponist durch das Imitiren der Stimmen verleiten lassen. Diese Künstlichkeit ersetzt aber nicht, was die dadurch verursachte Gedehntheit dem Eindrucke des Ganzen schadet. innert dieses übrigens recht schöne Lied doch gar zu sehr an Carl Maria v. Webers Manier. Obwohl es an und für sich nicht gerade zu tadeln ist, in der Manier eines bewährten Meisters zu arbeiten, zumal in einer so äusserst anziehenden, wie die eben genannte, so ist es doch auch nicht ganz zu billigen, denselben geradezu zu kopiren, wie dies Herr Marschner schon in mehrern seiner Kompositionen gethan hat. Eine Kopie erreicht niemals ganz das Original, und Herr M. hat der Welt schon zur Genüge gezeigt, dass er Kraft und Genie genug besitzt, seinen eigenen Weg zu wandeln.

Dem Liede No. 2, „Hans ohne Sorgen" müssen wir vor allen andern den Preis zuerkennen, Wenn der Dichter (W. Gerhard). glücklich gewesen ist in der Wahl des Ausdrucks für einen Stickhusten (Hick-ux), so war es der Komponist nicht minder in dieser musikalischen Darstellung. Die accentuirten Noten über „,hick" müssen beim Vortrag genau beachtet werden.

In No. 4,,,Ständchen," muthet der Komponist dem

waren;

einen Theile des ersten Tenor zu viel zu, wenn er denselben sechs Achtel hindurch das zweigestriechene C aushalten lässt. No. 5 ist mit:,,Kühlung" überschrieben; wir glauben indessen, dass dieser Gesang mehr erhitzen als abkühlen, und die Sänger durstiger machen werde, als sie zuvor vielleicht ist dies Herrn Marschners Absicht gewesen. No. 6,,,Liebeserklärung eines Schneidergesellen," ist ein Scherz, welcher bei einem guten Glase Wein am besten klingen und auch am besten auszuführen sein wird. Der vorgeschriebene Schneider-Pathos ist zu der zu bezweckenden Wirkung ein unumgänglich nothwendiges Erfoderniss.

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Das Konzert des häuslichen Lebens *).

Es dürfte vielleicht dem musikliebenden Publikum unsrer Residenz nicht unwillkommen sein, die Hauptregel kennen zu lernen, wie im Orchester des häuslichen Lebens die Stimmen vertheilt sein müssen, um effektvolle Harmonie und gefällige Melodie hervorzubringen. Jeder Ehemann wird die Wichtigkeit solch einer gemässen Besetzung kennen, jeder Nichtehemann sie doch fühlen, und Beide mir's Dank wissen, wenn anders ich guten Rath ertheilt habe.

Die erste Violine spielt im Konzert die Frau vom Hause. Sie führt die Hauptmelodie des Tonstücks, nach welcher sich alle übrigen Stimmen zu richten haben. Es mnss daher diese Stimme gut besetzt sein, wenn der harmonische Haushalt mit Ehre geführt werden soll. - Das Instrument selbst muss einen reinen, weder kreischenden, noch schnarrenden Ton haben, und beim Forte nöthigenfalls gehörig durchgreifen können, ohne jedoch beim Piano die Zartheit zu verletzen. Die Wahl eines solchen Instruments erfodert deshalb grosse Vorsicht, und man darf sich dabei ja nicht von einem glänzenden *) Ein Beispiel wechselseitigen Unterrichts zwischen Hausherrn und Musiker.

Aeussern täuschen lassen. Vornehmlich muss dies Instrument mit allen Saiten sicher und gut, und zwar mit reinen, nicht mit falschen bezogen sein; denn sonst giebt es immer einen Missklang, mag es auch mit noch so grosser Kunst und Geschicklichkeit behandelt werden. Noch mehr aber sind solche Instrumente zu vermeiden, wo etwa die eine oder die andre Saite schon halb durchgestrichen ist. Auch giebt es Violinen, auf welchen manche Saiten, vornämlich die Quinten sehr leicht und oft springen. Die Schuld liegt meistens in einer fehlerhaften Beschaffenheit des Instruments selbst, die sich nun sehr selten verbessern lässt. Manche wollen es als zweckdienlich empfehlen, es zu zerschlagen und wieder leimen zu lassen; indess ist dies Verfahren oft gefährlich, wenigstens muss das Instrument wieder von tüchtigen Händen bearbeitet werden, wenn der Erfolg den Erwartungen entsprechen soll. Jedenfalls also muss man, ehe man sich ein Instrument anschafft, es zuvor genau betrachten und prüfen, weil man ihm diesen Fehler gewöhnlich nicht so leicht ansieht; und wer ein solches zur ersten Violine wählt, empfindet gewöhnlich bald die nachtheiligen Folgen.

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Wenn aber das Instrument tadellos ist, so muss es mit Feinheit und Delikatesse behandelt werden, und jeder Ton muss der Ausdruck Aber reiner, natürlicher Empfindung sein. nicht immer sind die ersten Violinisten Meister dieser Kunst. Manche peitschen immer nur fortissimo die Noten vor sich weg, und verfehlen die wohlthätige Wirkung auf's Gemüth. Andre berühren die Töne zu matt und kraftlos ein Fehler falscher Bogenführung - und werden dadurch auch bei den schönsten', gefälligsten Passagen langweilig. Einige suchen aus musikalischer Eitelkeit in jetziger Zeit leider! eine nicht seltene Erscheinung an jungen Scholaren mit gezierten Manieren und geschnirgelten Läufern und Trillern zu brilliren, fallen dadurch aber leicht aus dem richtigen Takte, und geben dem ganzen Orchester ein gefährliches Beispiel. Noch schlimmer ist es, wenn der erste Violinist ohne Anzeige in den Noten bald forte, bald piano, bald largo, bald vivace mithin nach Launen spielt; denn solch ein Spiel ist nicht nur dem

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Orchester, sondern auch dem Zuhörer éin Aergerniss. Es ist die erste eine schwere, viel erfodernde Stimme. Denn wenn der erste Violinist auch alles dieses vermeidet, so ist ihm ausserdem nicht nur nöthig, dass er gut und fertig Noten lesen könne, eine richtige Uebersicht des ganzen Tonstücks habe, um auf die schwierige Passagen des musikalischen Haushalts gefasst zu sein, und sich weder von einem einfachen, noch doppelten Kreuze irre machen zu lassen; sondern auch, dass er die Auflösungsquadrate gehörig beobachte, zur rechten Zeit die Dämpfer aufsetze, nicht in's Allegro falle, wenn es nur Andante gehen kann, oder sich in Dur lustig mache, wenn das Stück in Moll gesetzt ist. Hauptsächlich aber muss er unbeweglich im Takte bleiben, die Noten mögen auch noch so sehr geschwänzt, und die Figuren noch so bunt und verführerisch sein. Dieses Alles aber wird ihm sehr erleichtert, da er den Kontrabass zur Seite hat, welcher von dem Haus- und Eheherrn gestrichen wird. Seiner Natur nach hat er ein imponirendes Uebergewicht über alle andere Stimmen, welches man desto mehr erkennt, mit je mehr Einsicht und Kunst er gespielt wird. Um die kleine Wirthschaft, als Läufer, Sprünge, Triller u. s. w. kann und darf er sich nicht bekümmern; er würde sich sonst in die Geschäfte der Violine und Bratsche einmischen, und wenn er damit die Zeit verlöre, könnte er leicht selbst aus dem Takte kommen, und seine eigenen Pflichten verabsäumen. Er hat vielmehr ruhig und kräftig den Grundton anzugeben, in welchem alle übrigen Instrumente tönen sollen, und das ganze Orchester im Takte zu erhalten. Mit Madame Violino primo muss er immer im Einklang bleiben und nicht falsche Noten spielen; denn sonst wird die Harmonie gestört, und man hat Beispiele, dass dergleichen Fehlgriffe das ganze Konzert zur Auflösung gebracht haben. Daher hat er seine Aufmerksamkeit auch mehr auf die erste als zweite Violine zu richten, indem solche Verwechslung sehr viel Nachtheil bringen kann. Sollte etwa Madame Violino primo sich verirren und in einen falschen Ton ausweichen wollen, oder gar im Takte schwanken, und durch böses Beispiel das Hausorchester

zur Unordnung verleiten, so muss er alsbald durch ein Paar vernehmliche kräftige Striche sie zur Pflicht zurückführen. Spielt er dagegenTM schwach und kraftlos, so hat er auf seiner Hut zu sein, dass sich nicht das eine, oder andre Horn über ihn erhebe. Brummt er zu stark, oder immer nur in einem Tone fort, so ist sein Spiel anstössig für Mitspieler und Zuhörer. Hat er endlich selbst keinen Takt, so thut er besser, er bleibt davon; denn er passt nicht in den musikalischen Haushalt. Der Kontrabass ist ein schönes, würdiges Instrument; aber der Spieler muss Kenntniss der ganzen Harmouie, Takt, Anstand und besonders einen kräftigen, sichern. Strich haben. Besitzt er diese Eigenschaften, so wird auch jedes stellvertretende Instrument, z. B. die (bei der militairischen Musik gebräuchliche) Schlangenposaune, wozu sich leicht ein Hausfreund findet, entbehrlich.

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Die zweite Violine begleitet die erste, ist ihr untergordnet und darf sich daher nicht anmaassen, die Hauptmelodie zu nehmen. Sie wird von der Kammerjungfer gespielt eine gar nicht unwichtige Stimme. Denn wenn die Melodie und Manier der ersten Violine auch noch so rein und lieblich ist, so kann die Kammerjungfer diese Vorzüge gar sehr erhöhen, indem sie zur Melodie die Harmonie hinzufügt, und dadurch die feinen Reize jener Dame hervorhebt, zu geschweigen, dass selbst bei einer magern Hauptstimme eine zweckmässige Begleitung durch geschmackvolles Herausheben einzelner Partien überaus viel ausputzen und verbessern kann ein Geschäft, welches Delikatesse erfodert. Ist die erste Violine so besetzt, wie es sein soll, so wird sie schon die zweite gehörig in Pflicht und Schranken halten, dass sie wohl Achtung giebt, nicht vorlaut ist, und nicht stärker streicht, als sich geziemt. Tönt jene matt und kraftlos, so muss sich diese mit Klugheit zu geniren wissen. Strauchelt Madame Violino primo im Text, so darf sie nicht gemeinschaftliche Sache mit ihr machen, sondern muss leise, aber mit Beharrlichkeit die rechte Mensur andeuten. Ist dieses fruchtlos, so hat dann der Kontrabass zu sprechen und die OrdVerhält sich dieser nung wiederherzustellen.

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passiv, so ist es seine Sache,, und es wird die Kammerjungfer wegen (offenbarer Konfusion nicht in's Gerede kommen vorausgesetzt, dass sie selbst nicht dazu beigetragen hat: Man erkennt daraus, dass auch zu dieser Stimme viel Talent gehört, und man hat Beispiele genug, dass ausgezeichnete Spieler sich von der zweiten zur ersten Violine emporgespielt haben.

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Das Violoncello hat theils mit dem Kontrabasse gemeinschaftliche Arbeit, theils besorgt es noch specielle Geschäfte des musikalischen Hauswesens, welche für jenen zu kleinlich sind. Um das Ganze zu dirigiren, fehlt es ihm an Autorität; es kopirt gleichsam nur die Hauptbefehle des Kontrabasses, daher spiclt es der Sekretair des Hausherrn. Ist der Kontrabass zu schwach, oder wird er mit zu wenig Einsicht gespielt, so muss das Violoncello besonders gut besetzt sein, um mit Klugheit und Gewandtheit die Mängel auszugleichen, und wenn jener etwa falsch greift, in den rechten Ton einleiten. Aber es muss so geschehen, dass es den Schein behält, als wenn alle Töne, die es ersetzt, oder verbessert, vom Kontrabasse selbst ausgingen. Das Violoncello hält öfters mit der zweiten Violine oder mit der Bratsche zusammen; dagegen muss es sich hüten, mit der ersten Violine in verbotenen Oktaven zusammenzutreffen.

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Die Bratsche kömmt der Köchin zu. Sie ist die Mittelstimme der musikalischen Oekonomie, aber zum vollen Ganzen unentbehrlich, weil ohne sie die Harmonie immer mager bleibenwürde. Thut diese Stimme stets treu und gewissenhaft ihre Pflicht, so ist für den vollen Akkord schon viel gewonnen; lässt sie aber Noten aus, und bestiehlt auf diese Art den musikalischen Haushalt, so fehlt es bald hier, bald dort besonders wenn die erste Violine nicht gehörige Achtung giebt. Insbesondre hat sie sich vor verbotenen Quinten mit dem Violoncello zu hüten, wozu sich nur allzu leicht Gelegenheit findet; denn sonst könnte leicht ein Hauptschnitzer zum Vorschein kommen.

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Die Klarinetten, Flöten und Hoboen repräsentiren die Kinder im Hausorchester. Je reiner und lieblicher ihr Ton ist, je gemässigter sie sich vernehmen lassen, desto schöner wird

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