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teil, den sie an derselben nehmen, wird vorgeschlagen, auch unsere Damen an den Sigungen teilnehmen zu lassen.

Es besteht die Absicht, höchstens drei Sizungen im Winter abzuhalten. Zur Bestreitung der Kosten wird der jährliche Beitrag auf Mt. 3. festgesezt. Dafür erhält jeder Zahlende ein Eremplar der in Heidelberg erscheinenden Zeitschrift „Das humanistische Gymnasium“. Sie werden hiermit zur ersten Sißung dieses Winters am 17. Dezember, Abends 8 Uhr im Patriotischen Gebäude freundlichst eingeladen. Tagesordnung:

Darlegung über die Notwendigkeit des Zusammenschlusses der Freunde des Gymnasiums. -- Konstituierung der Ortsgruppe.

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Die Versammlung fand am 17. Dezember statt. Der Ortsgruppe traten alsbald 109 Personen bei. Die beschlossenen Sagungen entsprechen mit geringen Aenderungen denen der Frankfurter Ortsgruppe. Von dem Jahresbeitrag werden je 2 Mk. an die Generalkasse des Vereins abgegeben als Entgelt für Empfang der Vereinszeitschrift.

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Am 28. Januar fand der erste Vortragsabend statt. Prof. Dr. Fritsch sprach über das Reform-Gymnasium“ mit besonderer Beziehung auf Hamburg. Der Vortrag ist in der Herold'schen Buchhandlung zu Hamburg erschienen und legt in sehr lichtvoller Weise dar, wie gewisse von der Neuerung erwartete Vorteile erträumt und wie manche Mißstände mit ihr unvermeidlich verknüpft seien. u.

Altphilologische Ferienkurse.

Archäologische, physikalische, neuphilologische Ferienkurse giebt es bereits seit einer Reihe von Jahren an verschiedenen Orten. Zum ersten Mal einen altphilologischen abgehalten zu haben, dies Verdienst gebührt den Bonnenser Lehrern der klassischen Philologie. Wie überaus anregend derselbe im April vor. I. verlief, schildert der Kölner Gymnasialprofessor B. Hübner in der Ilberg-Richterschen Zeitschrift (1900, II. Abt., Heft 9 S. 495 ff.) und fordert dadurch entschieden zur Nachahmung auf. Die lebhafte Befriedigung, die den 61 Teilnehmern (Schulmännern aus den verschiedensten Teilen der Rheinlande) die von Bücheler, Elter, Löschke, Wiedemann, Solmsen und Sudhaus gebotenen Belehrungen im vorigen Jahre gewährten, hat dann auch eine ähnliche Veranstaltung in diesem Jahre zu Wege gebracht. Am 10., 11. und 12. April werden sprechen: Usener über die Metapher, Elter über ein Gedicht des Bakchylides, Nissen über die städtische Entwicklung Italiens, Löschke über Aphrodite, Radermacher von den neueren Theorien über attische Kunstprosa.

Darin, daß die altphilogischen Gymnasiallehrer sich stetig wissenschaftlich fortbilden und daß sie, soweit irgend möglich, auch in persönlicher Berührung mit den akademischen Lehrern ihrer Wissenschaft bleiben, liegt wahrlich eine nicht hoch genug zu schäßende Stüße auch für den humanistischen Schülunterricht. G. U.

Ein Glückwunsch.

Einen zwar aus Unwissenheit sehr verspäteten Glückwunsch möge unser Freund und Mitarbeiter, der gleich Jäger unentwegte Genosse im Kampfe für die humanistische Schulbildung, Geh. Regierungsrat Direktor Dr. D. Kübler, auch jezt noch freundlich entgegennehmen. Wir dürfen ihn sicher im Namen aller Gesinnungsgenossen aussprechen. Kübler feierte am 23. November v. J. sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum. In dem launig-ernsten Gedicht, mit dem ihn an diesem Tage Johannes Trojan im Namen der „Griechischen Gesellschaft" begrüßte, ist ein kurzer Rückblick auf das reiche Leben des Jubilars geworfen. Wir möchten hier dessen gedenken, wie sich zu Küblers sonstigen Erfolgen in den lezten Zeiten die hohe Ehre und Freude gesellte, daß er die Gymnasialbildung der Kaiserlichen Prinzen August Wilhelm und Oskar bis zu ihrer jezt erfolgenden Uebersiedelung nach Plön zu leiten hatte. G. U.

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Eine Ergänzung zu dem Nekrolog auf S. 101–105 des vorigen Jahrgangs. Der dem Andenken des verstorbenen württembergischen Schulmannes, zulegt Kultministerialdirektors Mar Planck gewidmete Nachruf Fr. Pressels enthält in seinem zweiten Absage (S. 101 des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift) eine Ungenauigkeit oder Unvollständigkeit, die zwar feinen Punkt von erheblicher Wichtigkeit betrifft, aber da er einem philologischen Schulmanne gilt und für wesentlich philologische Leser bestimmt ist der Berichtigung zu völliger Akribic nicht entbehren sollte. Es heißt a. a. D.: „Pl. sollte das Landeramen machen und kam zu diesem Zweck in die Nürtinger Lateinschule, die unter einem trefflichen Rektor, seinem Anverwandten M. Heinrich Planck blühte. Der Erfolg war, daß er Herbst 1836 in das Seminar Schönthal aufgenommen wurde." Diese Worte müssen bei jedem nicht besser unterrichteten Leser die Vorstellung erwecken, Pl. sei aus dem Hause und aus der Schule jenes M. H. Planck in das Seminar eingetreten. Dem ist aber nicht so. Der M. H. Planck zog sich im April des Jahres 1835 vom Nürtinger Schulamt auf die nahe gelegene Pfarrei Bempflingen zurück, wo er nach wenigen Jahren (1839) in den besten Mannesjahren unerwartet rasch starb. Sein junger Verwandter Mar Pl. aber ging über in das Haus und die Schule von H. Plancks früherem Schüler und nunmehrigem Nachfolger, meinem Vater, dem damaligen jugendlichen Rektor Hirzel, späteren Oberstudienrat, weiterhin Tübinger Universitätsprofessor und Gymnasialrektor, der die Schule ganz in der Art und dem Geiste seines Lehrers und Vorgängers weiter führte. In seinem Hause und unter seiner Schulung brachte Mar Pl. die leßten anderthalb Jahre seines Lateinschullebens zu, von ihm aus trat er durch die Pforte des Landeramens in die Klosterschule ein, ihm hat er auch, wie ich aus brieflichen und mündlichen Aeußerungen von ihm weiß, ein dankbares Andenken bewahrt. Ich benüße diese Gelegenheit, um auf das klassich-schöne Denkmal hinzuweisen, das der junge Amtsnachfolger seinem Vorgänger gesezt hat in dem eingehenden Nachruf, der zuerst 1840 im Korrespondenzblatt für Lehrer, einer längst eingegangenen Schulzeitschrift, erschienen ist, dann anläßlich der im Kreise der Schüler und Familienangehörigen Plancks 1874, im Todesjahre des Verf., begangenen Gedächtnisfeier von seinem Sohne Adolf Planck, Prof. in Heilbronn, wieder neu abgedruckt und „als Mf.“ verbreitet wurde. Dieser Nachruf hätte wohl verdient einem weiteren Kreise und dem nachlebenden Geschlechte wieder dargeboten zu werden; denn er gibt in edler Form ein schönes und treffendes Bild von der Persönlichkeit und dem Wirken eines gerade in seiner Beschränktheit überaus tüchtigen, auch in seinen menschlichen Eigenschaften hochachtbaren Vertreters des alten württembergischen Lateinschulwesens aus der Zeit seiner charaktervollen Selbstbeschränkung und seiner innigen Verbindung mit der Kirche, wie sie nun seit Jahrzehnten fast nur noch in der Erinnerung leben.

Die Gelegenheit diesen Hinweis zu geben möge mich entschuldigen, wenn ich in dieser an sich wenig bedeutenden Sache das Wort genommen habe.

Ulm.

Hirzel.

Erwiderung.')

Sehr geehrter Herr Redakteur!

Darf ich Sie um die kollegiale Liebenswürdigkeit bitten, mir in Ihrer geschäßten Zeitschrift ein kurzes Wort zu verstatten? Sie haben in Ihrem lezten Seft (1900 IV S. 233 fg.) einen in solcher Form nicht ganz gewöhnlichen Appell an mein christliches Gewissen“ richten lassen: da ist es vielleicht nur entsprechend, daß ich Rede stehe.

Ich hatte ein scharfes Wort von Herrn Direktor Aly erwartet, und ich habe ihn wiederholt dessen versichert, daß ich ihm jede Berechtigung dazu zugestehe, seinem Empfinden und seiner Sache auf diese Weise eine Genugthuung zu schaffen. Aber ich habe ebenso wiederholt schriftlich und mündlich Herrn Direktor Aly gebeten, bei dieser Gelegenheit nicht zu verschweigen, daß jener ,,eigenartige Artikel" von Bonus nur eine Stimme bedeute aus einem Chorus, der sich gerade in dem Quartal von Juli bis September zu den Schulfragen in der Christlichen Welt" vernehmen ließ. Hätte Herr Direktor Aly mir diese Bitte erfüllt, so würde ich alles Andre schweigend hingenommen haben; nunmehr muß ich mit Ihrer gütigen Erlaubnis diese Ergänzung selber nachholen.

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Und da ich einmal das Wort habe, darf ich wohl noch dies Zweite hinzufügen. Ich kann den Gewissensvorhalt meines verehrten Herrn Gegners nicht annehmen. Er schiebt mir die Frage in mein christliches Gewissen“, ob es mir nicht zu schaffen mache, wenn durch solch einen Artikel wie durch den von Bonus ein treues Schülerherz geärgert und vergiftet werde. Dem gegenüber bekenne ich, daß es mir Gewissenssache ist, die Christliche Welt" als ein Blatt für Mündige und Reife zu führen und in seinen Spalten die Rücksicht auf Kinder und Unmündige auszuschließen, die an ihrem Orte eine Tugend und Wohlthat ist, in der Kirche aber nur zu oft eine verhängnisvolle Rolle spielt. Würde Herr Direktor Aly mein Blatt kennen, so würde er wissen, daß er da etwas von mir verlangt, das den Prinzipien meiner nun vierzehnjährigen Führung direkt zuwider ist. Und ich bin in diesem Falle nicht einmal einer schädlichen Wirkung gewärtig. Denn Kinder haben jenen Artikel nicht gelesen; die älteren Schüler aber wissen, was sie an ihrer Schule und an ihren Lehrern haben, und sind durch Zeitungslektüre dieser Art sicher nicht aus der Bahn zu bringen.

Zuletzt genüge ich einer Pflicht der Ehrlichkeit, wenn ich bekenne, daß ich seit lange ein Gegner der Berechtigungsprivilegien und aus diesem Grunde in Frankfurt a. M. Mitglied des Realschulmännervereins gewesen bin. Nachdem der deutsche Gymnasialverein sich in seiner Erklärung vom 5. Juni unter Ziffer 2 in gleichem Sinne geäußert hat, bin ich in der erfreulichen Lage, mich dieser seiner Erklärung und insbesondere dem unter Nr. 1 Gesagten durchaus anschließen. zu können.

In größter Hochachtung

Marburg, 1. Dezember 1900.

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D. Rade.

1) Wir haben uns keinen Augenblick besonnen, obige Erwiderung aufzunehmen, möchten aber doch nicht die Bemerkung zurückhalten, daß auch nach unserer Ansicht Artikel, wie der in der Christlichen Welt", dessen Besprechung durch Herrn Direktor Aly die Replik des Herrn Pfarrer Rade veranlaßt hat, keineswegs ungefährlich sind. Die Meinung, daß die älteren Schüler wissen, was sie an ihrer Schule und ihren Lehrern haben, dürfte in ihrer Allgemeinheit kaum von Jemand geteilt werden, der das Schülerpublikum in weiterem Umfang kennt.

Red.

Schulkuriosum.

Das „Pädagogische Archiv“ herausgegeben von E. Dahn, Professor an der Oberrealschule zu Braunschweig, enthält im I. Heft (Januar) des 43. Bandes eine Abhandlung des Geh. Oberschulrats Professor Dr. Herman Schiller, die vordem schon in der Frankfurter Zeitung vom 7. Dezember vor. J. Nr. 338 zu lesen war, „Die erste Schulreform des 20. Jahrhunderts" betitelt, wo der Erlaß des Kaisers vom 26. November einer zum teil wenig günstigen Beurteilung unterzogen ist. Prof. Dahn begleitet dabei die Ausführungen des Autors mit spaßhaften Glossen zustimmenden Charakters, wie etwa Lokalblättchen ein Eingesandt aus dem Leserkreise zu glossieren pflegen, z. B.: Zu oft schon ist aus Bouillon Wassersuppe gemacht worden. Die Red.", oder die Vermehrung der Lateinstunden am Realgymnasium halten wir für unverantwortliche und ganz unnötige Ueberbürdung“ u. s. w. Dabei ist der Redaktion etwas passiert, das einer so überlegenen Klugheit nicht hätte begegnen dürfen. Zu dem Citat des Autors S. 47, in dem übrigens das Original (warum?) in reimzerstörender Weise verändert ist: „Anders lesen Knaben den Horaz, anders Hugo Grotius", wird bemerkt: „Wie viele Schüler lesen jezt noch Hugo Grotius? Die Red." Jezt noch! Aber der Herr Professor hat ihn etwa noch gelesen, lesen müssen, diesen langweiligen alten römischen Klassiker. Und wenn der Verfasser die Redaktion fragen würde: „Sie haben mich doch verstanden, Herr Professor ?“, so dürfte die Antwort lauten: „Natürlich, Herr Oberschulrat, besonders was Sie von dem Mißbrauch sagen, den die klassi= schen Philologen mit dem Horaz und dem Hugo Grotius in der Prima treiben, ist mir aus der Seele gesprochen.“

Wird wohl Herr Geheimrat Schiller weiterhin damit einverstanden sein, daß Erörterungen von ihm auch im Pädagogischen Archiv abgedruckt werden?

Hildesheim.

D. Mülder.

Litterarische Anzeigen.

Kuno Fischers Hegel. Ein Werk, das nicht blos für die Geschichte der Philosophie, sondern für die Einsicht in das gesamte wissenschaftliche Leben Deutschlands im verflossenen Jahrhundert von höchster Wichtigkeit ist, geht seiner Vollendung entgegen. Wir haben wiederholt mit der freudigen Bewunderung, die Jeder gegenüber dieser Leistung empfinden muß, frühere Lieferungen besprochen. Wenn wir diesmal auf die zuleßt erschienenen 6. und 7. besonders binweisen, so geschieht es, weil nach unserer Meinung die in ihnen dargestellten Teile des Hegelschen Systems noch heute einen nicht geringen Wert für den Gymnasialunterricht, überhaupt für den Unterricht an höheren Schulen haben. Wir meinen Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte und seine Aesthetik.

Auch hier hat es Fischer meisterhaft verstanden, die wunderbare Gedankenfülle des großen Denfers in ihrem Zusammenhange wie im Einzelnen vollkommen flarzulegen; und in dem, was von Hegels Ideen über die Bedeutung der einzelnen Perioden der Weltgeschichte für die Entwicklung des Menschengeschlechts ausgehoben wird, von seinen Gedanken über die Eigenart einzelner Nationen und der das Schicksal der Völker bestimmenden Persönlichkeiten, von seinen Reflerionen über die Gattungen des Schönen und die verschiedenen Arten der Poesie, auch Das humanistische Gymnasium 1901. I u. II.

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über einzelne Dichtungen, wie die homerischen Gesänge und die sophokleischen_Dramen, Goethes Hermann und Dorothea, seine Iphigenie und den Faust, Schillers Balladen und Gedankenlyrik, in alle dem findet sich ungemein Vieles, was dem Lehrer der Geschichte, des Deutschen und Griechischen auf den oberen Stufen intensive Anregung zum Nachdenken geben wird, und Manches, was er unmittelbar für den Unterricht wird verwenden können. Fischer hält mit abweichenden Ansichten nicht zurück, aber öfter hat und nimmt er Gelegenheit, seine lebhafte Anerkennung für das Tiefe und Zutreffende der Hegelschen Urteile zum Ausdruck zu bringen. Und nicht am wenigsten verdienen solche Anerkennung die Aeußerungen Hegels über altgriechische Geschichte, Kunst und Litteratur.

Erfahrungen und Bekenntnisse von Wilhelm Schrader. Berlin bei Ferd. Dümmler 1900, 284 S. in 8°, Preis geh. 3 Mk., geb. 4 Mk.

Hat man Unrecht, wenn man behauptet, daß die große Masse der während der leyten Jahrzehnte in Deutschland erschienenen Schriften über Organisation und Betrieb des höheren Schulunterrichts, insbesondere die, welche unseren Gymnasialunterricht reformieren wollen, einen enormen Mangel an Erfahrung zeigen, an wirklicher Kenntnis dessen, was im All

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gemeinen an den deutschen höheren Schulen geschieht und erreicht wird? Gegenüber dieser unerquicklichen, ephemeren Schriftstellerei ist ein Buch, bei dem man durchweg die Ansichten auf breitestes Erfahrungsfundament gegründet sieht, ein wahres Labsal, und das ist, wenn irgendwo, bei Schraders jüngstem Werk der Fall. Hier wirken des Autors Schülerzeit, die Erfahrungen der Studienzeit, die Hauslehrerwirksamkeit, die Thätigkeit als Gymnasiallehrer, Gymnasialdirektor und vor allem die 27 jährige als Provinzialschulrat und die 15jährige als Vorsigender einer wissenschaftlichen Prüfungs-Kommission zusammen, um über die verschiedensten Fragen des höheren Unterrichts und der Jugenderziehung ein schwerwiegendes Urteil zu er zeugen, und die klare Ruhe, mit der Schrader aus der reichen Fülle des von ihm im Schulwesen Erlebten die Resultate zieht, muß auf Alle, die sich belehren lassen können und wollen, einen nachhaltigen Eindruck machen. So ist denn auch die Schradersche Autobiographie von Männern, wie W. Fries (Lehrproben Heft 65), E. Münch (Deutsche Litteraturzeitung 1900 Nr. 33) und Richard Richter (Neue Jahrbücher VI. Bd., 5. Heft), beurteilt worden. Mit ihnen erblicken wir darin ein hochwichtiges Supplement zu den beiden ausschließlich pädagogischen Werken, die uns Schrader geschenkt hat, nicht bloß, weil hier Jedermann die Persönlichkeit des Verfassers kennen lernt, sondern zugleich weil uns hier gewissermaßen die Quellenangaben vorliegen für die Ueberzeugungen, welche uns in der "Fr= ziehungs- und Unterrichtslehre" und der „Verfassung der höheren Schulen" mitgeteilt

werden.

Die ganze pädagogische Richtung Schraders kann man als konservativ im besten Sinn des Wortes bezeichnen. Nicht etwa daß er Neuerungen ganz abhold wäre. Nein, er hat selbst manche solche dringend empfohlen. Ich möchte den Vorschlag herausheben, den Schrader auch in dem leßten Buch wieder macht, die Oberlehrerprüfung in zwei zeitlich getrennte Eramina, eine Fachprüfung und eine solche in der sogenannten allgemeinen Bildung zu zerlegen, weil nach seinen Erfahrungen nur so die leztere in der Prüfung und in der Vorbereitung auf sie zu ihrem Recht kommen werde (S. 194 f.). Auch der Art ist der Konservativismus Schraders nicht, daß ihm etwa starres Festhalten an Vorschriften beim Unterricht als etwas Erwünschtes erscheint. Gerade der entgegengesezte Sinn tritt uns aus vielen Stellen seiner Werke entgegen. Die möglichst selbst ständige Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit, nicht ihre Einengung durch viele gedruckte und mündliche Anweisungen gilt ihm als das erstrebenswerte Ziel. Jede Schablone ist ihm antipathisch. Und auch den Schülern wenigstens der obersten Klassen wünscht er in ihren Studien möglichst viel Freiheit gelassen, in dankbarer Erinnerung an das Ver

fahren, das in dieser Hinsicht an der Helmstedter Anstalt herrschte, der er seine Vorbildung verdankt (vgl. S. 25f., insbesondere das über die altklasische Privatlektüre Gesagte S. 28, und den Aufsay, der am Anfang dieses Heftes steht, S. 2f.). Schraders Konservativismus versteht sich als Gegensaß zu dem übergroßen Reformeifer während der beiden lezten Jahrzehnte. Ihm erscheint die preußische Lehr- und Prüfungsordnung vom Januar 1856, die „den mit besonnener und liebevoller Erwägung ermittelten Niederschlag aus dem Leben unserer Anstalten darstellt“, als die beste, erscheinen alle nachfolgenden Abänderungen als Verschlechterungen. Und wenigstens, daß nicht immer mit Bedacht geändert worden, ist ja von der preußischen Unterrichtsverwaltung selber durch mehr als einmal vorgekommene Rückkehr zu früheren Bestimmungen anerkannt. Manchem aber, was jezt verordnet ist oder verordnet werden soll, dürfte Schrader doch, wie Jäger, recht sehr zustimmen, wenn auch nicht Allem, 3. B. nicht der Schäzung der Realgymnasien und der Absicht, sie durch vermehrten Lateinunterricht zweckentsprechender und lebenskräftiger zu gestalten. Denn in Bezug auf diese Anstaltsgattung lesen wir bei ihm S. 174 eine Bemerkung, die früheren Aeußerungen Schraders entspricht, freilich von der Meinung auch manches warmen Verteidigers des humanistischen Gymnasiums abweicht: „Meinen schon damals (im Jahr 1859] gehegten Zweifel, ob das Lateinische überhaupt unter die Lehrgegenstände der Realschulen gehöre, hat die Erfahrung bestätigt, und eben dahin gingen auch die Beschlüsse der Dezember konferenz v. J. 1890. Weshalb man diesen nicht schlechthin Folge gegeben und die Zwittergestalt des Realgymnasiums nicht nach dem ausgesprochenen Kaiserlichen Willen beseitigt hat, verstehe ich nicht."

Indes wir haben nicht die Absicht, alle in dem legten Schraderschen Buch geäußerten bemerkenswerten Ansichten herauszuheben. Nur die Richtung der Ueberzeugungen, die Schrader auf langer Lebensbahn und auf ungewöhnlich langer amtlicher Laufbahn ge= wonnen, wollten wir bezeichnen und auf die Bedeutung hinweisen, die das Buch auch für Solche hat, die etwa in wesentlichen Punkten anderer Ansicht sind.

Nicht versäumen aber möchten wir, zu gleich auf den außerhalb der pädagogischen Interessen liegenden Wert der Selbstbiographie aufmerksam zu machen, auf die Abschnitte politischen, kirchlichen, sozialen Inhalts: „Die Zeit der Gährung“, „Das Jahr 1848", "Die Paulskirche“, „Nachwirkungen“, „Die Landesart in der Provinz Preußen", Politisches Leben“, „Kirchliche Thätigkeit". Wie viele sind wohl noch am Leben, die einst in der Paulskirche gesessen? Der 30jährige Konrektor am städtischen Gymnasium in Bran

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