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richtsgangs diesem die Schüler zuführte. Gegenüber der lediglich historischen Auffassung der altklassischen Litteratur trat Redner für diejenige Behandlung wenigstens in den Schulen ein, welche diesen Werken zugleich die Bedeutung von Schöpfungen ewiger Schöne und Wirkungskraft zuschreibt.

Der Rektor von St. Afra, Oberschulrat Peter, mahnte bei dem Dank, den in reichem Maße die Vertreter der gymnasialen Sache der einsichtsvollen Fürsorge des sächsischen Kultusministeriums schuldeten, zugleich, daß man die Anstrengungen der sogen. Reformpartei nicht zu gering tarieren möge und wies auf die Braunschweiger Beschlußfassung hin. Es sei jezt die Pflicht aller Gleichdenkenden, zusammenstehen. Rektor Dr. Muff von Schulpforte faßte die erhebenden Eindrücke zusammen, die er während dieser Tage in Grimma empfangen:

Da ist ein König, ein herrlicher Mann, ein berühmter Kriegsheld und ein vielgeliebter Friedensfürst, ein Landesvater und ein Mann, der von der hohen Bedeutung der idealen humanistischen Studien in einem Grade überzeugt ist, daß er es sich troß Krankheit und Trauer nicht hat nehmen lassen, der Jubelfeier eines humanistischen Gymnasiums, einer der ehrwürdigen, von seinem großherzigen Ahnen gegründeten Fürstenschulen persönlich beizuwohnen. Da ist ein Kultusminister, und da sind Räte des Ministeriums, die treten vor Gott und der Welt hin gegen eine Feindschaft, die sich erhoben hat, und bekennen sich frank und frei zur ewig bildenden Kraft des klassischen Unterrichts. Da liefert die Schule durch eine vorzügliche Aufführung des Sophokleischen Oedipus auf Kolonos in griechischer Sprache den thatsächlichen Beweis, daß man auch heute noch in die Alten sich einleben, auch heute noch ihren Werken tiefgreifende, heilsam erschütternde Wirkungen abgewinnen kann; da zeigen sich Stadt und Schule, Eltern und Lehrer, junge und alte Alumnen, die verschiedenen Schulen innerhalb des Ortes und innerhalb des Landes so eng verbunden und geeint durch wechselseitige Hochachtung und Liebe, daß ein besseres Einvernehmen, ein gedeihlicheres Zusammenwirken kaum zu denken ist.

Sehr erfreulich dünkt uns auch, daß von Realgymnasien und lateinlosen Realschulen Sachsens eine ganze Reihe von Beglückwünschungen durch Vertreter bei der Feier ausgesprochen oder durch Telegramm oder Brief überfandt wurde. Der Festgruß, der am weitesten her war, kam vom „Schlosse Nebukadnezars am Ufer des Euphrat“ aus Babylon, Post Bagdad, von W. Andrä, Grimmenser 1889-93, Assistenten bei der deutschen Ausgrabungsexpedition. G. U.

Bon Oskar Jägers fiebzigjährigem Geburtstag.

Wir wissen, daß es zu den Wünschen des gefeierten septuagenarius gehört, es möchte der Feier möglichst wenig Erwähnung geschehen. Aber einige Mitteilungen können wir doch nicht unterdrücken.

Die alten Schüler Jägers haben sich als Gesamtheit diesmal nicht beteiligt, weil sie bei seiner bevorstehenden Uebersiedelung nach Bonn eine größere Veranstaltung treffen wollen. Die Familie im weiteren Sinne aber sein gegenwärtiges Kollegium und seine jezige Schülerschar haben natürlich mitgefeiert. Die Lehrerschaft des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums vereinigte sich mit ihrem Oberhaupt am Abend des 27. Oktobers. (Die anderen Kölner Direktoren hatten schon am Vorabend des Festtages ihre Glückwünsche dargebracht.) Am Geburtstagsabend sang der Schülerchor einige Lieder im Garten und ein Oberprimaner hielt eine Ansprache. Am Vormittag erschien eine Reihe von Deputationen, und zahllose Telegramme und Briefe liefen ein, von Einzelnen und ganzen Kollegien, auch von entlegeneu Provinzen Preußens und von Rom, wo gerade der archäologische Kursus für Gymnasiallehrer stattfand. Geheimrat Matthias widmete dem Geburtstagskinde sein neuestes Buch „Aus Schule, Unterricht und Erziehung", eine um so willkommnere Gabe, als sie

gleichzeitig dem alten Danziger Freunde Kruse gewidmet ist. Im Namen des Gymnasialvereins hatte Geheimrat Schrader folgende Adresse verfaßt:

Zum 26. Oktober 1900.
Oskar Jäger,

dem zuverlässigen Freunde, dem treuen Sohne seines Vaterlandes, dem hochverdienten Schulmanne spricht zur Vollendung seines siebenzigsten Lebensjahres der unterzeichnete Verein seine herzlichsten Wünsche und seine dankerfüllte Liebe und Anerkennung aus. In einer Zeit unklarer Gährung hat Er allezeit Klarheit gesucht, Wahrhaftigkeit bewiesen und hohe Ziele gegen unruhige Begehrlichkeit mannhaft und offenen Sinnes festgehalten. Er ist hiermit den oft bedrängten Anhängern idealer Bildung ein Schild und ein Trost gewesen und wird auch ferner aus dem Schaße seines Wissens und seiner Erfahrung unsere Jugend mit dem bewährten Mittel klassischer und geschichtlicher Anschauungen zu erziehen und zu reinem, einheitlichem, kraftvollem Geistesleben zu leiten wissen. Gott wolle Ihm die Gnade schenken, daß Er die Frucht seiner Arbeit noch schaue und seine Tage ohne Sorge um das Wohl des deutschen Geistes beschließe! Uns aber und unserm Volke gebe Gott, unsern Freund in dem Ringen um den Schuß und die Kräftigung dieses Geistes noch lange Jahre in unserer Gemeinschaft zu sehen!

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Bei der Nachfeier durch das Kollegium wurde ein von Prof. B. Hübner verfaßtes

Lied gesungen, von dem wir die ersten Strophen mitteilen wollen:

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Nachtrag zur Lifte der Unterschriften für die Braunschweiger Erklärung und zum Vorwort.

Zustimmungserklärungen zu den Resolutionen der Braunschweiger Versammlung unseres Vereins, die vom 15. Januar bis zum Anfang des Februar an den Unterzeichneten gelangten, liefern den unten folgenden Nachtrag zur Unterschriftenliste. Die Ergänzung des Vorworts ist hauptsächlich durch Korrespondenzen mit einzelnen Vereinsmitgliedern veranlaßt.

Zwei Punkte fordern erneute Besprechung: die Tendenz der Braunschweiger Erklärung und die Stellung von Unterschriebenen und Solchen, die nicht unterschreiben mochten, zu der Frage der Gleichberechtigung von Abiturienten der Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen.

Die Braunschweiger Versammlung erklärte sich gegen die Verallgemei nerung des Lehrplans des sogenannten Reformgymnasiums. Das ist mehrfach verkehrterweise gedeutet worden: für die Beseitigung aller Reformgymnasien.

Auch die entschiedenen Gegner der Umgestaltung des deutschen Gymnasialwesens nach dem Muster des Goethegymnasiums haben, glaube ich, dies Ziel nicht ins Auge gefaßt. Da der Unterzeichnete als heftigster Feind der genannten Schulgattung bezeichnet worden ist, so erlaubt er sich zu bemerken, daß er S. XXI seiner Schrift über die Einheitsschule mit lateinlosem Unterbau" gesagt hat, ein Versuch, wie der von Reinhardt unternommene, sei insofern sogar zu bewillkommnen, als jedes pädagogische Erperiment unsere Erfahrung zu erweitern geeignet sei; und wenn ein Mann, wie Reinhardt, den Versuch leite und dem Leiter so tüchtige Kräfte zur Seite stünden, wie dies in Frankfurt der Fall, könnten Eltern ihre Kinder der Versuchsanstalt mit der Beruhigung übergeben, daß, falls man auch nicht gerade das beabsichtigte Ziel erreiche, doch nicht etwa ein wirklich unglückliches pädagogisches Ergebnis herauskommen werde. Jedoch ganz anders stelle sich die Sache, wenn man verlange, daß eine solche Unterrichtsgestaltung allgemein eingeführt werde. Da erwachse Jedem, dem sich die Organisation auf Grund von Erwägung oder Erfahrung als zweckwidrig ergeben habe, die dringende Pflicht, seine Beweismittel unablässig geltend zu machen. Später habe ich hinzugefügt, daß es um der zu gewinnenden Erfahrung willen natürlich besser sei, wenn nicht blos an der einen Frankfurter Anstalt der Versuch gemacht werde. Und ich möchte meinen, daß dies die Anschauung aller oder fast aller ist, die in Braunschweig versammelt waren.

Zugleich aber, glaube ich, war bei allen Anwesenden die Ueberzeugung verbreitet, daß sich das Reformgymnasium nicht etwa dann als eine ebenso gute Vorbildungsanstalt für die Ergreifung von Fakultätsstudien Herausstellen werde, wenn es in nächster Zeit an einer oder mehreren derartigen Anstalten den Abiturienten gelinge, ihr Examen zufriedenstellend zu bestehen, und daß ebenso wenig oder noch weniger durch solche Abiturientenleistungen für all das Gute Gewähr geleistet werden würde, was sonst von der Einführung des lateinlosen Unterbaus erwartet wird und zu seiner Empfehlung wiederholt angeführt worden ist: Verminderung des Zudranges zu den gelehrten Berufsarten, Schuß vor Ueberbürdung der Schüler, wesentliche Erleichterung der Berufswahl, Wahrung des altklassischen Unterrichts, Hebung auch anderer Lehrfächer. Ob diese schönen Dinge samt gediegener Vorbereitung zu allen Universitätsstudien bei der verlangten Gestaltung des höheren Schulunterrichts erzielt werden können oder nicht, das ergiebt sich mit Sicherheit nur aus langjährigen

Erfahrungen. Wenn wir uns über Zweckmäßigkeit oder Zweckwidrigkeit des gepriesenen lateinischen Unterbaus schon jezt ein Urteil bilden wollen, sind wir deswegen geradezu gezwungen, unseren Blick auf andere Länder zu richten, in denen analoge Unterrichtsgestaltungen seit längerer Zeit gelten. Bei solcher Ausschau aber erscheinen alle jene Hoffnungen und besonders die Vorstellung, daß der lateinische und griechische Unterricht durch sein Hinaufrücken besser gewahrt werde, als eine der Wirklichkeit geradezu entgegengesezte Illusion. Deutschland wäre das erste Land der Welt, in dem dieses Hinaufschieben des klassischen Unterrichts den genannten und nicht den umgekehrten Erfolg hätte.

Aus solchen Erwägungen floß die Resolution der Braunschweiger Versammlung gegen die Verallgemeinerung des Reformlehrplans, während natürlich die große linke (antihumanistische) Partei in dem Kreise der Reformer durch die Lehre, die wir aus anderen Ländern bezüglich der Wirkung späteren Beginns des klassischen Unterrichts auf diesen selbst empfangen, keineswegs auf dem betretenen Wege zurückgehalten, sondern noch mehr vorwärts gedrängt wird. Ist doch auch öfter schon von dieser Seite die Verdrängung des Lateinischen aus den unteren, des Griechischen aus den mittleren Klassen nur als ein vorläufiges Ziel bezeichnet. Den zur kleinen rechten Partei der Reformfreunde Gehörigen aber (ich meine die aufrichtig humanistisch Gesinnten, wie Reinhardt und Ziehen, denen bei der Reformeinrichtung geradezu ein Hauptgesichtspunkt die Wahrung und Stärkung des lateinischen und griechischen Unterrichts ist) wird Niemand verdenken, wenn sie weiter das Unterrichtsverfahren, welches bei Beginn des fremdsprachlichen Unterrichts mit dem Französischen eingeschlagen werden muß, so vollkommen, als dies möglich, ausbilden. Widerspruch wird nur erfolgen, wenn sie den Anspruch erheben, daß ihr Lehrgang und ihre Methode die allge= meingültige werden sollen, ein Verlangen, dessen Erfüllung schnell zu Konsequenzen führen würde, die auch durchaus nicht nach ihrem Sinn wären. Denn wenn auch das weitere Hinaufschieben des Lateinischen und Griechischen nach allgemeiner Einführung des Frankfurter Lehrplans noch nicht sogleich eintreten sollte, so würden doch die hohen wöchentlichen Stundenzahlen, die in den oberen Klassen die klassischen Sprachen nach jenem Plan haben, bald Reduktionen im Interesse anderer Lehrfächer erfahren. Nur wenn die bisherige Organisation des gymnasialen Lehrplans die regelmäßige bleibt und in der weit überwiegenden Menge der Gymnasien infolge früheren Beginns der klassischen Sprachen die für diese ausgesezte Gesamtstundenzahl eine höhere als in den Reform= gymnasien ist, werden sich die in den letteren jezt geltenden Stundenzahlen troß den bereits mehrfach dagegen lautgewordenen Einwendungen halten.

Gegenüber der vermeintlichen Tendenz der ersten Resolution ist es aber wohl am Plag, hier noch derjenigen wirklichen Tendenz der Versammlung zu gedenken, die am stärksten hervorgetreten ist.

Die erste und die zweite Resolution schließen mit der Betonung des hohen Wertes, welchen der dem Gymnasium eigentümliche Lehrgegenstand besißt. Derselbe Punkt wurde ebenso in den mündlichen Ausführungen auf der Braunschweiger Versammlung und in der den Unterschriftlisten beigegebenen Erörterung hervorgehoben. Auch die von Geheimrat von Bamberg vorgeschlagene Erklärung betonte, man müsse im nationalen Interesse wünschen, daß dem griechischen Unterricht ein ausgiebiger Einfluß auf die ethische, ästhetische und wissenschaftliche Bildung der künftigen Diener des Staates und der Kirche erhalten bleibe und, wo es Not thue, wiedergewonnen werde. In der That, es ist die griechische Frage, auf die sich die Reformfrage zuspißt, wie das schon aus der Heidelberger Erklärung und aus mehreren von denen ersichtlich ist, die 1890 von deutschen Universitäten abgegeben wurden, und die Hauptkraft bei

Verteidigung des deutschen Gymnasiums wird auf Erhaltung des ausgiebigen und obligatorischen griechischen Unterrichts zu verwenden sein. Ein Mittel in diesem Kampf und das wichtigste wird aber dies sein, daß durch die Praxis und durch Mitteilungen aus ihr für jeden Andersdenkenden, der der Belehrung nicht unzugänglich ist, klar gemacht werde, wie mit der Zeit, die dem griechischen Unterricht an den deutschen Gymnasien ausgesezt ist, ein die Mühe wahrhaft lohnendes Ziel erreicht werden kann und in unzähligen Fällen erreicht wird und daß allgemein gehaltene Klagen über Unfruchtbarkeit des Lehrfaches, wie sie noch manchmal gehört werden, falls überhaupt auf Thatsächlichem, so auf Einzelerfahrungen von verkehrtem Unterrichtsbetrieb beruhen, die besonders, wenn auch nicht ausschließlich, in früherer Zeit gemacht werden konnten: denn auch das Griechische hat im Allgemeinen an den deutschen Gymnasien während der lezten Jahrzehnte eminente Fortschritte in der Lehrmethode gemacht.

Neben dem Hocherfreulichen, was aus der Liste der Unterzeichneten erhellt, schien es uns Pflicht, auch auf Lücken in ihr hinzuweisen und die nach unserer Ueberzeugung richtige Begründung für dieselben zu geben, damit sie nicht in unrichtiger Weise gedeutet würden. Oder war es nicht sehr wohl denkbar, daß gesagt wurde: „Wenn nur 3575 Gymnasiallehrer und nur 381 Universitätsprofessoren unterzeichnet haben, so will also die weit überwiegende Mehrheit der leßteren und ein sehr erheblicher Teil der ersteren eine Reform mit allgemeiner Einführung des lateinlosen Unterbaus"?

Unter den von mir namhaft gemachten Gründen für die aufgezeigten Lücken fehlt einer, den ich nicht vermuten konnte. Ich erhielt nachträglich von mehreren Gymnasialdirektoren die Mitteilung, ihnen sei eine Aufforderung zur Unterzeichnung garnicht zugegangen. Könnte sie nicht auch übersehen sein? womit bei der Menge von gedruckten Rundschreiben, Anzeigen, Ansprüchen, mit denen die Anstaltsdirektionen fast täglich bedacht sind, Niemandem ein Vorwurf gemacht werden soll.

Speziell bezüglich der bayerischen Kollegen aber war von mir als Grund der Nichtbeteiligung vieler die Abneigung gegen die II. Resolution bezeichnet, welche erklärt, daß vom Standpunkt des Gymnasialvereins kein Einwand zu erheben sei gegen die Erteilung der gleichen Pflichten und Rechte an die Oberrealschulen und Realgymnasien. Wie ist darüber zu urteilen? Wir meinen, man kann mit Jäger der Ansicht sein, daß sich die Oberrealschule und auch das Realgymnasium nach seiner gegenwärtigen Organisation in Preußen als Vorbereitungsanstalten für akademische Studien nicht eignen, und kann troßdem glauben, daß vom Standpunkt des Gymnasiums kein Einwand gegen die Einführung jener Gleichstellung erhoben werden solle, in der Ueberzeugung, daß das sogenannte Monopol dem Gymnasium manchen Schaden gebracht hat, und in der Meinung, daß Einwände gegen die Gleichberechtigung eventuell von den Universitäten zu erheben seien: es ist die Anschauung, welcher die Braunschweiger Versammlung mit wenigen Ausnahmen beistimmte. Man sollte es aber m. E. auch keinem Vertreter des Gymnasiums verübeln, wenn er sich nicht entschließen kann, der in Rede stehenden Resolution beizustimmen, weil er böse Folgen für die akademischen Studien von der Zulassung der Abiturienten aller neunjährigen Schulen zu ihnen befürchtet und sich etwa auch eine Schädigung der humanistischen Schulstudien als mögliche Wirkung der Maßregel vorstellt. Solche Besorgnisse hat eingehend in der Sigung der zweiten bayerischen Kammer vom 24. April v. J. der erste Präsident des Hauses, Gymnasialrektor Dr. Orterer, in einer Rede dargelegt, aus der

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