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Wissenschaft wurde die Saalburg entdeckt durch den hessisch-homburgischen Regierungsrat Neuhof, der in seiner „Nachricht von den Altertümern in der Gegend und auf dem Gebirge bey Homburg v. d. Höhe“ (1777 und 1780) die erste Beschreibung davon giebt. Nach ihm wurde, auch von den Homburgischen Fürsten, viel gegraben, wenig aufgezeichnet. Systematische Ausgrabungen unternahm, unterstüßt vom Landgrafen Ferdinand und von der Kurhausaktiengesellschaft, der hochverdiente Gründer des Nassauischen Altertumsvereins, F. G. Habel, dessen Verdienste um die Saalburg um so mehr ans Licht zu stellen sind, als sie durch das Betonen der Verdienste von Cohausens neuerdings zurückgedrängt worden sind. So ist bei der ganzen Saalburgfeier jenes Mannes mit keinem Worte gedacht worden. Und doch war er es, der die vier Thore des Kastelles, die Umfassungsmauern, die Hauptgebäude der bürgerlichen Niederlassung, das Prätorium und die Gräber aufdeckte und die sorgfältigsten Aufzeichnungen darüber aufnahm. Seine Aufnahmen und Notizen - große Aktenbündel, die zu eruieren und auszunußen eine wichtige Aufgabe der Reichslimeskommission sein wird hat Cohausen, der 1870 als Konservator die Saalburg unter seine Aufsicht bekam, aufs ausgiebigste benußt, womit Cohausens Verdienste um den Limes, dem er zuerst eine die bisherigen Resultate zusammenfassende Untersuchung gewidmet hat, in keiner Weise geschmälert werden sollen. Noch weit größere Verdienste aber als er hat der Kgl. Baurat Jacobi, dessen Werk „Das Römerkastell Saalburg" Homburg 1897, bleibenden Wert hat, nicht zum wenigsten wegen der mustergiltigen Lösung vieler technischen Fragen. In allen Gymnasialbibliotheken, die das Werk angeschafft haben, hat es, wie ich oft gesehen, viele Leser gefunden und wegen der klaren Schreibweise und der interessanten Erörterungen manche zu weiteren Studien veranlaßt.

Die Saalburg ist nur ein kleines Glied in der gewaltigen Kette von Befestigungen, die mit dem Limes feindlichen Einfällen die Spiße boten. 542 km lang zog sich die Befestigungslinie von Hienheim bei Regensburg anhebend westlich am Hesselberg vorbei bis in die Nähe des Hohenstaufen, dann von Lorch aus 80 km in schnurgerader Richtung nordwärts bis nach Walldürn und Miltenberg, von wo der mit Kastellen geschüßte Main allein die Grenze bildet, bis der Limes bei Großkroßenburg nächst Hanau in weitem Bogen die Wetterau umschließend auf den Taunus übergeht und auf dessen Höhe herzieht, um dann bei Ems die Lahn zu überschreiten. Sein Ende erreicht er etwa 12 km südlich von Neuwied am Main. Im Norden besteht er aus einem Wall, im Süden aus einer Mauer, denen ein Graben vorgelagert war. An sich bot diese Befestigung kein ernst zu nehmendes Hindernis; dadurch aber, daß über 600 Türme und gegen 80 Kastelle den Limes deckten und es jederzeit ermöglichten, eine hinreichend starke Schußtruppe an eine bedrohte Stelle zu werfen, erlangte er eine große strategische Bedeutung. Nicht zu unterschäßen ist auch sein fiskalisch-polizeilicher Zweck, insofern er als weithin sichtbare Grenze nur an gewissen Stellen den Durchgang gestattete und so eine Kontrolle der Passanten wie der eingeführten Produkte, auf denen ein Zoll lag, ermöglichte. Ist auch ein Dußend dieser Limes-Kastelle größer als die Saalburg, so verdient sie doch vor diesen allge

meinere Beachtung, weil kaum eines so instruktiv wie sie ist, und zwar nach verschiedenen Richtungen hin. Einerseits ist die Erhaltung der Ueberreste eine vorzügliche; so zeigen von mir jüngst aufgefundene Photographien aus dem Jahre 1853 noch Mauerhöhen an den Türmen und am Prätorium von 2,60 m, ein Teil der Baulichkeiten weist noch jezt solche Höhen auf. Ferner gewährte die wiederholte Zerstörung und die luxuriöse Ausstattung eine solche Menge von Fundstücken, daß ein großes Museum damit ausgefüllt werden konnte. Vielleicht hat man nicht Unrecht, wenn man die Saalburg als eine Art Paradekastell bezeichnet: inwiefern das begründet ist, das hat Oberstleutnant Dahm, ein bewährter Limesforscher, auseinandergesezt. Die germanische Nation, meint er, nahm in der Phantasie der Römer eine Sonderstellung ein hauptsächlich deswegen, weil sie die einzige war, die von ihnen tro riesenhafter Anstrengungen, in einem ein Menschenalter währenden Angriffskriege und noch dazu unter ihrem großen Kaiser Augustus, nicht unterworfen werden konnte. Der cimbrische Schrecken war bekanntlich in Rom sprichwörtlich geworden, und für die Kaiser gab es keine größere Ehre, als den Beinamen „Germanicus“ annehmen zu dürfen. Es ist deshalb begreiflich, daß die Großen des römischen Reiches jede sich darbietende Gelegenheit benußten, dieses Wunderland, dessen Bewohner überdies Tacitus in seiner von Vielen gelesenen Germania mit einem besonderen Nimbus umgeben hatte, mit eigenen Augen zu schauen, und es ist durchaus wahrscheinlich, daß sogar mehrere Kaiser die Saalburg besuchten, da für Hadrian, Caracalla, Alexander Severus, Maximinus u. a. die Anwesenheit am Limes oder in Mainz überliefert worden ist. Das Reiseziel, der schöne Rhein mit der großen Festung Mainz und den heißen Quellen von Wiesbaden war verlockend genug und ein Abstecher auf den schnurgerade gezogenen, in vortrefflichstem Zustande gehaltenen Straßen über Heddernheim nach der Saalburg um so lohnender, als man von hier weit in das Land der gefährlichsten Gegner Roms, der Chatten, hineinsehen konnte.

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Land der Chatten

hlgraben (Limes)

-0

Porta prætoria

Praetorium

Röm. Villa

alte Strassen Elektr.Bahn nach Bad Homburg

Die Saalburg-Wirtschaft
(Eigentum der Stadt Homburg)

Die Saalburg
bei Bad Homburg

Brunnen

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Strasse nach Hombu

Wilhelms-W.

König

Gräber

Römerstraße, die mit ihrer soliden Steinseßung und den Gräben deutlich erkennbar ist. Seßen wir auf ihr unsern Weg nordwärts fort, so fallen uns zur Rechten wie zur Linken zahlreiche Vertiefungen im Boden auf sowie kleine Erhöhungen, die teilweise mit Waldsteinen gekennzeichnet sind; hier ist der nach römischer Sitte längs der Straße angelegte Friedhof, in dem bisher gegen 300 Gräber aufgedeckt worden sind. Die Leichen scheinen vorwiegend verbrannt worden zu sein: man legte den Toten auf ein Brett oder in einen Holzsarg und verbrannte das Ganze auf der wiederaufgedeckten, 6 m im Geviert messenden, aus Steinen errichteten Verbrennungsstätte (ustrina). Die Reste wurden dann auf einem Thonteller in einer Grube beigesezt, Krüglein mit Wein oder anderen Getränken, eine thönerne Lampe, Münzen, darunter auch gefütterte, bei denen der Kern durch eine Bleieinlage gebildet war, und Metallgegenstände bildeten meist die Beigaben; in den Kindergräbern fand man auch Spielzeug. Ich muß gestehen, schreibt 1856 J. v. Hefner, daß, mit Ausnahme der Gräberstraße in Pompeji, kein Ueberbleibsel des Altertums auf mich einen so ergreifenden Eindruck machte, als diese in wenige Quadratschuhe eingezwängten Ueberreste von Kriegern des welterobernden Römervolkes. - Auf der linken Seite der Straße, schon nahe dem Kastell, sieht man nebeneinander liegend fünf kleine Häuser mit trefflich erhaltenen Kellern mit Nischen, in deren einem noch sieben Weinamphoren standen. Ueber diesen Steinfundamenten erhoben sich früher, in Fachwerkbau mit Lehmwänden hergestellt, die bescheidenen Wohnräume, in welchen die Wirte und Krämer hausten, die für die kleinen Bedürfnisse und den Durst der Garnison zu sorgen hatten, die canabenses. In einem dieser Keller fand sich noch unter verkohlten Balken das Skelett eines Römers, der sich anscheinend dorthin geflüchtet hatte und von den brennenden Trümmern seines Hauses begraben wurde. Hinter jedem dieser Häuschen ist ein Ziehbrunnen mit ummauerter Deffnung zu sehen. — Nahebei befand sich der ausgedehnte Bau des Schlachthauses mit mancherlei Anbauten, wo unter anderm, wie das zahlreich aufgefundene Pferdegeschirr u. A. zeigen, auch geräumige Ställe für Pferde vorhanden waren. Alle diese Baulichkeiten gehörten zur sog. bürgerlichen Niederlassung, von der sich auf allen Seiten des Kastelles Spuren finden und die etwa 1000-2000 Einwohner gehabt haben mag. Auch ist auf der Ostseite desselben ein großes Kaufhaus aufgedeckt worden mit einer geräumigen Halle, Stallungen, Warenräumen und heizbaren Wohnzimmern.

Im S. W. des Kastelles erhebt sich das größte Bauwerk der ganzen Anlage, die sog. Villa, die acht mit Luftheizung versehene Räume und drei nicht heizbare Zimmer aufweist. Der Hauptsaal hat eine Länge von 12,50 und eine Breite von 6,25 m. Die Räume mögen wohl nicht ausschließlich zu Badezwecken gedient haben, sondern, ähnlich wie im Süden die Thermen, auch zu geselligen Zwecken verwendet worden sein. Die Funde von Stuckaturarbeit, farbigem Verpuß und Fensterscheiben verraten die vornehme Ausstattung. Wenden wir uns von diesem Bau, dessen Mauern teilweise noch über 2m hoch sind, einige Schritte nach Norden, so treffen wir auf die Doppelgräben, von denen jeder gegen 8 m breit und 3m tief ist; an sie schließt sich die etwa meterbreite Berme

an, die mit Steinplatten abgedeckt war, und hinter ihr erhebt sich dann die 2m dicke und gegen 3m hohe, mit starken Zinnen gekrönte Umfassungsmauer des Kastelles, hinter welcher wir einen 2,50 m hohen Wallgang erblicken, wenn wir jezt durch die Porta decumana eintreten.

Die Form des Kastelles ist die eines Rechteckes mit 147 m Schmal- und 221 m Längsseite, was dem Verhältnis von 100: 150 römischen Doppelschritten entspricht, wie es die Ingenieure der Römer als Regel verlangen. Die Stärke der Garnison, mit der diese Feste belegt war, betrug rund 1100 Mann, die nicht in festen Gebäuden, sondern in Lederzelten und Baracken von 4:8 oder 6:12 m Größe untergebracht waren. Noch sieht man die Sockelsteine, auf denen sich ein einstöckiger Fachwerkbau erhebt, noch den festgestampften Estrich und die von Feldsteinen eingefaßte Feuerstelle, auch die kellerartige Grube zur Aufbewahrung von mancherlei Vorräten fehlt nicht. Die eisernen Fackelhalter und Leuchter, die man hier gefunden, zeigen, daß die nicht sehr hellen Räume mit Kienspänen, Fackeln oder Kerzen erleuchtet wurden. Auch Dellampen kamen bei den Grabungen zum Vorschein. - In der Mitte dieser Baulichkeiten erhob sich der ausgedehnte Bau des Prätoriums. Um einen viereckigen Hof, den man dem Atrium vergleichen kann und in dem sich zwei an 20 m tiefe Brunnen befanden, lagert sich eine Reihe von Räumen von verschiedener Bestimmung; so im Süden ein Langbau von 38,5m Länge und 11,5 m Breite. Da er die von Westen nach Osten führende Lagerstraße schneidet und demgemäß sperrt, meinte Hettner, der um die Limesforschung so verdiente Gelehrte, man habe hier nur einen mit Mauern umgebenen offenen Hof vor sich, der zur Passage stets frei war und nur dann geschlossen wurde, wenn sich die gemeinen Soldaten zu Opfer und zur Versammlung zusammen gefunden". Zu solchen Zwecken aber eignete sich unzweifelhaft mehr ein geschlossener und gedeckter Raum, zumal doch Opfer und Versammlungen auch im Winter stattfanden. Dieser Hof der Gemeinen, sagt Hettner, hatte kein Dach, sein Fußboden bestand aus Kies. Die Pilaster, die außergewöhnlich dicken Mauern bis zu einem Meter, mit denen doch niemand einen bloßen Hof umgeben wird, sollen dadurch erklärt werden, daß er mit vier mächtigen Fassaden, für deren Ausstattung die Triumphbogen das Vorbild gegeben haben werden", versehen gewesen sei. Sein Zweck sei der gewesen, bei den vorgenannten Akten (Opfer, Ansprachen) „die nicht zugehörigen Zuschauer fern zu halten". Aber wozu soll das nötig gewesen sein, wo doch diese Handlungen innerhalb des Kastells stattfanden, das, wie heute die Kasernen oder Forts, dem nichtmilitärischen Publikum verschlossen, ja vielleicht noch weniger zugänglich war, weil das Kastell an der Feindesgrenze lag, wo jeder Fremde mit argwöhnischen Augen gemustert wurde und sicher keinen Zutritt zu den eigentlich militärischen Anlagen fand. Führen doch auch die großen Kommunikationsstraßen, auf denen sich der ganze Verkehr über die Taunushöhe abwickelte, nicht durch das Kastell, sondern an ihm vorbei. Hätten wir übrigens einen offenen, zeitweilig gegen die Außenwelt zu sperrenden Hof vor uns, dann ließen sich wohl die nach außen führenden Thore erklären, nicht aber die fünf (!), die sich nach dem Innern des nach außen sonst völlig abgeschlossenen Prätoriums

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Die Porta decumana von außen gesehen, davor Reste der Villa.

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