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Für Schüler, die in etwas vorgeschrittenem Alter das Studium des Englischen be-ginnen, wie Sekundaner eines Gymnasiums, eignet sich das Werk von Meier und Aßmann vorzüglich.

K. E.

Ascott R. Hope, An Emigrant Boy's Story, herausgegeben von J. Klapperich. G. Freitag. Leipzig. XII und 180 S. Geb. 1,50 Mk.

Die Erzählung schildert die Erlebnisse eines 14 jährigen Deutschen im Staate Minnesota während des Indianeraufstandes von 1862. Sie ist genau so wiedergegeben, wie sie unser pommerscher Landsmann dem Verfasser mitgeteilt hat. Die Flucht der überraschten Ansiedler vor den Indianern, die Belagerung der Flüchtigen in einer kleinen Stadt, ihre Verteidigung und schließliche Entseßung sind schlicht und einfach, aber mit der Anschaulichkeit eines Augenzeugen erzählt, die lehrreicher wirkt als manche vielgelesenen, phantastischen Indianergeschichten. Die Sprache des Nacherzählers, eines bekannten Jugendschriftstellers, ist leicht und fesselnd. Einleitung und Anmerkungen des Herausgebers sind erschöpfend, das Wörterverzeichnis ist sorgfältig angelegt und erleichtert durch die vollständige Bezeichnung der Aussprache der englischen Wörter dem Schüler die Arbeit. K. E.

Zum geschichtlichen und geographischen Unterricht.

Die Urgeschichte der Kultur. Von Dr. Heinrich Schurtz. Mit 434 Abbildungen im Tert, 8 Farbendrucktafeln, 15 Tafeln in Holzschnitt und Tonägung und einer Kartenbeilage. Bibliographisches Institut, 1900. 658 S., geb. 17 Mark.

Ein Werk, das keineswegs bloß den Forscher und Liebhaber angeht, sondern recht sehr auch für den Schulunterricht ersprießlich sein kann, mehr allerdings wohl für den geographischen, als den geschichtlichen, der seine Zeit für Darstellung der weltgeschichtlichen Ereig= nisse und die Höhen der Kultur braucht, während in den erdkundlichen Stunden sehr wohl die Kultur der Natur- und der halbcivilisierten Völker ins Auge gefaßt werden kann. Und darum, nicht um die Zustände unvordenklicher Zeiten handelt es sich hier. Die Anordnung des überreichen Stoffes ist nicht ethnographisch, sondern so, daß durch alle in Betracht ge= zogenen Völker hindurch zuerst die Grundlagen der Kultur betrachtet werden, dann die Gesellschaft, weiter die Wirtschaft, die materielle Kultur, die geistige Kultur. Aber der Klarheit dient diese Disposition entschieden, und ein sehr genaues Register ermöglicht es Jedem, sich die über die einzelnen Völker an verschiedenen Stellen gegebenen Viitteilungen zu= sammenzustellen. Ausgezeichnet sind die zahlreichen Abbildungen, die Schilderungen durchweg klar und lebendig.

Die Anzeige eines Bandes der im gleichen Verlage erschienenen Weltgeschichte findet sich am Schluß dieses Heftes.

Auf eine in mancher Beziehung nie wieder erreichte Höhe der Kultur führt uns: Brandi Karl. Die Benaissance in Florenz und Rom. Acht Vorträge. Teubner 1900. VIII und 258 Seiten, 5 Mk.

Die Zeit der Renaissance, die für unser Zeitalter der individuellen, der freien Persönlichkeiten immer neue Anziehungskraft enthält, ist durch Burckhardts Kulturgeschichte zunächst bis in die psychologischen Tiefen durchforscht worden. Der Verfasser gab in Vorträgen eine mehr geschichtliche Darstellung, die aber alle wichtigen Erscheinungen des Lebens umfaßt. Wir folgen gern der geistreichen Erörterung, auch wo die Gegenstände mehr angedeutet als erschöpfend behandelt werden. Als lichtvolle Einleitung zu Burckhardts Buche dürften sich die Vorträge besonders empfehlen.

Aus der allerneusten Geschichte:

F. R.

Siegen oder Sterben. Die Helden des Burenkriegs. Bilder und Skizzen nach eigenen Erlebnissen von Frederik Rompel, Parlamentsberichterstatter und Kriegskorrespondent der „Volksstimme" in Pretoria. Mit einer Einleitung von Generalmajor 3. D. Dr. Albert Pfister. 192 S. gr. 8°. Mit 22 Porträts, 24 ganzseitigen und 73 Tert-Bildern, einer Kriegschronik und einer Karte des Kriegsschauplages. Stuttgart, Anton Hoffmann (K. Thienemanns Verlag) 1901. Originell in farbigen Umschlag gebunden, Preis 2,50 Mk.

Ein durch Tert wie gute Abbildungen über das Volk, seine Führer insbesondere und den Krieg im Allgemeinen sehr gut unterrichtendes und unterhaltend geschriebenes Buch.

Unsere Leser weisen wir besonders auf die Ausführungen und Bilder zum Schulwesen der Südafrikanischen Republik auf S. 26-33 hin. Kein Erzeugnis überschwänglicher Burenbegeisterung. &.

Das Bedürfnis einer Erweiterung und Vertiefung des geographischen Unterrichts in den oberen Klassen der höheren Schulen hat zu der Abfassung erdkundlicher Lesebücher geführt. Schon in zweiter Auflage erscheint ein Werk, das sicher seinen Platz verdientermaßen in vielen Schülerbibliotheken gefunden, aber auch wahrscheinlich schon auf manchem Weihnachts- oder Geburtstagstisch gelegen hat:

Umschau in Heimat und Fremde. Ein Lesebuch zur Ergänzung der Lehrbücher der Geographie. Von Prof. Dr. Hentschel und Prof. Dr. Märkel. 1. Band: Deutschland. Mit 127 Abbildungen in Schwarzdruck und zwei Tafeln in vielfachem Farbendruck. Breslau, Hirt 1900. 411 S., geh. 4, geb. 5 Mk.

Von ungleich geringerem Umfang ist ein anderes Buch, dessen Anschaffung wegen seines Preises (geb. 1,80 Mk.) von jedem Schüler zum Zweck der Vorbereitung für die geographischen Repetitionen in den oberen Klassen gefordert werden kann:

Erdkundliche Auffäße von Dr. Rudolf Hanncke, Prof. am Gymna

sium in Köslin. Glogau, Flemming 1900. 90 S.

Sehr anregend geschriebene Schilderungen der charakteristischen Eigenschaften der fünf Weltteile. Deutschland ist dabei ein besonderer Auffaß gewidmet. Das Ganze schließt mit einem Kapitel über den Sternenhimmel und unser Sonnensystem". Beigegeben sind 12 verkleinerte Abbildungen aus Hölzels Geographischen Charakterbildern.

"

Ein standard-work über den fremden Erdteil, der für uns gegenwärtig das größte Interesse hat, ist der erste Teil der im Bibliographischen Institut erscheinenden Allgemeinen Völkerkunde: Afrika, nach der von Prof. Sievers verfaßten ersten Auflage bearbeitet von Prof. Dr. Friedrich Hahn, o. ö. Prof. der Geographie in Königsberg. In Halbleder geb. 17 Mk. Wir werden im nächsten Jahrgang die Besprechung von einem gegenwärtig in Deutsch-Lstafrika weilenden Landsmann bringen.

Zum mathematischen und physikalischen Unterricht.

Ad. Wernicke's Lehrbuch der Mechanik in elementarer Darstellung. I. Teil, 1. Abteilung von Dr. Aler. Wernicke bearbeitet, XV und 314 . 4 Mk. II. Teil bearbeitet von Richard Vater (Doz. an der Technischen Hochschule in Aachen), XI und 373 S. 5 Mk. Braunschweig, Vieweg & Sohn. 1900.

Das wohlbekannte Wernicke'sche Lehrbuch der Mechanik erscheint hier in einer, den gegenwärtigen Bedürfnissen Rechnung tragenden Umformung. Die uns vorliegende erste Abteilung des ersten Teiles, dessen Bearbeitung vom Sohne des ursprünglichen Verfassers, dem Professor für technische Mechanik an der Technischen Hochschule und Direktor der Oberrealschule in Braunschweig, übernommen ist, und dessen Inhalt die Mechanik der festen Körper bildet, behandelt nach einer längeren, eine Gesamtübersicht gewährenden Einleitung die Phoronomie und die Lehre vom materiellen Punkte. Der zweite, von Vater bearbeitete Teil erstreckt sich auf die in der Mechanik der Flüssigkeiten und Gase üblichen theoretischen Erörterungen, denen einschlägige Fragen der Technik in reichem Maße angeschlossen sind. Die zu Grunde liegenden mathematischen Anforderungen können im Allgemeinen als elementare bezeichnet werden, wenn auch mitunter die gewöhnliche Grenze überschritten wird, wie 3. B. mit der I S. 91 benüßten Formel für den Krümmungsradius. Die einer elementaren Behandlung entgegenstehenden Schwierigkeiten sind mit Geschick und ohne Verzicht auf wissenschaftliche Strenge, namentlich unter ausgedehntem Beizug von Vektorenkonstruktionen überwunden. Es empfiehlt sich daher das Werk als vorzügliches Mittel zum Studium der Mechanik, wenn auf das Rüstzeug der höheren Mathematik verzichtet werden muß. Es leitet sowohl zur Aneignung der erforderlichen theoretischen Kenntnisse, wie auch in hohem Grade zur praktischen Verwertung der übermittelten Theorien; leßteres, da neben einer reichen Auswahl ausführlich behandelter Anwendungen und lebungen dem Lernenden auch eine größere Zahl von Uebungsbeispielen zur eigenen Bearbeitung anvertraut wird. Auch für den Unterricht an höheren Schulen kann dem Werke mancherlei Anregung und Nußen entnommen werden; so eignet sich beispielshalber die Behandlung der Centralbewegung und besonders die einfache und elegante Ableitung der Bahn eines unter Wirkung des Newton'schen Attraktionsgesezes sich bewegenden Körpers auch für eine gut geschulte oberste Stufe dieser Anstalten.

Fi.

Ueber angewandte Mathematik und Physik in ihrer Bedeutung für den Unterricht an höheren Schulen, nebst Erläuterungen der bezüglichen Göttinger Universitätseinrichtungen. Vorträge, gehalten in Göttingen Ostern 1900 bei Gelegenheit des Ferienkurses für Oberlehrer der Mathematik und Physik, gesammelt von klein und Riecke. VII und 252 S. Teubner, Leipzig und Berlin 1900. 6 Mk.

Die staunenswerten physikalisch-technischen Fortschritte der Gegenwart lassen auch dem Lehrer der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer ein Eindringen in die angewandten Zweige seiner Spezialfächer wünschenswert erscheinen. Demgemäß ist in der neuen preußischen Prüfungsordnung für das höhere Lehramt die Möglichkeit der Erwerbung einer besonderen Lehrbefähigung für angewandte Mathematik vorgesehen, und der um Ostern 1900 an der Universität Göttingen für Oberlehrer der Mathematik und Physik veranstaltete Ferienkurs berücksichtigte besonders die in dieser Hinsicht in Betracht kommenden Disziplinen. Im vorliegenden Werke werden die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Vorträge allgemein zugänglich gemacht und durch vier weitere, bei früheren Anlässen veröffentlichte inhaltsverwandte Vorträge resp. Aufsäge von Prof. Klein ergänzt.

Stofflich beziehen sich die Vorträge teils auf allgemeine Fragen über angewandte Mathematik und Physik und zweckentsprechende Hochschuleinrichtungen (Vorträge von Riecke und Klein), teils auf spezielle Teile dieser Wissensgebiete (Klein über technische Mechanik, Schilling über darstellende Geometrie, Einführung in die Geodäsie von Wieckert, Bohlmann über Versicherungsmathematik, Meyer über Wärmekraftmaschinen, Des Coudres über Elektrotechnik). Wenn auch ein Buch nicht imstande ist, den lebendigen Vortrag und namentlich die damit verbundenen Demonstrationen zu erseyen, so werden doch alle Interessenten die Veröffentlichung dieser Vorträge mit Dank begrüßen und mit Vergnügen die Gelegenheit wahrnehmen, aus den gegebenen Anleitungen und dem gebotenen reichhaltigen Litteraturnachweis die Mittel zur eigenen Weiterbildung zu schöpfen. Fi.

Dr. Adolf Ladesch, Die elektrischen Strommaschinen. VI und 40 S. 10 Figurentafeln. Bergmann, Wiesbaden 1900.

Die Schrift behandelt die üblichen elektrischen Strommaschinen, deren Beschreibung durch übersichtliche, schematische Zeichnungen unterstüßt wird. Die Erklärung erfolgt zunächst auf Grund der Ampère'schen elektrischen Theorie des Magnetismus und der in geschlossenen Stromleitern bei ihrer Annäherung an elektrische Ströme oder bei ihrer Entfernung von diesen hervorgerufenen Induktion, am Schlusse auch mit Hilfe der Kraftlinientheorie. Fi.

H. Müller & M. Kutnewsky, Sammlung von Aufgaben aus der Arithmetik, Trigonometrie und Stereometrie. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner 1900. VIII und 315 S.

Diese Aufgabensammlung umfaßt in reicher Auswahl die arithmetischen, trigonometrischen und stereometrischen Unterrichtspensen der preußischen Realanstalten bis einschließlich U.if und der Gymnasien bis O.II, sie ist stofflich äußerst übersichtlich und vom Leichteren zum Schwierigeren fortschreitend geordnet, ermöglicht infolge ausgiebiger Berücksichtigung planimetrischer und physikalischer Beziehungen eine engere Verbindung des mathematischen und physikalischen Unterrichts und wird daher nicht verfehlen, sich beim Unterricht als vorzügliches Hilfsmittel zu bewähren. Fi.

Zur Gymnastik.

Handbuch der Ballspiele von Dr. H. Schnell (Altona). Dritter Teil: Die Rückschlagspiele. Mit 43 Abbildungen. Leipzig, Voigtländer 1901. 120 S., Preis 1,60 Mk.

Das Erscheinen des dritten und legten Teils seines ebenso in geschichtlicher wie in praktischer Hinsicht belehrenden Werkes hat der Verfasser nicht erlebt. Aber das Manuskript lag bei seinem Scheiden fertig vor. Wir lesen hier die Geschichte und die Regeln_des Faustballspiels und des Tennis, mit anschaulichster Klarheit dargestellt; endlich eine kurze Schilderung des Tamburinspiels.

Richard Immanuel Nichter.

Ein Gedenkblatt.

Am zweiten Pfingstfeiertage 1901 hat ein Mann seine Augen für immer geschlossen, den man in seinem Vaterlande Sachsen als das geistige Haupt der Lehrerschaft an den Gymnasien anzusehen gewöhnt war, Richard Richter, Rektor des König-Albert-Gymnasiums zu Leipzig.

Die Bedeutung des Entschlafenen und seine hohen Verdienste um das Gymnasialwesen seines engeren und weiteren Vaterlands sind so groß und unbestritten, daß das humanistische Gymnasium" nur eine Ehrenpflicht erfüllt, wenn es Richard Richter ein Erinnerungsblatt widmet und ihm ein herzliches Habedank in die sich ihm allzufrüh und unerwartet öffnende leßte Ruhestätte nachruft.

Richard Richter war der Sproß eines sächsischen Pfarrhauses. In der Nähe von Großenhein, in dem idyllisch liegenden Dörfchen Skassa wurde er am 10. Oktober 1839 geboren. Unter einer muntern Geschwisterschar wuchs er fröhlich und gesund heran, ein echter deutscher Pastorensohn, der Stolz der Seinen, Von des ländlichen Pfarrhauses Freuden und allen den jugendlichen Streichen, die er, „Pastors Richard“, ausgeführt hat, wußte er späterhin noch viel zu erzählen. Das Glück, das das Pfarrhaus auf dem Lande für die Kinder in sich birgt, ihnen bei der einfachsten Lebensform und natürlichsten Lebensweise doch die edelsten Güter, eine sorgfältige Vorbildung und eine christliche, wahrhaft sittlich gerichtete Erziehung zu geben, wußte auch der Mann noch voll zu würdigen.

Nach sorgfältiger Vorbereitung durch den Vater, der nach altsächsischer Tradition die Kinder selbst unterrichtete, solange es irgend anging, wurde Richard Richter als dreizehnjähriger Knabe auf die Fürstenschule zu St. Afra in Meißen gebracht, die damals unter dem straffen Regimente des Rektors Friedrich Franke stand und ihrem alten Rufe in jeder Hinsicht entsprach. Ihr gehörte Richter von Mich. 1852 bis Mich. 1858 als Schüler an. Zahllose Erinnerungen hat er. später im Freundeskreise aus seinen Schülerjahren mitgeteilt. Die außerordentlich charakteristischen Persönlichkeiten seiner Lehrer, denen er bis in seine leßten Jahre in Liebe und Verehrung zugethan war, wußte er auf das anschaulichste zu schildern: das in seiner logischen Schärfe bisweilen etwas schroffe Wesen Frankes, die geradezu erstaunliche Gelehrsamkeit Kreußlers und die harmonische Persönlichkeit Kraners, die ihm speziell für sein späteres Leben und Wirken als Vorbild diente. Das Beste, was die altberühmte Anstalt ihm bieten konnte, die Gewöhnung an rasches und gründliches Arbeiten, eine ausgebreitete Belesenheit in den alten und in den deutschen Klassikern und eine ungewöhnliche Gewandtheit im Gebrauch beider klassischen Sprachen, hatte Richter sich in hohem Grade zu eigen gemacht. Der Gefahr aber, die ein Alumnat in sich birgt, daß bei der ständigen Reibung des Einzelnen sich die Charaktere zu sehr abschleifen, ist er entgangen. Schon damals war der Jüngling eine frohe, sich auslebende und Alle an sich ziehende Natur, begabt mit Wig und

Das humanistische Gymnasium 1901. V.

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heiterem Humor, und ausgerüstet mit der anmutigen Gabe, in reizenden Versen aller Art seinen Gedanken Ausdruck zu verleihn. Und so war er denn für viele seiner Kameraden, denen auch er treue Freundschaft hielt, eine stille Schwärmerei: neidlos bewunderten sie an ihm die schöne, anscheinend so mühelose Entfaltung eines kräftigen, gesunden jugendlichen Genius.

Als Neunzehnjähriger zog er mit einem Zeugnis ersten Grades hinaus aus der klösterlichen Abgeschiedenheit St. Afras, um als Student die Freiheit der weiteren Arena zu genießen. Zunächst wandte er sich nach Leipzig, dann nach Tübingen, wo er neben allgemein bildenden Vorlesungen vor allem theologische Studien trieb, die er auch soweit gefördert hat, daß er einmal in seinem Heimatlande als Student die Kanzel bestieg. Weiterhin aber hat sich Richter in Leipzig ganz und gar der Philologie zugewandt, die damals freilich in ihren Häup tern noch des Glanzes entbehrte, den Ritschls gefeierter Name später über das philologische Leipzig verbreitete. Unter den damaligen Lehrern der Altertumswissenschaft schäßte Richter am höchsten den Homeriker Nißsch, den politische Verhältnisse aus seiner nordischen Heimat nach Mitteldeutschland verschlagen hatten. Des jungen Studenten Hauptstudium waren jest die griechischen und lateinischen Dichter: den letteren waren in der Hauptsache seine späteren philologischen Arbeiten geweiht. Daneben gingen aber Studien, die ihn mit den Werken unserer klassischen Periode besonders vertraut machten. Die schon in Meißen erworbene Fertigkeit, einen gewandten Stil mit einer starken Beimischung persönlicher Körnigkeit zu schreiben, und die schöne Begabung, wirkungsvoll zu sprechen, traten damals immer kräftiger hervor, und wiesen den begabten Jüngling auf die Bahn, auf der er einst Meisterhaftes leisten sollte, auf den lehrenden Verkehr mit der Jugend, deren Herzen ihm vergönnt war in geradezu wunderbarer Weise zu zwingen.

Nach wohlbestandenem Staatsexamen und einer ganz kurzen Probezeit am Nikolaigymnasium in Leipzig rief ihn die Behörde i. J. 1863 nach Plauen. Hier hat Richter, wie er selbst sagte, drei stille Jahre verbracht. Die reichliche Zeit, die dem jungen Lehrer neben seiner Unterrichtsthätigkeit in Serta bis Quarta zur Verfügung stand, war einer ausgebreiteten und intensiven Arbeit an sich selbst geweiht, und oft hat er in späteren Jahren sich dorthin zurückgewünscht und erzählt, wie herrlich es für ihn gewesen sei, so recht in Ruhe und Behagen ein wissenschaftliches Werk nach dem andern zu studieren. In jene Zeit fällt auch, neben einem Programm, die Ausgabe von Phädrus' Fabeln (erschienen bei Weidmann in 3. Auflage), die zunächst von Raschig begonnen ward und dann in Richter den berufenen Fortseßer fand, eine Frucht seiner sorgfältigen Beschäftigung mit den lateinischen Dichtern.

In Dresden war man aber auf den tüchtigen jungen Lehrer bald aufmerksam geworden und Hugo Ilberg, der Rektor des Zwickauer Gymnasiums (1862-1871) erbat sich bei der von ihm angebahnten Reorganisation dieser alten Gelehrtenschule Richard Richter als Lehrer für die Mittelklassen. Richter folgte diesem Rufe und hat in Zwickau 1866-1874 vielleicht die schönsten Jahre seines Lebens verbracht. Im Verkehr mit seinem Rektor, mit dem ihn

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