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nischen Uebungen. Wir halten für die riditige Praris die in Baden geltende, daß im lat. Abiturienteneramen sowohl eine schriftliche verüber- als eine Hinübersegung verlangt wird und daß beide Arten von Leistungen im Laufe des Schuljahres mit einander abwechseln. Davor aber, die deutsch-lateinische Version in der Reifeprüfung fallen zu lassen, muß unieres Erachtens dringend gewarnt werden, nid)t bloß weil dieje Leistungen etwas zeigen, was durch keine lateinisch-deutsche lleberjebung bewiesen wird, sondern auch weil der Rückgang in der Qualität derselben, der mit dem Streichen aus der Reifeprüfung fragelos verbunden wäre, ebenso sicher einen Rückgang in Genauigkeit und Leichtigkeit des Verständnisses der Schriftsteller zur Folge haben würde.

Wie immer man aber zu den einzelnen Thesen des Prof. Gebhard stehen mag, ficher verdienen sie auch außerhalb Bayerns alle Beachtung, und wenn er uns schrieb, daß diese Ansichten sich zum Teil aus den eigenartigen bayrischen Verhältnissen erklären, so möchten wir sagen: Eigenart der verschiedenen deutschen Staaten in den Schuiverhältnissen und in Organisation und Betrieb des Gymnasialunterrichts ist nicht zu beklagen, wenn nur als einigendes Band bestehen bleibt das unerschütterliche Festhalten an der vollen humanistischen, der griechisch-lateinischen Bildung. Im Kampf für diese aber stehen die Kollegen an den bayrischen Gymnasien mit in erster Linie und zeigen eine Einmütigkeit, die man anderwärts bisweilen schmerzlich vermißt. Dadurch und durch die wirkjame Unterstüßung, welche ihre Bestrebungen nicht bloß von der Regierung, sondern auch vom Landtag und aus den Kreisen aller höher Gebildeten in Bayern erfahren, ist dieses Land eine der stärksten Schußwehren gegen antihumanistischen Ansturm.

Uhlig.

Bom Realidulmänner-Verein'). Kassel, 10. April. In der Delegierten-Versammlung des Allgemeinen deutschen Realschulmänner-Vereins, zu der aus allen Gauen Deutschlands etwa 60 Delegierte und im ganzen etwa 200 Zuhörer erschienen waren, gab der erste Vorsigende, Direktor Dr. Steinbart-Duisburg, einen Rückblick über die ersten 25 Jahre des Bestehens des Vereins. 1876 wurde er in Kassel gegründet, feiert somit in diesem Jahre sein silbernes Jubiläum. Der Verein, der in erster Linie für die Gleichberechtigung der Realgymnasien und Realschulen mit den andern höhern Lehranstalten eintrete, habe im vorigen Jahrhundert einen schweren Stand gehabt. Man habe versucht, dem Realgymnasium die Daseinsberechtigung abzusprechen. Seiner rastlosen Thätigkeit sei es init zu verdanken, daß die Gleichberechtigung heute grundäglich anerkannt sei, und es sei auch zu hoffen, daß sie bald durchgeführt werde. Prof. Paulsen - Berlin sprach alsdann über die höhern Schulen und das Universitätsstudium im 20. Jahrhundert. Einstimmig wurde folgende Resolution angenommen: „Der Realschulmänner Verein erwartet, daß die in der kaiserlichen Rabinettsordre anerkannte Gleichwertigkeit der auf den höhern Lehranstalten von neunjährigem Lehrgang erlangten Bildung die Gleichberechtigung zur Folge haben werde. Diese Gleichberechtigung schließt jede besonders auferlegte Ergänzungsprüfung aus."

Zeuguiffe über den griechischen Iluterricht. ,,Burschen heraus!" hatte 0. Kämmel seinen zweiten Grenzbotenartikel über die neuen Schulreformpläne betitelt. Das altem burschenschaftlichen Brauch ge

1) Obiges ist eine von der Kölnischen Zeitung gebrachte Mitteilung. Herr Prof. Paulsen hat freundlichst versprochen, uns nach Drucklegung seines Vortrages ein Eremplar zugehen zu lassen. Wir werden dann nicht verfehlen, über den Inhalt zu berichten. U.

nauer entsprechende „Bursch heraus“ hat Otto Schröder zur Ueberschrift eines Aufsaßes gewählt, der in Nr. 14 des vorigen Jahrgangs der Berliner Hochschulzeitung erschien; darunter der zweite Titel: ,,šoll an unsern Gymnasien griechischer Unterricht aufhören?“

Nachdem Schröder in seiner geistvollen Weise die dem Griechischen feindliche Strömung „leise karifierend" charakterisiert hat, weist er richtig auf die Verschiedenheit der Fragestellung hin, wodurch eine Verständigung zwischen denen, die das Griechische für gelehrte Berufsarten fordern, und denen, die es abweisen, gehemmt wird. ,,Auf der einen Seite fragt man lediglich nach der Vorbereitung für den besonderen Beruf, auf der anderen vor allem nach der Vorbereitung für ein gesteigertes geistiges Leben überhaupt". Und damit wird dann weiterhin die Appellation an eine Instanz verbunden, die, in dieser Weise wenigstens, noch nicht angerufen ist, an die noch nicht verphilisterte akademische Jugend aller Fakultäten, besonders der nicht philologisch historischen“. Diese läßt er folgendermaßen zu fich sprechen: „Denken wir an unsere Schuljahre zurück, an gleichgültige und reichere Stunden, an vorübergehende und nachhaltigere Eindrücke, an Eindrücke von befreiender, erhebender, erschütternder Wirkung, und fragen uns, ob wir von allen Unterrichtsstunden in Prima gerade die griechischen, ob wir von der griechischen Lektüre der leßten Jahre auch nur einen Bruchteil wissen möchten. Die Frage, ob wir in unserem inneren Leben diesen Strahl griechischer Sonne, den wir nicht in flüchtiger Kenntnisnahme, sondern im Schweiße unseres Angesichts gewannen, als eine empfangene Förderung oder als ein Hemmnis, als einen bloßen Zierrat oder als wesentlichen Bestandteil empfinden, – die Frage können wir und nur wir beantworten". Und Schröder fordert nun auf, mit der Sprache, mit dem Ergebnis der Erwägung herauszugehen.

Die Antworten fielen interessant aus. Da ist zuerst in Nr. 16 der Hochschulzeitung ein Dr. G. H. Lorenz-Halle, der die den Jüngern von Schröder zugeschriebene Kompetenz bestreiten zu müssen glaubt.

Ich kann nur soviel sagen, daß ich nach den jahrelangen Erfahrungen, die ich unter meinen Mitschülern und Kommilitonen zu machen nicht versäumt habe, von dem Gefühl durchdrungen bin, daß von ihnen selten einer ernsthaft darüber nachgedacht hat, was er von seiner Schulbildung für seinen Charakter und seine zukünftige Wirkjamkeit im Staate denn eigentlich gewonnen hat, welchen Beitrag die einzelnen Fächer dazu geliefert haben ... Wir sind vielleicht über keine Frage weniger berufen unser Urteil abzugeben, als über die · Schulfrage: denn heißt das nicht, wir sollen über unsere Mutter urteilen, deren Gängelband wir erst vor Kurzem entlaufen sind ?

Um nun aber doch etwas Positives zu bieten, führt der Einsender das Urteil eines Mannes an, der als Autorität anerkannt werden müsse, insofern er ein Menschenalter über diese Fragen nachgedacht habe und vermöge seiner Stellung befähigt sei, unparteiisch in diesen Fragen zu urteilen. Es ist Paulsen, der so heißt es - seine Meinung schon längst dahin ausgesprochen habe, daß

, für die allgemeine Bildungsanstalt unserer Zeit das Griechische ein Ballast sei. Dieses Urteil ist für Lorenz maßgebend. Zwar fönne er von sich versichern, daß er nur blutenden Herzens auf die griechische Litteratur, von der er als Schüler und als Student großen Genuß gehabt habe, für die allgemeine Bildungsanstalt 1d. h. das Gymnasium] Verzicht leiste, aber in so wichtiger Sache müsse das Gefühl hinter ernster Erwägung zurücktreten. Nun, Herr Schröder verlangte weiter nichts, als Aussagen über das persönliche, das Gemüts-Verhältnis, in dem frühere Gymnasiasten zit dem griechischen Unterricht stünden. Dazu aber sind eben diese doch allein befähigt. Da der Einsender jedoch bei aller Wärme der Empfindung für den griechischen UnterDas humanistische Gymnasium 1901. IV.

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richt vorzieht, die Sache durch die Autorität Paulsens entscheiden zu lassen, so will ich ihm Worte zitieren, die derselbe Paulsen in der Berliner Schulkonferenz gesprochen (S. 232 des Protokolls). Nachdem er es als möglich bezeichnet hatte, beim lateinischen Unterricht an Zeit zu sparen, fuhr er fort: Sofern wir der Schule die Zeit, die wir gewinnen, zu gute schreiben, müßten zwei andere Unterrichtsgegenstände in erster Linie in Betracht kommen, das Griechische und das Deutsche. Das sind nach meiner Empfindung die beiden in unseren jeßigen Gymnasien Fruchtbarsten und begehrtesten Gegenstände. Ich habe mir mal eine Zusammenstellung aus verschiedenen Berliner Programmen gemacht. Die Direktoren der Berliner Gymnasien haben fast alle das Hauptgewicht ihres eigenen Unterrichts in diese beiden Fächer gelegt, doch wohl in der Ueberzeugung, daß das die beiden Dinge seien, mit denen man auf dieser Stufe dem Schüler am nächsten komme, mit denen man auf seine geistige Entwid lung am meisten ein wirken kann. Daher glaube ich nicht, daß eine Herabseßung der griechischen Stunden sich empfiehlt."

Ein zweite Antwort, in derselben Nr. der Hochschulzeitung abgedruckt, mit der Unterschrift Ernst Feder stud. jur., führt uns ein Beispiel der Erschei=' nung vor Augen, daß Jemand sich trop des von ihm empfangenen Unterrichts für die griechische Litteratur erwärmt hat. Es heißt da:

Ich glaube, daß die Kultur eines Menschen ohne den freien Einschlag griechischen Geisteslebens unvollkommen bleibt, aber ich habe nicht die Ueberzeugung gewonnen, daß dem Gymnasiasten auch nur ein schwacher Hauch dieses Geistes fühlbar wird. Nicht mit Unrecht hat man oft Herders schönes Wort angeführt, daß uns die Alten goldene Aepfel in silbernen Schaalen bieten, aber genießt der Primaner wirklich den tiefen Gehalt und die edle Form der griechischen Meisterwerfe? . . . . Meine ehemaligen Schulkameraden werden sich beispielsweise erinnern, daß bei der Lektüre von Sophokles' Antigone kaum einer die Gedankenschönheit und Formvollendung der Tragödie empfand und bewunderte. Ich persönlich habe im Privatstudium griechischen Geist kennen und lieben gelernt, nicht auf der Schulbank, wo die griechische Lektüre ebenso mechanisch betrieben wird, wie die lateinischen Stilübungen. Fast alle, die die Schule verlassen, denken gar nicht mehr an die griechische Sonne, die ihnen ins Klassenzimmer strahlte.

Auf diesen Bescheid nimmt ein stud. med. G. L. in Nr. 18 der Hochschulzeitung Bezug und bezeichnet zutreffend das Ungerechtfertigte in den obigen Worten.

Der Herr scheint allzuviel Gewicht auf seine persönliche Erfahrung zu legen. Denn es ist doch schließlich nur ein Gymnasium und in diesem nur eine Klasse, auf die sich seine Wahrnehmungen erstrecken. Wenn er schreibt, ihm allein unter seinen Mitschülern sei die Sonne hellenischen Geistes aufgegangen, so zeugt dies ja allerdings von einer nicht zu unterschäßenden Rezeptionsfähigkeit. Aber wie kann er den Glauben an die Wirkungen des griechischen Unterrichts schlechtweg als eine Täuschung hinstellen, nur weil seine ehemaligen Schulfameraden, die er scharf darauf hin beobachtet zu haben scheint, nicht die „goldenen Aepfel“ zlı genießen vermochten? Jedenfalls darf sich lInterzeichneter rühmen, einer Anstalt angehört zu haben, auf der die Verhältnisse anders lagen, als es auf der des Hn. F. der Fall gewesen zu scheint.

Angenommen selbst, dem Primaner entgingen scheinbar ganz das Wesen und die Schönheit eines klassischen Kunstwerkes (und daß ein Teil der Schüler der Vorteile des griechischen Unterrichts nicht in dem erwünschten Grade teilhaftig wird, kann Niemand leugnen), sollte man da nicht zuerst an eine gewisse individuelle Unreife denken? Dann aber wäre es unrecht, an den Wirkungen des Unterrichts ohne Weiteres zu verzweifeln. Sie brauchen sich nicht sofort einzustellen und nicht gleich meßbar. Admählich, unwillkürlich tritt die Vermischung hellenischer Ideen mit der eigenen Gedankenwelt ein. Aber, wollten wir selbst ganz pessimistisch sein: ein Primaner, der den Homer gelesen hat, ohne daß ein Abglanz jener gewaltigen Weltepoche in seinem Auge haften bliebe, wird sich schwer finden laffen.

Sehen wir von dieser Möglichkeit einer Immaturität ab, so kommt nur noch ein Faktor in Betracht: die Methode des griechischen Unterrichts in den oberen Gymnasialklassen. Hier müßte nian im Fall einer Reform zuerst einseßen. lInterzeichneter ist nicht Fachmann genug, um ein radikales Heilmittel anzugeben; doch hält er die offizielle Benuşung guter Prosaüberseßungen der schwereren griechischen Dichter neben dem Original, sowie eine mehr litterarische Besprechung der Dichterwerke nach Analogie des deutscheu Unterrichte, endlich vielleicht die Einschaltung einer archäologisch-kunstgeschichtlichen Stunde in den Lektionsplan für wesentliche Förderungsmittel des Verständnisses.

Bestätigend möchten wir hinzufügen: wer einige Erfahrung bezüglich der Art, wie im griechischen Unterricht verfahren wird, gesammelt hat, kann unmöglich leugnen, daß manchmal die Lehrmethode eine grundverkehrte ist, und wird ebenso wenig in Abrede stellen, daß die Individualität manches Lehrers für einen genußreichen Betrieb des Lehrfachs sehr wenig geeignet ist. Wenn die Lektüre der platonischen Apologie damit abgeschlossen wird, daß die darin vorkommenden Kondizionalperioden gesammelt und unter die vier Hauptklassen verteilt werden müssen, wenn bei der Lektüre der Antigone besondere Aufmerksamfeit dafür verlangt wird, welche Adjektiva auf os zweier, welche dreier Endungen sind, so sind das zwei frasse Fälle der Art. Ein anderer Lehrer wieder hat eine ganz spezielle Vorliebe für die verschiedenen Bedeutungen der Präpositionen und fordert diese Neigung auch von seinen Schülern. Indes, wenn man von dem Vorkommen verkehrter Lehrmethoden und ungeschickter Lehrer einen Schluß auf den Wert eines Unterrichtsgegenstandes ziehen dürfte, dann würden auch andere Fächer schlecht wegkommen, selbst solche wie Geschichte und Religion. Bezüglich der „Förderungsmittel“ aber; die der zuteßt Gehörte vorschlägt, wäre zu sagen, daß „litterarische Besprechung" der Dichterwerke von allen vernünftigen Lehrern selbstverständlich nicht versäumt wird und daß archäologische Belehrungen in den griechischen Stunden selbst jeßt häufig vorkommen. Von der „offiziellen Benußung guter Ueberseßungen neben dem Original" jedoch verspreche ich mir nichts Gutes, so wenig dagegen einzuwenden, so sehr es vielmehr zu begrüßen ist, wenn Schüler, welche griechisch lernen, ihre Kenntnis griechischer Litteratur durch Lektüre von Ueberseßungen er weitern. Dem Original gegenüber aber muß als Grundsaß festgehalten werden, daß der Schüler mit Hilfe der gewonnenen sprachlichen Kenntnisse und mit der Unterstüßung, die ihm bei besonderen Schwierigkeiten ein Kommentar oder der Lehrer giebt, sich durch eigenes Nachdenken den Sinn der einzelnen Worte und Säße klar zu machen hat. Denn solche Arbeit steht speziell dem an, der zur selbständigen Erfassung einer Wissenschaft vorbereitet werden soll, und bringt einen intellektuellen Gewinn, der natürlich da fehlt, wo man mühelos acceptiert, was eine Ueberseßung bietet.

In hohem Grade erheiternd wirkt eine Antwort, die in Nr. 17 S. 183 zu lesen ist. Otto Schröder hatte sich nach den persönlichen Erfahrungen und Empfindungen solcher erfundigt, die Griechisch gelernt haben. Hier aber ergreift Jemand das Wort, dessen Urteil durch Erfahrung nicht getrübt ist, W. Born sen., Ingenieur. Er hat schon in einem anderen Fall gezeigt, daß sein Laien-Verstand weiter reicht als derjenige der sogenannten Sachverständigen. „Ich habe teilt er uns mit - weder Griechisch noch Hebräisch gelernt und habe mich troßdem an die Arbeit gemacht, die fünf Bücher Moses in einer Weise zu bearbeiten, daß den gelehrten Herren schon jeltjam dabei zu Mute wird; als Laie, ohne die vornehme Bildung, trete ich allen den Gymnasialgelehrten gegenüber, öffentlich unter meinem Namen man zieht vor zu schweigen!“ Wahrscheinlich, weil jenen eben „seltsam

und

dabei zu Mute" geworden ist, wenn sie wirklich Bekanntschaft mit der „Bearbeitung“ gemacht haben, wie einem auch zu Mute wird bei der jüngsten Erpektoration des Herrn Born, beispielsweise bei den Worten: ,,Wozu der Theologe so außerordentlich viel Latein und Griechisch nötig hat, ist auch nicht einzusehen, der Landpastor braucht das so wenig wie der Stadtpastor im Verkehr mit seiner Gemeinde; der katholische Pfarrer mag für seine lateinischen Litaneien etwas im Berufe brauchen, die Gemeinden haben im allgemeinen nicht das geringste Interesse an dem Wissen der Geistlichen in Bezug auf Latein und Griechisch!"

oder bei der düsteren Prognose: ,,Der größte Unfug ist es, auch noch Mädchen gymnasien zu errichten! Wenn es dann später gesellschaftlicher Zwang und Gewohnheit wird, die Mädchen im Latein und Griechisch auszubilden, dann wird das Verheiraten unmöglich, dann sind die Ausgaben für die vornehme Bildung so folossal, daß diese unsinnigen Zustände die Ehen 3 uerst im Mittelstande verhindern." Und hernach auch in den anderen Ständen? Schrecklich! - Uebrigens hat sich des verrn Born in Nr. 18 d. BI. S. 194 fg. ein Cand. phil. Lothar Treuge angenommen.

Eine Einsendung in Nr. 17 ,,Noch einmal das Griechische" über schrieben, „P. E.“ unterzeichnet, wendet sich gegen Ueberschäßung der Technik.

Der Stolz der Jünger der Technik auf die Errungenschaften derselben hat seine Berechtigung; wenn er sich aber zu einer übermäßigen Hochschäßung der eigenen Verdienste und zu einer Geringschäßung anderer Werke verkehrt, so ist er zu verdammen. Die ganze Welt scheint bei flüchtiger Betrachtung unter dem Zeichen der Arbeit zu stehen und für Sentimentalitäten feine Zeit zu haben. Und doch, wenn man genauer zusieht: das jehnende Verlangen nach etwas, was über dem lärmenden, hastenden Getriebe steht, ist nie ergreifender gewesen, als in unseren Tagen ... Jene Sehnsucht wird mit verstärkter Gewalt hervorbrechen, um so stärker, je größer die Fortschritte in der äußeren Kultur sind. Tote Maschinen werden uns dann keine Antwort auf bange Fragen geben. Und wenn wir dann hilfesuchend unsere Blicke umherschweifen lassen werden, dann wird uns in dunkler Nacht ein Licht erscheinen, weldies schon unseren Vätern den rechten Weg gewiesen: gries chische Sitte und Kunst, griechische Herrlichkeit. Und nun wollen wir diese Gaben einer gütigen Vorsehung verschmähen und nicht vielmehr mit aller Anstrenguug uns zu erhalten suchen? Wohl weiß ich, daß heute untergeht, wer nicht arbeiten kann; der Bewerber sind viele und der Preise wenige ; aber betrachten wir das Studium der Antike doch auch als etwas Notwendiges. Man lebt doch nicht vom Brod allein.

Es sind noch zwei Antworten übrig, beide in Nr. 18, die eine G. Auris unterschrieben, ist besonders gegen den Utilitarismus gerichtet.

Ist die Schule dazu da, die Jugend fürs praktische Leben vorzubilden, ihr Waffen in die Hand zu geben, die ihr dienlich sind im Kampfe ums Dasein? Oder ist ihr Zweck, Menschen heranzubilden, die als Charaktere den Problemien des Lebens gegenübertreten mit warmem Interesse für alles Menschliche, mit aufgeschlossenem Sinn für alles Schöne und mit der vornehmen Ueberlegenheit wahrhaft gebildeter Menschen? In dieser Disjunktion spiegelt sich im Grund der Streit um das Griechische. Der unmittelbare Wert, die glatte Nüßlichkeit soll da entscheiden, wo nur die tiefgehendsten Forschungen über des Menschen Wesen zum Ausgangspunkt dienen sollten. Was soll das Griechische? Was nüßt es uns? Kein Volk hat in Kunst, Litteratur, Politik und Leben das allgemein Menschliche in solcher Fülle zur Erscheinung gebracht, als das Hellenenvolk in seiner kurzen Blüte... So steht das Hellenentum vor uns, so tritt es tagtäglich noch heute vor unsere Gymnasiasten, weckt gute Gedanken und edle Gefühle in ihnen und bewahrt sie doch noch oft vor der geldzählenden Nüßlichkeitstheorie. Das Griechentum ist ganz verwachsen mit unserer Kultur. Man reißt es nicht heraus, ohne in die Entwicklung unseres Volkes einen tiefen Riß zu machen.

Ich leugne nicht, daß neben den Nütlichkeitstheoretikern noch andere Leute im gegnerischen Lager sind. Deutsches Wesen soll an Stelle unserer griechelnden Klaffizität treten.

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