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in dieser Sprache während der beiden lezten Schuljahre wünschenswert seien1), meinte aber, daß als geradezu unentbehrlich das Griechische doch nicht bezeichnet werden könne. Ferner wurde bemerkt, daß es ein sehr großer Übelstand sein würde, wenn die R.-A. nur zum Studium der Medizin zugelassen würden, weil dann die Meinung erweckt werden könne, als ob die allgemeine Bildung der Mediziner geringer sei als die der übrigen gelehrten Berufsarten. Diesem übelstande zu begegnen, müsse durchaus das Verlangen gestellt werden, daß die Universität sich auch für solche Abiturienten der Realschulen öffne, welche sich dem Lehrfach der Mathematik und Naturwissenschaften zuwenden wollten). Im übrigen aber erwartete man den Zugang tüchtiger und gut vorbereiteter Schüler zu den medizinischen Studien aus den Realschulen, weil diese ihren Schülern eine Sicherheit im Gebrauch des Englischen und Französischen gäben, wie sie dem Arzt sehr erwünscht sei und durch das Gymnasium keineswegs geboten werde, weil ferner sich die Realschulen mit aller Kraft auf den in den Gymnasien nur sehr mittelmäßig betriebenen geogra= phischen und naturwissenschaftlichen Unterricht würfen, weil sie auch die dem Arzt so wichtige Mathematik intensiver und ertensiver als die Gymnasien betrieben, weil endlich die R.-A. zugleich an die naturwissenschaftliche Methode gewöhnt würden und zu beobachten und selbständig ihr Urteil zu bilden lernten3). Zugleich wurde, um eine Überschäzung der Gymnasialbildung für das medizinische Studium abzuwehren, folgen= des angeführt. Bei der laren Praris, die früher in Kiel bezüglich der Immatriku= lation geherrscht, sei man öfter in der Lage gewesen, einen Vergleich anzustellen zwischen solchen Studenten der Medizin und Ärzten, welche das gymnasiale Reife= examen bestanden, und solchen, die teils gar nicht oder doch nicht mit Erfolg bis zum Schluß ein Gymnasium besucht hätten. Von den letzteren hätten nun allerdings manche schon im Eramen oder hernach in der Praxis gar nicht genügt, andere aber hätten den Anforderungen in der Prüfung und in ihrer praktischen Laufbahn vollkommen entsprochen, obgleich sie weder ein Gymnasium noch eine Realschule erster Ordnung durchgemacht hätten, sondern in ihrer Schulbildung ohne Ausnahme weit auch unter dem an lezterer Anstaltsgattung geforderten Maß geblieben seien. Wenn diese nun eine Konkurrenz mit Gymnasial-Abiturienten sehr wohl ausgehalten, so ergebe sich daraus, daß die Gymnasialbildung an sich für das Fach der Medizin eine überwiegende Bedeutung nicht habe.

Die Professoren der Greifswalder Fakultät haben sich über die an die R.-A. gestellten Forderungen durch Schulprogramme und durch Rücksprache mit dem Direktor der Greifswalder Realschule unterrichtet und wägen nun die Vorteile der beiden Anstaltsgattungen gegeneinander ab. Die beschreibenden Naturwissenschaften würden an den Realschulen von VI bis II gelehrt, an den Gymnasien nur in VI und V4), und es wird die Unwissenheit der jüngeren Mediziner speciell in der Botanik beklagt. Die Chemie werde in den zwei oberen Klassen der Realschule, aber an den Gymnasien gar nicht gelehrt). Auch in der Physik gewinne man auf dem Gymnasium keine genügende Vorbereitung, während doch klar sei, daß, wenn der junge Mensch schon auf der Schule mit den erakten Methoden der induktiven Wissenschaften bekannt gemacht werde, er sich viel eher und besser ein

1) Vgl. hierzu von den im letzten Heft des vorigen Jahrgangs unserer Zeitschrift mitge= teilten Medizinergutachten Nr. 2, 13, 18.

2) Vgl. die Medizinergutachten 2, 13.

3) Vgl. die Medizinergutachten 2, 14 (Abs. 4), 15, 18.

4) Vielmehr hatte das preußische Gymnasium nach dem damals geltenden Lehrplan von 1856 Naturgeschichte in VI, V und den beiden Tertien.

*) Meine Mitschüler und ich lernten in den fünfziger Jahren an einem Gymnasium_derselben Provinz, der die Universität Greifswald angehört, die Elemente der Chemie während eines Quartals der Oberprima kennen.

Verständnis in der Medizin erwerben werde. Endlich wird der Nußen französischer und englischer Kenntnisse für den Mediziner in der Praxis und zum Studium hervorgehoben: am Gymnasium würden diese in ungenügender Weise gelehrt, häufig komme es vor, daß Studierende mit den besten Gymnasialreisezeugnissen weder französisch noch englisch auch nur notdürftig verstünden1). Andrerseits könne in den Realschulen nicht der Grad der klassischen Bildung erreicht werden, der die Gymnasien auszeichne; und für den Arzt, der in so vielen Verhältnissen sorgend, ratend, tröstend einzutreten habe, sei eine weitgreifende allgemeine Bildung von hohem Belang). Danach erscheint es der Fakultät am besten, den künftigen Medizinern oder vielmehr ihren Angehörigen die freie Wahl zwischen den beiden Vorbildungsanstalten zu lassen.

Auch die Königsberger Fakultät stimmte für Zulassung der R.-A., aber mit der ausgesprochenen Voraussetzung, daß sie sich nur ausnahmsweise den Universitätsstudien zuwenden würden, und in der Meinung, daß die Gymnasialbildung immer noch die eigentliche Grundlage für die Ausbildung der Ärzte wie der höheren Staatsbeamten bleiben müsse. Die auf das Griechische verwendete Zeit scheine besser benutzt werden zu können, wenn Naturwissenschaften und neuere Sprachen im Lehrkursus eine bedeutende Stellung hätten. Aber einige Kenntnis des Griechischen sei doch nicht überflüssig schon wegen der Terminologie 3), auch sei die große Bedeutung des Griechischen als allgemeinen Bildungsmittels zu beachten. Bei Vergleichung der Gymnasialabiturienten mit den R.-A. werde sich herausstellen, daß in Hinsicht auf wissenschaftlichen Sinn und Methode des Studiums die ersteren voranstünden.

Die Göttinger Fakultät spaltete sich bei der Beschlußfassung in eine Ma= jorität von fünf und in eine Minorität von vier Mitgliedern. Die Mehrheit ver= fannte den Wert der klassischen Studien nicht: sie würde an den künftigen Ärzten ungern die Fertigkeit im Gebrauch der lateinischen Sprache und noch weniger gern die Bekanntschaft mit den griechischen Quellen der allgemeinen Kultur und der medizinischen Wissenschaften vermissen4). Aber schlimmer erscheint ihr der Mangel an mathematischer und naturwissenschaftlicher Vorbildung, der das vielleicht nicht notwendige, aber faktische Resultat des Übergewichts sei, das die Gymnasien den philologischen Studien einräumten. Der Realschulunterricht sei deswegen geeigneter, um Sinn und Phantasie für die Auffassung körperlicher Verschiedenheiten zu wecken. Ferner wird eine Entschädigung für die geminderte Kenntnis der alten Sprachen von der erfolgreicheren Behandlung der neueren erwartet und darauf hingewiesen, wie wichtige Bildungsmittel dem Arzt die neuere französische und englische Litteratur biete. Die Minorität wünscht dagegen, auch gegen die Richtung der Gegenwart die altklassische Schulbildung als unerläßliche Bedingung für das Studium der Medizin solange als möglich festzuhalten: erlasse man den Ärzten jene Vorbildung, so würden sie, als Halbgebildete, die Stelle der früher aus den chirurgischen Schulen hervorgegangenen sogenannten Medico-Chirurgen einnehmen.

Die fünf übrigen medizinischen Fakultäten in Preußen verneinten die gestellte Frage, die eine allerdings mit Anfügung eines Separatvotums.

Die Marburger medizinische Fakultät hatte, wie wir aus ihrer Meinungsäußerung erfahren, bereits unter kurfürstlichem Regiment in der Mitte des Jahrhunderts wiederholt Gutachten abgegeben, in denen sie sich gegen die Zulassung

1) Auch hier sehen die von mir als Schüler gemachten Erfahrungen wesentlich anders aus; am Stettiner Marienstift wurden in den Primen französische und englische Auffäße gemacht. 2) Vgl. die Medizinergutachten 4, 14 (Absatz 7), 27.

3) Vgl. die Medizinergutachten 3, 12 (Absatz 2), 18, 20, 26.

4) Vgl. die Medizinergutachten 20, 23.

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der R. A. zum Studium der Medizin erklärt hatte. Sie hat ihre Meinung nicht geändert und motiviert sie wie es heißt mit dem ganz verschiedenen Zweck der Gymnasien und Realschulen, in der Vorausseßung, daß beide zweckentsprechend organisiert seien, und daß Zwitteranstalten, welche vorzugsweise zu unberechtigten Ansprüchen führten, vermieden würden. Das Gymnasium habe keineswegs den Zweck, Dinge zu lehren, welche unmittelbar ihre Anwendung im Leben fänden, sondern seine große Aufgabe sei, den Geist zu wissenschaftlicher Thätigkeit zu wecken und vorzubereiten. Die geeignetsten Unterrichtsmittel hierzu seien Sprachen und Mathematik. Nicht um ihrer selbst willen würden die lateinische und griechische Sprache gelernt, sondern um der geistigen Ausbildung willen, die man erwerbe, indem man sie lerne. Was den naturwissenschaftlichen Unterricht anbetreffe, so sei die jezt für die Anfangsgründe der Physik und Chemie ausgeworfene Stundenzahl (1 in II, 2 in I) wohl ausreichend, doch sei es wünschenswert, der Naturgeschichte in den Klassen, die sie gegenwärtig nicht hätten, eine wöchentliche Stunde zu widmen. Die Realschule hätte dagegen den Zweck, für die technischen Gewerbe vorzubereiten und müsse durchweg ihren Unterricht mit Rücksicht auf praktische Anwendung gestalten. Das Latein falle hier besser ganz weg, da es in seiner ungenügenden Ausdehnung wenig Nußen bringe und nur unberechtigte Ansprüche erzeuge. Nachdem durch das neue Gewerbegeseß die Stellung der Ärzte eine wesentlich andere geworden, müßten jezt alle Bemühungen dahin gerichtet sein, den jungen Medizinern eine gründliche, nicht bloß medizinische, sondern eine allgemeine wissenschaftliche Ausbildung zu geben, und dazu den Grund zu legen vermöge nur das Gymnasium1). Das Plus von chemischen und physikalischen Vorkenntnissen, die der Realschüler habe, jei demgegenüber ein verschwindend kleiner Vorteil 2). Diesem Gutachten beigegeben aber ist ein Separatvotum der Professoren Roser und Fald, das dem Urteil der Majorität mehrfach geradezu widerspricht. Während diese die Subsumierung der Ärzte unter den Begriff der Techniker scharf abweist, wird von den Genannten umgekehrt dieser Name für die Mediziner gebilligt und, weil deren Kunst, Denken und Urteilen wesentlich dem naturwissenschaftlichen, nicht dem philologischen Gebiet angehörten, werden die künftigen Ärzte der Realschule zu= gewiesen. Der Kenntnis des Griechischen sei für den zukünftigen Arzt kein zu großer Wert beizulegen; besser sei, statt dessen um so mehr Französisch und Englisch zu verlangen.

Die Bonner Professoren verhehlen sich nicht, daß der Realschulunterricht eine ausreichende, ja vielleicht bessere Vorbildung für das rein fachwissenschaftliche Studium der Medizin bietet als der Gymnasialunterricht, und sie sprechen bei dieser Gelegenheit den dringenden Wunsch aus, daß hinfort der mathematisch-naturwissen= schaftliche Unterricht auf den Gymnasien nicht so schmählich vernachlässigt werde, wie dies leider jezt und insbesondere seit Aufhebung der Physik als Prüfungsgegenstand geschehe3); aber die Fakultät möchte auf eine klassische Bildung der jungen Mediziner nicht verzichten. Es handele sich dabei nicht bloß um das Erlernen einer fein durchgebildeten Sprache (wie die griechische es ist), welche das Denken und den präzisen Ausdruck des Gedachten übe1), sondern mehr noch um diejenige wissenschaftliche Geistesrichtung, die durch eine zeitweise Ablenkung des Geistes auf das Gebiet des klassischen Altertums gegeben werde.

Scharf abweisend antwortete auf die vorgelegte Frage die medizinische Fakultät in Halle. Es gebe wenige Stände, in denen neben Sachkenntnis allgemeine

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Bildung so unentbehrlich sei, wie im Stande des praktischen Arztes. In der Mathematik würden die Gymnasiasten von den Realschülern überflügelt, aber sie besäßen den Vorrang in den humaniora, und für den fünftigen Arzt sei allgemeine Bildung noch wichtiger als mathematische Fertigkeit1). Dabei wird (und, wie es heißt, nicht bloß von den ältesten, sondern auch den jüngeren Mitgliedern der Fakultät) ein Zurückgehen der klassischen Studien auf den Gymnasien beklagt und damit eine gewisse in der Studentenwelt zum Vorschein kommende geistige Unreife in Verbindung gebracht2).

Auch von den Breslauer Professoren der Medizin wird dem Gymnasium der Vorzug vor der Realschule für die künftigen Ärzte besonders wegen der gediegenen allgemeinen Durchbildung zuerkannt, die das erstere seinen Schülern gebe, und aus der die Befähigung zu einer tiefer eingehenden wissenschaftlichen Beschäftigung ent= springe, und auch in diesem Gutachten wie in dem der Marburger Majorität wird demgegenüber das Mehr von naturwissenschaftlichen Kenntnissen, das die Realschüler besigen, als ein verschwindender Vorteil bezeichnet. Daneben wird die Notwendigkeit griechischer Kenntnisse zum Zweck des Verständnisses der medizinischen Terminologie betont, und schließlich darauf hingewiesen, wie es im Interesse des ärztlichen Standes dringend geboten sei, denselben bezüglich der allgemein wissenschaftlichen Bildung nicht unter die Linie der Zöglinge der anderen Fakultäten sinken zu lassen3).

In der Berliner medizinischen Fakultät endlich hatte einer der zu ihr gehörigen 14 Professoren den Nugen der in der Realschule erworbenen naturwissenschaftlichen und neusprachlichen Kenntnisse für den künftigen Mediziner hervor= gehoben und die Überzeugung ausgesprochen, daß auch das Studium der neueren Fremdsprachen dort den Schülern die formale Durchbildung für das Universitätsstudium zu geben vermöge. Demgegenüber wird in dem Gutachten bemerkt, daß nach den Erfahrungen, die an wissenschaftlichen Anstalten gemacht worden, zu denen R.-A. den Zutritt erhielten, diese in Betreff der formalen geistigen Durchbildung hinter den Gymnasialabiturienten zurückstünden, ferner daß die in den Realschulen erworbenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse doch zu wenig wertvoll für das Studium der Medizin seien, als daß sie bei einer Lebensfrage der medizinischen Fakultäten in Anschlag gebracht werden könnten; ja, man habe in der Berliner Fakultät die Erfahrung gemacht, daß Studierende mit solchen Vorkenntnissen, aber ohne zureichende Gymnasialbildung sich abgestumpft und weniger fähig zeigten, in ein tieferes wissenschaftliches Studium der Naturwissenschaften einzudringen als die Abiturienten der Gymnasien. Das Opfer aber, das einem ausgedehnteren Betriebe der neueren Sprachen mit dem Aufgeben des Griechischen gebracht werde, sei ein unerseßlicher Verlust: dem Studenten der Medizin und dem Arzt biete sich wohl Gelegenheit, sich das fehlende Wissen auf dem Gebiete der modernen Fremdsprachen anzueignen; was er aber durch den Ausfall des dem Gymnasium eigentümlichen Unterrichts verloren, das habe er in der Regel für immer verloren. Endlich war in dem Berliner Gutachten der Sah ausgesprochen worden, daß die Entfaltung des akademischen Lebens in wissenschaftlicher und sittlicher Beziehung wesentlich von der Höhe Igeistiger_undIsittlicher Vor- und Durchbildung der Studierenden abhängig sei, und es war daraus der Schluß gezogen worden, daß die Anerkennung, ja Bewunderung, die den deutschen Universitäten vom Ausland gezollt werde, in erster Linie auf die hohe geistige Bildung der deutschen akademischen Jugend zu übertragen sei. Zu dieser sie auszeichnenden Reise für Universitätsstudien aber sei

1) Vgl. die Medizinergutachten 8, 14, 17, 20, 21, 22.

2) Vgl. das Medizinergutachten 6 im Eingang.

3) Vgl. die Medizinergutachten 12, 13, 24.

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sie auch nach Ansicht der medizinischen Fakultät durch die formale geistige und sittliche Bildung gelangt, die sie sich auf den deutschen Gymnasien angeeignet. Dekan und also wohl auch Verfasser dieses Gutachtens war Reichert, mitunterzeichnet waren Schulz-Schulzenstein, Jüngken, Ehrenberg, Langenbeck, Mitscherlich, Romberg, Martin, Bardeleben, Virchow, Frerichs, Du Bois-Reymond, Hirsch, v. Graefe.

Wenden wir uns jezt zu den philosophischen Fakultäten, so werden wir bei der innerlichen Verschiedenheit der Wissenschaften, welche in ihnen vereinigt sind, erwarten, überall von mehr oder minder starken Meinungsverschiedenheiten der Mitglieder zu hören. Doch thatsächlich wurden deren Beschlüsse nach den vorliegenden Berichten an fünf Hochschulen mit Einstimmigkeit gefaßt. Zugleich möchte ich bemerken, daß die Urteile der philosophischen Fakultäten nicht bloß, weil hier Gelehrte und Lehrer der verschiedensten Disciplinen vereinigt sind, sondern auch deswegen wohl eine höhere Bedeutung beanspruchen dürfen, weil ihren Profefforen meist ein ziemliches Beobachtungsmaterial auch von R.-A. zu Gebote stand: denn in die philosophische Fakultät sind seit längerer Zeit auch solche Abiturienten eingeschrieben worden, wenn sie einen Revers unterschrieben, daß sie auf eine Staatsanstellung verzichteten.

Die uneingeschränkte Zulassung der R.-A. zur Immatrikulation befürwortete die Göttinger Fakultät mit Hinweis darauf, daß diese Freiheit in Göttingen früher immer gegolten habe, aber mit einem Zusaß, der allerdings den Wert dieses Zugeständnisses start herabsezt: aus der Immatrikulation dürfe die Berechtigung, zu einem Staatsexamen zugelassen zu werden, noch nicht abgeleitet werden.

In Königsberg erhält der Antrag, ohne jede Beschränkung und Bedingung die Realabiturienten zum Studium aller in der philosophischen Fakultät vereinigten Fachwissenschaften und zu den entsprechenden Staatsprüfungen zuzulassen, nur eine Stimme. Dagegen empfahl die Majorität die Zulassung zu den Studien und Eramina unter folgenden Bedingungen: der Lehrbetrieb in den Realschulen müsse mehrfach ein wesentlich anderer werden, der neusprachliche Unterricht sich in Gründlichkeit und Wissenschaftlichkeit auf eine Höhe erheben, die den jezt gewöhnlichen Zustand überrage; zu diesem Zwecke seien zureichende Lehrkräfte für die neueren Sprachen an den Universitäten und Realschulen zu beschaffen; auch die Bildungselemente der Litteratur und Geschichte müßten in diesen Schulen mit größerer Energie zur Geltung gebracht werden; endlich müsse bei Staatsprüfungen in den Fächern, welche Kenntnis der antiken Sprachen erforderten, eine strenge Kontrolle über Erreichung der notwendigen Ziele wachen. Motiviert ist dieser Antrag nicht bloß durch den Hinweis auf die Bedeutung, die die französische und englische Sprache und Litteratur für allgemeine Bildung nunmehr durch die wissenschaftliche Vertiefung in der Behandlung ihrer Grammatik und ihrer Schriftsteller gewonnen hätten, und durch die Möglichkeit, von den Schäßen der antiken Litteratur durch über= sezungen Kenntnis zu nehmen, sondern auch durch eine Reihe tadelnder Nebenbemerkungen über die Praxis der Gymnasien in der jüngeren Vergangenheit: die allgemeine Bildung werde in der neuesten Zeit auf sehr vielen Gymnasien in beschämend unzureichender Weise erreicht, die vaterländische klassische Litteratur habe in neueren Zeiten auf diesen Anstalten Zurücksetzung erfahren, die Mathematik und die Naturwissenschaften seien seit mehr als einem Dezennium auf den meisten Gymnasien nicht gehörig, dagegen auf der Mehrzahl der Realschulen erster Ordnung bereits sehr befriedigend vertreten. Das scharf opponierende Votum der Minorität bemerkte, daß sie als Objekt der gestellten Frage die Realschule, wie sie sei, ansehen zu müssen glaube und nicht die möglicherweise in der Zukunft vervoll= kommnete und daß, wenn man in der neuesten Zeit hin und wieder an Gymnasial

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