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Bürgermeister Richter-Hirschberg i. Schl. ím zustimmenden und die praktischen Seiten der Sache hervorhebenden Sinne beteiligten. Sodann übernahm Geheimrat Graf, Vicepräsident des Abgeordnetenhauses, das Schlußwort. Derselbe faßte die fruchtbaren Verhandlungen der beiden lezten Tage zusammen, und wies auf die Notwendigkeit hin, daß die körperliche Pflege von jung an bis in das Alter hinein als eine Tagesaufgabe betrachtet werden müsse. So können die Veranstalter des Kongresses auf einen reichen Erfolg hinblicken, und ist zu hoffen, daß diese Bewegung jetzt zu vollerer Entwickelung gelangen wird.')

Fünfte Auflage von

Litterarische Anzeigen.

Meyers Konversationslexikon. Auf dieses Werk haben wir schon einmal als eine auch für uns Schulmänner wertvolle Erscheinung hingewiesen und wiederholen dies jest nach Erscheinen des vierten Bandes. Denn in der That ist, was hier geboten wird, ganz erheblich verschieden von dem bisher auf diesem Gebiet Geleisteten. In die Augen fallen zunächst der vortreffliche Druck, die mit größter Sauberkeit ausgeführten Karten (selbst eine Darstellung, wie die des Weltverkehrs unter Dampfschifffahrt ist trotz des Linienreichtums und die Garnisonskarte von Mitteleuropa unter Deutschland trotz der Fülle von Namen und Zahlen überall deutlich), ferner die geradezu glänzenden Farbendrucke, z. B. die zu den Artikeln Darwinismus und Cikaden. Auch die Holzschnitte, welche im Texte stehen, zeichnen fich durch Klarheit höchst vorteilhaft aus, vgl. die Zeichnungen zu den Art. Bohrmaschinen, Buchbinderei, Dampfmaschine. Aber, was noch wichtiger, der Tert steht hinter den Abbildungen nicht zurück. Wo wir Artikel aus uns speziell wohlbekannten Gebieten durchlasen, fanden wir, daß sie von Verfassern geschrieben sein müssen, denen der Stoff bis zu den neuesten Forschungsergebnissen wohl vertraut ist; und wo wir auf Artikel stießen, aus denen wir Belehrung zu schöpfen hofften, fanden wir uns nicht getäuscht. Viel Lob verdienen insbesondere auch die reichen Literaturnachweise. Endlich müssen wir hervorheben, daß die Ausdrucksweise, so weit wir die bisher erschienenen Bände gemustert, durchaus leicht verständlich und in manchen längeren Artikeln zugleich so lebendig und anregend ist, daß man, wenn man sie anges lesen hat, auch zu Ende liest. Schulreden von Richard Noetel, Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Berlin. Berlin 1891. R. Gärtner (G. Heyfelder). 209 S.

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Es sind 19 Reden, die Noetel als Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Posen (welche Stelle er vor seiner jetzigen bekleidete) gehalten hat, ein Umstand, über den allerdings wohl der Titel oder ein einleitendes Wort hätte aufklären können. Ihre bei Entlassung von

Abiturienten oder anderen festlichen Anlässen gehaltenen Ansprachen haben in neuerer Zeit die Leiter von Schulen vielfach veröffentlicht, und Manches ist darunter, was unseres Erachtens einen Wert nur für den Festtag hatte und besser ungedruckt geblieben wäre. Anders steht es mit den vorliegenden, sowie mit den in einem früheren Heft durch O. Jäger besprochenen Reden Plancks. Denn hier wie dort sind eine ganze Reihe von wichtigen pädagogischen The men in einer Weise behandelt, daß das Buch nicht bloß ein hübsches μvqustov für frühere Schüler der Posener Anstait ist, sondern daß jüngere und ältere Pädagogen daraus manchen anregenden und fruchtbaren Gedanken schöpfen werden. Und zu dem guten Inhalt gesellt sich eine Form, durch die auch das Wohlbekannte anmutend gemacht wird. 11.

Chriftlieb, Dr. F. (Prof. Dr. Franz Christ. Fauth). Handbuch der evangelischen Religionslehre. Zum Gebrauche an höhe ren Schulen nach den neuesten Lehrplänen bearbeitet. Mit 1 Karte in Farbendruck und 15 Tertabbildungen. IV und 351 S. 3 M. geb. 3,50 M. Auch in 4 Heften. Leipzig, G. Freitag 1893. Verfasser hat die erste Auflage seines Buches einer größeren Anzahl von Fach- und Schulmännern zugehen lassen und die ihm darauf von vielen Seiten geäußerten Wünsche und Ausstellungen bei dieser zweiten Auflage sorgfältig benügt, wie die mannigfachen Abänderungen und Zusätze zeigen. Es dürfte darum dieses Lehrbuch mehr als alle bisher vorhandenen den verschiede= nen Anforderungen entsprechen. Alle Wünsche wird es ja freilich auch nicht befriedigen, wie dieses von keinem der verschiedenen in Geltung stehenden Lehrplänen geschieht und wohl auch nicht von dem neuesten preußischen, nach welchem dieses Lehrbuch bearbeitet ist, gesagt werden kann. Aber Verfasser hat, mit Rücksicht darauf, daß ihm in mannigfacher Hinsicht die Hand gebunden war, etwas ganz Tüchtiges geleistet. Abgesehen von dem ersten Teile, welcher nur Kirchenlied und Katechismus enthält, und bei welchem Verfaffer sich wohl völlig an die gegebenen Vorschriften halten mußte, ist der zweite und dritte Teil,

1) Obige Berichte, die uns von dem Zentralausschuffe zur Förderung der Jugend- und Volksspiele zugegangen, haben wir gern zum Abdruck gebracht.

u.

Bibelkunde und Kirchengeschichte, vorzüglich gelungen. Die Darstellung und Gruppierung des Stoffes ist eine so klare und übersichtliche, daß es dem Schüler nicht schwer fallen kann, sich mit dem Gegenstande vertraut zu machen, daß er gewiß mit Liebe und Interesse ihr folgen wird. Bei weiser Beschränkung des Stoffes ist nichts Wesentliches übergangen, wenn auch einzelne Teile etwas ungleichartig behandelt sind. So will es mir nicht ganz entsprechend erscheinen, daß, während Luther allein über zwanzig Seiten gewidmet sind, Calvin mit einer halben abgefertigt wird, seines Lebensganges, seines Aufenthaltes in Straßburg und seines Einflusses auf den Gang_der deutschen Reformation mit keiner Silbe Erwähnung geschieht. Auch des Manichäismus sollte doch wenigstens mit einem Sage neben dem Gnosticismus gedacht werden. Doch diese und einige andere kleine Ausstellungen, welche ich noch zu machen hätte, hindern nicht die Vorzüge dieser Teile des Lehrbuches voll und ganz anzuerkennen. Weniger befriedigen kann der vierte Teil, die Glaubensund Sittenlehre. Derselben die Augustana zu Grunde zu legen und ihre einzelnen Artikel gleichsam als Lehrsätze den jeweiligen Erörterungen voranzustellen, kann ich für keinen glücklichen Gedanken halten. Einmal wird damit diesem Bekenntnisse seine hohe Bedeutung in allen Ehren gehalten doch eine Stellung eingeräumt, welche es in der evangelischen Kirche nicht haben darf. Es muß hier auch jeder Schein vermieden werden, als ob sich unser Glaube auf ein bestimmt formuliertes Bekenntnis gründe und dieses über der Schrift stehe oder ihr gleichgeordnet sei. Zum andern aber verliert durch diese Behandlungsweise die Darstellung ihre Klarheit und logische Folgerichtigkeit. Verfaffer hat zwar, um diese herzustellen, einzelne Artikel aus ihrer Reihenfolge herausgerissen und für seinen Zweck zusammengestellt, so Artifel V und XII, VI und XX, VIII und XIII, aber es ist dadurch doch nur ein notdürftiger Zusammenhang zu Stande gebracht. Die Sittenlehre vollends kommt dabei viel zu kurz und beschränkt sich nur auf einige Andeutungen zu Artitel XVIII, XVI und XXI. Doch Verfasser ist, wie er im Vorworte sagt, mit seiner besonderen Berücksichtigung der Augustana dem Wunsche von Autoritäten nachgekommen, und so wird es auch diesem Teile des Buches an mannigfachem Beifalle nicht fehlen. Die Ausstattung ist eine in jeder Beziehung vorzügliche. Daß das Buch auch in vier Abteilungen gesondert gebunden zu beziehen ist, erleichtert Gebrauch und Anschaffung. Gewiß wird man sich seiner da, wo man an den preußischen Lehrplan gebunden ist, gerne bedienen, und dazu sei es dann auch, trot allen Ausstellungen, bestens empfohlen.

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Degen.

Bruchsal. Leitfaden für den schriftlichen Religionsunterricht von Dir. Dr. K. Leimbach, bei Carl Meyer, Hannover 1893. 2. Aufl. Das Buch enthält den gesamten Unterrichts

dann

stoff für den evang. Religionsunterricht und ver teilt denselben, übersichtlich geordnet, auf Grund eines Lehrplans, den Verfasser in Anlehnung an den amtlichen entworfen und vorausgeschickt, auf die einzelnen Klassen von Serta bis Prima. Teil I giebt den Lehrstoff für die Unter- und Mittelklassen: 54 Kirchenlieder, den Text des Lutherischen Katechismus nebst einer Spruchsamm: lung zu demselben (für die Unterstuse); eingehende, gut disponierte Erläuterungen zum Katechismus, die als Resultate vorausgegangener entwickelnder Lehrgespräche gedacht sind, mit Bei= ziehung zahlreicher biblicher Sprüche und Lieder; eine ausführliche Bibelkunde, Bemerkungen zur bibl. Geographie, Archäologie und Geschichte; Erläuterungen über das Kirchenjahr und den evang. Gottesdienst; abgerundete Biographien aus der Geschichte der evang. Kirche; eine kurze Geschichte des Kirchenliedes und eine Auswahl latein. Hymnen des Mittelalters. Teil II ent= hält den Lehrstoff für die Oberstufe: Charakterbilder neutest. Personen, Kirchengeschichte, Glaubens- und Sittenlehre im Anschluß an den Römerbrief die ökumenischen Symbole, die 21 Artikel der Confessio Aug. lat. und deutsch, die Unterscheidungslehren der christl. Bekenntnisse. Eine Fülle von Stoff der je nach Bedürfnis erweitert oder beschränkt werden kann, bei guter, wohlgeordneter Darstellung. In allen Ausführungen tritt der positive, luther. Standpunkt des Verf. hervor. Wer diesen teilt, wird an dem Buch seine Freude haben und es dankbar seinem Unterricht zu grunde legen. Doch werden auch Vertreter anderer dogmat. und ereget. Anschauungen aus dem Gebotenen Anregung und Fingerzeige für eine praktische Verteilung und Verwertung der Lehrpensa gewinnen. Rohrhurst.

P.

Hellwig, P. Hirt und U. Zernial. Deut sches Lesebuch für höhere Schulen. 4 Teile (Serta bis Tertia). Dresden, Ehlermann 1893.

Den neuen preußischen Lehrplänen verdankt auch diese reichhaltige, umsichtig ausgewählte Stoff wird ihr gewiß Freunde unter der Jugend Sammlung ihre Entstehung, ihr anziehender erwerben und nachhaltige Wirkung auf ihr Gemüt üben. Besonders der Einführung in die und in die Geschichte haben die Verfasser ihr Sagenwelt der Alten und des deutschen Volles das Buch dem Wunsche nach einer rückläufigen Augenmerk zugewendet. In Sexta entspricht Betrachtung der Geschichte insofern, als die Sagen und anekdotischen Erzählungen in Proja und Lied zwar in der Reihenfolge vom Riesendie Lebensbilder aus der vaterländischen Ge spielzeug bis zu Wilhelm I geordnet, dann aber schichte von Kaiser Wilhelm bis zu Hermann (?) dem Befreier hinauf verfolgt sind. Diese Anordnung richtet sich selbst. Zudem ist das Mittelalter für die Erinnerung eine große Masse; was aus dieser Zeit in die Gegenwart reicht, ist Sage, die zeitlos überliefert und sich meist an Lokalitäten anfnüpft. Hat der Knabe diese

Sagen von Roland, von Heinrich dem Vogelsteller, von Friedrich dem Rotbart und Heinrich dem Löwen kennen gelernt, dann soll ihm das geschichtliche, zeitlich firierte Bild gegeben werden. Friedrich I in Italien ist nur verständlich, wenn man von Otto dem Großen und Karl dem Großen etwas weiß; die umgekehrte Reihenfolge ist eine Marotte. In V tritt griechische und römische Sage und Geschichte ein, jene bis zu Solon, diese bis zum kaudinischen Joch. Die Vervollständigung wird in Quarta gegeben. Angemessen wäre, dem Quintaner schon die geschichtliche Stellung der beiden Völker in groBen Ereignissen anzudeuten. Erfreulich ist in dem Buche die Rücksicht auf Beschreibungen und Kunstgeschichte, nur sollten hier andere Stücke zur Einführung gewählt sein: Lübke über romanische Baukunst versteht ein Tertianer gewiß nicht. F. R. Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten. Herausgegeben von Lehrern der deutschen Sprache am Realgymnasium Döbeln. IV, 2 (Obertertia). 2. Aufl. Leipzig 1893. Teubner. 404 S.

Das Döbelner Lesebuch“, das ursprünglich für Realschulen bestimmt war, hat auch an humanistischen Anstalten vielfach Anklang gefunden, so daß die neue Auflage auf dieselben mehr Rücksicht genommen hat. Der für Tertia berech nete Teil ist nunmehr auch in 2 Bände zerlegt worden; manchem wird vielleicht der reiche Inhalt derselben zu groß erscheinen, da in einem Schuljahr nur eine kleinere Anzahl Stücke in der Klassenlektüre bewältigt werden kann. Aber es war gewiß die Absicht der Herausgeber, daß die mannigfachen Bilder aus Geschichte und Geographie zu der Behandlung im Unterricht ergänzend hinzutreten sollen. Von Sagenstoffen ist Beowulf, Frithjof und Parzival aufgenommen; für das Altertum und das Mittelalter ist eine Reihe ansprechender kulturgeschichtlicher Darstellungen ausgewählt, für die neuere Geschichte, die das eigentliche Pensum der Klasse bildet, find Erzählungen großer kriegerischer Ereignisse bevorzugt, deren Vorgänge in lebendigen Einzelheiten anschaulich gemacht werden sollten. Es wäre passend, Briefe einzelner Soldaten aus dem Jahre 70/71, die mit frischer Unmittelbar feit uns in die große Zeit versetzen, nicht zu verschmähen; es finden sich unter ihnen ja nicht wenige, die auch schriftstellerisch allen Anforderungen genügen. Arndt hat seine Jugendzeit so entzückend lebendig geschildert, daß einzelne Abschnitte seiner eigenen Erzählung besser wirten als eine Bearbeitung von Werner Hahn. Überhaupt könnte das biographische Element noch mehr vertreten sein. Erfreulich wirkt auch die Aufnahme einzelner Stücke von Fritz Reuter; im Lyrischen wäre vielleicht Klaus Groth vorzuziehen. Der poetische Teil bietet reichen Stoff auch für Vorträge an vaterländischen Festtagen. F. R.

3. Sense. Deutsches Lesebuch für die oberen Kl. höherer Lehranstalten. 2. Teil. Dich Das humanistische Gymnasium 1894. I.

lung der Neuzeit. 2. verb. Auflage. Freiburg i. B. Herder 1892. S. 436. Während der erste Teil die Dichtung des Mittelalters umfaßt und reichhaltige Auszüge aus Übersetzungen der Hauptwerke desselben giebt, die durch litterarhistorische Übersichten eingeleitet und durch gute Inhaltsangaben ergänzt sind, bietet der 2. Teil in ähnlicher Behandlung die Dichtung der Neuzeit, nur daß hier die Darstellung der Entwicklung der Litteratur und die Charakteristik der einzelnen Dichterpersönlichkeiten breiteren Raum einnimmt. Es ist gewiß nur angenehm, wenn die Schüler Proben der Dichtungen, welche die Litteraturgeschichte zu be= sprechen hat, vor sich haben und daran die Eigenart der Zeiten und Individuen verstehen lernen. Ebenso erwünscht ist es, daß von den Hauptwerken unserer Litteratur Inhaltsangaben ge= macht werden, welche die Grundgedanken in aller Kürze zusammenfassen oder bei den poetischen Werken den Aufbau des Ganzen übersehen lassen. Hierauf hat der Verfasser ein besonderes Augenmerk gerichtet, und die klare Verständlichkeit und die übersichtliche Gliederung seiner Darlegungen machen sie für die Schule recht brauchbar. Schillers und Uhlands Gedichte, deren Auszüge zusammen 80 Seiten in dem Lesebuche ausmachen, wünschen wir lieber in selbständigen Ausgaben in der Hand der Schüler zu sehen. Es ist zu bedauern, daß gar keine Prosa in dem Lesebuche Aufnahme gefunden hat, ja von den neueren Dichtern diejenigen, deren Bedeutung besonders im Roman oder in der Novelle beruht, ganz übergangen sind. Die Behandlung der neuesten Zeit ist überhaupt minder gelungen, schon die Einteilung der Dichter in solche, die besonders rühmende, solche, die rühmende Erwähnung verdienen, und in besonders hervorragende und der Verzicht auf die Anordnung nach andern Gesichtspunkten ist unerlaubt; die übergehung des jungen Deutschland, der einflußreichen Dichter wie G. Freytag, O Ludwig oder Hebbel ist unverständlich.

Grillparzer gehört nicht hinter Lenau und Grün, H. Kleist nicht vorzugsweise unter die Sänger der Freiheitskriege, der Siegwartdichter Miller nicht unter die Stürmer und Dränger (statt des Maler Müller). Auch sonst dürfte eine Revision der ästhetischen Urteile („Schillers Wallenstein stellt das regste dramatische Leben in plastischer Ruhe dar") und der Angaben, sowie schärfere Fassung der Probleme (3. B. bei Wallenstein und der Iphigenie) sich F. R. empfehlen. Hopf und K. Paulfieck. Deutsches Lesebuch. 2. Abt. 1. Abschn. 8. Aufl. bearb. von E. Henrici. 2. Abschn. bearb. von R. Foß. Berlin, Mittler u. S. 1892/3. Das wohlbekannte Buch erscheint den neuen Lehrplänen gemäß abgeändert, ihnen ist in der Abteilung für Obersekunda das Glossar zum Opfer gefallen, im übrigen ist die Auswahl aus mittelhochdeutschen Dichtwerken eine sorgsame und recht glückliche und verdient alle Empfehlung. In dem 2. Abschnitte, welcher Pro

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ben der Poesie und Prosa vom 16. Jahrhundert ab enthält, scheint mir eine Revision der Übersicht über die litterarischen Erzeugnisse seit dem Jahre 1785 notwendig. Es geht doch nicht an, Scheffel neben Gerok nach Schwaben zu verweisen und unter den Lyrikern nur als Specialität für Hymnen anzuführen, als einzigen Vertreter der Kunstgeschichte W. Lübke aufzustellen und Hermann Grimm in die Kategorie der Biographen einzureihen, die Publicisten mit Görres und Börne aussterben zu lassen, von G. Freytags ernsten Dramen gerade nur die Fabier anzuführen und dgl. Diese kleine Ausstellung hindert natürlich nicht, dem Buche auch in der Neubearbeitung weite, segensreiche Verbreitung zu wünschen. E. Böffer und F. Lindner, Vaterländisches Lesebuch für untere und mittlere Klaffen höherer Lehranstalten. Berlin, Mittler 1892. 506 S.

F. R.

Das vorliegende Lesebuch enthält nur Prosastücke in fünf Abteilungen, die für die Klassen Serta bis Tertia berechnet sind. Es ist zunächst für Kadetten bestimmt und wird wohl auf die sen Leserkreis beschränkt bleiben. Denn wenn es auch das Programm aufstellt, das deutsche Vaterland mit seinen mannigfachen Beziehungen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rüden, so ist doch thatsächlich die preußische Geschichte und das militärische Interesse allzusehr in den Vordergrund gedrängt; selbst unsere großen Dichter erscheinen nur in dieser Beleuchtung, Goethe vom 7jährigen Kriege erzählend und 1813 die Freiwilligen segnend und wie ein General grüßend, Schiller im Drill der

Karlsschule oder vielmehr dieser Drill an sich. Märchen und Heldensage sind gänzlich ausgeschlossen, griechische Mythologie erscheint nur in der Fabel von Zeus und dem Pferd, dagegen ist der ägyptischen Religion ein Abschnitt gewidmet im Benfum der Untertertia, die eine Ans zahl antiker Geschichtsbilder enthält. Es ist sehr gut, daß Moltke mit einigen Lesestücken vertreten ist, aber warum mußte gerade die Ansicht über die Lage des alten Troja von ihm mitgeteilt werden, wo ihn sein militärischer In stinkt nicht richtig geführt hat?

F. R.

Freytags Schulausgaben klaffischer Werke für den deutschen Unterricht. (Lessings Nathan herausgegeben von Netoliczka, Goethe 3 Egmont von G. Burg hauser, Schillers Jungfrau von Orleans von Ullsperger, Tell von P. Strzemcha, Kleists Prinz von Homburg v. A. Bene dikt, Hermannnsschlacht v. F. Khull). Preis des Bändchens 60 Pfg.

Die Ausgaben sind nach bestimmten, im Voraus verabredeten Grundsätzen angefertigt. In der Einleitung sprechen sich die Herausgeber über die Entstehung der Dramen aus, über den Stoff, der ihnen zu Grunde liegt, über die Bearbeitung desselben nach der Idee, die der Dichter in dem Stoffe fand, die Umgestaltung der gegebenen und die Erfindung neuer Charaktere, über die Um

änderung der Facta. Daran reiht sich ein Absatz über Sprachliches und Metrisches, den Schluß bilden gewöhnlich Notizen über die Aufnahme des Stückes bei den Zeitgenossen. Für die Schule sind davon brauchbar im allgemeinen nur die geschichtlichen Angaben; die anderen Punkte sollen der Behandlung in der Klasse selbst vorbehalten bleiben. Eine vorläufige Orientierung über den Konflikt, der im Stücke zur Darstellung kommt, eine scharf präcisierte Entwicklung der Gegensätze und der Ideenwelt, die inbetracht kommen, ließe man sich noch gefallen, aber eine völlige Charafteristik der Personen, wie sie sich da und dort findet, die Erörterung von Streitfragen gehören nicht in die Einleitung für Schüler — abgesehen davon, daß diese Dinge in den vorliegenden Ausgaben verschiedenartig behandelt sind. In der Gliederung des Stücks geben die einen nur die Verteilung der Handlung auf die Tage an, wobei Benedikt die Einheit des Ortes und der Zeit zu fordern scheint, andere geben eine kurze Inhaltsangabe der Akte, andere wirklich den Aufbau des Dramas. Die Anmerkungen find willkommen, soweit sie sich darauf beschränken, historische, geographische und andere Dinge, auch unverständlich gewordene Ausdrücke kurz zu erklären; was auch so verständlich ist, sollte aber unbesprochen bleiben, und namentlich alle sprachlichen Deutungen wegfallen, die nicht absolut notwendig sind. Auch hier fehlt Übereinstimmung zwischen den Ausgaben. Hier wird griechisch citiert, dort Herakles (lat. Hercules) als unbekannte Größe angesehen. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden. F. R.

Lateinische Lese- und Übungsbücher für Sexta

bis Tertia. Von Ph. Kaußmann, Dr. K. Pfaff und Traugott Schmidt. Dritter Teil: für Quarta. Leipzig, Teubner

1894. . 110. Preis: 1.40 M. den rührigen Verfassern das Quartabuch erleRechtzeitig wie das Quintabuch wurde von sind hier in gleichem Maße wie dort zu finden. digt, und auch Sorgfalt, Geschick, Erfahrung lehre mit einigen Kapiteln aus der Verbalsyn. Das grammatische Pensum der IV, die Casustar, dazu die Neposlektüre bedingen Inhalt und Form des Buches. Die Verfasser waren mit sicherem Erfolg um Korrektheit und Natürlichkeit des deutschen Ausdrucks bemüht, und auch die Übertragung läßt in der Regel ein Latein gewinnen, das ungezwungen, von Schwerfälligkeit frei ist, dem aber der in den Grenzen des Quartapenfums mögliche color latinus nicht fehlt. Galt es entweder den angemessenen Ausdruck oder das Erempel zu einer Regel zu opfern, so ist lieber auf das letztere verzichtet, und das wird kaum Jemand beklagen. Sehr willkommen aber wird das Buch allen denen sein, welche gleich dem Referenten am Nepos und zwar dem alten Nepos für IV festhalten; es ersetzt reichlich den Nepos plenior und ist eine Stütze des echten Nepos, insofern es Verkehrtes oder Halbwahres berichtigt, Lückenhaftes ergänzt, Skizziertes ausführt, aus Herodot und

Plutarch, aus Livius und Polybios das dem Quartaner Verständliche und Interessante bietet, um aus dem farblosen, dürftigen Bericht des Römers ein anschauliches, auch durch manchen anekdotenhaften Zug fesselndes Bild entstehen zu lassen. Und auch in einer anderen Hinsicht ist das Buch von Bedeutung. Faßt man die Forderung des Zusammenhangs der Schreibübungen mit der Klassenlektüre in dem Sinne, daß die Exercitien nur eine der grammatischen Schulung dienende Paraphrase des Originals bieten, so hat ein fortgeschtes Verfahren derart Unluft auf beiden Seiten zur gewissen Folge, ganz abgesehen davon, daß der Schüler sich dem einfachsten, aber frei gehaltenen Terte gegenüber ratlos fühlt. Wenn sich aber Original und Exercitium in der oben bezeichneten Weise ergänzen, oder wenn das Exercitium zwar denselben Stoff, jedoch von neuen, durch das Original nicht unmittelbar gegebenen Gesichtspunkten behandelt, so ist der Gewinn ein doppelter, weil die Einheitlichkeit nicht ohne den Reiz der Neuheit ist. Wer wollte ein Buch nicht begrüßen, das derartige Übungen in Menge bietet, namentlich auch zum Zweck mündlicher Übersetzung, die weniger Zeit erfordert, aber zu größerer Fertigkeit führt?

Sehr anerkennenswert ist endlich die auf das Wörterverzeichnis verwandte Mühe; selten läßt es einen in vernünftiger Weise Rat suchenden Schüler ratlos. Was ich hier wünschen möchte, ist, daß die Quantitätsbezeichnung nicht blos für die Eigennamen, sondern durchweg gegeben wäre; und noch eines. Vorzüglich ist in dem Quintabuch die mit dem Vokabular ver bundene, übersichtliche Zusammenstellung des grammatischen Lehrpensums; in ähnlicher Weise läßt sich das Quartapensum auf 8-10 Tabel len zusammendrängen (von denen einige die wich tigen Verba mit differiernder Rektion, andere die Adjektiva enthalten könnten, und eine die Umjegung in das persönliche und unpersönliche Passiv veranschaulichen würde). Je entschiedener neben der sprachlichen Erklärung andere, ohne Zweifel wichtige Aufgaben der Interpretation betont werden, um so mehr wird in unteren Klassen auf die sichere Aneignung des Unent behrlichen von grammatischen und lerikalischen Kenntnissen zu achten sein. Die hierzu erfor derlichen häufigen, in Kürze das ganze Pensum umfassenden Repetitionen lassen sich ungleich leichter mittelst solcher Tabellen als der Grammatik vornehmen; und neben diesen grammatischen Tabellen begehrt vielleicht mancher als lexikalischen Memorierstoff eine Reihe von inhaltlich geordneten Wort- und Phrasengruppen, die zugleich das Notwendige aus der elementaren Synonymit enthalten könnten.

Diese Wünsche stehen mit dem eigentlichen Inhalt des Buches in keinem Zusammenhang; sie betreffen äußere Zugaben, die sich vielleicht vom praktischen Standpunkt empfehlen; sicher aber verdient das Buch auch ohne diese Zugaben den warmen Dank aller Fachgenossen, ins

besondere der Lehrer in IV; denn die Übungsstücke haben mit der Schablone der üblichen Nepos- und Cäsarparaphrasen nichts gemein; mit der Förderung, die sie dem Lateinunterricht in grammatischer Hinsicht und für die Lektüre, ferner dem Geschichtsunterricht in IV bieten, scheint mir die Frage, ob die Benütung eines lateinischen Übungsbuches in IV zweckmäßig sei oder nicht, praktisch beantwortet. H. Stadtmüller. Cornelius Nepos Lebensbeschreibungen in Auswahl bearbeitet und vermehrt durch eine vita Alexandri Magni von Dr. Franz Fügner. Leipzig 1893, Teubner. 2 Hefte: Text 104 S., Erklärungen 183 . in 8. Preis: Tert 1 M. (geb. 1,20), Erfl. 1,20 (geb. 1,40).

Des

den ersten Teil eines neuen Unternehmens der Vorliegende Bearbeitung des Cornel bildet um die wissenschaftliche wie um die Schullitteratur der klassischen Philologie so hoch verdienten scher und lateinischer Schriftsteller." Nach einem Verlagshandlung, der Schülerausgaben griechiAufsatz des Anregers und Leiters dieser Sammten Schulmannes Fügner in Nienburg, im 7. lung, des durch seine Arbeiten zu Livius bekannHeft des Jahrg. 1893 der Jahrb. f. Phil. und Päd. beruht das Prinzip dieser Ausgaben auf der Erwägung, daß kommentierte Ausgaben, speziell für Schüler bearbeitet, gutzuheißen, aber nur für den häuslichen Gebrauch einzurichten sind. Daher erscheinen Text und Erklärungen getrennt. Die Gesichtspunkte, nach denen dieses Prinzip durchgeführt ist, sind im wesentli chen die beiden folgenden: 1) nicht blos die Sprache, sondern auch der Inhalt des Schriftstellers ist zu berücksichtigen; 2) die Erklärungen follen dem Schüler die Arbeit erleichtern, nicht ersparen. Das sind Forderungen, wie sie schon in den Perthesschen und Freytagschen Ausgaben, ja auch in den bessern Bändchen der Sammlung von Haupt und Sauppe befolgt sind. Neu ist auch nicht das Verlangen nach der Zusam menfassung des Kommentars zu Gruppen am Ende des Kommentars: ich erinnere nur an die treffliche Ausgabe der Äneide von Gebhardi. Neu und warm zu begrüßen ist dagegen der Plan, die einzelnen Kommentare so zu einander in Beziehung zu setzen, daß jeder Schriftsteller nach Sprache wie Inhalt durch den zuletzt gelesenen zu erklären ist." Dieser Plan ist jetzt in Preußen insofern durchzuführen, als die neuen Lehrpläne einen festen Kanon für die Lektüre der griechischen und römischen Klassiker aufstellen.

Dem Grundsatz, neben der Form den Inhalt mindestens gleichmäßig zu betonen, entsprechend sollen dem Terte kurze Inhaltsangaben am Rande und dispositive Übersichten über größere Abschnitte, Zeittafeln, Verzeichnisse der Eigennamen, Karten und Situationspläne beigege= ben werden. Der Text selbst wird durch typographische Mittel (wie die Scheidung der direk ten und indirekten Rede durch den Druck, reichliche Interpunktion und Quantitätsbezeichnungen)

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