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typhus B Neutralrot, Malachitgrün, Lakmus und Oreein schon nach 12 Stunden.

Nun zeigen aber bei vergleichender Untersuchung verschiedene Stämme ein ganz verschiedenes Verhalten. Gänzliche Entfärbung aller vier Nährböden (Neutralrot, Malachitgrün, Lakmus, Orzein) tritt oft selbst nach drei Tagen nicht ein. Gänzlich entfärben bloß die Vertreter der I. Gruppe, also Mäusetyphus, Schweinepest, sowie ein Fleischvergiftungsbazillus des Typus Paratyphus B 259 der Sammlung des Berliner Instituts für Infektionskrankheiten.

Die II. Gruppe umfaßt dann echte, mehr oder minder virulente Paratyphusbazillen, welche selbst nach 3-4 Tagen Malachitgrün nicht. entfärben, Neutralrot kaum verändern, Lakmus bloß in der Tiefe blaß rötlich verfärben und auch Orcein in der Tiefe bloß wenig entfärben. Nach Löffler und Barsiekow konnte allerdings kein eingreifender Unterschied zwischen den beiden Gruppen gefunden werden, indem nur der Traubenzuckernährboden gerötet und koaguliert wird. Hierher gehören auch Bazillen, welche ich in je einem Falle bei Typhus, Pneumonie, Amygdalitis, Enteritis assoziiert mit Typhusbazillen, Pneumokokken, Streptokokken und Protei isolieren konnte..

Eben diese tiefgreifenden Unterschiede berechtigen uns, zwei verschiedene Varietäten oder Untergruppen aufzustellen, in denen aber eine Reihe von Uebergängen von Untergruppe I zu Untergruppe II konstatiert werden konnte. Als solche Uebergänge, welche also die entsprechenden Nährböden nur mäßig verändern. können wir bezeichnen: 2 Bazillen der Enteritis, Gruppe Paratyphus B. der Berl. Sammlung 219 und 270, sowie ein Paratyphus B. vom Menschen aus unserer Sammlung.

Diese Gruppe zeigt außerdem ein Agglutinationsverhältnis, welches jenem zu den gefärbten Nährböden entspricht; so werden die Bazillen einer Untergruppe in der Regel vom Serum der vorbereiteten Tiere in höherem Maße agglutiniert als jene der anderen Gruppe; allerdings entscheiden zu diesem Zwecke nur hohe Agglutionationstitres um 1:10 000.

Endlich haben vergleichende Untersuchungen eine große Verschiedenheit der Virulenz der einzelnen Stämme ergeben. Namentlich drei Stämme echten Paratyphus wurden als äußerst virulent für Mäuse befunden; indem aber diese große Virulenz weder einer größeren Agglutinationsfähigkeit, noch einer stärkeren Wirkung auf gefärbte Nährböden entspricht.

Das Wachstum der hierher gehörigen Bazillen auf den gebräuchlichen Substanzen zeigt im ganzen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Stämmen oder Unterabteilungen. Wohl aber kann man hierdurch die Gruppe selbst als solche unterscheiden, indem bei allen Repräsentanten derselben die Kolonien auf Gelatine und Agar mit erhobenen Rändern und oft fein granuliert erscheinen. Im allgemeinen kann man sagen, daß die I. Unterabteilung (Mäusetyphusgruppe) Neigung zeigt. Kolonien von fein granulierter Oberfläche zu bilden. Dieselbe trübt im allgemeinen Bouillon weniger als die II. Gruppe. Obwohl ich außer der mehr spezifischen Virulenz dieser beiden Stämme keinen anderen auffallenden Unterschied zwischen den uns zur Verfügung stehenden Kulturen dieser beiden

Bakterien finden konnte, erscheinen doch die Kolonien des Schweinepestbazillus auf Agar gewöhnlich opaker, trockener als jene des Mäusetyphus mit gezackten doppelten Rändern.

Einen eigentümlichen Unterschied zwischen den beiden Untergruppen zeigen die Bazillen selbst. Bei gewöhnlicher Behandlung fand ich zwar keine Unterschiede; die Bazillen sind dicker als die Typhusbazillen, oft mit Polkörnern; sie besitzen zahlreiche lange Geißeln, welche aber schwerer darzustellen sind als jene der Typhusbazillen. Auch sind die Geißeln der Typhusbazillen regelmäßiger angeordnet, während jene bloß wenige, oft bloß eine oder zwei sehr lange, oft dicke und zugespitzte Geißeln, z. B. Paratyphus B. (219) und Paratyphus B. (2), zeigen, oder aber es finden sich ein oder mehrere ungemein lange und reichliche Geißelbündel an einer Stelle eines Bazillus.

Die erste Unterabteilung der Paratyphusgruppe B. unterscheidet sich einigermaßen von der zweiten durch die Steifheit und Geradheit der Geißeln, welche besonders beim Mäusetyphusbazillus ausgesprochen sind, während jene der eigentlichen Paratyphusbazillen deutlich wellig gebogen sind.

Abgesehen von der spezifischen Virulenz sind wir demnach berechtigt, zwei Unterabteilungen der Paratyphus B.-Gruppe zu unterscheiden; die Gruppe der Mäusetyphusbazillen und jene der eigentlichen Paratyphusbazillen B.

Doch gibt es innerhalb dieser Gruppen und zwischen denselben gut umschriebene selbständige Stämme; so der Bazillus 259 der Berliner Sammlung und der Enteritisbazillus (8) der hiesigen SammJung.

Außerdem existieren Stämme, welche einen Uebergang der beiden Gruppen vermitteln. Unser Bazillus (8) aus Mesenterialdrüsen bei Enteritis membranosa gezüchtet (die übrigen Organe waren steril), unterscheidet sich von den übrigen Bazillen der II. Untergruppe dadurch, daß er auf Gelatine und Agar breite Kolonien bildet, welche in der Mitte grobgekörnt, matt aber durchscheinend werden (etwa wie bei Sporenbildung). Derselbe trübt Bouillon nicht. bildet aber eine dicke

Kahmhaut, von welchen Flocken in die Tiefe sinken.

Ein anderer, gut umschriebener Stamm ist der Enteritisbazillus 259. Berl. Sammlung, welcher sich von den übrigen mir zur Verfügung stehenden Stämmen durch sein eigentümliches Verhalten gegenüber gefärbten Nährböden unterscheidet. Derselbe entfärbt Malachit, Neutralrot und Lakmus viel energischer als die Bazillen der II. Untergruppe, ist aber viel weniger aktiv gegenüber dem Orceinnährboden.

Die Gruppe Enteritidis Gärtner.

Die Bazillen unterscheiden sich durch größere Dicke und deutlichere Polkörner von Typhusbazillen; sind vom Paratyphus B. morphologisch kaum zu unterscheiden.

Sie besitzen aber kürzere und weniger reichliche Geißeln. In Kulturen wachsen sie etwas reichlicher als der Typhusbazillus. Auf Gelatine und Agar breiter, reichlicher, mit rundlich erhobener Zackung. Auf Drigalsky-Agar reichlicher, opaker, deutlicher blau als der Typhusbazillus, am Grunde klare, rötliche Flüssigkeit ohne Kahmhaut.

Bericht üb. d. XIV. Intern. Kongr. f. Hygiene u. Demographie. II.

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Nach Buchholz gefärbt, kann man aktivere und minder aktive Stämme unterscheiden. Im ganzen verhielten sich die mir zur Verfügung stehenden Stämme einheitlicher als die Paratyphus B-Stämme. Im Durchschnitt verhalten sich die Kulturen ähnlich dem Paratyphus B. Sie entfärben Malachitagar, doch weniger energisch als die I. Unterabteilung der Paratyphus B-Gruppe. Gegenüber dem Neutralagar sind sie entfärbend und zwar energischer als die Paratyphus B-Gruppe. Auch Lakmus wird energisch entfärbt und Orzein entschieden energischer als Paratyphus B.

Der Gärtners che Bazillus wurde hier außer bei Fleischvergiftung (einmal durch Lammfleisch) einmal bei Gruppenerkrankungen der Lumpensammler an der Peripherie von Bukarest gefunden. Die Erkrankung hatte mehr den Charakter eines Petechialfiebers, etwas gutartiger als Abdominaltyphus. Auch fanden sich hier Fälle von Vorherrschen von Gastroenteritis, von hämorrhagischer Bronchitis und Pneumonie mit diesem Bazillus. In letzteren Fällen fanden sich in den Lungen noch Influenzastäbchen.

In zwei derartigen Epidemien konnte keine Fleischvergiftung, wohl aber einmal Ansteckung von Mensch zu Mensch konstatiert werden. Die Bazillen konnten mittelst der Agglutinationsprobe und der übrigen Charaktere identifiziert werden. In den meisten Fällen fand sich mäßige Mitagglutination des Typhusbazillus durch das Serum der Kranken.

Die Gruppe des Bacillus Coli communis

unterscheidet sich scharf von den vorigen Gruppen durch die bekannten Charaktere. Es kann aber nicht scharf genug betont werden, daß es zahllose Varietäten dieser Gruppe gibt, deren einzelne oft in ganz wesentlichen Punkten vom Typus abweichen. So sind Varietäten nicht selten, welche kaum Indol bilden. Unter 14 aus der Leiche gezüchteten Stämmen befinden sich 5 derartige. Milch wurde von allen zur Gerinnung gebracht, das Gärvermögen der einzelnen Stämme in Zuckeragar ist aber wieder sehr verschieden. Im allgemeinen kann man sagen, daß Stämme, welche Zucker schwach vergären, gewöhnlich wenig Säure und wenig Indol bilden, weniger reichlich, mehr typhusbazillenähnlich wachsen, einen weniger penetranten Geruch besitzen und so sich der Typhusgruppe mehr nähern. Gewöhnlich verhalten sich derart jene Colibazillen, welche in der frischen Leiche unter Verhältnissen gefunden werden, welche für das Eindringen derselben während des Lebens sprechen.

Wir unterscheiden Bazillen verschiedener Größe, selten mit Fädenbildung, manche Formen mit bläschenförmigen Enden. An den meisten sind die Geißeln schwer darstellbar. spärlich und kurz. Gewisse Stämme (aus Pankreatitis, Cholecystitis etc.) haben aber reichliche lange, leicht darstellbare Geißeln.

Die Kolonien auf Drigalsky nährboden und der Nährboden selbst wird von allen Stämmen rötlich verfärbt, doch zeigen die verschiedenen Stämme auch hier große Verschiedenheiten in Schnelligkeit und Grad der Verfärbung.

Auf Nährboden nach Buchholz konnten die Angaben des Autors nur zum Teil bestätigt werden. Neutralrot wurde von meinen Stämmen

weniger rasch entfärbt, etwas rascher Malachitagar, auch Lakmusagar, während Orzeinagar oft unverändert blieb.

Aber es gibt soviele Ausnahmen von diesem Verhalten, besonders bei den aus Leichenorganen gezüchteten Stämmen, daß wir einstweilen besser von diesen Reaktionen absehen werden.

So haben diese Stämme, wie gesagt, geringen Einfluß auf Neutralrotagar und 3 von 6 Stämmen führen zu einer mäßigen Entfärbung des Orzeinagars. 2 von 6 Stämme verändern Malachitagar selbst nach 4 Tagen nicht. Manche verursachen ein geringes Verblassen, andere eine bläuliche Färbung. Eigentümlich verhält sich ein bei Septikämie und Icterus grav. aus der Milz gezüchteter Stamm: derselbe ist sehr typhusähnlich, bildet aber Indol und koaguliert Milch, wächst aber typhusähnlich, bildet sehr wenig Säure und verhält sich auf Nährboden nach Buchholz eigentümlich. Orzein. Neutralrot und Malachitagar werden nicht entfärbt, wohl aber sehr energisch Lakmus.

Es wird unzweifelhaft gelingen, die Koligruppe in scharf umschriebene Unterabteilungen zu zerlegen.

Gruppe der Dysenteriebazillen.

Weniger variabel verhalten sich die Stämme des Dysenteriebazillus Shiga. Außer den bekannten Charakteren wurde an 6 verschiedenen Stämmen festgestellt, daß sich alle nach Buchholz ziemlich negativ verhalten, dennoch konnten Abweichungen erkannt werden. So entfärbt ein Stamm Duval und auch andere Stämme langsam Neutralrot. Die Stämme Chantemesse, Dopter, Trens entfärbten ein wenig an der Oberfläche, indem die Kolonien selbst von roten Punkten durchsetzt waren. Auf Lakmus zeigt die Kultur des Stammes Chantemesse eine rötliche Verfärbung, während die anderen Stämme an der Oberfläche blau wachsen. Auf Malachitagar wirken die Stämme derart, daß der Nährboden in der Tiefe diffus etwas abblaßt.

Meine Untersuchungen bestätigen demnach im großen und ganzen die Angaben der erwähnten und anderer Forscher auf diesem Gebiet, indem dieselben aber mehr Abweichungen und Zwischenformen erkennen lassen.

1. Man kann namentlich eine größere Bazillengruppe, welche den Typhusbazillus, die Paratyphusbazillen, die FleischvergiftungsBazillen Gärtners, die Mäusetyphusbazillen, jene der Schweinepest und der Psittacose Nocards begreift, sowie engere Gruppen und denselben bloß nahestehende Formen zwischen denselben unterscheiden.

2. Namentlich zeigten meine sehr ausgebreiteten Untersuchungen an der menschlichen Leiche eine beschränkte Anzahl von Stämmen, welche keinem der bekannten Stämme und Gruppen angehören, sondern denselben bloß nahestehen oder manchmal eine Art Zwischenformen Zwischen den verschiedenen Gruppen darstellen. Besonders bei Bakterienassoziationen sind diese Formen etwas häufiger. Derartige Bazillen, sowie die Repräsentanten der Paratyphus- und Gärtners Gruppe wurden in seltenen Fällen ebenfalls bei verschiedenen typhusartigen Infektionskrankheiten oft petechialer Natur, sowie bei Gastroenteritis, Pneumonien, Myelitis, hämorrhagischen Septikämien gefunden.

Mehrere dieser Bazillen verursachten umschriebene Epidemien, während der ätiologische Zusammenhang anderer mit der Krankheit nicht völlig sichergestellt werden konnte, manchmal fanden sich bei verschiedenen Bakterienassoziationen weniger virulente Bazillen der einzelnen Gruppen.

3. Die engeren Gruppen können auf morphologischer und biologischer Basis ziemlich gut umschrieben werden. I. Die engere Typhusgruppe mit seltenen wohl nicht typhuserzeugenden Stämmen und mit dem Paratyphus A (Typhoideen). II. Die Paratyphus B-Gruppe mit 2 Untergruppen, jene des eigentlichen Paratyphus B mit weniger virulenten als Assoziationen oder bei lokalen Erkrankungen gefundenen Formen, sowie jene des Mäusetyphus, der Schweinepest, der Psittacose und gewisser bei Fleischvergiftung gefundenen Formen. III. Die Gruppe des Gärtnerbazillus, welche selten auch spontane und wohl nicht auf Nahrungsmittelvergiftung zurückführbare Erkrankungen erzeugen kann.

4. Weiter entfernt stehen die Gruppe des Bacillus Coli, welcher in zahlreiche Untergruppen zerfällt, von welchen manche sich der obigen Gruppe nähern, sowie die Gruppe des Shigaschen Dysenteriebazillus mit großer Uebereinstimmung der verschiedenen Stämme.

5. Innerhalb der Typhusgruppe, der Paratyphus B-Gruppe, und der Gärtnerschen Gruppe kann man Stämme verschiedener Virulenz und mit verschiedenen morphologischen und chemischen Merkmalen unterscheiden. Mehrere dieser Varietäten wahren ihre Eigentümlichkeiten unter den verschiedensten Bedingungen, so daß man in der Tat von Varietäten auch innerhalb der engeren Gruppen sprechen kann.

6. Die nähere Untersuchung der Varietäten und besonders der bloß nahestehender Formen ist offenbar berufen, die Aetiologie und die Assoziationen verbreiteter Krankheiten von unbestimmter Aetiologie zu beleuchten und zur Verhütung und Bekämpfung derselben beizutragen.

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