Изображения страниц
PDF
EPUB

Wirkung im Sinne einer Uebung der Hautgefäße zukommt. Die Abhärtung mag etwas kraß ein in manchen Gegenden Rußlands und Nordschwedens herrschender Volksbrauch erläutern, wo die Bauern aus dem heißen Dampfbade heraus direkt ins Freie treten und sich dort im Schnee wälzen und dadurch abkühlen.

Ich habe Ihnen im Vorstehenden einige Andeutungen über die gesundheitsfördernde und krankheitsverhütende Wirkung der Bäder gemacht; es bliebe nur noch übrig, auf die eigentliche Heilwirkung der Wasseranwendungen bei kranken Individuen einzugehen. Es würde das aber viel zu weit führen; gibt es doch kaum eine Krankheit oder Krankheitsgruppe, in deren Behandlung nicht die Hydrotherapie eine wichtige Rolle spielte! Ich brauche da nur z. B. auf die Tuberkulosebehandlung hinzuweisen, wo eine vernunftgemäße Wasseranwendung zur Abhärtung, Hebung des Appetits und des Allgemeinbefindens, sowie auch zur direkten Bekämpfung katarrhalischer Erscheinungen geradezu unentbehrlich geworden ist. Ebenso steht es mit der Therapie. der funktionellen Nervenkrankheiten, der Neurasthenie insbesondere, und auch in der Behandlung der Rückenmarkskrankheiten, der Herzkrankheiten, der Stoffwechselerkrankungen usw. ist die Bäderanwendung ein unentbehrliches Hilfsmittel geworden.

Auch ohne auf diese Details einzugehen, glaube ich Ihnen im Vorstehenden, wenn auch nur in kurzen Abrissen, ein Bild davon gegeben zu haben, welche Bedeutung die Bäder für die allgemeine Volksgesundheit haben. Auch hier heißt es ja Wasser allein tuts freilich nicht", aber im Verein mit einer Regelung der Hygiene der Ernährungs-, Wohnungs- und Arbeitsverhältnisse kann die Ausbreitung des Bädergebrauchs in den weitesten Schichten dazu beitragen, das Ziel dieses Kongresses wie jede wahre Wirtschaftspolitik überhaupt, die Hebung der Volksgesundheit zu erreichen.

Sektion III.

Hygiene des Kindesalters

und der Schule.

(Diskussion und Vorträge finden sich in Bd. IV.)

III, 1

Das Fürsorgewesen für Säuglinge.

Von

Geh. Ober-Med.-Rat Dr. G. Dietrich (Berlin).

In der Bewegung der Bevölkerung nimmt das erste Lebensjahr eine bedeutsame Rolle ein. Die Geburtenzahl, d. h. der Zuwachs zu der ersten Altersstufe, und die Gesamtsterblichkeit, d. h. die Abnahme sämtlicher Altersstufen, liefern uns den jährlichen absoluten Bevölkerungszuwachs. An der Gesamtsterblichkeit hat die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre einen sehr hohen Anteil. In Deutschland umfaßt die Säuglingssterblichkeit mehr als ein Drittel aller Gestorbenen. In anderen Ländern ist es ähnlich, wie Tabelle I ergibt, wenn auch erhebliche Unterschiede vorhanden sind.

Berücksichtigt man, daß das Säuglingsalter, d. h. die Zeit von der Geburt des Kindes bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres bei uns etwa den 34. Teil der Gesamtbevölkerung umgreift, so ergibt sich, daß die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre in Deutschland 10 mal so groß ist als die der Gesamtheit. Der Anteil der Säuglinge an der Gesamtsterblichkeit ist für die deutschen Bundesstaaten aus Tabelle II zu ersehen.

Man hat die größere Sterblichkeit der Säuglinge als einen von der Natur gewollten und normalen Vorgang hingestellt, dem man ein Hindernis nicht in den Weg legen dürfe. Das ist ein großer Irrtum: die hohe Kindersterblichkeit ist ein großer Schaden für die Nation und sehr wohl zu vermeiden. Der enorme Verlust an Kindern im ersten Lebensjahre ist ein nationales Unglück, weil zahlreiche volkswirtschaftliche Werte alljährlich unter Aufwand von Nationalvermögen in die Welt gesetzt und vorzeitig wieder vernichtet werden. Die hohe Kindersterblichkeit pflegt auch die Geburtenhäufigkeit zu erhöhen dadurch, daß sie den Zeitraum zwischen zwei in einer Familie aufeinanderfolgenden Geburten verkürzt und so nicht nur die Kraft der Mutter in zweckloser Weise erschöpft, sondern auch im Anschluß hieran den Nachwuchs minderwertiger macht. Die Ursachen der hohen Säuglingssterblichkeit, insbesondere die unzureichende Nahrung und Pflege vermindern ferner nicht nur die Zahl der Kinder um ein erhebliches, in Deutschland um den 5. Teil, sondern sie verschlechtern auch die Konstitution zahlreicher am Leben bleibender Kinder, so daß von einer Auslese der Widerstandsunfähigen nicht gesprochen werden kann. Die Zahl derjenigen Kinderärzte und Tuberkuloseforscher mehrt sich von Jahr zu Jahr, welche der Ansicht sind, die Tuberkulose werde schon im frühesten Kindes

« ПредыдущаяПродолжить »