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dauern, daß wir noch kein Mittel besitzen, um die Darreichung von Alkohol in der Kindheit, die in das Gebiet des groben Unfugs, oder richtiger der fahrlässigen Körperverletzung gehört, unmöglich zu machen.

Die betrachteten Momente stellen einen der schwerwiegendsten Faktoren des Alkoholismus dar; zeitlich das erste und qualitativ oft noch so gering ist wohl auf dem ganzen Wege des Menschen von der Wiege bis zum Grabe kein anderes exogenes ursächliches Moment von so weittragender Bedeutung als dieses: die Erziehung zum Alkoholismus.

Was den Faktoren des späteren Lebens an Schwere gegenüber den eben erwähnten abgeht, ersetzen sie reichlich durch die Masse. Es würde den Rahmen dieses Referates viel zu weit ausdehnen, wollte ich versuchen, all den hierbei in Betracht zu ziehenden Gesichtspunkten gerecht zu werden. Die große soziale und hygienische Bedeutung dieser Momente, auch derer, auf die ich nicht näher eingehen kann, soll deshalb aber voll anerkannt werden.

Unter den äußeren Faktoren bergen ganz besonders verschiedene Arten von Arbeitsstätten Gefahren für die Gewöhnung zur Trunksucht in sich, je nach der Art der Beschäftigung, ihrer intensiven oder extensiven Steigerung oder dadurch, daß sie demjenigen, der sie verrichtet, besonders widerlich sind und dadurch ganz besonders ein Stimulans erfordern. Ganz besonders aber ist das Braugewerbe eine Quelle für die Verbreitung der Trunksucht, weniger durch die Größe der Betriebe, als durch ihre Zahl, jede solche Produktionsstätte kann als ein Infektionsherd gelten. Für die arbeitende Bevölkerung gilt außer diesem allen die Unsitte des dauernden Trinkens bei der Arbeit oder in den häufigen Arbeitspausen ganz allgemein als eine große Gefährdung.

Die Leichtigkeit, mit der sich jeder Alkohol verschaffen kann, ist eine der wichtigsten Gefährdungen. Außer der großen Ausdehnung der Wirtshausbetriebe ist aber das subjektive Moment, das den Arbeiter nach dem Wirtshaus hinführt, von Bedeutung, da es für ihn als Ort der Pflege der Geselligkeit und als Zentralpunkt der nach politischer Betätigung ringenden Masse Anziehungskraft ausübt. Aber nicht nur die Momente, die den Mann nach dem Wirtshaus hinführen, auch diejenigen, die ihn von Hause wegführen, spielen eine Rolle, hier setzt die Frage der Erziehung der Mädchen aus dem Volke zur Fähigkeit verständig zu kochen, wie zu der, ein behagliches Heim zu bereiten, ein. Denn ganz gewaltig ist die Beziehung des Alkoholismus zur Ernährungsfrage. Der Alkohol muß objektiv vielfach als Nährmittel fungieren oder er muß den subjektiv unzureichenden Wert der übrigen eigentlichen Nahrung verdecken.

So sehen wir überall, wohin wir blicken, andere äußere Faktoren, ursächlich für den Alkohol zur Grundlage werden, verschieden je nach Milieu und Beruf, nach der sozialen Schicht, nach der Gegend oder sonstigen Umständen. Ihre Zahl ist eben so groß, wie ihre Gewalt zwingend. Die Kenntnis derselben ist deshalb so bedeutungsvoll, weil sie im individuellen Fall wie in der allgemeinen Betrachtung erst in eine richtige Würdigung des Alkoholismus einführt. Die im Vorstehenden gegebene eingehendere Würdigung der endogenen Faktoren, oder die psychologische Begründung gewisser Fälle von Alkoholismus,

hat darin ihren Grund, daß es die Aufgabe des zum Referat bestimmten Psychiaters war das Phänomen des Alkoholismus von dieser Seite aus zu beleuchten. Weit entfernt, in jenen Faktoren der psychischen Beschaffenheit des Menschen, die ihn Natur und Erziehung mit auf den Weg des Lebens geben, den einzigen Grund für die Entstehung des Alkoholismus zu erblicken, muß doch betont werden, daß, wollen wir zu einer richtigen Würdigung der Ursachen der Trunksucht gelangen, nicht zu vergessen sei: hier in der psychischen Anlage liegt eine seiner bedeutsamsten Quellen.

II, 7

Einwirkung des Badens auf die Gesundheit.

Von

Prof. Dr. Ferdinand Hueppe (Prag).

Jugendbrunnens Zaubertat ist nicht bloße Sage, Jugendfrische gibt das Bad zaubernd alle Tage" so las man als Ueberschrift des Dianabades in Berlin und eine bessere Einleitung zu einem Bericht über die Bedeutung des Badens kann man sich wohl kaum denken. Referent möchte aber das Baden nicht so sehr vom physiologischen Standpunkt als mit Rücksicht auf die Tagung eines hygienischen Kongresses vom allgemein hygienischen Standpunkt betrachten. Das Baden hat die Bedeutung eines Reinigungs- und Erfrischungsmittels und soll nach unserer allgemeinen Auffassung auch dazu dienen, uns wetterfest zu machen. Daß es dazu nicht unerläßlich ist, lehren Völker, die sich überhaupt niemals des Wassers bedienen und die durch ihre physischen Leistungen doch berechtigtes Aufsehen erregen wie z. B. die Buren, aus dem einfachen Grunde, weil sie, trotzdem sie von den wasserliebenden Holländern abstammen, in einem Lande leben, in dem das Wasser viel zu teuer ist, um für die einzelnen Leute verschwendet zu werden. Aber auch bei uns gibt es Leute, die von der Bedeutung der konservierenden Dreck- und Speckschichte in gründlichster Weise überzeugt sind und sich nach Bedarf nur für hohe oder ausgeschnittene Kleider waschen, aber niemals weiter, jedenfalls ganze Teile ihres Körpers in ihrem ganzen Leben freiwillig nicht mit Wasser in Berührung bringen. Schon dieser merkwürdige Gegensatz, daß bei reichlichem Wassergenuß und vollständigem Versagen des Wassers die vollste Gesundheit möglich ist, sollte Veranlassung sein, die ganze Frage des Badens objektiv zu betrachten. Und dabei kommt von vornherein in Betracht, worauf Referent wohl als erster hingewiesen hat, daß das Wasser dem Körper die Wärme durch Leitung entzieht, während der menschliche Organismus als der eines Luft-Licht-Geschöpfes darauf eigentlich nicht eingerichtet ist. Wenn wir trotzdem mit der Benützung von Wasser hygienisch so gute Erfolge erzielen, so liegt dies sicher einerseits darin, daß unser Organismus sehr anpassungsfähig ist und daß unsere Kultur noch andere Momente gezeitigt hat, die einen ausgedehnteren Gebrauch von Wasser rechtfertigen. Der Hauptgrund lag sicher darin, daß man früher die Kleidung etwas scharf ausgedrückt eigentlich solange trug, bis sie vom Leibe fiel und daß die Zersetzungsvorgänge in der schmutzigen Unterkleidung eine Hauptursache waren, weshalb man seine eigene Haut möglichst rein halten mußte, um von dem Schmutz

der Unterkleidung nicht böse Folgen nach sich zu ziehen. Diese Verschmutzung der Kleidung führte und führt noch überall auch zu einer starken Verunreinigung der Luft in den Räumen und der Kampf gegen diese Art der Verunreinigung kann erfolgreich nur mit Bädern geführt werden, welche die Haut des Einzelnen möglichst reinhalten. Dieser Kampf ist in neuerer Zeit zuerst von den deutschen Militärärzten Münnich und Roth durch Einführung des Brausebades in die Armee aufgenommen worden und besonders von Lassar durch die Volksbrausebäder in weitere Kreise getragen worden, um die eingerissene volksübliche Unreinlichkeit wieder in ihr Gegenteil zu verwandeln. Von einem ganz anderen Standpunkt aus ist das Baden, nachdem es Jahrhundertelang unterdrückt worden war, wieder zu Ehren gebracht worden durch die sportlichen Bestrebungen und darin liegt die natürliche Weise der Anwendung des Wassers; durch die starke Körperübung wird der Körper überwärmt und bedarf einer Erfrischung, die er eben im kühlen Wasser findet, so daß Sport und Wasser ganz zusammengehörige Begriffe sind. Dazu kommt noch, daß ein Sport, das Schwimmen, sich im Wasser selbst vollzieht. Gerade diese natürlichste Verwendung des Wassers war bis vor kurzem nur dort möglich, wo Seen oder Flüsse besondere Gelegenheiten boten. Die zunehmende Verunreinigung der Flüsse, eine Deutschland eigentümliche Prüderie, die man in dieser Weise in anderen Ländern glücklicher Weise gar nicht kennt, führte dann bedauerlicher Weise zu einer Verschlechterung und einer Abnahme des Badewesens, insofern z. B. am Rhein die früher offenen Schwimmanstalten in geschlossene verwandelt wurden. Köln und Düsseldorf haben ihre Freibäder im Rhein aufgegeben, ohne irgend welchen Ersatz zu schaffen für die Tausende, die dort ihre einzige Erfrischung in der Sommerhitze finden. In Werden a. d. Ruhr wurde das Freibad auf Betreiben der Firma Krupp kassiert und statt desselben eine geschlossene Badeanstalt mit 16 Ankleidezellen eröffnet bei einer Bevölkerung von ca. 12000 Seelen. An die armen Körper wurde nicht gedacht. Dafür hat man kürzlich in erfreulicher Weise in Berlin im Wannsee einen großen Teil des Strandes als allgemeines Familienbad eröffnet, allerdings mit der neuerlichen Zugabe der Erfindung einer prüden nationalen Badehose, deren sich die Witzblätter wohl bald bemächtigen werden. Soll das Baden seine gesundheitliche Bedeutung in umfassender Weise ausüben, so ist eine stärkere Durchbildung der Schwimmbäder unerläßlich. Nur auf diese Weise ist es möglich, den Schwimmsport überall durch das ganze Jahr auszuüben und sich dadurch von dem zufälligen Vorhandensein von Flüssen und der zunehmenden Verunreinigung derselben unabhängig zu zu machen. Den natürlichen Wasserläufen gegenüber verweist Hueppe auf seinen Ausspruch: Ein sonst dazu geeigneter Wasserlauf, der nicht zum Segeln, Rudern, Schwimmen und Schlittschuhlaufen ausgiebig benutzt wird, hat in nationalem und hygienischem Sinn seinen Beruf verfehlt." In bezug auf die Verwendung des einfachen Bades ist vor einer kritiklosen Verallgemeinerung des kalten Bades entschieden zu warnen und die englische Art, unvermittelt aus dem warmen Bett aus ein kaltes Vollbad zu nehmen, ist für viele entschieden verfehlt. Das kalte Vollbad schadet dem Körper nur dann nichts, wenn eine entsprechende Reaktion eintritt.

Dies setzt aber eine entsprechende Tätigkeit voraus; deshalb muß das kalte Vollbad oder die kalte Vollabwaschung in irgendeiner Form verbunden werden mit Körperübungen, wie es z. B. in dem System von Müller geschieht, aber in vielen Varianten möglich ist.

Wenn Duschen gebraucht werden, so dürfen sie nur kurz angewendet werden und man darf in keinem Falle von einer hohen Temperatur langsam zu einer niederen übergehen, sondern man muß die Temperaturen so alternieren lassen, daß eine intensive Reaktion der Haut möglich ist. Bei dem Wasserbade ist öfters zu berücksichtigen, daß die schützende Fettschichte der Haut zu radikal entfernt wird und dadurch wieder eine Ueberempfindlichkeit herbeigeführt wird. Unter Umständen müssen deshalb auch Fetteinreibungen wieder in Anwendung gebracht werden, wie es bei den klassischen Griechen der Fall war.

Ebenso wie das kalte Wasser regt auch die kühle Luft die Wärmeproduktion und den gesamten Stoffwechsel in intensivster Weise an, so daß man jetzt immer mehr und mehr dazu kommt, neben dem Wasserbade das überall durchführbare Luftbad wieder zu beachten. Soweit es zur Abhärtung dienen soll, muß die Einführung selbstverständlich ebenso vorsichtig geschehen wie bei dem Wasser. Es ist also in der warmen Jahreszeit zu beginnen, um bei dem Uebergang in die kältere bereits vollständig an die Luft gewöhnt zu sein. Das Luftbad führt notwendig hinüber zum Sonnenbad, welches aber nur in der Beziehung an dieser Stelle berührt sein soll, soweit es sich um eine hygienische Anwendung für Gesunde handelt. Das diffuse Tageslicht und noch mehr das Sonnenlicht wirken in günstigster Weise auf unsere Psyche ein, wie es schon Johannes Müller ausdrückte, wenn er sagte: „Im Dunkeln kann man nicht geistreich sein." Im Dunkeln leidet unsere ganze Psyche und der erste helle Tag versetzt uns sofort in eine andere Stimmung und damit unseren ganzen Körper in eine ganz andere Reaktionsfähigkeit gegen äußere Schädlichkeiten. In noch höherem Maße ist das der Fall, wenn das Licht unsere Haut als Atmungs- und Sekretionsorgan trifft. Durch unsere luftscheumachende Kleidung hat unsere Haut verlernt, richtig zu arbeiten, und diese Arbeitsweise können wir ihr nicht durch Wasser wiedergeben, sondern nur dadurch, daß wir sie der Luft selbst aussetzen. Tiere einer Art, die ständig im Lichte gehalten werden, haben mehr rote Blutkörperchen als Tiere anderer Art, die längere Zeit im Dunkeln leben. Und es ist neuerdings experimentell festgestellt worden, daß die Menge des im Körper kreisenden Blutes nach längerer Einwirkung intensiven Lichtes zunimmt und diese Zunahme an die Wirkung der chemisch wirksamen Strahlen gebunden ist, während sie im Dunkeln und im roten Lichte ausbleibt. Der Einfluß des Lichtes geht demnach in die Tiefe und beeinflußt auch das strömende Blut. Wenn gleichzeitig intensive Erregungen anderer Art vorhanden sind, wie z. B. an der See durch die dort stattfindende starke Oxydation, so kann das Lichtbad außerordentlich kräftige Wirkungen ausüben und das weiße Sonnenlicht erweist sich eindeutig als das beste Tonikum, über welches die Heilkunde verfügt, so daß ich besonders für Anämische und Nervöse darin eines der vorzüglichsten Heilmittel sehen muß. Im Hochgebirge wird diese Wirkung zweifellos noch gesteigert. Infolge der gesteigerten Verdunstungen tritt dort zu

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