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für eine erfolgte Syphilisinfektion durch die experimentelle Feststellung, daß die betreffenden Kranken gegen Syphilis immun waren. (Arbeiten aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie und Neuropathologie R. v. Krafft-Ebing, Leipzig, A. Barth, 1897, S. 12.)

von

Die Art der Beziehung zwischen Syphilis und Paralyse sowie Tabes ist noch nicht aufgeklärt, wenn auch die Analogie mit zerebralen, spät im Verlaufe der Krankheit auftretenden Lokalisationen von Trypanosomenaffektionen (Schlafkrankheit) den Gedanken nahe legt, daß die häufig als metasyphilitisch bezeichneten Nervenerkrankungen wirkliche syphilitische Prozesse seien. Spielmayer suchte diese Auffassung neuerdings durch histologische Argumente zu stützen. Versuche, die ich und Poetzl anstellten, um in der Hirnsubstanz und den Meningen frischer Paralytikerleichen bei rasch verlaufender Paralyse durch Impfung auf Affen Virus nachzuweisen, hatten bisher ein Verdacht erweckendes, aber kein eindeutiges Resultat.

Mit Hilfe ihrer Methode fanden nun Wassermann und Plant bei Paralytikern, Neisser, Bruck und Schucht sowie Schütze auch bei Tabikern sehr häufig in der Zerebrospinalflüssigkeit und im Serum Stoffe, die sich wie Syphilisantikörper zu verhalten scheinen, d. h. mit Syphilismaterial unter Komplementbindung reagieren. Bei Kontrolluntersuchungen von Spinalflüssigkeiten, wurde, abgesehen von Syphilisfällen, niemals eine positive Reaktion erhalten. Wassermann und Plant sind geneigt, die Ursache der Erscheinung in einer, im Bereiche des Zentralnervensystems erfolgenden Antikörperbildung zu suchen.

Während die referierten, serodiagnostischen Versuche, abgesehen von den Antigenbefunden, der Hauptsache nach von den meisten, die sich damit beschäftigten, bestätigt wurden, ist ihre Deutung noch unsicher. Levaditi und Marie fanden eine, wenn auch schwache Reaktion beim Vermengen der Zerebrospinalflüssigkeit von Paralytikern mit dem Extrakt normaler Lebern und ich habe im Verein mit Müller und Poetzl zum Teil sehr kräftige Komplementbindungen erzielt, wenn statt des Syphilismateriales Extrakte von manchen Geschwülsten z. B. einigen Sarkomen, von Condylomata acuminata, von normalen Meerschweinchenlebern angewendet wurden. Die Reaktionen sind so charakteristisch, daß wir ohne weiteres mit Hilfe von Tumorextrakten, also ohne Luesmaterial, eine Serie richtiger Diagnosen auf Paralyse aus der Untersuchung des Liq. cerebrospinalis und mit Extrakten aus Meerschweinchenleber Serodiagnosen auf Syphilis stellen konnten, wie wenn wir Syphilisantigen verwendet hätten. Vermutlich wird auch für die praktische Ausführung der Methode das syphilitische Gewebe in Zukunft durch ein einfacher zu gewinnendes Material ersetzbar sein. Zu ganz ähnlichen Resultaten kam vor kurzem Michaelis bei diagnostischen Serumuntersuchungen. Auch Michaelis findet im Gegensatze zu Plant ein Parallelgehen der Reaktionen bei Anwendung luetischer und normaler Organextrakte. Die angeführten Umstände machen es sehr zweifelhaft, daß die bei der Komplementbindung wirksamen Stoffe, im gewöhnlichen Sinne des Wortes Antikörper des Syphiliserregers oder direkt von ihm derivierender Substanzen sind. Diese Bedenken gegen die ursprüngliche Deutung der Befunde werden auch durch den gewiß bemerkenswerten Umstand nicht völlig behoben, daß das Serum mit

Syphilismaterial vorbehandelter Affen die Antikörperreaktion gibt. Es ist außerdem die Meinung, daß die Komplementbindung als solche eine Reaktion zwischen Antigen und Antikörper beweise, nicht mehr aufrecht zu halten, seit die gleiche Erscheinung auch bei der Entstehung gewöhnlicher Kolloidniederschläge beobachtet wurde. Landsteiner und Stankovic).

Man muß so die Frage nach der Natur der als Syphilisantikörper angesprochenen Stoffe noch offen lassen und sich mit der Hypothese begnügen, daß ihre Bildung durch die Immunisierungsvorgänge bei der Syphilis in irgend einer noch aufzuklärenden Weise verursacht werde. Vgl. die folgenden Bemerkungen über Hämoglobinurie.)

Für den diagnostischen Wert der Methode ist die Beantwortung der aufgeworfenen Frage offenbar nicht ebenso von Wichtigkeit, als für theoretische Schlüsse, die aus der Reaktion gezogen werden könnten. Die diagnostische Bedeutung des Verfahrens hängt, wenn wir von den Antigenbefunden absehen, vielmehr nur davon ab, wie oft die Reaktion. bei Syphilis, bzw. Paralyse und Tabes gefunden wird und ob sie ausschließlich bei diesen Krankheiten vorkommt.

Bezüglich des Liqu. cerebrospinal. stimmen alle Nachprüfungen mit den Ergebnissen der ersten Beobachter überein.

Bei der Serumuntersuchung hatte Detre einige positive Befunde, Kraus und Volk hingegen berichten, daß auch normale Sera die gleiche Reaktion geben können, wie das Serum von Syphilitikern. Eine ausführliche Untersuchung, die namentlich auf die Bedürfnisse der inneren Medizin Rücksicht nimmt, machte Citron. Er fand bei seinem Krankenmateriale, das vorwiegend aus Individuen bestand, deren Syphilisinfektion weit zurücklag, eine große Zahl von Fällen mit positiver Reaktion, nämlich 77,5 % der Luetiker. Es ist das ein viel günstigeres Ergebnis, als bei den vorher referierten Arbeiten. Die Differenz gegen die niedrigeren Zahlen von Wassermann, Neisser und Bruck bezieht Citron darauf, daß ein Teil seiner Fälle nie antisyphilitisch behandelt wurde. Michaelis findet positive Reaktionen in einem hohen Prozentsatze der Syphiliskranken, allerdings auch bei einzelnen (2) Kontrollfällen, ohne jedes syphilitische Zeichen. Unsere eigenen Erfahrungen über die Serumreaktion und die von M. Wassermann und Meier sind der Verwertbarkeit durchaus günstig. Auch ich im Vereine mit Müller und Poehl fand fast in allen Syphilisfällen positive Reaktion.

Aus den angeführten Untersuchungen, deren wünschenswerte Vervollständigung ohne Zweifel rasch erfolgen wird, ist wohl schon jetzt der Schluß zu ziehen, daß die Methode, auch wenn sie keine Syphilisantikörper nachweist, doch nicht nur für die Untersuchung des Liquor cerebrospinalis bei Paralyse, sondern auch für die Serodiagnostik der Syphilis sehr wertvolle Dienste zu leisten imstande ist und der Serodiagnostik ein neues Gebiet eröffnet.

Eine ziemlich seltene, ebenfalls mit der Syphilisinfektion in Beziehung stehende eigenartige Serumveränderung habe ich in Gemeinschaft mit Donath bei der paroxymalen Hämoglobinurie beobachtet. Auch in der Anamnese dieser Affektion kommt Syphilis so häufig vor, daß das Bestehen eines ätiologischen Zusammenhanges nicht bezweifelt

werden kann, wenngleich Fälle ohne Syphilis sich vielleicht ereignen mögen. Bei der paroxysmalen Hämoglobinurie tritt unter dem Einflusse von Abkühlungen ein Blutkörperchenzerfall ein. Es ließ sich nun nachweisen, daß die Blutauflösung durch ein im Serum vorhandenes Hämolysin erfolgt. Dieses Lysin hat die Eigentümlichkeit, sich auch in vitro nur bei niedrigerer als der Körpertemperatur, mit den Blutkörperchen zu verbinden und die Hämolyse erfolgt schnell, wenn die in der Kälte mit dem Lysin beladenen Blutkörperchen bei Anwesenheit von Komplement in vitro wieder erwärmt werden. Dasselbe Hämotoxin war auch im Serum einzelner, Fälle von progressiver Paralyse aufzufinden. Die wahrscheinlichste Annahme über das Hämotoxin ist, daß es ein vom menschlichen Organismus gebildeter Stoff und nicht. ein exogenes Gift ist. Wenigstens wird es wie andere Serumhämolysine neutralisiert, wenn man ein durch Injektion von normalem Menschenserum erzeugtes Präzipitin hinzufügt. Da nun, wie schon bemerkt wurde, die Bildung des Hämotoxins durch Syphilis verursacht werden kann, so liegt hier ein Fall vor, der im Prinzip beweist, daß bei Infektions- bzw. Immunisierungsprozessen Körper entstehen können, die eine Affinität zu Substanzen des befallenen Organismus besitzen und autotoxisch wirken. Da auch die komplementbindenden Substanzen, wie erwähnt wurde, sich mit Bestandteilen normaler menschlicher Organe verbinden, so wäre es nicht unmöglich, daß diese Stoffe und das Hämotoxin einen verwandten Bildungsmodus haben, dessen nähere Erforschung offenbar von großem Interesse sein wird.

Das begreifliche Bestreben, die neuen Forschungsresultate der Syphilidologie therapeutisch auszunützen, haben dazu geführt, die bekannten allgemeinen Methoden aktiver und passiver Immunisierung bei dieser Krankheit wieder auf ihre Anwendbarkeit zu prüfen.

Alle Versuche prophylaktischer oder therapeutischer Darreichung von Serum luetisch infizierter oder durch reichliche Zufuhr von lebendem oder abgetötetem Virus präparierter Tiere, haben keine günstigen Resultate gehabt.

Was die aktive Immunisierung anlangt, so war es noch nicht möglich, im Tierversuche durch subkutane oder intraperitoneale Injektion von Virus, irgendwie sichere Schutz- oder Heilerfolge zu erzielen. Derartige Versuche wurden namentlich von Metchnikoff und Roux und von Neisser ausgeführt. Dagegen berichten, wovon schon die Rede war, Kraus und Spitzer, daß sie durch Einspritzung von abgetötetem Virus bei Patienten mit frischen Sklerosen in einem erheblichen Teile der behandelten Fälle die Allgemeinerscheinungen der Syphilis verhüten konnten.

Die Gewinnung eines abgeschwächten Virus, das als Vakzin verwendbar wäre, wurde auf verschiedene Weise versucht. Alle Bemühungen durch direkte Beeinflussung des Infektionsstoffes eine Abschwächung zu erreichen, führten nicht zum Ziele, und ein Experiment von Metchnikoff und Roux zeigte außerdem, daß auch durch eine zur Infektion ungenügende Menge virulenten Syphilismateriales keine Immunität entstand. Die bei anderen Krankheiten erfolgreich angewendete Methode der Tierpassage wurde zuerst von Metchnikoff und Roux im Anschlusse an ihre geglückten Affeninfektionen studiert.

Metchnikoff und Roux beobachteten, daß ein Virus, das niedere Affen, zuletzt eine Reihe von Rhesusaffen passiert hatte, in seinen. Eigenschaften modifiziert erschien. Es wirkte gut auf Macacus rhesus und zwar mit abgekürzter Inkubation, schwach auf Macacus cynomolg., auf zwei Schimpansen gar nicht. Metchnikoff und Roux erschließen daraus eine durch Rhesuspassage erworbene Abschwächung für Anthropoide und wahrscheinlich für den Menschen. Ferner beobachteten Metehnikoff und Roux einen beim Menschen, wie sie vermuten, durch Infektion mit Affenvirus entstandenen Affekt, dessen Diagnose durch Abimpfung auf einen Makaken verifiziert wurde. Da der Erkrankte von Sekundärerscheinungen freiblieb, so könnte dieser Fall als Beleg für eine Virusabschwächung beim Affen dienen. Auch nach einer anderen, von Metchnikoff und Roux angestellten Beobachtung schien Makakenvirus für den Menschen nur sehr wenig virulent zu sein.

Neisser hält es nach seinen Untersuchungen an niederen Affen für möglich, aber nicht für bewiesen, daß in den inneren Organen dieser Tiere eine Abschwächung der Keime stattfindet.

Im Vereine mit Finger habe ich eine lange Reihe von Tierpassagen angeführt und zwar an Kynozephalen und Makaken. Herr Professor Metchnikoff hatte die große Güte, mit diesem Virus Inokulationen an Schimpansen vorzunehmen, und da zeigte sich nicht nur das Virus der 9. und 10. Affenpassage befähigt, außer kräftigen. Primäraffekten sekundäre Erscheinungen zu erzeugen, sondern auch das Virus der 37. Passage nach mehr als zwei Jahre langer Fortzüchtung auf niederen Affen rief noch einen typischen Primäraffekt beim Schimpansen hervor, wie gewöhnliches menschliches Virus. Professor Metchnikoff hält es für möglich, daß die Konstanz unseres Passagevirus dadurch bedingt sei, daß wir nicht ausschließlich Makaken, sondern auch Kynozephalen zur Fortzüchtung des Infektionsstoffes verwendeten. Wir haben uns bei den Passageimpfungen auch durch Beobachtung der Erkrankung der niederen Affen nicht mit Sicherheit von einer Abschwächung oder Verstärkung des Virus überzeugen können, wenngleich es manchmal schien, als wäre eine Veränderung in einem oder dem anderen Sinne eingetreten. Vermutlich kann der Anschein von Abänderungen dadurch verursacht werden, daß die Intensität der Hauteruption beim Affen mit der Menge des verimpften Virus stark schwankt.

Nach den Befunden von Bertarelli ist es vielleicht möglich, andere Tiere als Affen mit Vorteil für die Passage und Abänderung des Virus zu verwenden. Wenigstens erhielt Bertarelli den Eindruck, daß durch fortgesetzte Uebertragungen auf Kaninchenaugen die Virulenz für Kaninchen zunehme. Ein Urteil darüber, ob dieses Verfahren zur Vakzingewinnung führt, ist aber vorläufig nicht möglich.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Ausarbeitung eines für die praktische Anwendung brauchbaren Schutzimpfungsverfahrens eine Zukunftsaufgabe ist, für die Vorarbeiten durch die bedeutungsvollen Untersuchungen von Metchnikoff und Roux geleistet wurden.

I, 5

Krankheitserregende Protozoen.

Von

Dr. v. Wasielewski (Heidelberg).

Das Studium der pathogenen Protozoen steckt - trotz der großen Fortschritte der letzten Jahre in seinem Anfangsstadium. Wie sich die Erkenntnis von der Bedeutung tierischer Mikroorganismen als Seuchenerreger verhältnismäßig langsam Bahn gebrochen hat, so beansprucht der Ausbau unserer Kenntnisse ihres Körperbaus wie ihrer komplizierten Lebens- und Verbreitungsbedingungen größeren Aufwand an wissenschaftlicher Arbeit, als es für gleiche Leistungen auf dem Gebiete der Protophytenforschung nötig war.

Als Grund dieser Erscheinungen ist wohl neben der größeren Mannigfaltigkeit in der Formenwelt der Protozoen überhaupt der Umstand anzusehen, daß die pathogenen Protophyten die Fähigkeit zur saprophytischen Lebensweise nicht verloren haben. Die schmarotzenden Protozoen dagegen sind so eng an die Ernährung durch Organ-, z. T. sogar durch Zellsäfte ihrer Wirtstiere angepaßt, daß sie als Saprozoiten nicht mehr zu gedeihen vermögen.

Ihre Züchtung ist deshalb fast ausschließlich im Wirtstier, oft nur in einer einzigen Art, möglich, und erfordert schon deshalb viel zeitraubendere und kostspieligere Tierversuche als die Bakterienzüchtung (welch letztere wenigstens für die Erhaltung ihrer Stämme meist entbehren kann). Versagt aber die Tierzüchtung oder wird durch eine Sekundärinfektion der Versuch gestört, so sind wir meist gezwungen, unsere Untersuchungen abzubrechen oder durch mühsame vergleichende Studien neues Infektionsmaterial zu suchen. Denn es gelingt nur selten, pathogene Protozoen auf der Höhe ihrer Verbreitung im Wirt -im akuten Vermehrungsstadium anzutreffen, während wir in der Mehrzahl der Fälle schleichend verlaufende chronische Infektionen vorfinden. Da wir nur bei einem Teil der Schmarotzer in der Lage sind, experimentell die chronische in eine akute Infektion umzuwandeln, während spontan dieser Umschlag jederzeit eintreten kann, so müssen wir in der Abgrenzung pathogener von harmlosen schmarotzenden Protozoen zurückhaltend sein.

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Symbiosen, bei denen schmarotzende Protozoen dem Wirtstier Nutzen bringen, sind überhaupt nicht bekannt. In allen Fällen entziehen sie dem Wirtstier Nahrungsstoffe: stets besteht die theoretische Möglichkeit, daß ihre Anwesenheit das befallene Organ reizt oder bestehende Reizungen verstärkt oder schließlich zur Verschleppung

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