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coccus crassus, den v. Lingelsheim mit dem von Jaeger identifiziert, in den Arbeiten, die diesem Berichte zugrunde liegen, nirgendwo bekannt gegeben und auch unsere eigenen, ein großes Material umfassenden Untersuchungen haben diese in der oberschlesischen Epidemie gemachten Beobachtungen nicht bestätigen können.

Vom pathologisch-anatomischen Standpunkte aus ist die Veränderung des Zentralnervensystems nicht als eine primäre Affektion dieses Organkomplexes anzusehen, sondern als eine sekundäre; denn die Eintrittspforte des Virus liegt außerhalb desselben, am häufigsten allem Anscheine nach in der Nasenhöhle oder im Nasenrachenraum, wo es entweder eine manifeste Entzündung hervorrufen, oder sich wie ein Saprophyt verhalten kann. Die hier erzeugte Entzündung kann lokal bleiben und als solche wieder abklingen oder geht mit oder ohne vorherige Erkrankung der Nebenhöhlen der Nase und der Paukenhöhlen auf die Hirnhäute über. Die Meinungen über den Weg, der dabei eingeschlagen wird, gehen heute noch auseinander, indem ein Teil der Autoren den lymphogenen, ein anderer Teil den hämatogenen als den ausschließlichen erklärt. Uns erschien es vorderhand richtiger und den vorhandenen Beobachtungen besser entsprechend, beide Wege gelten zu lassen.

In der Mehrzahl der Fälle nun bildet die manifeste Meningitis oder Cerebrospinalmeningitis die einzige sekundäre Lokalisation des Meningokokkus, in einer Reihe von Fällen aber kann es noch zu anderen, ausschließlich hämatogenen Metastasen kommen, unter denen Endokarditis, Peri- und Myokarditis, Pleuritis, Nephritis, Arthritis, Ophthalmitis, sowie Spermatozystitis u. a. m. zum Teil mehrfach schon beobachtet sind. Diesen Allgemeininfektionen, die anderen Infektionskrankheiten mit pyämischem Charakter gleichgestellt werden müssen, können die ungleich selteneren Fälle septikämischen Charakters ohne Meningitis gegenübergestellt werden, deren einer jüngst wieder von Andrewes in England einwandfrei beschrieben wurde.

So sehen wir denn, daß sich die Infektion mit dem Meningokokkus zwanglos den anderen Infektionskrankheiten angliedern läßt, ihre Sonderstellung aber in der auffallenden Affinität ihres Erregers zum Zentralnervensystem zeigt. Die schon hervorgehobene Tatsache aber, daß die Erkrankung auf die Eintrittspforte beschränkt bleiben. oder als Allgemeininfektion ohne Meningitis verlaufen kann, läßt es uns opportun erscheinen, Begriff und Wesen dieser Krankheit weiter zu fassen als bisher und dem vulgären Typus derselben auch einen solchen sine meningitide gegenüber zu stellen. Die Bedeutung gerade dieser Form der Meningokokkeninfektion, vor allem der als Meningokokken-Pharyngitis bezeichneten lokalen Infektion, ist heute allgemein anerkannt und epidemiologisch von der größten Tragweite. Sie stellt das Hauptkontingent der „Kokkenträger" und bildet das Bindeglied zwischen den klinisch markanten Fällen einerseits und den Fällen anderseits, die ohne subjektive Erscheinungen zu zeigen, verschieden lange Zeit in einem Falle von uns, der noch in Beobachtung ist, schon länger denn 5 Monate virulente Meningokokken aus dem Sekrete der Nasenrachenhöhle isolieren lassen. Wenn aus dieser Tatsache auch nicht auf ein ubiquitäres Vorkommen

des Meningokokkus geschlossen werden darf, so schöpfen wir aus ihr doch das Verständnis für die Fälle von Beobachtungen, die, scheinbar ohne Zusammenhang mit Genickstarrekranken und deren Umgebung den Erreger der Genickstarre im Nasenrachensekrete nachweisen lassen, nicht minder das Verständnis für die sporadisch außerhalb und zwischen den Epidemien auftretenden Fälle typischer Erkrankung.

Der Nachweis des Meningokokkus im Sekrete der Nasenrachenhöhle begegnet allerdings insofern gewissen Schwierigkeiten, als unserem heutigen Wissen zufolge gerade in diesem Teile des Respirationstraktes Bakterienarten vorkommen, die mit dem Meningokokkus mehr oder weniger große Aehnlichkeit zeigen. Die Zahl dieser Arten ist groß und noch nicht begrenzt, ebenso ist nicht bekannt, wie viele von ihnen. für den Menschen pathogene Bedeutung haben. Sicher ist dies nur für den Micrococcus catarrhalis Pfeiffer, einer ziemlich häufig vorkommenden Spezies, deren Fähigkeit, pathologische Prozesse des Respirationstraktes hervorzurufen, zweifellos feststeht. Ob der für Tiere pathogene Micrococcus meningitidis spurius oder Pseudomeningococcus, den Droba und Kuçera bei ihren Untersuchungen in der Epidemie von Galizien im Jahre 1905 wiederholt aus dem Nasensekret von Personen aus der Umgebung Genickstarrekranker züchten konnten, eine vom Meningokokkus differente Art darstelle, erscheint noch fraglich. Ebenso unentschieden ist die Frage, welche Bedeutung den angeblich positiven Befunden des Micrococcus gonorrhoeae Neisser im Nasenrachensekrete zukomme. Wenn auch heute die alten Beobachtungen über die pathologischen Veränderungen der Mundrachenschleimhaut durch Gonokokken mit Rücksicht auf die Fortschritte in der Diagnostik dieser Bakteriengruppe entschieden kritischer beurteilt werden müssen als früher, so ist doch nicht ohne weiteres die Möglichkeit von der Hand zu weisen, daß Gonokokken. wenigstens zeitweise im Nasenrachensekrete vorkommen können, zumal bei Kindern der ersten Lebenswochen, die in der nicht gerade seltenen Blennorrhoea neonatorum eine Infektion mit Gonokokken acquirieren, andererseits aber auch an einer Infektion mit Meningokokken erkranken können. Die Bedeutung des Gonokokkus als des nächsten Verwandten vom Meningokokkus ist aber auch daraus ersichtlich, daß diejenigen seiner Prozesse beim Menschen, die pyämischen Charakter aufweisen, in der Lokalisation der Metastasen eine auffallende Uebereinstimmung zeigen mit den analogen Infektionen des Meningokokkus, abgesehen davon, daß gleichzeitige Infektionen mit Meningokokken und Gonokokken unter den beiden Bakterien zukommenden typischen vulgären Krankheitsbildern auch schon beobachtet sind. Den uns darüber bekannt gewordenen Mitteilungen zufolge dürfte künftighin die Beobachtung einer Meningitis cerebrospinalis Weichselbaum mit Endocarditis, Arthritis und Prostatitis oder Spermatocystitis und gleichzeitig bestehender akuter Gonorrhoe eigentlich keine Verwunderung erregen und gäbe eine sicherlich interessante Probe diagnostischen Könnens in der Bakteriologie!

Denn die Differenzierung des Meningokokkus von seinen Verwandten und dieser untereinander ist nicht immer leicht und rasch.

möglich. Vom rein bakteriologischen Standpunkte ist sie unmöglich, wenn dabei nur die morphologischen und färberischen Merkmale berücksichtigt werden. Ebenso ist die intrazelluläre Lagerung beim Meningokokkus, die seit jeher eine große, aber vielfach unrichtig erfaßte Rolle gespielt hat, als differential-diagnostisches Kriterium nicht zu verwenden. Deshalb wird für die Identifizierung der gram negativen Kokkenarten aus dem menschlichen Organismus die Isolierung und exakte Bestimmung vom bakteriologischen Standpunkte aus zu einer unabweislichen Forderung. Bei der Mehrzahl dieser Formen, vor allem bei den meisten saprophytischen Arten, wird die Bestimmung im allgemeinen ziemlich rasch ausführbar sein, bei gewissen Arten aber ist dazu eine ausgedehnte Berücksichtigung der biologischen Eigentümlichkeiten notwendig. Um sicher einem Irrtum auszuweichen, wird es ratsam erscheinen, dabei nicht bloß einzelne der biologischen Merkmale herauszugreifen und darauf die Diagnose aufzubauen, sondern möglichst den ganzen Komplex der Artmerkmale zu studieren.

Vom praktisch klinischen Standpunkte aus wird diese strenge Forderung in ihrem ganzen Umfange wohl nur dann zu erfüllen sein, wenn es sich um die Identifizierung eines Kokkus handelt, der außerhalb des Zentralnervensystems gefunden wird, vor allem bei den gramnegativen Kokken aus dem Respirationstrakte, der zweifellos als Hauptfundstätte dieser Arten anzusehen ist. Handelt es sich dagegen um die Untersuchung des Exsudates einer Meningitis cerebrospinalis gleichgültig ob in vivo oder post mortem so wird man nach unseren bisherigen Erfahrungen sich meistens mit dem nach der Methode von Gram gefärbten Deckglaspräparate begnügen können, vorausgesetzt, daß das zur Untersuchung verwendete Exsudat unter den nötigen Kautelen gewonnen wurde, weil nach unseren bisherigen Erfahrungen in einwandfreier Weise nur für den Meningokokkus in dieser Kokkengruppe der Beweis erbracht ist, Meningitis oder Cerebrospinalmeningitis erzeugen zu können.

Aus den vorgebrachten, allerdings vielfach kurzgefaßten Auseinandersetzungen ist wohl ersichtlich, daß unsere Kenntnisse über den von Weichselbaum entdeckten Genickstarreerreger und seine Verwandten — einer für den Menschen so bedeutsamen Bakteriengruppe sich vollständig in Einklang bringen lassen mit den bereits allseits anerkannten Kenntnissen über die Erreger anderer Infektionskrankheiten, wenngleich nicht geleugnet werden soll, daß diese Kenntnisse noch einige Lücken aufweisen. Diese auszufüllen wird Ziel und Aufgabe der weiteren Forschung auf diesem Gebiete sein.

I, 4

Aetiologie der Syphilis.
Parasitenbefunde bei menschlicher Syphilis.

Von

Prof. Dr. Erich Hoffmann (Berlin).

Die außerordentlich zahlreichen Untersuchungen der letzten 2 Jahre haben mit großer Uebereinstimmung ergeben, daß eine von anderen Formen gut unterscheidbare, äußerst feine, schwach lichtbrechende und schwer färbbare Spirochaete mit zahlreichen steilen, tiefen und regelmäßigen Windungen, die von Schaudinn und mir zuerst beschriebene Spirochaeta pallida, in syphilitischen Krankheitsprodukten stets vorkommt und bei zureichender Technik und Uebung gemeinhin auch mit großer Konstanz aufgefunden werden kann.

Bei acquirierter Syphilis gelingt ihr Nachweis leicht im Gewebssaft oder „Reizserum" von Primäraffekten und Genital-, Analund Schleimhautpapeln und Erosionen, ziemlich regelmäßig auch in pustulösen, krustösen und papulösen Hautsyphiliden der Frühperiode and im Punktionssaft geschwollener Lymphdrüsen; seltener ist er in frischen Roseolen und ganz besonders schwierig im strömenden Blut, das die Parasiten nur in geringer Zahl enthält. zu führen. Vereinzelt ist sie im Urin bei syphilitischer Nephritis und in der Spinalflüssigkeit, nicht aber im Sperma und in der Milch gefunden worden.

Wie häufig die Spir. pallida bei erworbener Syphilis während der Frühperiode in inneren Organen vorkommt, läßt sich nach den spärlichen bisher vorliegenden Untersuchungen noch nicht sagen: einstweilen kann hier nur erwähnt werden, daß sie in vereinzelten Fällen in der Milz, Nebenniere, Leber, Lunge und der Wand der spezifisch erkrankten Hirnarterien dargestellt worden ist.

Die Angabe einzelner Autoren, daß die Spir. pallida bei maligner Syphilis nicht nachweisbar sei, ist durch eine Reihe positiver Befunde widerlegt worden.

Die Produkte der Spätperiode enthalten gewöhnlich nur sehr spärliche Spirochäten; bisher gelang der Nachweis in Spätpapeln, in Gummen der Haut, der Leber und Knochen und bei der Hellerschen Aortitis.

Anders als bei der erworbenen liegen die Verhältnisse bei der kongenitalen Syphilis, wo man oft geradezu von einer Ueberschwemmung des Organismus mit Parasiten sprechen kann: hier lassen sich, zumal bei schwereren Fällen die Spirochaeten nicht nur in den Haut- und Schleimhauteffloreszenzen und Lymphdrüsen, sondern häufig

auch im strömenden Blut nachweisen und finden sich in den verschiedensten inneren Organen oft in ungemein großer Zahl, sowohl bei Föten als auch bei frühzeitig an Syphilis sterbenden Kindern; Mazeration selbst hohen Grades hindert ihre Erhaltung und wohl auch ihre Vermehrung gewöhnlich nicht. Die größten Spirochaetenmengen enthält gewöhnlich die Leber, sehr zahlreiche oft auch Lunge und Nebenniere, während in den lymphoiden Organen (Milz und Drüsen) ihre Zahl geringer zu sein pflegt. Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen der Spir. pallida bei der für die pathologisch-anatomische Diagnose so wichtigen Osteochondritis und im Auge (Cornea, Iris, Chorioidea und Vervus opticus), sowie ihr Uebergang in die verschiedenen Se- und Exkrete (Harn. Mekonium bezw. Fäces, Bronchial- und Nasensekret, Schweiß) und in Exsudate, wie z. B. Aseitesflüssigkeit.

In der Placenta und Nabelschnur sind die Spirochaeten in einer größeren Reihe von Fällen nachgewiesen worden, allerdings meist in spärlicher Zahl.

Ihre Verteilung in den erkrankten Geweben und Organen ist keine gleichmäßige; das zeigt sich schon in Primäraffekten. Lymphdrüsen und Hautsyphiliden, noch mehr bei den Spätprodukten der Syphilis. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß sie in der Randzone und in der nächsten Umgebung der Krankheitsherde gewöhnlich am reichlichsten vorhanden sind, während sie in den am stärksten und längsten erkrankten Stellen spärlicher zu sein pflegen und oft gänzlich verschwinden. Dabei bevorzugen sie das Bindegewebe und die Lymphgefäßwandungen. aber auch die lympherfüllten interepithelialen Spalträume suchen sie mit Vorliebe auf und gelangen, das Epithel durchwandernd, an die Oberfläche der Schleimhaut oder der von der Hornschicht entblößten Haut, wo sie sich den Sekreten und Exkreten beimischen. Auch in das Innere gewisser Parenchymzellen, z. B. der Ovula. Leber und Nebennierenzellen vermögen sie einzudringen. Bei ihrer Vernichtung scheint die Phagozytose eine gewisse Rolle zu spielen (Vorkommen im Innern von Leukozyten).

Das Blut bietet der Spir. pallida keine günstigen Existenzbedingungen; sie ist vielmehr meiner Meinung nach ein an die engen Räume des bei Syphilis zunächst und mit Vorliebe betroffenen Lymphgefäßstems angepaßter Parasit" und höchstwahrscheinlich anaerob. Dementsprechend ist ihr erster Ansiedelungsort wohl das Lymphspaltennetz der Kutispapillen oder vielleicht auch der tieferen Epithelschichten; in ihnen vermehrt sie sich dann und wandert in den. Lymphgefäßen, deren Wand sie zugleich ergreift, bald bis zu den regionären Drüsen; frühzeitig aber dringt sie auch in die Bindegewebsbündel und Blutgefäßwandungen (speziell der Venen), aus welchen einzelne Exemplare oft schon sehr schnell in den Blutkreislauf gelangen können. Die Reaktion von seiten des Organismus folgt dem Vordringen der Spir. pallida erst nach längerer Zeit und hinkt ihr beträchtlich nach"; hieraus erklärt es sich, daß Spirochaetenschwärme im ganz gesunden, noch unveränderten Gewebe gefunden werden können.

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Wo die Spirochaeten während der Latenzperioden gelegen sind, ist noch nicht näher erforscht; sicher ist, daß sie sich in Residuen

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