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und die richtige Behauptung aufgestellt ist, daß die. ersten achtzehn Strophen des Lohengrin den Kern der ganzen Sage enthielten.

Nächst diesem ist es ein altes plattdeutsches dras matisch gehaltenes Gedicht Theophilus, welches in einer einfachen, kräftigen und oft sehr pathetis schen Sprache diesen Gegenstand behandelt. Wenn im Parcival die Vermittelung ganz in die eigene Bewes gung des sich als böse verurtheilenden Selbstbewußt, seins fållt und wenn Wolfram sich von dem ihn angreifenden Bösen frei zu halten weiß, so geråth das Selbstbewußtsein hier wirklich in die Sünde hinein, kommt aber vom Bösen ganz dem mittelaltrischen, Glauben gemäß nur durch die äußere Vermittelung Maria's los. Das Gedicht hat darin, daß Theos philus ein Bischof ist und dennoch zu solchem Abfall von Gott kommt, in der Anlage einen großar tigen Sinn. Nach genüglichem Reichthum und Ehre strebend, ruft er für diesen Zweck den Teufel an und verspricht für dessen Erfüllung im vollen Bewußtsein der unseligen Bedeutung seiner That, ihm seine von Gott geschaffene Seele zu geben. Der Teufel geht den Vertrag ein und hält ihn auch. Da begibt es sich, daß Theophilus in der Kirche einst eine Predigt über einen Text aus dem Evangelium des Matthaus von der Bekehrung des Sünders hört und durch sie so erschüttert wird, daß er in sich gehend den Bertrag mit dem Teufel lösen möchte, um wieder.

den ewig feligen Kindern im Reiche Gottes anzuge hören. Er wendet sich mit der inbrünstigen Bitte um seine Befreiung an die Maria, welche für sich nicht die Macht dazu hat und deswegen mit ihrem Sohn spricht, der zuerst durchaus von der Sache nichts wissen will. Endlich aber in Rücksicht auf die Aufrichtigkeit der Reue und vertrauensvolle Buße. des Bischofs wird der Teufel gezwungen, die ihm versprochene und bereits durch getreuliche Leistung erworbene Seele wieder fahren zu lassen.

Dies Gedicht, aus 758 Verfen in kurzen Reims paaren bestehend, findet sich in P. J. Bruns: Romantische und andere Gedichte in Altplattdeutscher Sprache, aus einer Handschrift in der Akademischen Bibliothek zu Helmstädt. Berlin und Stettin 1798. 8. S. 296-330. Die Legende von des Theophilus Errettung durch die Jungfrau Maria wird schon in der goldenen Schmiede, dem bekannten Panegyricus Konrads von Würzburg, als eine ihrer großen Thaten erwähnt. - Auch im Altfranzösis schen findet sich eine in vierfüßigen Versen geschriebes he dramatische Bearbeitung dieses Stoffes, worüber wir aus der Uebersesung von Le Grands Erzählun gen aus dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert (Halle und Leipzig 1796. Th. II. S. 93–95.) Fol gendes der Vergleichung wegen mittheilen: „Theo, philus, Seneschall des lesten Bischofs von Sicilien, durch den neuen Bischof seines Postens beraubt, be

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Elagt sich in einem Monolog über seinen dermaligen elenden Zustand. Er theilte als Seneschall › reichlich den Armen mit und sieht sich jest mit seiner Familie dem Hungertode ausgesest. Er wünscht dem Prälas ten hundertmal den Tod. Endlich fällt ihm ein, sich an den Schwarzkünstler Salatin zu wenden. Salatin gibt ihm die Versicherung, ihm seinen Posten wies der zu verschaffen, wenn er Gott und seinen Heilis gen entsagen wolle. Theophilus erklärt sich in seiner Verzweiflung dazu bereit und entfernt sich. In eis nem anderen Monolog werden die verschiedenen Bes wegungen seiner Seele geschildert. Gott hat mich gleichem vergel

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verlassen, ich will ihm gleiches mit ten. Salatin ruft den Teufel und trägt ihm die Sache des Exseneschalls vor. Satan verspricht ihm zu dienen, und bestellt ihn zu einer Zusammenkunft in einem Thale. Theophilus kommt zum Zauberer zurück und wird in das Thal gewiesen. Satan ver langt von ihm, zuvor mit verschränkten Hånden ihm zu huldigen, fein Mensch zu werden und sich ihm in einer mit seinem Blut unterzeichneten Akte zu verschreiben. Teophilus versteht sich zú allem. Hierauf muß er schwören, nie weder Armen, noch Kranken, noch Waisen beizustehen; nie mehr zu fa sten, Ulmosen zu geben u. f. w., wonach ihn Sa, tan mit dem Versprechen entläßt, ihm wieder zu seinem Posten zu verhelfen. Schon am folgenden Morgen erkennt der Bischof sein Unrecht und läßt

ihn durch seinen Bedienten Pinceguerren zu sich las den, unterhält sich mit ihm sehr freundlich und sest ihn in seine Stelle wieder ein. Theophilus vergilt jest den andern Bedienten, Petern und Thomsen, die Verachtung, die sie ihm in seinem Unglücke bes wiesen. Bald aber fällt ihm seine Sünde aufs Herz. Mit zerknirschtem Sinn geht er in eine Kapelle der heiligen Jungfrau, und fleht sie, sich seiner zu ers barmen. Sie weis't ihm Anfangs die Thüre. Endlich aber läßt sie sich erweichen und gibt ihm ihr Wort, ihm die Akte wieder zu verschaffen. Theophis lus tritt ab. Sie ruft den Teufel und fordert ihm die Verschreibung ab. (Im Deutschen Theophilus thut er lange, als könne er sie nicht finden.) Satan weigert sich, überreicht ihr aber zitternd den Zettel,. nachdem sie ihm gedroht, ihm den Wanst einzutreten. Ihr Schüßşling kommt zurück und erhält das Papier mit dem Befehl, es dem Bischof einzuhåndigen. Dieser verlies't, zur Warnung der Gläubigen vor der Bosheit des Widersachers, die Akte öffentlich von der Kanzel und läßt schließlich ein Te Deum anstimmen."

Die sich hieran so ganz anschließende Volk8. sage vom Doctor Fauft hat sich bis auf uns in den beiden Gestalten des Volksbuches und Pup.. penspieles, episch und dramatisch, (durch Klinges. mann auch als Bühnenstück) erhalten, wiewohl fie seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts unter dem

Bolt selbst viel von dem alten Schauer ihrer Erin nerung verloren haben mag.

Die mythische Person des Fauft ist in der Re formation erzeugt. Man hat mit Sorgfalt die Bes richte gesammelt, welche das historische Dagewesen. sein eines Faust beweisen, welche darthun, daß dieser Schwarzkünstler sehr wohl vom Buchdrucker müsse unterschieden werden, und selbst im Volksbuch wird sein Geburtsort als Knittlingen in Schwaben, auch als der Marktflecken Sandwedel im Anhaltischen anges geben. Allein es kann kein Zweifel obwalten, daß nicht in ihm viele verwandte Züge der Zeit zusammen. geflossen sind. Ein alter, lang vererbter Glaube fing an, dem zweifelnden Bewußtsein sich umzugestalten und die dem bisherigen Glaubenssystem treu bleibenden mußten den Abfall der neuen Kirche für eine Verführung vom Bösen nehmen. Die Natur wissenschaft, so lange verdumpft, regte sich mit jus gendlicher, in das Phantastische schweifender Gewalt; die Alchymie mit ihrem wunderlichen Kram ging dar. aus hervor; die Philosophie endlich erreichte den Muth und die Kraft, alle Bedingtheit des Denkens durch eine ihm fremde, nicht mit ihm als es selbst identi sche Gewißheit von sich zu werfen, und verschlang das,,Selbst und die Wahrheit zu einem unauflös. lichen Knoten in einander. Wie im Alterthum das ó autos, nằmlich sqα, als schülerhafte Anerkennung der meisterlichen Autorität berühmt geworden, so ift

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