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hat als das bewegende Princip der neueren Zeit auch die romantische Kunst nach allen Seiten hin in der Luft des ersten Paradieses, im Schmerz des Abfalls, in der Geschichte des Erlösers, der Heiligen, Mårtyrer, im Jubel des von Sünde und Tod sich befreienden Geistes durchdrungen. Indem hierin das Böse des Geistes eines der wichtigsten Momente ist, bietet die moderne Kunst auch mannig fache Versuche dar, dasselbe nicht blos in endlicher Weise als Lasterhaftigkeit mancherlei Art, sondern auch als das Böse an und für sich darzustellen.

Die Sculptur hat das Böse mehr symbolisch in Thiergestalt dargestellt. Die Malerei ist ihr dar in zum Theil gefolgt und bei dem Drachen, der Schlange, der Schlange mit dem Menschenantlig, der bocksfüßigen, langgedhrten, horngezierten Satyrgestalt u. s. f. stehen geblieben, oder hat aus den Thierformen, insofern geistige Bestimmtheiten in ihnen symbolisirt werden, Zusammensegungen der mannigfachsten Art geschaffen und mit denselben die Hölle bevölkert. Aber schon in der christlichen Vorstellung war mit Judas der Anfang gemacht, von der Darstellung des Bösen durch die Kunst das dem Menschen Fremde ganz hinwegzunehmen, und dasselbe in der unmittelbaren Gestalt des seiner selbst bewußten Geistes zu bilden. Was die Malerei für die Anschauung schon leistete, versuchte nach ihr die Poesie in höherer Weise für die Vorstellung.

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Die Sage aber, wie der einzelne, kräftige und reiche Geist, an seinem Wesen verarmt, nach dessen Dasein dürftend, und es zugleich verkennend, aus seiner Freiheit sich dem Bösen ergeben habe, ist hier das erste Gedicht. Diese Faustische Fabel klingt daher fast unter allen Europäischen Völkern als das Zeugniß von dem hohen Bewußtsein ihrer Freiheit wieder, und hat sich nach dem besonderen Bildungsgange der Völker verschieden gestaltet, vors züglich bei den Spaniern, Deutschen und Englån

dern.

Der Hiob der Hebräischen Literatur, eines der größten Producte die es irgend gibt, kann ik Berhältniß zu ihr nur eben so angesehen werden, als die Ahnung und Weissagung vom zukünftigen Messias sich zu dem wirklich erschienenen verhält. Der endliche Geist, fast erdrückt von der Wucht seiner Leiden, bricht, den bisher gegen ihn gnådis gen Gott nicht mehr begreifend, in Klagen über das Elend des menschlichen Lebens aus, verwünscht die Stunde seiner Geburt und kann es nicht verstehen, warum die Rechtschaffenheit und Zugend als die wirkliche Furcht des Herren von diesem nicht mit zeitlichem Segen und äußerem Wohlergehen auch nur gerechter Weise in gegenseitiger Abwägung vergolten werde. Wenn er anfangs, von Hoffnung genährt, duldete, so ergrimmt er nun im Bewußtsein seines Rechtes. Die Gründe für die Recht

fertigung des Herren werden dem Geplagten zwar von seinen Freunden aus dem Jüdischen Standpunct dargelegt. Der ungeheure Schmerz hat jedoch das eigene Denken und, das Selbst hervorgepreßt. Die Freiheit will aus den Wehen geboren werden. Aber es kommt nicht zu ihr. Der Herr, als die Himmel und Erde erschaffende Macht, in deren Rath Niemand gesess sen hat, spricht sich als das Höchste und Unbegreifs liche aus, was über des Menschen Wissen, da ih re Gedanken höher als die der Menschen, schlechthin erhaben sei, und so wird Hiob durch den donnernden Jehovah in das knechtische Bewußtsein, aus welchem er herauswollte, wieder zurückgedrängt. In der Faustischen Fabel dagegen faßt sich das einzelne Selbstbewußtsein als das absolut freie.

Die Italienische Poesie hat durch das Vorwalten des Römischen Kirchenthums, durch das wir re Bölkergedränge und durch eingebrochene politis sche Unselbstständigkeit überhaupt einen ganz eigenen Gang genommen. Die epische Anschauung des Ab. soluten, wie es in der christlichen Welt vorgestellt wird, und in ihr die Hölle mit ihrem ganzen Reichthum, macht ihren wahren Anfang in Dante's göttlicher Komödie. Hierauf entwickelte sich die allseitige Subjectivität in der Empfindung der Liebe und des Göttlichen, in Sonetten, Canzonen und Triumphen, wie in Petrarca's Lyrik, von wo die Poesie in die

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gemeine Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft mit den Novellen überschlug, welcher Wirklichkeit im Bojardo und Ariosto die Schönheit des Zauberischen entgegnete. Erst nachdem Tasso im befreiten Jerusa lem gleichsam den Dante in Figuren, wie Peter, Raimund, Gottfried u. a. in der Hölle selbst, Pes trarca in Tancred und Chlorinde, Uriosto in Reis nald und Armide wiederholt hatte, ging das mit Schäferspiel, Posse und Luftspiel anfangende Drama hervor, was mehr in Oper und Tragikomödie, als in Tragödie sich ausbildete. Auch in der franzö sischen Poesie ist es nicht zu einer volksthümlich selbstständigen Tragödie gekommen, woran einerseits der Mangel an umfassender Innerlichkeit und andererseits die Zersplitterung des sittlichen Geistes durch die um den Thron sich drängenden Factionen Schuld fein mögen.

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Dagegen ist die Spanische dramatische Poesie, insbesondere wie sie durch Calderon ausgebildet worden, eine der eigenthümlichsten. Die Entgegen. segung der zerflatternden, bilderströmenden und phans tastischen Fülle 'des Orients und der Zug desselben von der Wirklichkeit hinweg scheint sich in ihr mit der in sich gehaltenen Besonnenheit und selbstbewußs ten Tiefe des Abendlandes zu vereinigen. Die Wurzel der ganzen Spanischen Poesie ist offenbar in den Romanzen zu suchen, deren Elemente im Drama fich in der ganzen Breite des Bebens von der gemein

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ften Wirklichkeit an bis zum erhabensten Wunderbas ren hin auseinander legen. Liebe, Ehre und Glaube sind zwar ganz allgemein in der Bedeutung, wie wir diese Worte zu nehmen gewohnt sind, die Prin cipien des Romantischen und deshalb bei allen Romas nischen und Germanischen Stämmen heimisch. Es muß aber gesagt werden, daß das Drama, wie Cal, deron es gestaltete, diese Principien mehr von ́einander sonderte und jedes mehr für sich in seiner Eigenthümlichkeit sich entfalten ließ, was jedoch nicht so zu verstehen ist, als wenn das Interesse an dem einen das an dem andern von sich ausschlösse, sons dern so, daß das eine in diesem, das andere in jes nem Drama vorherrschend ist. Im Leben ein Traum allein ist eine allseitig bewegte Welt vorgeführt, welche sich nicht so bestimmt in ein Princip concentrirt, wiewohl Ehre und Liebe darin vorwalten. In den Dramen: über allen Zauber Liebe, in Sharpe und Blume, im öffentlichen Ges heimniß u. a. kann man immer diese Dialektik von Liebe und Ehre finden, welche lettere im „Arzt seiner Ehre scharf für sich heraustritt. Anders ist es in den Tragödien, in welchen sich das Mor genland und der Occident begegnen, welcher Gegensas unmittelbar den des in beiden verschiedenen Glaubens hervorruft.

In diesem Kreise der Calderonschen. Dramen herrscht die größte Mannigfaltigkeit und in ihnen

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