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Individuen sowohl, wie den der Völker in der Majestät des an und für sich seienden Weltgeistes richtet. Erst die moderne Tragödie ist zur Vorftellung dieser, weil wahrhaften, auch höchsten Freis heit hindurchgedrungen.

Weil also in der Kunst die Idee nach den verschies denen Stuffen des mit ihrer Erfassung bethätigten Bes wußtseins der Völker sich ein schönes Dasein gibt, so ist die Tragödie nicht nur in sich selbst, sondern eben so sehr in ihrem nothwendigen Verhältniß zu dem sie als dargestellte anschauenden Bewußtsein des Volksgeis stes, der sie geboren, zu betrachten. Weil das Wes sen des angeschauten oder in der Tragödie erscheinen« den und des die Erscheinung auffassenden oder sie anschauenden Bewußtseins dasselbe ist, so beruht eben in dieser inneren Einheit das Interesse, was das an«, schauende Bewußtsein an dem vorgestellten Kunstwerk nimmt. Wo solche Einheit nicht vorhanden, da ist auch ein geistiges Zerwürfniß des Volkes, was sich in Gleichgültigkeit gegen das Theater verkündet, welche sich zur langen Weile und zum Ekel bestimmt, bis die Bühne geschaffen worden, welche dem neuen Wesen gemäß ist.

Indem die tragische Handlung nur in den Handeln den Wirklichkeit hat und dieselben nicht blos in ihren Zwecken verschieden, sondern darin sich auch entgegenges fest sind, so folgt aus diesem Verhalten der Handeln

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den zu einander ein ganz verschiedenes Gefühl derselben, welches darum als kein zufälliges, vielmehr nothwendiges zu begreifen steht, weil der Kern dieser Gefüh‹ le nichts anderes, als eine Bestimmtheit des allgemeinen geistigen Wesens ist. Dadurch, daß das Gefühl der tragischen Personen nicht ein eitles, und gemeins tes, sondern in der Gewißheit seiner Wesentlichkeit ges rechtfertigtes und von innerer Nothwendigkeit erfülltes ist, wird es erst zum Pathos; anders ist es hohle Declamation, schweifende Sentimentalität, welche von der Vorstellung und Empfindung des sittlichen Geistes entblößt ist. Da im Pathos auf diese Weis se der geistige Inhalt des Selbstbewußtseins unmittel bar gefühlt, und der unmittelbar in die Empfindung eingehüllte Inhalt geistig vorgestellt wird, so ist es eine weder im Gefühl noch im Bewußtsein einseitig für fich bleibende, sondern durch die beides begreifende Eins fachheit des Selbstes beide zugleich durchdringende oder das Gemüth erregende Bewegung. Indem aber das Gemüth als die Einheit des Selbstgefühls und Selbstbewußtseins eine in sich ruhige Bewegung ausmacht, so ist die Erregung dieser Ruhe die aus ihr als ihre einseitige Erscheinung entstehende und in ihre Gleichheit auch wieder als ein Moment verschwindende Unruhe. Weil die tragische Person, die als gegenwärtig handelnd vorgestellt wird, im Wissen ihres Wesens und Zweckes zwar die Ruhe solcher Gewißheit genießt, jedoch die wirkliche auch für

Andere feiende Einheit mit demselben erst durch ihr Thun zu schaffen hat, wird ihr an sich ruhiges Gemüth von der Unruhe der sich entwickelnden Handlung in Beziehung auf die Zukunft, und in Beziehung auf die Gegenwart durch Anschauung ihres sich nicht minder entfaltenden Gegensages dort zu Furcht, hier zum Mitleiden bewegt.

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Die Vergangenheit schlechthin, insofern sie nicht von der tragischen Handlung umspannt wird, ist für sie eine Bedingung, welche fest liegt, wie der Mord von Hamlets Vater. Die Beziehung des Handelnden auf die Zukunft aber, der er nicht ausweichen kann. oder er müßte nicht handeln ist nothwendig von einer Spannung bes gleitet, da er vor dem Ausgange der Erfüllung seines Zweckes sich nicht gewiß sein kann. Weil er aber sich selbst von seinem Zweck nicht zu trennen vermag - da er ihm der wesentliche To be stimmt sich die Aufmerksamkeit auf den Fortgang seines Thuns sowohl, als auf den vom Thun seis nes Gegners zur Furcht, welche jede der tragischen Personen hat. Die andere Bestimmung des Pathos bezieht sich nicht auf die Entzweiung und kämpfende Entgegenseßung, sondern auf die in der Ungleichheit der verschiedenen Zwecke vorhandene Gleichheit der Handelnden, welche sich einander anerkennen. Denn wenn sie in Beziehung auf ihe re Zwecke in Verwirklichung derselben einander auch

ausschließen, so müssen sie doch in Beziehung auf das Wissen, daß dem entgegen Handelnden sein Zweck nicht minder ein wesentlicher, für den Alles, auch das Leben zu opfern, mit einander übereinstimmen. Da sie nun ihre Entgegenseßung nicht außer sich haben, sondern eben ihr Verhältniß dies selbe ausmacht, sie also durch ihre mit einander verflochtene Einseitigkeit sich gegenseitig zu Grunde richten, so fühlt jede der tragischen Personen noth wendig das Leiden der anderen, welches Pathos des Mitleidens aber ohne das andere der Furcht gar nicht sein würde. Das eine erweckt das andere und beide in ihrer Einheit, indem jede der tragischen Pers sonen der Wechsel dieser Unterschiede ist, machen zus sammen erst das tragische Pathos aus. Mit dem Aufhören der Handlung, in der es erscheint, oder was dasselbe, indem die Handelnden ihr wahrhaftes Wesen erreichen, hört auch das Pathos auf und weder Furcht noch Mitleidenschaft ist mehr mög lich. Aber die verwickelte und nun im Schlusse völlig entråthselte Bewegung, welche den Unters schied des tragischen Pathos in sich hervorrief, ist nicht ohne Resultat, was von den tragischen Personen selbst, oder vom Chor, oder, wie in Romeo und Julie, von Chorartigen Personen ers kannt und ausgesprochen werden kann, oder auch nicht. Jene sind aber im Verlauf der Handlung an sich von ihrer Einseitigkeit befreiet, indem

das gegen Geltendmachung derselben erzürnte Wes sen sie an derselben hat untergehen lassen, oder, wie die Athene den Orestes, vom bestandenen Untergange gerettet hat, weshalb,, da sie mit ihrem Pathos eigentlich auch ihr Dasein aufgeben, das Resultat nicht sowohl in ihr, als in das anschauende Bewußtsein fållt.

Das anschauende Bewußtsein, was in der vorgestellten Tragödie sein eigenes Wesen sich offens baren sieht, muß nothwendig selbst von Furcht und Mitleiden bewegt werden. Indem aber der Schluß der Handlung zeigt, wie das Wesen als die ewige, gütige und gerechte Macht den Kampf einseitigen Stres bens in sich überwindet, gewinnt das anschauende Bes wußtsein die versöhnende Gewißheits von seinem Wes sen und hat sich in der Mitbewegung durch die Entzweiung des Wesens zu dieser Versöhnung hin, in der Rückkehr zur vollkommenen Ruhe des Ges müthes, von den Gefühlen der Furcht und des MitLeidens gereinigt, welches Wissen von der Nichtigkeit der Entzweiung neuerdings auch als die tras gische Ironie bezeichnet worden.

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Wie in der modernen Tragödie die Entzweiung, so ist in ihr auch die Versöhnung eine viel tiefes re, welche Tiefe durch die reichere Individualität noch erhöht worden. Die Einigung des einzelnen Selbstbewußtseins mit dem an ́und für sich allgemeinen, was feinë ihm vorausgeseßte Wahrheit,

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