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Cyprianus dieselbe an. Der weiblichen Natur gemäß entfaltet sie ihm nicht viele Gründe für die Wahrheit ihrer Behauptung, sondern unmittelbar drückt sie ihr vom Glauben durchdrungenes Gefühl aus, so daß in ihrer Anschauung Cyprianus seine Entzweiung mit dem göttlichen Geist gänzlich erlöschen und sich der Wiedereinheit mit demselben gewiß zu werden fühlt. Sein Böses ist ihm, indem es selbst und damit der Gegensah in seinem Gewissen vers schwindet, vergeben.

Indem er nun auch, was Justina schon war, ges worden ist, ein fest Glaubender, haben beide ihre Gewißheit auch zu bekennen und in diesem Zeugniß für die Anderen als wirklich zu beweisen. Diesen Beweis führen sie in der Hingabe ihres Lebens für die unendliche Wahrheit, weshalb der Tod als Untergang des Lebens, des höchsten der endlichen Güter, beiden nothwendig ist. Den Bedientenpöbel kümmert das Geschick seiner Herrschaft nicht. Wenn er nur leben und sich vor wie nach erlustigen kann,' will er zufrieden sein, weshalb er die Thorheit von Justina und Cyprianus nicht begreift, für eine Meinung das hübsche warme Leben mit dem häßlichen und kalten Tode zu vertauschen.

Dieser Tod ist nun einerseits die eigene, frei im Bekenntniß der an und für sich seienden Wahrheit geseşte Bestimmung Justina's und Cyprianus und deshalb kein äußeres Schicksal, welchem sie ohne

ihr Wissen und Wollen als einer harten Nothwendig keit und als einem blinden Mechanismus sich unterwerfen müßten. Vielmehr ist ihnen diese Nothwendigkeit eine völlig begriffene und durch ihre Freiheit aufgelös'te. Andrerseits aber ist diese Nothwendigkeit des Todes eine von Außen an sie kommende, die jedoch in ihrem Wesen von jener inneren in gar Nichts verschieden ist. Der Staat nämlich, welcher durch sein Geseß seine besondere Religion aufrecht erhalten will, muß die Verlegung dieses Gesetzes mit dem Tode bestrafen, weil sich nach dem Versuch anderer Strafen gezeigt hatte, daß das ganze Selbstbewußtsein von dem verderblichen Princip der neuen Religion ergriffen werde. Justina aber wie Cyprianus widersprechen durch ihren Glauben dem Volksglauben und sterben deshalb als Martyrer für jenen, den Glauben der Welt.

Wie sie also den selbstgewollten Tod für ihren Glauben sterben, vollbringen sie darin ihre völlige Versöhnung. Justina ist mit Lålius, Florus und Cyprianus so wie mit dem Gemeinwesen versöhnt. Cyprianus ist mit ihr, mit Gott und mit dem vers legten Volksgeist zur Einheit zurückgekehrt. Lälius und Florus sind mit dem Gemeinwesen, mit Justina und mit einander ausgeföhnt. Die Dienerschaft endlich bes darf, weil sie ohne alle Entzweiung gewesen, keiner Versöhnung; ihre ganze Entzweiung war ein gemachter Schein, ein Wechsel ein um den anderen Tag.

Noch hat die Tragödie dem anschauenden Bewußtsein das Ergebniß der ganzen Bewegung vors zustellen, was nothwendig in das Bewußtsein des sittlichen Gemeinwesens fällt, auf dessen Boden das Ganze vergeht. Deswegen erscheint der Dämon über den hingerichteten Martyrern auf einer Schlange, dem

uralten Symbol des Bösen, reitend und spricht unter Donner und Sturm die Wahrheit des Ge schehenen für das um das Schaffot versammelte Volk Antiochia's aus, wodurch er Justina und Cyprianus rechtfertigt. Denn für sich zwar sind beide versöhnt und ruhen bei einander in seligem Vereine, in Gottes ewigem Reiche lebend. Mit der Welt aber sind sie nur dann erst wirklich versöhnt, wenn von Justina der Schein unedler und gemeiner Sitte und von Cyprianus der Schein des Wahnsinns ges nommen worden und also das Volk sie in ihrer Wahrheit erkannt hat. Daher offenbart nun der vom gåtts lichen Geist zu diesem Bekenntniß gezwungene böse Geist oder der Dåmon, wie er den Verdacht gegen Justina's Tugend erregt und den Cyprianus zum Vertrage mit sich gereizt, dieser aber durch sein im Mårtyrertode für den wahren Glauben vergossenes Blut die mit seinem Blut gemachte Verschreibung vertilgt habe, nach welchem Geständniß er verschwindet.

Somit wird in diesem Verschwinden des an den Tag gekommenen Bösen vorgestellt, wie es nur ein Vermittelndes ist, was sich als seine eigene Widerlegung von selbst aufhebt. Das Gute dagegen als der En de zweck der Welt hat auch die Macht in der Welt über das Böse, was gegen es nichts vermag, in welcher unvergleichlichen Majestät das Böse das Gute selbst anzuerkennen gezwungen ist. Und so wird in diesem Schlusse der menschliche Geist als der ewig mit dem göttlichen Geist entzweiete aber auch ewig mit ihm versöhnte gewußt.

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Die Zuhörer sprechen sich verschieden über die Erscheinung aus. Der Statthalter ist bald damit fertig und schreibt sie aufgeklärter Weise einem Spuk des verscheidenden Magus zu. Elarin aber, der über

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haupt die ganze Tragödie hindurch chorartig das ges
meine und unbefangene, dem erhabenen Pathos der
Eigenthümlichkeit abgewandte Volksbewußtsein vor-
stellt, äußert wie der heidnische Hauptmann am
Kreuze Christi den richtigen Sinn, indem er sagt:
War ein Magus der, so war er
Magus von dem Himmelreiche.

BIBLIOTHECA

REGLA

MONACENSIS.

Berbesserung.

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Sette 51. v. o, Zeile 12, muß statt wo - wie gelesen werden. Im Streben nach Kürze bin ich hier dunkel geworden. Die Micke von Mantible gehört zu den Stoffen im Calderon, welche auf Volksromanen basirt sind; hier liegt der Roman von Fierabras zu Grunde, worüber man Büsching's und von der XLIV Hagen's Buch der Liebe (1809) XXXVI in literarischer Hinsicht und eben da unsere Deutsche Bearbeitung S. 143 ff. nachlesen kann. Unstreitig ist Fierabras eine spåtere Gestaltung des Ferracut. Sein eigenthümliches Leben hat der Roman durch Floripes," denn mit dieser kommt die Liebe herein, wovon die heilige Sage des Turpinus noch Nichts weiß, und eben diesen Unterschied wollte ich durch den eingefüg ten Zwischensas andeuten. Vergl. über die Schichten, welche auf Karl den Großen wie auf ein Urgebirge fich legten, Görres in den Volksbüchern S. 134 ff.

Gedruckt bei B. Plós in Halle.

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