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Sinn der Tragödie eine weitere Bekanntschaft mit dem Vorhergegangenen nicht nothwendig ist.

Zu dem Gefährlichen der Lage Justina's überhaupt, insofern sie, wie Lysander, Mitglied der christlichen Kirche ist, gesellt sich noch äußere Noth und Armuth. Ein Gläubiger kommt, den Lysander gefangen nehmen zu lassen, und nur durch Livia's Warnung entgeht er der Haft. Da spåterhin dieser Zug ohne allen Einfluß bleibt, so kann man zweifelhaft sein, ob der Dichter in der Legende etwa eine Andeutung dazu fand oder Cyprianus Auftreten und unbelauschtes Gespräch mit Justina auf diese Weise vermitteln wollte.

Cyprianus hat nämlich die Gerichte aus dem Hause kommen sehen und benust diesen Umstand, sich theilnehmend nach Lysanders Schicksal zu erkuns digen. So findet er Justina, wie er es wünschte, allein. Kaum hat er sie gesehen, so wird das in ihm verborgene Interesse für sie zur Wirklichkeit der Leidenschaft umgewandelt. Das anschauende Bes wußtsein sieht ihm den Kampf an, durch welchen es ihm sich gegen seinen Affect in äußerer Ruhe zu ers halten gelingt. Zwar erfüllt er sein Versprechen, schließt aber auch sich in die Bewerbung ein. Justina ist jedoch gegen ihn so verschlossen, als gegen die anderen, obwohl sie ihn noch am mildesten behandelt.

Wenn

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Wenn sie keinen von allen dreien mag, so ents scheidet ihr Kammermädchen im Gegentheil, daß sie sowohl den Moscon als den Clarin wolle:

„Einen ich? Wår's denn für meinen
Geist (o Gott!) nicht Spielerei,
Nahm' ich auch auf Einmal zwei?
Warum wählen soll ich Einen ?//

Daher wird unter diesem leichten Völkchen der Vertrag abgeschlossen, daß Livia wechselsweise jeden der beiden Diener auf Einen Tag auf's 3årtlichste und Treueste lieben wolle: „mir Weiber wissen zwei bei zwei sie zu verdauen, womit Clarin und Mos, con bald zufrieden sind. Wie zuvor in Cyprianus das Bewußtsein von seinem Streben zum Genuß der Wahrheit schon in die Beziehung auf die Eigenheit der Empfindung sich zurückgezogen hatte, so sieht das anschauende Bewußtsein im sinnlichen Schweifen der Dienerschaft schon das wirkliche Böse, was nun immer mehr und mehr sich zu entfalten beginnt.

Wie es selbst das Lichtscheue ist, so bricht es auch in der Nacht hervor. Die Tragödie stellt Florus und Lålius vor, wie jeder von ihnen für sich, vom Gefühl der Liebe gefesselt, vor Justina's Hause in der Nacht auf Cyprianus Entscheidung harrt. Indessen steigt der Dämon vom Balkon des Hauses herab und verschwindet in der Finsterniß, so daß jeder der Liebenden einen begünstigten Liebhaber zu

erblicken wähnt, weshalb sie sich mit gezogenem De gen dem Hause nåhern und so auf einander treffen. Jeder meint im Andern den vom Balkon Geftieges nen vor sich zu haben und sie fallen einander an. Cyprianus, herzueilend, trennt sie zum zweiten Mas le. Indem sie sich nun einander erkennen, argwöhnt jeder der Beiden im Andern den von Justina heims lich Beglückten, weshalb sich jeder von der Spannung gegen den Andern abwendet und zornig gegen das Mädchen kehrt. Beide bitten daher auch den Cyprianus halb spöttisch, sich nicht weiter mit Res den für sie zu bemühen und entfernen sich, Justina sowohl als unter einander sich verachtend. Da Cyprianus den einen gerade, wie den andern sprechen. hört, muß er nothwendig auf eine Täuschung Beider schließen. Zwar wundert er sich mit Recht, daß jes der so plöslich seine Ansprüche aufgibt, sieht sich aber hiermit nicht ohne Freude von diesen Nebenbuh lern befreiet, so daß er nun in seiner offenen Bes werbung um Justina keine Rücksicht auf Undere, wie bisher, zu nehmen hat, oder vielmehr erst durch dies sen Vorfall seine Richtung auf das Mädchen zu einer solchen wird, die alle andern Verhältnisse sich uns terordnet. Schon kümmert ihn das Wissen der Wahrheit nicht mehr, sondern, das Mädchen für sein Wesen nehmend, sucht er nur darnach, wie er ihm gefallen möge und will sich deshalb auch fests lich kleiden, um auch in seiner äußern Erscheinung

sein inneres Verlangen auszudrücken, weil die Liebe sich am bunten Schmuck erfreue.

So hat der Damon über Justina nicht Schande und Mord bringen können, wie er wollte, denn Cys prianus hemmte das Gefecht. Die Schande aber keimt schon, weil Florus und Lålius mit dem Urs theil fortgegangen sind, daß Justina nur darum ges gen den andern spröde thue, weil sie dem einen sich hingegeben habe. Cyprianus aber ist in der That in sich versenkt worden.

Zweite Abtheilung,

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Bisher hat das die vorgestellte Tragödie anschauende Bewußtsein alle Elemente derselben gewonnen. Da jedoch jedes in ihr erscheinende Bewußtsein zu den andern in einem bestimmten Verhältniß sich findet, so hat sich auch diese Beziehung der verschie denen Personen unter einander als eine lebendige in der Veränderung ihrer selbst bewiesen. Als Grund aller dieser Berånderungen tritt äußerlich der Dämon hervor, der in seinem dunkeln Treiben gegen die beiden bedeutendsten und innerlichst auf einander bes zogenen Gestalten, gegen Cyprianus als gegen das nach dem Wissen der Wahrheit mit Erfolg strebende, und gegen Justina als das die wirkliche Wahrheit schon wissende Bewußtsein gerichtet ist. Schon hat er es auch, da er im Wissen wie im Wollen der Schöpfer des Scheines ist, dahin gebracht, daß Florus und Lâlius sich mit sich gegenseitig und mit Jus stina entzweiet haben und die begütigenden Reden des Cyprianus für ein überflüssiges Geschwät erklåren; daß ferner Justina sich bereits als den Gegen

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