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Westindien gänzlich. Die Engländer erhielten im amerikanischen Inselmeere das Uebergewicht wieder, nachdem ihnen vorher von den Spaniern auch Pensacola in Westflorida, welches Spanien im Pariser Frieden den Engländern abgetreten hatte, ent= riffen war.

Die Holländer schoben damals die Schuld des Verlusts, den sie in Ostindien erlitten und den schlechten Zustand ihrer Schiffe ganz allein auf ihre Regierung und auf deren Begünstigung der Engländer. Der Unwille gegen den Herzog von Braunschweig, der als Fremder alle Schuld tragen mußte, wuchs hernach, als die tapfern Befehlshaber der Flotte, welche am Eingange der Ostsee mit den Engländern kämpfte, sich laut über ihre schlechten Schiffe, sowie über die Beförderung der Officiere nach Gunst und nicht nach Verdienst beklagten. Der Handel nach Ost- und West= indien war fast ganz vernichtet, sogar in die Ostsee mußte man unter fremder Flagge fahren, es kam so weit, daß, statt daß im Jahre 1780 zweitausend und achtundfünfzig holländische Schiffe durch den Sund gegangen waren, im Jahre 1782 nur sechs durchführen. In derselben Zeit wurde die ostindische Gesellschaft, welcher Holland seine Blüthe verdankte, fast völlig zu Grunde gerichtet, die Besizungen an der Westküste von Afrika wurden verloren, die Rettung der Insel Ceylon und des Vorgebirgs der guten Hoffnung verdankte man ganz allein dem französischen Admiral Süffrein, der in den östlichen Meeren Ruhm erwarb, während de Graffe in Westindien den englischen Admiralen unterlag.

Der Zwiespalt in den Niederlanden, der sich in den legten Kriegsjahren offenbarte, war ein Vorspiel der Revolution im Innern, welche gleich nach dem Frieden ausbrach. Alle fremden Staaten behandelten die Niederländer gleichgültig oder verächtlich, weil sie unter sich uneinig und ohnmächtig waren; nur die Franzosen allein thaten Alles was sie konnten, um die republikanische Partei enge an Frankreich zu knüpfen. Katharina erwiederte den Beitritt zur bewaffneten Neutralität nur durch Vermittelung und Verwendung für Holland, also durch Worte; vom Handeln für sie wollte sie um so weniger wissen, als sie im vertrauten Gespräch ihrer eignen bewaffneten Neutralität, der sie keinen Nachdruck

geben wollte, durch die Benennung bewaffnete Nullität spottete. 63)

Die republikanische oder sogenannte patriotische Partei in Holland, d. h. die französisch gefinnte Aristokratie, die nicht bei Hofe figurirte, brachte damals den Herzog von Braunschweig aufs Aeußerste. Sie schrieb seinen Rathschlägen alles Verkehrte zu was geschah und verlangte öffentlich vom Prinzen, daß er ihn aus dem Lande schicken sollte. Ein unentschiedenes Seegefecht machte endlich den schon seiner Corpulenz wegen zu Geschäften untauglichen Herzog vollends zum Gegenstande des Hasses des gesammten Seevolks und der Admirale. Es wurde nämlich im Jahre 1782 endlich ein kleines Kriegsgeschwader ausgerüstet, welches unter dem Admiral Cornelius Zoutmann und dem Commodore Kinsbergen eine Handelsflotte von zwei und siebenzig Schiffen in die Ostsee geleiten sollte. Die Ausrüstung ward aber so langsam betrieben, daß erst nach drei Monaten die Schiffe auslaufen konnten und auch dann noch im schlechten Stande waren.

Eine englische Flotte unter Hyde Parker lag bet Helsingör, um die Holländer anzugreifen, ehe sie den Sund erreichten, und segelte ihnen ins Kattegat entgegen, wo beide Flotten in der Nähe einer Sandbank, die Doggersbank genannt, am 5. August auf einander trafen. Dies Treffen zwischen den Engländern und Holländern, bei denen sich ein amerikanisches Kriegsschiff von ungewöhnlicher Länge und Bauart befand, war das heftigste, das in dem ganzen Kriege zur See geliefert ward. Die Holländer siegten zwar nicht, sie wurden aber durch den Ausgang neu belebt, denn in allen Städten und Zeitungen aller sieben Provinzen jubelte man, daß die Zeiten der Opdam und der de Ruyter doch nicht ganz vorüber seien. Die Schiffe hatten den Kampf nicht eher begonnen, als bis sie sich auf die Weite eines Pistolenschufses genähert hatten, dann dauerte das Feuern aber drei Stunden lang mit unerhörter und mörderischer Ausdauer von beiden Seiten fort, bis beide Flotten außer Stande waren, das Gefecht fortzusehen. Sie mußten beide den Hafen suchen, weil sie nicht

63) Die Aftenstücke kann ber, welcher dergleichen brauchen will, hinter dem Annual-Register von 1781 in extenso finden.

mehr die See halten konnten. Der einzige Vortheil, deffen sich die Engländer etwa rühmen konnten, bestand darin, daß die holländischen Handelsschiffe mit den Kriegsschiffen zugleich in den Terel zurückkehren mußten und daß das Linienschiff Holland, ehe es den Hafen erreichte, unterging. Die drei tapfern Befehlshaber, Cornelius Zoutmann, Kinsbergen, van Braam, wurden hernach in Holland vom Volke geehrt und gepriesen, als wenn sie den glänzendsten Sieg erfochten hätten, und auch die Regierung bemühte sich, die vom Volke vergötterten Helden auf jede Weise auszuzeichnen; sie beschwerten sich aber gleichwohl, daß ihre Ausrüstung schlecht gewesen sei, wie ihre Schiffe. Man darf sich nicht wundern, daß sich die Admirale über den Herzog als Rath= geber und über die Reglerung des Prinzen als sein Werkzeug beschwerten, denn es waren allerdings die Verhaltungsbefehle der erbstatthalterischen Regierung an die unmittelbar von ihr allein abhängenden Befehlshaber zur See und zu Lande sehr zweideutig. Mit welcher Wuth übrigens bei der Doggersbank war gestritten worden, kann man daraus schließen, daß manches englische Schiff dort über 2500 Schüsse gethan hatte.

Hyde Parker, der in England mit eben dem Triumph empfangen ward, als Cornelius Zoutmann in Holland, war eben so unzufrieden mit der englischen Regterung, und Admiralität, als dieser mit der holländischen. Seine Unzufriedenheit ging sogar so weit, daß er eine ganz ungewöhnliche Ehre, die ihm der König anthun wollte, mit dem Troß eines Seemanns aufnahm. Köntg Georg III. war nämlich nicht wie sein Sohn Georg IV. geboren und gemacht, um den Glanz der Ritterschaft und die Majestät des Königthums in seiner Person und seiner Bewegung bei feierlichen Gelegenheiten zu repräsentiren; dafür war er denn freilich auch nicht so tief moralisch verdorben als sein Sohn; er zeigte sich daher nicht gern öffentlich als König. In seiner Familie, in der Kirche, bei seinen Ackerbaugeschäften, bei seinen astronomi= schen Spielereien war er für Herschel eine Art Gottheit. Er führte Lichtenberg, der durch ihn bezaubert ward, selbst in der Sternwarte u. s. w. herum und zeigte ihm Alles. In Staatsangelegenheiten dagegen figurirte er nur, wenn er durchaus mußte; es war daher eine ganz ungewöhnliche Erscheinung, daß er für

Hyde Parker eine Ausnahme machte. Er selbst, begleitet vom Prinzen von Wales, reiste an den Ort, wo Parker mit seinen Schiffen lag; 64) er besuchte ihn auf seinem Admiralschiff, fand aber nicht, daß sein Besuch und die große Ehre den Admiral so beglückt machten, wie dies sonst bei Generalen und Admiralen und Gelehrten der Fall zu sein pflegt. Der alte Seemann lehnte alle Beweise der königlichen Gunst sehr barsch ab und beklagte sich ganz laut und öffentlich über die Admiralität.

S. 3.

Englische Geschichte. - Seekrieg.-Belagerung von Gibraltar. Ministerium bis auf Pitts India-Bill um 1784.

Die Ereignisse in Nordamerika und besonders Lord Corn= wallis Capitulation in Yorktown, die Unternehmungen des Mar= quis Bouillé in Westindien, die Vertheidigung der holländischen Besizungen im Osten durch den französischen Admiral Suffrein ward der englischen Admiralität Schuld gegeben, alle tüchtige Seeofficiere waren unzufrieden. Man klagte besonders über die Un= fähigkeit des ersten Lords der Admiralität, desselben Mannes, den Cook und unser Georg Forster so sehr preisen, und des Staatssekretärs für die amerikanischen Angelegenheiten. Es schien daher, als sich 1781 das neue Parlament wieder versammelte, eine Auflösung des Ministeriums unvermeidlich. Selbst Lord North, so dreift und eisern er war, erkannte, daß er einige seiner Collegen werde aufgeben müssen, wenn er noch ferner auf den Beistand des Königs, der hernach auch sogar im lezten Augenblick nicht von ihm wich, vertrauend, sein System durchsehen wollte.

64) Die Scene, die in ihrer Art einzig in der englischen Geschichte ist, wie des Lordmajor Beckford Rede an den König bei der feierlichen Audienz, fiel auf dem Admiralschiff Fortitude vor. Dies Schiff, wie die übrigen, lag an der Mündung des Flusses Nore, um nebst den übrigen ausgebeffert zu werden; der Köntg fuhr daher die Themse herauf, um den Admiral auf setnem Schiffe zu besuchen. Der alte Seemann beantwortete die Artigkeiten mit den Worten: „Er wünsche Seiner Majestät bessere Schiffe und jüngere Seeleute, er sei für den Dienst zu alt." Er nahm unmittelbar hernach seinen Abschied.

Ein Mann, der so außerordentlich viel Talent hatte, die Maschine zu leiten, welche man englische Regierung nennt, erkannte aber schon 1781, daß es sehr schwer sein werde, neue Federn und Näder zu finden, wenn er nicht die ganze Maschine einem andern Maschinisten übergebe und selbst abtrete. Dies zeigten schon die lezten stürmischen Sizungen des Parlaments von 1780; besonders die allerlegte.

Dies Parlament, deffen lezte Sihungen so drohend und stürmisch waren, ward im September 1780 entlassen, und Alles aufgeboten, um zu bewirken, daß die Wahlen für das neue Parlament, welches sich im Oktober versammeln sollte, nicht ganz zum Nachtheile des Ministeriums ausfielen. Zu den Mitteln, welche Lord North und seine Collegen gebrauchten, gehörte auch eins, dessen man sich in unsern Tagen oft in Frankreich bedient hatte. Man machte die Wohlhabenden um ihr Eigenthum besorgt, und verbreitete, um die Opposition verhaßt zu machen, daß zur Zeit der Plünderung in London, als sogar Wilkes auf seinem Posten gewesen sei, For sich verkleidet herumgetrieben und die Menge aufgehezt habe. Da sich kein Beweis führen ließ, war die Verbreitung eines solchen Gerüchts schmählig. Auch die Gefahr des Staats und die der Küsten, welche eine Art militärischer Ordnung nöthig machte, wurde benußt, um die Gegner des Ministeriums von den Wahlen zu entfernen. Jeder Volksbeamte mußte auf seinem Posten sein, weil Gefahr drohe, hunderte konnte man militärisch festhalten, weil sie der damals aufgebotenen Miliz angehörten. Die beiden Männer, welche durch Einfluß und Vermögen, durch Clientel und Verwandtschaft dem Ministerium längst entgegengesett waren, Rockingham und Shelburne, von denen besonders der Erste liberale Gesinnungen äußerte und liberale Männer ins Unterhaus zu bringen suchte, fanden gleichwohl in dem neuen Parlamente nicht blos ihre alten, durch Beredsamkeit ausgezeichneten Freunde wieder, sondern es kamen zwei neue hinzu.

Zwet Männer verstärkten in dem neuen Parlament die Op= position gegen Lord North und erhielten von dieser Zeit an für England und dadurch für Europa politische Bedeutung. Diese Männer waren Sheridan und der jüngere Sohn des Grafen von Chatham, William Pitt, von denen der Eine in unserm JahrShlosser, Gesch. d. 18. u. 19. Jahrh. IV. Th. 4. Aufl.

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