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dieser so glücklich, ihm auszuweichen und in einen Hafen einer der kleinen Inseln einzulaufen, wo sich hernach Guichen mit ihm verband, ohne daß Rodney im Stande war, es zu verhindern. Da Solano ein bedeutendes Landheer an Bord hatte, welches gegen Jamaica bestimmt war, und ohne Geleit der französischen Flotte nicht dahin gelangen konnte, so hatten die Franzosen und Spanier ihren Zweck erreicht, die Engländer den ihrigen verfehlt.

Die Vereinigung der spanischen und französischen Flötte er= folgte oberhalb Dominica, und die vereinigte, jezt sechs und dreißig Schiffe starke Flotte war Rodney so sehr überlegen, daß er sich nach Sancta Lucia zog. Die Insel Jamaica ward aber gleichwohl von den Feinden nicht angegriffen. Clima, schlechte Verpflegung, ansteckende Krankheiten richteten nämlich unter den Seeleuten und den vielen Soldaten, welche sich auf den Schiffen befanden, größere Niederlagen an, als eine blutige Schlacht hätte thun können, und Guichen, nachdem er die spanische Flotte nach St. Domingo geleitet hatte, fand rathsam, schon im Juli nach Europa zurückzukehren. Rodney folgte den Franzosen und erfuhr in Europa, daß seine Landsleute in dem Jahre, ohne geschlagen zu werden, an Geld und an Kauffahrteischiffen sehr großen Verluft erlitten hätten. Der Verlust der englischen Seehandlung war in dem Jahre größer, als jemals in einer Zeit von wenigen Monaten in irgend einem andern Kriege vorher oder auch nachher. Das Geschret gegen die Regierung ward dadurch sehr vermehrt; ob man gleich eingestehen muß, daß der Verlust eher durch Fügung des Schicksals, als durch Schuld der englischen Minister erlitten ward.

Während nämlich die Franzosen mit den Engländern an Ihren eigenen Küsten und in den westindischen und ostindischen Meeren kämpften, lief Ludwig von Cordova mit einer spanischen Flotte aus, um eine große englische Flotte wegzunehmen, welche Alles an Bord hatte, was man zur Kriegsrüstung in Ostindien und Westindien gebrauchte und alle zur Verpflegung nöthigen Vorräthe in die Colonien bringen sollte. Die beiden nach Westindien und nach Ostindien bestimmten Flotten segelten bis an den Ort, wo ihr Weg sich trennte; vereinigt und unter derselben Bedeckung, und Ludwig von Cordova war so glücklich, sie vor ihrer

Trennung einzuholen und wegzunehmen. Er nahm am 9. August 1780 fünf und fünfzig Schiffe, auf denen sich 2865 Perso= nen befanden und brachte sie nach Cadir. Fast zu derselben Zeit nahmen die Amerikaner 14 Schiffe von der englischen nach Canada bestimmten sogenannten Quebec-Flotte.

S. 2.

Bewaffnete Neutralität. Krieg mit Holland.

Im Jahre 1781 waren die Engländer mit der Gefahr be= droht, daß sich die sämmtlichen neutralen Mächte von Europa endlich einmal gegen die Anmaßungen der Engländer zur See verbinden und daß sich Rußland dabei an die Spize stellen würde; es blieb indessen bei diplomatischen Schritten. Wir würden der Unterhandlungen und Traktate über die gewaffnete Neutralität, wie vieler andern blos dem Diplomaten wichtige Dinge daher nicht erwähnen, wenn nicht das Neutralitätsprojekt den Krieg zwischen Holland und England herbeigeführt, und Kaiser Paul in Verbindung mit Bonaparte im Anfange unseres Jahrhunderts den Entwurf, den Katharina II. den Engländern zu Gefallen vereitelt hatte, wieder hervorgesucht hätte. Die Gefahr, welche den Engländern plöglich von Rußland aus drohte, kam ganz unerwartet, da der englische Minister zu Petersburg ein sehr genauer Freund der Kaiserin war, und diese selbst glaubte, daß die bewaffnete Neutralität, von der ihr Panin, der Minister der auswärtigen Angelegenhetten, so lange geredet hatte, den Engländern sehr lieb sein werde. Panin wußte recht gut, welche Bewandtniß es mit einer Behauptung der neutralen Schifffahrt während eines Seekriegs habe; die Kaiserin wußte es aber nicht.

Was das Verhältniß der englischen Regierung zur russischen angeht, so hatten die englischen Minister, ehe fie deutsche Truppen in Sold nahmen, sogar den Plan gehabt, zwanzigtausend Mann Russen nach Amerika zu schicken, und waren hernach über eine nähere Verbindung mit Katharina in Unterhandlung getreten. Diese Unterhandlungen leitete der englische Minister Harris, der im Revolutionskriege als Unterhändler mit der französischen republikanischen Regierung unter dem Namen Lord Malmsbury

als Diplomat glänzte. Dieser hatte Katharina's ganzes Ver= trauen, und nach einer sehr guten Quelle 59) waren die Unterhandlungen über eine ganz besondere engere Verbindung zwischen Rußland und England schon weit vorgeschritten, als Panin der Kaiserin von einem Projekt redete, dessen Ausführung, wie er behauptete, das Ansehn, die Größe und den Glanz der Kaiserin auf den höchsten Punkt heben und auch den Engländern, wie allen andern Mächten Europa's vortheilhaft sein werde. Dieses ursprünglich aus Spanien herstammende Projekt legte Panin seiner Kaiserin vor, als diese ihre Ehre von den Spaniern gekränkt glaubte, welche ihren höchsten Unwillen dadurch erregten, daß sie sich Gewaltthätigkeit gegen die russischen Schiffe erlaubten, die den Engländern in Gibraltar hatten Lebensmittel zuführen wollen. Die Kaiserin konnte daher nicht ahnen, daß das ihr vorgelegte Projekt, welches sie billigte, weil sie die Verhältnisse nicht genau kannte, den Engländern tödtlich zuwider sein werde.

Die Spanier nämlich hatten damals schon längst den Hafen von Gibraltar für blokirt erklärt, und zwar lange vorher, ehe nur Anstalten zu einer Belagerung getroffen waren, sie hatten, wie man das nennt, eine Papierblokade eingerichtet und zwei ruffische Getreideschiffe, welche troß der nur in der erlassenen Erklärung, also nicht in der Wirklichkeit, sondern auf dem Papiere existirenden Blokade in den Hafen einlaufen wollten, weggenommen. Harris bestärkte die Kaiserin in diesem ihrem Unwillen über Verlegung neutraler Schifffahrt, hütete fich aber wohl, ihr zu sagen, daß diese bei andern Mächten nur als Ausnahme gestattet werde, bei den Engländern aber als System und als Recht gelte. Die Kaiserin ließ darauf zu seiner großen Freude fünfzehn Kriegsschiffe zur Beschüßung ihrer Flagge in Kronstadt ausrüsten. Die

59) Dohm ist unstreitig über die bewaffnete Neutralität die beste Quelle, feine Nachrichten stehen in seinen Denkwürdigkeiten im 2. Theil, S. 104 u. f. Damit muß man verbinden, was Core aus den Papieren der englischen Staatsmänner urkundlich, wenn gleich etwas breit und unkritisch, zusammenstellt, in feinen Memoirs of the kings of Spain etc. etc. Vol. III. Chapter LXXIII. p. 438 sqq. der Ausgabe von 1813 in 4. Die Aktenstücke selbst muß man bet Martens: Recueil des traités etc. etc. im 2. und 4. Theile nachlesen.

fen Augenblick bezeichnete ihr Graf Panin als den günstigsten, um sich als Schüßerin aller kleineren Seemächte geltend zu ma= chen, und erhielt den Auftrag, einen Entwurf der Behauptung der Rechte der Neutralen zu entwerfen, gab jedoch den Spaniern einen Wink davon. Weil Panin seinen Entwurf auf einen schon früher von Spanien ausgegangenen und den Franzosen mitge= theilten Plan gründete, gab Florida Blanca, dessen Bericht man bei Core in seiner Geschichte des spanischen Zweigs des Hauses Bourbon nach englischen Gesandtschaftspapieren findet, seine Zustimmung sehr bereitwillig.

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Der englische Gesandte kannte zwar den wörtlichen Inhalt der Erklärung, welche Panin aufsehen sollte, nicht, wohl abér der Kaiserin Neigung für England und die Rüstungen in Kronstadt. Er traute auf die Versicherung der Kaiserin, daß sie nächstens eine den Engländern sehr vortheilhafte Bestimmung über Neutralität zur See werde ausgehen lassen. Wie sehr ward er überrascht, als das Aktenstück darüber am 26. Februar 1780 er= schien und dem von den Engländern bisher geübten Gewaltrecht ganz und durchaus entgegengesezt war!! Panins Antrag ging nämlich dahin, die sämmtlichen neutralen Mächte aufzufordern, in einen Bund mit Rußland zu treten, um, wenn es sein müßte, das in einem Manifeste von Rußland aufgestellte und von den kriegführenden Mächten anzuerkennende Seerecht, mit den Waffen zu behaupten. Die wesentlichen Punkte des zufolge der russischen Erklärung zu behauptenden Rechts der Neutralen sind folgende fünf: 1) Neutrale Schiffe dürfen an den Küsten der kriegführenden Mächte von Hafen zu Hafen Handel treiben.

2) Ein neutrales Schiff macht auch die Waare neutral, die es geladen hat, außer, wenn diese Waare eigentliche Contrebande ist.

3) Contrebande im engern Verstande find nur Waffen und Kriegsbedürfnisse.

4) Nur alsdann kann ein Hafen für blokirt angesehen werden, wenn er so eingeschlossen ist, daß man ohne Gefahr nicht einlaufen kann.

5) Kein Urtheil eines Prisengerichts wird als gültig erkannt, bei dem diese Grundsäße nicht berücksichtigt find.

Durch die Bekanntmachung dieser Artikel und durch die Aufforderung, im Namen seiner Regierung beizustimmen, ward Harris in große Verlegenheit gesezt, denn das englische Ministerium schien nur die Wahl zu haben, entweder seine Art zu handeln öffentlich zu bekennen, oder auch mit Nußland in Streit zu gera= then, weil ja Spanien und Frankreich die von den Russen aufgestellten Grundsäge sogleich anerkannten und gelten ließen. Die Engländer wichen vorerst nur aus, sie suchten Zeit zu gewinnen, und verschoben ihre bestimmte Erklärung, weil Harris recht gut wußte, daß auch die Kaiserin keineswegs wünsche, mit England in ernsten Streit zu gerathen. Von Rußland wurden indessen. alle neutralen Mächte pomphaft eingeladen, der von Panin_ver= kündigten Neutralität, welcher durch ein vereinigtes Geschwader Nachdruck gegeben werden sollte, beizutreten. Von der Handlung, Rhederei und dem ganzen Seewesen der übrigen Mächte hatte England wenig zu besorgen; Holland allein war durch Flotte und durch Kapitalien im Stande, die ganze englische Handlung, die es ehemals gehabt hatte, wieder an sich zu bringen, wenn es auf die von Rußland verkündigte Weise in seinem neutralen Handel wäre geschützt worden. Englische Kabalen und Englands Einfluß am Hofe des Erbstatthalters, auf deffen Gemahlin und auf den braunschweigischen Prinzen, der ihn leitete, bewirkte aber ein Zögern und Zaudern der holländischen Regierung, welches den Beitritt Hollands zum Neutralitätsbunde so lange verzögerte, bis England einen Vorwand zum Bruche mit Holland gefunden hatte, wodurch die Republik dann von der Zahl der neutralen Mächte ausgeschlossen war.

Die Verzögerung der Annahme des für Holland vortheilhaften Bundes ward mit Recht der erbstatthalterischen Partei in den Generalstaaten zugeschrieben, welche sich scheute, die Engländer zu beleidigen, weil sie an diesen eine Stüße gegen die in Amsterdam und an andern Orten immer mächtiger werdende altrepublikanische Partei (die Patrioten) hatte. Im April ward schon Holland zum Beitritt aufgefordert, die Regierungspartei verzögerte aber die Annahme bis im November.

Daß der Vorwurf, den die Holländer in diesem Falle, wie in andern, ihrer damaligen Regierung machten, daß sie aus Ab

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